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Archiv "Berufsreport 2003: Zufriedenheit von Ärztinnen und Ärzten" (05.01.2004)

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D

as soziale Sicherungssystem in Deutschland steht auf dem Prüf- stand. Dies gilt auch für das Ge- sundheitswesen. Dabei wird die Basis dieses Gesundheitssystems, nämlich die Leistungserbringer, in sehr unterschied- lichem Maß in die Veränderungsdiskus- sion einbezogen. Gleichzeitig fehlen in Deutschland valide empirische Daten zur Berufssituation eben dieser Lei- stungserbringer. Es gibt eine ganze Rei- he sozialwissenschaftlicher Studien zur beruflichen Situation von Ärztinnen und Ärzten, jedoch vor allem im anglo- amerikanischen Raum (1).

In den bisherigen Studien zur Situati- on in Deutschland wurde in der Regel immer nur ein Thema fokussiert. Die meisten Studien waren auf bestimmte Gruppen konzentriert (nur Kliniker, nur Niedergelassene [2]; nur bestimmte Fachgruppen [3] [4]). Teilweise wurden auch nur bestimmte Aspekte der Arbeit (Arbeitszeit, Weiterbildung), sozialwis- senschaftliche Konzepte wie Berufs- wahl, berufliche Sozialisation (5) oder die individuelle Perspektive (Burnout- Studien [6]) untersucht. Ergebnis der meisten dieser Studien ist eine große und zunehmende Unzufriedenheit un- ter deutschen Ärztinnen und Ärzten.

Die Zahl der Medizinabsolventen wächst kontinuierlich. 2002 steigerte sich die Anzahl um 1,1 Prozent im Ver- gleich zum Vorjahr (7). Dennoch wird vielerorts ein Ärztemangel prognosti-

ziert (8). Wenn das Arbeitszeit-Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 9. September 2003 umgesetzt werden soll, müssen mindestens 15 000 Stellen neu geschaffen werden. Heute entschei- det sich jedoch jeder vierte Medizinab- solvent für eine Tätigkeit außerhalb der Patientenversorgung. Dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med.

Jörg-Dietrich Hoppe, zufolge sind zur- zeit 4 800 Arztstellen in Krankenhäu- sern vakant (9). Es stellt sich also die Frage, was aus dem ehemals so attrakti- ven Arztberuf geworden ist.

Hohe Repräsentativität

In Kooperation mit dem Deutschen Ärzte-Verlag war es erstmals möglich, eine repräsentative Stichprobe aller deutschen Ärztinnen und Ärzte schrift- lich zu diesen Aspekten zu erheben.

Voraussetzung dafür war die Entwick- lung eines Instrumentariums, das ein breit gefächertes Themenspektrum mit hohem methodischem Standard verbin- det. Zugleich soll durch eine hohe Re- präsentativität eine möglichst umfas- sende Bestandsaufnahme der berufli- chen Situation von Ärztinnen und Ärz- ten gewährleistet werden. Die Grund- gesamtheit der Studie bilden daher alle Ärztinnen und Ärzte in Deutschland, Kliniker wie Niedergelassene.

Basierend auf den oben genannten Ergebnissen verschiedener Teilstudien, liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit auf der Untersuchung der (Lebens-)Zufrie- denheit deutscher Mediziner, wobei die Berufszufriedenheit als wesentliche Determinante für Zufriedenheit einen Schwerpunkt bildet. Um die Befunde

objektiv bewerten zu können, wurde der Fragebogenteil zur Lebenszufrie- denheit analog zu den Lebenszufrie- denheitsfragen aus dem Sozioökonomi- schen Panel (SOEP) (10) gestaltet, für den deutschlandweit repräsentative Vergleichswerte vorliegen. Es ist also möglich, die Zufriedenheitswerte der Ärzte mit der „Normalbevölkerung“ zu vergleichen.

Da sich die berufliche Situation von Niedergelassenen und Krankenhaus- ärzten deutlich unterscheidet, wurden zwei Fragebogenversionen erarbeitet – aus Gründen der Vergleichbarkeit mit möglichst vielen identischen Teilen. Der Fragebogen für die Krankenhausärz- tinnen und -ärzte umfasste 65 Fragen und war in neun Teile eingeteilt. Der erste Teil erfasste den beruflichen Hin- tergrund der Befragten, darunter Fach- gebiet, derzeitige Position, Beschäf- tigungsstatus, wissenschaftliche Ab-

Berufsreport 2003

Zufriedenheit von Ärztinnen und Ärzten

Die Kooperation mit dem Deutschen Ärzte-Verlag ermöglichte es erstmals, eine repräsentative Stichprobe aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland zu ihrer beruflichen Situation zu erheben.

