Zur Fortbildung Aktiielle Medizin
Elektrokrampftherapie
dar: Zur Linderung eines psychoti- schen Zustandsbildes wird ein epi- leptischer Grand-mal-Anfall hervor- gerufen. Das ist zu berücksichtigen, wenn der Psychiater mit dem Patien- ten die Entscheidung über die An- wendung dieser Behandlung fällt.
Nur durch das Abwägen der Vor- und Nachteile der Durchführung be- ziehungsweise des Verzichtes auf diese Therapie kann der Psychiater zusammen mit dem Patienten die Entscheidung fällen. Es müssen aber die Risiken der Elektrokrampf- therapie mit den Risiken anderer
möglicher Therapien verglichen werden. Die Mortalitätsrate ist bei der Elektrokrampftherapie geringer als bei der Pharmakotherapie oder Psychotherapie der genannten Psy- chosen und auch geringer als ohne Behandlung (Avery et al. 1976). Das ist einerseits auf die kleinere Suicid- rate krampfbehandelter Patienten zurückzuführen, andererseits auf die geringere Kardiotoxizität der Elektrokrampftherapie verglichen mit antidepressiven Pharmaka.
Insgesamt gesehen wird die Elektro- krampftherapie heute sehr selten durchgeführt, in einer Psychiatri- schen Klinik nur bei einigen Patien- ten jährlich (Reimer et al. 1981).
Wenn aber eine der oben dargestell- ten vitalen Gefährdungen vorliegt oder wenn bei schweren Psychosen die Krampfbehandlung einen ra- schen und sicheren Therapieeffekt verspricht, darf der Arzt dem Patien- ten die Möglichkeit einer Heilung durch die Elektrokrampfbehandlung nicht auf Grund ideologischen Den- kens oder einer ablehnenden öffent- lichen Meinung wegen vorenthalten.
(Literatur beim Verfasser)
Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Gerhard Buchkremer Dr. med. Diplom-Psychologe Rolf Meermann
Professor Dr. med. Rainer Tölle Abteilung Klinik für Psychiatrie der
Psychiatrischen und Nervenklinik der Universität Münster
Albert-Schweitzer-Straße 11 4400 Münster
FÜR SIE GELESEN
Zystinurietherapie mit Ascorbinsäure
Als hereditärer Defekt im Metabolis- mus ist die Zystinurie bekannt. Auf 10 000 Einwohner kommt es bei ei- nem Patienten zu einer vermehrten Zystinausscheidung. Als Therapie- möglichkeiten kamen bisher neben alkalisierenden Maßnahmen und Harnverdünnung die Gabe von D- Penisillamin oder Mercaptopropio- nylglycin (Thiola®) in Betracht. Die therapeutische Anwendung dieser Präparate kann jedoch wegen ihrer starken Nebenwirkung nicht sehr lange fortgesetzt werden.
Erstmals wurde 1979 von Asper und Mitarbeitern die Möglichkeit erwo- gen, durch eine hochdosierte Ascor- binsäuretherapie die Zystinaus- scheidung zu beeinflussen. Die Vor- stellungen beruhen auf der Tatsa- che, daß die Ascorbinsäure das Zy- stin-Zysteinverhältnis im Urin als Oxydationsmittel verhindert. Die er- sten Ergebnisse dieser Therapie wurden 1980 publiziert.
Langzeitstudien folgten an den Uro- logischen Kliniken in Zürich, Bam- berg, Bonn, Tübingen, Karlsruhe so- wie an der Universität Jena. Die Er- gebnisse zeigen eine deutlich herab- gesetzte Rezidivneigung, so daß die- se Therapie empfehlenswert er- scheint. Wesentlich ist die Verab- reichungsform der Ascorbinsäure:
Die Therapie soll in Form von Brau- setabletten und nicht als reiner Wirkstoff abgegeben werden. Durch die Verabreichung in Form von Brausetabletten wird die gewünsch- te Diureseförderung erreicht und weiter eine Alkalisierung des Harns bewirkt. Das in der Brausetablette enthaltene Natriumhydrogencarbo- nat führt zu einer starken Anhebung des pH im Urin.
Ohne weitere Maßnahmen zur Alka- lisierung des Harns wird durch 5 g Vitamin C in Form von 5 Redoxon- Tabletten ä 100 mg ein mittlerer pH- Wert im 24-Stunden-Urin von 7,3 pH erreicht. Die bis jetzt guten Erfah- rungsberichte gestatten eine weitere
Anwendung dieser Therapieart. Sie besticht durch die gute Verträglich- keit und den relativ geringen Ko- stenaufwand. SkI
Editorial: Zystinurietherapie — Schmucki, 0., Asper, R.: Die Behandlung des Zystin-Steinlei- dens mit Ascorbinsäure, Urologische Klinik des Universitätsspitals, CH-8091 Zürich — Brundig, P., Schneider, H. J., Börner, R.: As- corbinsäuretherapie beim Zystinsteinleiden, Poliklinik der Friedrich-Schilrer-Universität, DDR-6900, alle Arbeiten aus: Aktuelle Urolo- gie, 13 (1982) 81-86
IgE und Ekzeme und/oder
Asthma bei Kindern
250 Kinder mit atopischer Familien- anamnese wurden prospektiv auf die Entwicklung von Asthma und/
oder Ekzemen untersucht. Kriterien für das Vorliegen einer Atopie in der Familie waren Ekzeme oder Asthma bei einem Elternteil oder einem Ge- schwisterkind. Die Kinder wurden im Alter von sechs Monaten, ein und zwei Jahren untersucht; zugleich wurden die Mütter befragt, wie lange sie ihre Kinder gestillt hatten. 44 Kin- der (17,6 Prozent) entwickelten bis zum zweiten Lebensjahr eine Atopie, 60 (24 Prozent) hatten zweifelhafte Symptome, und die restlichen Kin- der waren klinisch unauffällig (146 -_•458,4 Prozent). Die atopischen Kin- der hatten höhere IgE-Werte als die unauffälligen Kinder, aber auch bei ihnen lag der IgE-Wert in 50 Prozent der Fälle im Normbereich. Dagegen wiesen 9 Prozent der klinisch unauf- fälligen Kinder einen erhöhten IgE- Wert auf. In dieser Untersuchung zeigte das Stillen keinen protektiven Effekt gegen die Entwicklung einer Atopie oder eines erhöhten IgE-Wer- tes. Die Ansicht, daß zumindest die Entwicklung von Ekzemen durch frühzeitige Ernährung mit Kuhmilch oder Kuhmilch-Produkten begün- stigt wird, konnte nicht bestätigt werden. Sie
Gordon, R. R.; Ward, A. M.; Noble, D. A.; Allen, R.: Immunglobulin E and the Eczema-Asthma Syndrome in Early Childhood, Lancet I (1982) 72-74, R. R. Gordon, Department of Immuno- logy, Medical School, The University, Sheffield 10, Great Britain
54 Heft 37 vom 17. September 1982 79. Jahrgang