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Archiv "Multiple Sklerose: Copaxone reduziert die Schubrate" (16.02.2001)

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A412 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 7½½½½16. Februar 2001

M

ehr als 120 000 Patien- ten leiden in Deutsch- land unter multipler Sklerose (MS). Diese entzünd- liche demyelinisierende Er- krankung des Zentralnerven- systems, die vermutlich als ei- ne durch T-Zellen vermittelte Autoimmunerkrankung anzu- sehen ist, gibt noch Rätsel zur Pathogenese und den Verlaufs- formen auf. Die allein klinisch gestellte Diagnose der MS soll- te immer durch Zusatzunter- suchungen (MRT, Liquor, evo- zierte Potenziale) bestätigt werden.

Bei einem Fachpressege- spräch der Aventis Pharma Deutschland GmbH in Berlin wurden erste Langzeiterfah- rungen mit dem immun-mo- dulierenden Glatirameracetat (Copaxone®) mitgeteilt, des- sen Markteinführung in Eu- ropa für dieses Jahr erwartet wird. In Großbritannien er- folgte bereits im August ver- gangenen Jahres die Zulas- sung. Derzeit läuft ein eu- ropäisches Verfahren auf ge- genseitige Anerkennung, bei dem Großbritannien Referenz- land ist.

Schubförmige Verlaufsform Die bislang größte Therapie- Langzeitstudie über sechs Jah- re mit Copaxone wurde in den USA durchgeführt. In ei- ner doppelblinden, placebo- kontrollierten Studie über zu- nächst 35 Monate als Basis zur Zulassung von Copaxone wurden 251 Patienten mit schubförmig verlaufender MS eingeschlossen, dabei 125 Pa- tienten in die Verum-Gruppe (täglich 20 mg s.c.), und 126 Patienten erhielten Placebo.

Sämtliche Patienten hatten vor Studienbeginn mindestens zwei Schübe innerhalb von zwei Jahren erlitten. Nach dem bei zehn Punkten endenden EDSS (Expanded Disability Status Score) lagen sie zwi- schen null und fünf Punkten.

Hierbei bedeuten sieben Punk- te Rollstuhlabhängigkeit und zehn Punkte Tod.

Die Studie wurde bei 208 Patienten über weitere 36 Mo- nate fortgeführt (107 Patien- ten hatten in der Anfangsstu-

die Placebo erhalten). Nun- mehr erhielten alle Patienten Glatirameracetat. Die Sechs- Jahres-Ergebnisse zeigten ei- ne Verringerung der jährlichen Schubrate von 1,49 (vor Stu- dienbeginn) auf 0,23 im sech- sten Jahr. Die mittlere Schub- rate verringerte sich um 72 Prozent.

25 Prozent der Patienten blieben kontinuierlich schub- frei. Bei 69 Prozent der Pati- enten kam es zu keiner Zu- nahme der Behinderung, ent- sprechend EDSS um mehr als einen Punkt. Das Präparat wurde gut vertragen, als häu- figste Nebenwirkung zeigten sich lokale Reaktionen an der Einstichstelle. Geplant ist, die Studie auf zehn Jahre auszu- dehnen.

Unter Glatirameracetat im möglichst frühen Stadium tra- ten Schübe (gegenüber der Placebogruppe) um 30 Pro- zent weniger auf, und die Pro- gression einer Behinderung konnte hinausgezögert wer- den. Die Wirksamkeit der Substanz verringerte sich nicht während des jahrelangen Ein- satzes.

Bei der MS wird mit dem Beginn der aggressiven Ent- zündungskaskade ein zuneh- mender axonaler Verlust mit schweren Funktionseinbußen in Gang gesetzt, der nach cir- ca 15 Jahren Erkrankungs- dauer 50 Prozent der Patien- ten schließlich an den Roll- stuhl fesselt. Die Therapie war früher allein auf Immun- suppressiva beschränkt. Seit 1995 traten Beta-Interferone und Immunglobuline hinzu;

seit 1996 Glatirameracetat.