1Referenzzentrum Lebensqualität in der Onkologie, Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Univer- sitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel (Direktor:

Prof. Dr. B. Kremer), ²Klinik für Urologie und Kinderurolo- gie Universitätskliniken Gießen (Direktor: Prof. Dr. W.

Weidner), 3Institut für Pathologie Universitätskliniken Bonn (Direktor: Prof. Dr. R. Büttner)

Beate Bestmann1 Volker Rohde2 Axel Wellmann3 Thomas Küchler1

Der Berufsreport Ärzte 2003 basiert auf ei- ner Kooperation der Wissenschaftler Beate Bestmann, M.A., Universität Kiel, Dr. med.

Volker Rohde, Universität Gießen, Priv.-Doz.

Dr. med. Axel Wellmann, Universität Bonn, und Priv.-Doz. Dr. phil. Thomas Küchler, Uni- versität Kiel, sowie der Stabsstelle Marktfor- schung des Deutschen Ärzte-Verlags (Gabri- ele Reinert) und der Redaktion des Deut- schen Ärzteblattes. Die Hauptfragestellung der Studie bezog sich auf die Lebens- und Berufszufriedenheit der Ärzte und Ärztinnen in Deutschland. Der vorliegende Beitrag legt den Schwerpunkt auf die Vorstellung der Methodik und die Darstellung erster Ergeb- nisse zur allgemeinen Lebenszufriedenheit.

Weitere Ergebnisse der übrigen Fragebo- genkomplexe werden sukzessive publiziert.

(2)

schlüsse oder Titel, derzeitiger Arbeit- geber und Berufserfahrung. Der zweite Teil widmete sich dem Bereich Arbeits- zeit und Überstunden. Hier wurden die Zusammensetzung der Arbeitszeit (Prozentanteil für Patientenversor- gung, administrative oder wissenschaft- liche Tätigkeiten), die wöchentliche Ar- beitszeit (mit und ohne Bereitschafts- dienste), die Anzahl der Dienste pro Monat, die Anzahl wöchentlicher Über- stunden sowie Erfassung und Vergü- tung von Überstunden abgefragt. Im dritten Fragebogenteil zur Fortbildung wurde gefragt, welche Formen genutzt werden, wie verschiedene Fachinforma- tionsquellen bewertet werden, in wel- chem zeitlichen Umfang Fortbildung betrieben und wie sie finanziert wird, wann sie stattfindet und ob die Befrag- ten CME-(Continuous Medical Educa- tion-)Punkte sammeln. Der vierte Teil („Weiterbildung“) umfasste Fragen zum Facharztstatus sowie eine Bewer- tung der theoretischen und praktischen Weiterbildung. Im fünften Teil wurden vor allem Aufwand, Umfang, Ausrich- tung und Finanzierung wissenschaftli- cher Tätigkeit und Lehre erfragt. Im sechsten Teil wurden die Befragten ge- beten, verschiedene Aussagen zu „Or- ganisation und Leitung“ zu bewerten.

Der Fragebogenkomplex sieben stand unter der Überschrift „Reformansätze im Gesundheitswesen“ und umfasste Einschätzungen zur Integrierten Ver- sorgung, Einführung von DRGs, Dis- ease-Management-Programmen (DMP), Bewertung der Interessenvertreter,Ak- tionsbereitschaft im Falle einer harten Konfrontation zwischen Politik und Ärzteschaft sowie Verbesserungsansät- ze sowohl im persönlichen Berufsfeld als auch systemimmanent. Der Frage- bogenteil zur allgemeinen Lebenszu- friedenheit wurde in Absprache mit dem Deutschen Institut für Wirtschafts- forschung in Anlehnung an den Frage- bogenteil zur Lebenszufriedenheit im Sozioökonomischen Panel SOEP kon- struiert und um drei Items zur Zufrie- denheit mit dem Arztbild sowie zwei Items zur Zufriedenheit mit dem Ver- hältnis zu Patienten sowie Freunden und Bekannten ergänzt. Im neunten und letzten Fragebogenteil wurden so- ziodemographische Daten erhoben:

Geschlecht, Alter, Familienstand, Bun-

desland der Arbeitsstätte, eigenes und Haushaltseinkommen, Anzahl der be- handelten Patienten pro Tag sowie Ver- besserungsvorschläge wurden abge- fragt. Die letzte Frage lautete, ob die Befragten sich zu den gegenwärtigen Bedingungen noch einmal für diesen Beruf entscheiden würden.

