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Archiv "Syrien: Gezielte Gewalt gegen Ärzte" (23.07.2012)

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A 1482 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 29–30

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23. Juli 2012

SYRIEN

Gezielte Gewalt gegen Ärzte

Auch nach mehr als 15 Monaten Aufstand und Kampf reißt die Gewalt in Syrien nicht ab. Menschenrechtsorganisationen berichten von brutaler Folter und Morddrohungen.

Diese richteten sich auch gegen Ärzte, die verwundete Revolutionäre versorgen.

M

ehr als 16 000 Todesopfer soll der Konflikt in Syrien nach Angaben der syrischen Beob- achtungsstelle für Menschenrechte in London bisher gefordert haben.

Syriens Regierung unter Bashir al- Assad lässt seit März 2011 die ge- gen sie gerichtete Protestbewegung gewaltsam niederschlagen. Das Land versinkt immer weiter im Chaos, und Augenzeugen berichten den

Menschenrechtsorganisationen fast täglich von Folter und schlimmsten Gräueltaten. Nach Angaben von Amnesty International haben syri- sche Sicherheitskräfte von Beginn an auch Ärzte und medizinisches Personal unter Druck gesetzt und mit dem Tod bedroht.

Syrische Ärzte haben Angst

„Medizinische Helfer, die in Kon- flikten im Einsatz sind, nehmen enorme Risiken in Kauf. In Syrien werden diese Risiken noch da- durch gravierend verschärft, dass die Regierungspolitik gezielte Vergel- tungsmaßnahmen gegen medizini- sches Personal vorsieht“, fasste Do- natella Rovera, die Krisenbeauftrag- te von Amnesty International, die Lage der syrischen Ärzte zusam-

men. Nach Auskunft von Amnesty sind vor nur wenigen Wochen drei Medizinstudenten tot aufgefunden worden. Ihre verbrannten und ver- stümmelten Leichen hätten eine Wo- che nach ihrer Inhaftierung in einem Auto gelegen. Die Männer sollen Teil eines Teams von medizini- schem Hilfspersonal gewesen sein, das verletzte Demonstranten in pro- visorischen Feldlazaretten behan-

delt. Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult.

Hans-Peter Zenner, der dem Human Rights Committee der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leo- poldina vorsteht, hat Informationen darüber, dass bisher mindestens 57 Ärzte getötet und 540 durch die Mi- liz inhaftiert worden seien: „Man geht davon aus, dass es etwa vier neue Betroffene pro Woche gibt.“ Es gebe Belege für offizielle Dokumen- te, die die Ärzte dazu verpflichten, der Regierung zu melden, wenn sie Revolutionäre medizinisch versorgt haben, so Zenner. Dass diejenigen Ärzte, die dies tun, im Gefängnis landen, sei bekannt. Da die syri- schen Ärzte allergrößte Angst hät- ten, gebe es mittlerweile etwa 300 Untergrundkrankenhäuser. „Syrien verstößt damit nicht nur gegen fun-

damentale Menschenrechte, sondern versucht auf abscheuliche Weise, Ärzte und Pflegepersonal in ihrem Recht zu beschränken, Verletzte un- abhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einer der kämpfenden Parteien frei zu versorgen“, prangert Zenner an.

Dass syrische Ärzte in Gefahr sind, zeigt auch die Geschichte von Hazem Hallak, der in den USA lebt und unlängst seinen Bruder Dr. Sak- her Hallak verloren hat. Hazem Hal- lak ist sich sicher, dass sein Bruder, der nach einem USA-Aufenthalt nach Syrien zurückkehrte, von staat- lichen Milizen zu Tode gefoltert wurde. Er ist in Besitz von Fotos, die den verstümmelten Leichnam seines Bruders zeigen. Sein Bruder sei kein Revolutionär gewesen und habe als Arzt auch keine verwundeten Revo- lutionäre behandelt. Er sei lediglich aufgrund von Beschuldigungen ge- tötet worden, äußerte er gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.

Wie dieser Konflikt zu Ende ge- hen wird, ist ungewiss. Die Opposi- tion ist zerstritten und sich lediglich darüber einig, das Assad-Regime stürzen zu wollen. Der Freien Syri- schen Armee, die eine Art lose be- waffnete Oppositionsarmee in Syrien darstellt, werden von Human Rights Watch ebenfalls Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.

Zenner macht sich gemeinsam mit dem International Human Rights Network of Academies and Schol - arly Societies, das sich für verfolgte Wissenschaftler einsetzt, für die Ärzte in Syrien stark. Das Netzwerk hat bereits ein Schreiben an den Präsidenten Bashir al-Assad aufge- setzt, mit dem Appell, die Gewalt einzustellen. Das Schreiben richtet sich sozusagen auch von Arzt zu Arzt: Assad hat vor Jahren in Groß- britannien seine Weiterbildung in der Augenheilkunde absolviert.

Johanna Protschka

Foto: dpa

Die völlig zerstör- te Einrichtung einer Krankensta-

tion im Bezirk Idlib in Syrien lässt die Härte erahnen, mit der gegen Patienten und klinisches Personal vorgegan- gen wird.

T H E M E N D E R Z E I T

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