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Multiple Sklerose: Welche Patienten profitieren von Alemtuzumab?

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Academic year: 2022

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In Phase-III-Studien war Alemtuzumab im Vergleich zu Interferon-β1a in frühen Sta- dien der multiplen Sklerose mit einer Redu- zierung der Schubrate verbunden. In fort - geschrittenen Stadien wurde zusätzlich eine signifikante Verringerung der Behin- derungsprogression beobachtet.

LANCET

Der humane monoklonale Antikörper Alemtuzumab ist zur Behandlung von Leuk - ämie zugelassen, wird aber seit einigen Jah- ren auch off label zur Behandlung von mul- tipler Sklerose (MS) angewendet (1).

In einer Phase-II-Studie reduzierte Alemtu- zumab im Vergleich zu Interferon-␤1a die Krankheitsaktivität bei zuvor noch nicht behandelten Patienten mit schubförmig re- mittierender MS (RRMS). Die Überlegen- heit von Alemtuzumab blieb in einer offe- nen Follow-up-Studie über 5 weitere Jahre bestehen (2). Aufgrund dieser vielverspre- chenden Ergebnisse wurden die Wirksam- keit und die Sicherheit von Alemtuzumab nun auch in zwei Phase-III-Studien über einen Zeitraum von 2 Jahren unter sucht.

In beiden Studien erhielten Patienten mit RRMS randomisiert Alemtuzumab (intra- venös 12 mg 1-mal täglich über 5 Tage zu Studienbeginn und 1-mal täglich über 3 Tage nach 12 Monaten) oder Interferon-

␤1a (subkutan 44 µg 3-mal/Woche).

CARE MS 1 – Schubrate reduziert, Behinderungsprogression nicht

An der Studie CARE MS 1 (Comparison of Alemtuzumab and Rebif Efficacy in Multi- ple Sclerosis) nahmen 581 zuvor noch nicht behandelte Patienten im Alter von 18 bis 50 Jahren mit RRMS in frühem Stadium und mit geringfügig ausgeprägter Behinde- rung teil. In CARE MS 1 wurden unter Alemtuzumab im Vergleich zu Interferon-

␤1a eine signifikante Reduzierung der Schubrate (um 54,9%) sowie eine Verrin- gerung der im MRT sichtbaren Läsionsakti - vität und der Hirnathrophie beobachtet. Im Hinblick auf das Fortschreiten der Behin- derung stellten die Wissenschaftler jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen

beiden Gruppen (Interferon-␤1a: 11% vs.

Alemtuzumab: 8%) fest (2).

CARE MS 2 – Schubrate

und Behinderungs progression reduziert In der Studie CARE MS 2 wurde die Wirk- samkeit von Alemtuzumab im Vergleich zu Interferon-␤1a bei 840 Patienten mit RRMS untersucht, bei denen trotz der Be- handlung mit einem zugelassenen Inter - feron oder Glatiramer Krankheitsschübe aufgetreten waren. Diese Patienten waren bereits länger an RRMS erkrankt als die Teilnehmer der Studie CARE MS 1 und litten zudem unter einer ausgeprägteren Behinderung. In CARE MS 2 zeigten sich unter Alemtuzumab im Vergleich zu Inter- feron-␤1a ebenfalls eine signifikante Redu- zierung der Schubrate (um 49,4%) sowie eine Verringerung der im MRT sichtbaren Läsionsaktivität und der Hirnatrophie. Bei diesen Patienten wurde jedoch zusätzlich eine signifikante Reduzierung des Risikos für eine anhaltende Akkumulation der Be- hinderung (um 42%) im Vergleich zu Inter- feron-␤1a beobachtet (3).