Abgefragt wurde auch die Einstellung zu Reformen

Der Fragebogen für die niedergelasse- nen Ärztinnen und Ärzte war weniger umfangreich. Er bestand aus 42 Fragen, die sich auf sechs Themenkomplexe verteilten. Der erste Teil bestand wie bei den Klinikern aus Fragen zum be- ruflichen Hintergrund: Fachgebiet, Be- schäftigungsstatus, Praxisform, wissen-

schaftliche Abschlüsse und Titel; durch- schnittliche wöchentliche Arbeitszeit und Berufserfahrung wurden erfragt.

Der zweite Teil fragte ab, welche For- men der Fortbildung genutzt werden, wie verschiedene Fachinformations- quellen bewertet werden, in welchem zeitlichen Umfang Fortbildung betrie- ben und wie sie finanziert wird, wann sie stattfindet und ob die Befragten CME- Punkte sammeln. Im dritten Teil wur- den unter dem Stichwort „Weiterbil- dung“ Facharztstatus, Vergütung während der Weiterbildung, Gründe, warum die Weiterbildung nicht in der vorgesehenen Zeit abgeschlossen wur- de, Unterstützung durch den Vorgesetz-

ten, Bewertung der theoretischen wie praktischen Weiterbildung sowie Ver- besserungsansätze erhoben. Reform- ansätze im Gesundheitswesen waren zentrales Thema des vierten Fragebo- genteils. Abgefragt wurde die Einstel- lung zu Einzelverträgen mit Kranken- kassen, zur Qualitätssicherung ambu- lanter ärztlicher Leistungen durch staatliche Institutionen und zur Ab- rechnung der ärztlichen Leistungen durch andere Einrichtungen als die Kassenärztliche Vereinigung (KV).

Ebenfalls untersucht wurde die Einstel- lung zur Integrierten Versorgung, zur Einführung von DRGs und Disease Management Programmen, zu den ärzt- lichen Interessenvertretern sowie zur Handlungsbereitschaft im Falle einer harten Konfrontation zwischen Politik und Ärzteschaft. Zum Schluss wurden

Verbesserungsansätze im persönlichen Berufsfeld und im System an sich abge- fragt. Die Teile fünf und sechs des Fra- gebogens entsprachen denen des Klini- kerfragebogens zur allgemeinen Le- benszufriedenheit und zu den soziode- mographischen Daten.

Der Deutsche Ärzte-Verlag ver- schickte die Fragebögen mit personali- siertem Anschreiben und Rücksende- umschlag am 17. Februar 2003 per Post.

Verschickt wurden jeweils 3 500 Prakti- kerbögen mit 42 Fragen und 3 500 Kli- nikerbögen mit 65 Fragen. Vor Versen- dung durchlief der Fragebogen eine Feasibility-Studie, das heißt, er wurde an einer kleinen Stichprobe (N = 15) Grafik

überhaupt nicht zufrieden 5

0 10 15 20 25

voll und ganz zufrieden

Wie zufrieden sind Sie mit dem Arztbild in den Publikumsmedien?

(Kliniker)

14,0

9,4 18,3

12,7 12,7 11,5

10,3 8,2

2,4 0,5

(3)

auf alle Aspekte von Durchführbarkeit geprüft.

Der Deutsche Ärzte-Verlag verfügt über eine komplette Adresskartei aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland.