Die umfangreichste Lang- zeitstudie mit Copaxone in Deutschland führte Prof. Ju-

dith Haas (Jüdisches Kran- kenhaus Berlin) an 200 Pati- enten mit schubförmiger MS seit fünf Jahren durch. Die Studie bestätigt die günstigen Effekte von Glatiramerace- tat. Haas forderte eine frühest- mögliche prophylaktische The- rapie der MS-Kranken, da sonst zunehmend mehr irre- versible Schädigungen ein- treten. Als gesichert gilt: Je höher die Schubrate, umso größer ist das Risiko, schwe- re funktionale und kognitive Defizite zu entwickeln. Dies lasse sich eindeutig an Ver- laufsuntersuchungen belegen.

Die Summe axonaler Verlu- ste führt später zu Defiziten selbst noch in Phasen zeitwei- ser Remission.

Die Studie zeigte unter Glatirameracetat, dass viel- fach bei MS-Patienten mit ur- sprünglich einem Schub jähr- lich die Phase auf einen Schub pro vier Jahre ausgedehnt wer- den konnte. Die gute Ver- träglichkeit der Substanz führt zu sehr niedrigen Abbruchra- ten wegen Nebenwirkungen.

Das Präparat wird als Injekti- onslösung vertrieben, Haas hofft jedoch auf baldige Ein- führung einer oralen Applika- tionsform und auf die Wirk- samkeit von Glatirameracetat auch bei der chronisch pro- gredienten Verlaufsform der MS.

Ungeklärt ist die Möglich- keit zur Erkennung von The- rapie-Respondern und Non- Respondern vor Behandlungs- beginn. Derzeit ist die An- wendung von Glatiramerace- tat als Import von den Kran- kenkassen nur dann akzep- tiert, wenn eine Kontraindi- kation gegen Betainterferone zum Beispiel bei Psoriasis, Neurodermitis und Spastik vorliegt oder eine der in fast 40 Prozent der Fälle zu erwar- tenen Nebenwirkungen auf- tritt, die zum Therapieabbruch führen. Dr. Barbara Nickolaus

Multiple Sklerose

Copaxone reduziert die Schubrate

Der Wirkstoff Glatirameracetat bietet neben Beta- Interferonen und Immunglobulinen eine

zusätzliche immunmodulierende Therapieoption.

Unternehmen

Tropon wieder eigenständig – Nach langjähriger Zugehörig- keit zur Bayer AG ist die in Köln ansässige Tropon GmbH seit Januar wieder ein eigen- ständiges pharmazeutisches Unternehmen, das Arznei- mittel aus dem Indikations- bereich Antirheumatika an- bietet. Darüber hinaus posi- tioniert sich das Unterneh- men zukünftig auch als inte- grierter Dienstleister für die internationale Pharmaindu- strie mit Kapazitäten für kli- nische Entwicklung, Ferti- gung, Verpackung und Distri- bution für in- und ausländi- sche Kunden.

Tiefe Venenthrombosen – Sanofi-Synthelabo bietet für die Therapie tiefer Venen- thrombosen das niedermole- kulare Heparin Nadroparin- Calcium als Fraxodi®an. Bei Fraxodi handelt es sich um die

doppelt konzentrierte Form von Fraxiparin® mit 19 000 I.E. anti-Faktor Xa pro ml Injektionslösung Nadroparin- Calcium. Dies ermöglicht die tägliche Einmalgabe. Außer- dem ist kein Labormonito- ring zur Dosisanpassung er- forderlich. Die Dosierung er- folgt nach Körpergewichts- klassen wie folgt:

Fraxodi enthält weder Konservierungsstoffe noch Stabilisatoren und steht in graduierten, dosiergenauen Sicherheitsfertigspritzen in Sechser-Packungen zu jeweils 0,6 ml, 0,8 ml und 1,0 ml zur

Verfügung. EB

Kurz informiert

< 50 kg 0,4 ml 50 bis 59 kg 0,5 ml 60 bis 69 kg 0,6 ml 70 bis 79 kg 0,7 ml 80 bis 89 kg 0,8 ml

✞90 kg 0,9 ml

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