A 832 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 17|
26. April 2013 Intramuskuläre Injektionen sind fürSäuglinge und Kleinkinder häufig schmerzhaft. Viele Pädiater bevor- zugen deshalb intuitiv die größere Muskulatur des Oberschenkels ge- genüber dem Deltamuskel des Ober - arms. Ob die Injektion des Kom - binationsimpfstoffs gegen Diph - therie, Tetanus und Pertussis (DTaP- Impfung) in den Oberschenkel verträglicher ist als in den Oberarm, hat eine US-amerikanische Studi- engruppe untersucht.
Die Forscher haben die Daten- bank (Vaccine Safety Datalink) der Centers for Disease Control and Prevention ausgewertet: Dort sind für die Jahre 2002 bis 2009 Daten- sätze von sechs Millionen i.m.-Imp- fungen (außer DTaP auch Influenza und Hepatitis A) bei 1,4 Millionen Kindern gespeichert. Für die Alters- gruppe von 12 bis 35 Monaten kam es nach einer DTaP-Impfung zu 88 % häufiger zu einem erneuten
Arztbesuch aufgrund einer Lokal - reaktion, wenn die Kleinkinder die Impfung in den Oberarm er - halten hatten statt in den Ober- schenkel (relatives Risiko [RR]
1,88; 95-%-Konfidenzintervall [KI]
1,34 bis 2,65). Auch in der Alters- gruppe von 3 bis 6 Jahren war die Rate um 41 % (RR 1,41; 95-%-KI 0,84 bis 2,34) erhöht, allerdings war der Unterschied nicht statis- tisch signifikant, so dass ein Zu- fallsergebnis für diese Altersgruppe nicht ausgeschlossen werden kann.
Bei intramuskulären Impfungen gegen Influenza und Hepatitis A konnte – im Gegensatz zur DTaP- Vakzine – kein Unterschied in der Verträglichkeit bei den verschiede- nen Lokalisationen der i.m.-Injek - tion festgestellt werden. In einer früheren Studie hatte das Forscher- team herausgefunden, dass weder Ibuprofen noch Paracetamol einer Lokalreaktion vorbeugen.
Fazit: „Obwohl Impfstoffe bei Kleinkindern millionenfach ange- wandt werden und der M. vastus lateralis intuitiv wegen der größe- ren Muskelmasse im Vergleich zum M. deltoideus als bevorzugter Injektionsort für i.m. zu verabrei- chende Adsorbat-Impfstoffe gilt, lag für dieses Vorgehen bislang keine ausreichende Evidenz vor“, kommentiert Prof. Dr. med. Mar- kus Knuf, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche, Horst- Schmidt-Kliniken, Wiesbaden. Die Studie belege eindrucksvoll die bessere Verträglichkeit (und da- mit auch Akzeptanz) von i.m.-In- jektionen in den Oberschenkel.
Die schlechtere Reaktogenität nach Impfung in den Oberarm dürfte durch einen höheren Anteil sub - kutaner Injektionen bedingt sein.
Kleinkinder sollten daher in den M. vastus lateralis geimpft werden, rät Knuf. Rüdiger Meyer
Jackson LA, Peterson D, Nelson JC, et al.:
Vaccination site and risk of local reactions in children 1 through 6 years of age. Pediatrics 2013; 131: 283–9.
IMPFUNG VON KLEINKINDERN
Lokalisation der intramuskulären Injektion
STUDIEN IM FOKUS
Für Patienten mit Herzinsuffizienz bei erhaltener Auswurffraktion gibt es wenig effektive Therapieoptio- nen. Ob die Hemmung des Enzyms Phosphodiesterase-5 (PDE-5) ein wirksames Prinzip sein könnte, wie tierexperimentelle und präklinische Untersuchungen andeuten, ist in einer randomisierten Doppelblind - studie bei 216 Patienten (mittleres Alter 69 Jahre, 48 % Frauen) mit stabiler Herzinsuffizienz (NYHA II bis IV) und Auswurffraktion ≥ 50 % geprüft worden. Die Patienten er- hielten placebokontrolliert 12 Wo- chen lang dreimal täglich 20 mg und anschließend 12 Wochen lang dreimal täglich 60 mg Sildenafil.
Weder in der Placebo- noch der Sildenafil-Gruppe gab es eine media-
ne Änderung (IQR, Inter Quartile Range) beim maximalen Sauer- stoffverbrauch (ml/kg/min) als pri- märem Endpunkt (Placebo: –20, IQR –0,70 bis 1,00, Sildenafil: –20, IQR –1,70 bis 1,11; p = 0,90). Auch der Score des klinischen Status unterschied sich nach 24 Wochen nicht signifikant (Placebo: 95,8;
Sildenafil: 94,2; p = 0,85). Im 6-Mi- nuten-Gehtest waren ebenfalls kei- ne Unterschiede festzustellen (Pla- cebo 15,0 m; IQR –26,0 bis 45,0;
Sildenafil 5,0 m; IQR –37,0 bis 55,0;
p = 0,92). Allerdings gaben 76 % der Patienten unter Placebo und 80 % unter Verum unerwünschte Therapieeffekte an, davon schwere Nebenwirkungen 16 % unter Place- bo und 22 % unter Sildenafil.
Fazit: Die Hemmung des Enzyms Phosphodiesterase-5 hat offensicht- lich keinen Effekt auf die maximale oder submaximale körperliche Be- lastbarkeit bei Patienten mit Herz- insuffizienz und erhaltener Ejekti- onsfraktion. Die PDE-5-Hemmung vermittelt ferner keine Besserung des klinischen Status, des links - ventrikulären Remodelings, der Le- bensqualität oder anderer Parame- ter. Hinweise aus experimentellen und präklinischen Studien, wonach eine PDE-5-Hemmung positive Ef- fekte bei Herzinsuffizienz mit er- haltener Ejektionsfraktion haben könne, seien im klinischen Setting nicht zu bestätigen gewesen, kon- statieren die Autoren. Christine Vetter
Redfield MM, Chen HH, Borlaug BA, Lee B, et al.: Effect of phosphodiesterase-5 inhibition on exercise capacity and clinical status in heart failure with preserved ejection fraction.
JAMA 2013; 309: 1268–77.
HERZINSUFFIZIENZ MIT ERHALTENER AUSWURFFRAKTION