Aus dieser Grundgesamtheit wurde ei- ne Zufalls-Stichprobe von N = 7 000 Befragten gezogen, die die Merkmale Bundesland, Geschlecht und Tätig- keitsmerkmal (je 50 Prozent Niederge- lassene und Klinikärzte) berücksichtig- te. Empfehlungen zu Anschreiben, Ver- sandkuvert, Druckdesign des Fragebo- gens sowie Zusicherung von Anony- mität und Vertraulichkeit gemäß Dill- manns „total design method“ wurden berücksichtigt (11) (12). Auf weiter- gehende Aktivitäten zur Erhöhung der Rücklaufquote (Nachfassaktionen, Versand von Inzentives) wurde verzich- tet, um eine vollständige Anonymität der Befragten zu gewährleisten. Alle Fragebögen, die bis zum 20. April 2003 bei der Abteilung Markt-Media-Service des Deutschen Ärzte-Verlags eingin- gen, wurden in der Auswertung berück-

sichtigt. Zum Stichtag lagen 2 165 Fra- gebögen vor. Die Gesamtrücklaufquote betrug damit 31 Prozent – ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis –, die sich gleichmäßig auf Kliniker und Niederge- lassene verteilte.

Um die Repräsentativität der Stich- probe zu beurteilen, wurde sie hinsicht- lich verschiedener soziodemographi- scher Merkmale mit der Grundgesamt- heit verglichen (Ärztestatistik, Stand

31. 12. 2002).Während die Niedergelas- senen nahezu perfekt in der Stichprobe abgebildet wurden, zeigte sich bei den Klinikern eine leichte Verzerrung zu- ungunsten der jüngeren Befragten und der Frauen. Die Verteilung der übrigen soziodemographischen Merkmale ent- sprach der Population. Diese Verzer- rung hinsichtlich Alter und Geschlecht wurde durch Gewichtungsfaktoren (13) ausgeglichen, sodass die Stichprobe jetzt auch als repräsentativ für alle Kli- niker angesehen werden kann.

Für die Analyse der Daten wurden je nach Fragestellung unterschiedliche Auswertungsmethoden eingesetzt. Im ersten Auswertungsschritt wurden Kli- niker und Niedergelassene deskriptiv dargestellt. Unterschiede zwischen den Gruppen (zum Beispiel Fachbereich, berufliche Position) wurden varianz- analytisch untersucht; soweit Normal- verteilung gegeben war, kamen para- metrische Verfahren (beispielsweise T- Test, ANOVA) zum Einsatz, ansonsten wurden nichtparametrische Verfahren

(zum Beispiel Kruskal-Wallis-Test, Wil- coxon-Test) angewendet. Zusammen- hänge zwischen verschiedenen Varia- blen wurden anhand multipler Korrela- tionen beziehungsweise Regressions- Analysen untersucht. Zur Untersu- chung der allgemeinen Lebenszufrie- denheit wurde eine Hauptkomponen- ten-Analyse mit Varimax-Rotation durchgeführt.Als „Overall-Signifikanz- niveau“ wurden fünf Prozent festgelegt.

Da aufgrund der hohen Fallzahl stati- stische Signifikanz verhältnismäßig

„leicht“ erreichbar ist, wurde im Frage- bogenteil zur allgemeinen Lebenszu- friedenheit neben statistischer Signifi- kanz als bedeutsam im Sinne von „kli- nisch signifikant“ ein Mittelwertsunter- schied von 0,5 Punkten und höher fest- gelegt.

Ärzte sind unzufrieden mit dem Arztbild in den Medien

Die Hauptfragestellung der Studie be- zieht sich auf die Lebens- und Berufszu- friedenheit der deutschen Ärzte und Ärztinnen. Da eine solche Frage nicht ohne den Bezug zu kontextualen Varia- blen sinnvoll zu beantworten ist, ist eine Reihe von zusätzlichen Aspekten in die Studie aufgenommen worden, darunter ein Vergleich der beruflichen Situation von Niedergelassenen und Klinikärzten sowie ein Vergleich mit den Lebenszu- friedenheitsdaten aus dem Sozioökono- mischen Panel. Weitere Fragestellun- gen bezogen sich darauf, wie objektive und subjektive Merkmale zusammen- hängen und welche Strukturen und Prozesse die Verteilungen bestimmen.

Um die Validität der Fragen zu über- prüfen, wurde in einem ersten Auswer- tungsschritt eine Faktoren-Analyse über die Bereiche der Lebenszufrieden- heit durchgeführt. Nach Varimax-Rota- tion konnten fünf Faktoren (Kaiser- Kriterium, Eigenwerte >1) extrahiert werden, bei der jedes Item (bis auf das Item „Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis“, wel- ches hoch [>.04] auf zwei Faktoren lud) eindeutig einem Faktor zugeordnet wurde. Die so gefundene 5-Faktoren- Lösung erklärt 62,1 Prozent der Ge- samt-Varianz. Eine solche Faktoren- struktur ist ein deutliches Indiz dafür, dass die gewählten Fragen reliabel und valide im Sinne von „sinnvoll“ sind. Da auch die weiteren statistischen Indika- toren (Cronbach’s Alpha) für gute psy- chometrische Eigenschaften des Frage- bogens sprechen, ist die inhaltliche Be- wertung der erhobenen Daten zulässig.