Sicherheitsprofil von Alemtuzumab erwartungsgemäss

In beiden Phase-III-Studien war das Sicher- heitsprofil konsistent mit älteren Ergebnis- sen zu Alemtuzumab bei MS. Die häufigs- ten unerwünschten Ereignisse waren infusi- onsassoziierte Reaktionen und Infektionen (v.a. Herpes- und Harnwegsinfektionen), die jedoch meist nur leicht bis mittelgradig ausge - prägt waren. Bei einigen Patienten ent wi ckel- ten sich behandlungsbedingte Autoimmun- erkrankungen, die vorwiegend die Schild- drüse betrafen. In seltenen Fällen wur den auch Immunthrombozytopenien und papil- läre Schilddrüsenkarzinome beobachtet (3, 4).

Behandlungsentscheidung noch schwierig In einem Kommentar diskutieren Till Spen- ger und Ludwig Kappos vom Universitäts- klinikum Basel die Studienergebnisse im Hinblick auf Behandlungsentscheidungen im Alltag.

In beiden Studien wurde eine signifikante Überlegenheit von Alemtuzumab bezüglich der Schubhäufigkeit sowie der Läsionen im

MRT und der Hirnatrophie beobachtet.

Die fehlende positive Auswirkung auf die Behinderungsprogression in CARE MS 1 könnte mit einem unerwartet geringen Fortschreiten der Behinderung unter Inter- feron-␤1a zusammenhängen, weist nach Ansicht der Kommentatoren aber auch da- rauf hin, dass für frühe MS-Stadien noch keine Kriterien zur Auswahl von Patienten vorliegen, bei denen zur Prävention von Behinderungen eine intensivere Therapie erforderlich ist.

Für MS-Patienten mit therapierefraktärer Erkrankung könnte Alemtuzumab jedoch eine geeignete Behandlungsoption darstel- len. Bei ihnen sollte das Verhältnis von Nutzen und Risiken unter Alemtuzumab mit dem von Natalizumab oder Fingo - limod verglichen werden, die derzeit eben- falls als Second-Line-Optionen zur Behand- lung der RRMS zugelassen sind, schreiben die Wissenschaftler.

Zudem sind ihrer Ansicht nach ein langfris- tiges Follow-up des Phase-III-Programms sowie gross angelegte systematische Ko - hor tenstudien mit unterschiedlich vor - behandelten und noch nicht behandelten MS-Patienten erforderlich, um Behand- lungsentscheidungen auf einer besseren Informationsbasis treffen zu können (4).❖ Petra Stölting

Quellen:

1. Editorial: Alemtuzumab for multiple sclerosis. Lancet 2012;

DOI: 10.1016/S0140-6736(12)61776-0.

2. Cohen JA et al.: Alemtuzumab versus interferon beta 1a as first-line treatment for patients with relapsing-remitting multiple sclerosis: a randomised controlled phase 3 trial.

Lancet 2012; DOI: 10.1016/S0140-6736(12)61769-3.

3. Coles AJ et al.: Alemtuzumab for patients with relapsing-re- mitting multiple sclerosis after disease-modifying therapy: a randomised controlled phase 3 trial. Lancet 2012; DOI:

10.1016/S0140-6736(12)61768-1.

4. Sprenger T, Kappos L: Alemtuzumab for multiple sclerosis:

who and when to treat? Lancet 2012; DOI: 10.1016/S0140- 6736(12)61859-5.

Interessenkonflikte: Zu 2. und 3.: Die Autoren haben Gelder von verschiedenen Pharmaunternehmen erhalten. Zu 4.: Einer der Autoren und das Universitätsklinikum Basel haben Gelder von verschiedenen Pharmaunternehmen erhalten.

Multiple Sklerose: Welche Patienten profitieren von Alemtuzumab?

Berichte, Studien, Innovationen ARGUS PHARMAKOTHERAPIE

ARS MEDICI 4 2013

225 Merksätze

• Alemtuzumab ist im Vergleich zu Interferon-β1a mit einer Reduzierung der Schubrate, der Läsionsaktivität und der Hirnatrophie verbunden.

• In fortgeschrittenen MS-Stadien wurde zudem ein signifikant redu- ziertes Risiko für eine Behinde- rungsprogression im Vergleich zu Interferon-β1a beobachtet.

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