Im Fragebogen wurden die Befrag- ten gebeten, ihre Zufriedenheit mit den verschiedenen Bereichen ihres Lebens auf einer Skala von eins (voll und ganz Grafik

2 3

1 4 6 5 8 7 9

10 Wie zufrieden sind Sie mit den folgenden Bereichen Ihres Lebens?

Gesundheit Arbeit Freizeit UmweltKinder- betreuung Netz der sozialen Sicherung Lebens- standard Verhältnis zu Patienten Verhältnis zu Partner/in Freundes- und Bekanntenkreis Arztbild in den Publikumsmedien Arztbild in den Fachmedien Arztbild in der Gesellschaft im Allgemeinen

Wohnung

Tätigkeit im Haushalt Haushalts- einkommen

I

I Niedergelassene II Kliniker

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zufrieden) bis zehn (voll und ganz unzu- frieden) zu bewerten. Um diese Kom- plexe übersichtlicher darstellen zu kön- nen, wurden die entsprechenden Varia- blen umcodiert, sodass jetzt in den Gra- fiken und Tabellen ein hoher Wert für hohe Zufriedenheit steht.

Am wenigsten zufrieden sind die Ärztinnen und Ärzte mit dem Arztbild in den Publikumsmedien, den Möglich- keiten der Kinderbetreuung und dem Netz der sozialen Sicherung. Nur wenig zufriedener sind sie mit dem Arztbild in den Fachmedien und in der Gesell- schaft im Allgemeinen – eine Einschät- zung, die Kliniker und Niedergelassene weitgehend teilen. Auseinander gehen dagegen die Einschätzung der Gesund- heit, des Einkommens, des Netzes der sozialen Sicherung sowie des Lebens- standards: hier sind niedergelassene Ärzte deutlich unzufriedener als Klini- ker, während Kliniker tendenziell unzu- friedener mit der Kinderbetreuung und dem Verhältnis zum Patienten sind.

Betrachtet man umgekehrt die Be- reiche der höchsten Zufriedenheit, be- steht Einigkeit zwischen Klinikern und Niedergelassenen: das Verhältnis zu Pa- tienten und zum Lebenspartner, das Verhältnis zum Freundes- und Bekann- tenkreis sowie Gesundheit und die ei- gene Wohnung sind Quellen der Zufrie- denheit. Im mittleren Bereich finden sich die Arbeit insgesamt, Umwelt, Tätigkeit im Haushalt und Lebensstan- dard. Alles in allem sind Kranken- hausärzte etwas zufriedener als Nieder- gelassene, wobei nur die Unterschiede bei den „Möglichkeiten der Kinderbe- treuung“ und der „Sicherung durch das soziale Netz“ im Betrag größer als 0,5 Punkte und damit bedeutend sind.

Mit dem Alter steigt auch die Lebenszufriedenheit

Bezieht man die Verteilung der Varia- blen „Arztbild in den Publikumsmedi- en“ in die Überlegungen mit ein, so fin- den sich hier Unterschiede zwischen Niedergelassenen und Klinikern: ein Viertel der Niedergelassenen (25,2 Pro- zent, N = 266) ist extrem unzufrieden, während sich bei den Klinikern nur eine leichte Tendenz in Richtung Unzufrie- denheit zeigt.

Ein Faktor, der die Lebenszufrieden- heit der Befragten deutlich beeinflusst, ist das Alter. Mit zunehmendem Alter steigt die Lebenszufriedenheit stetig an (ANOVA mit post hoc test nach Schef- fé, p < .001). Heraus fällt bei diesem li- nearen Trend nur die Gruppe der ganz jungen Befragten (< 34 Jahre). Sie sind nicht – wie man vielleicht erwarten könnte – die unzufriedenste Gruppe, sondern liegen im Mittelfeld.

Bei der Frage, ob das eigene Ein- kommen die Lebenszufriedenheit be-

einflusst, zeigte sich ein heterogeneres Bild. Keinen Einfluss hat das Einkom- men auf die Bereiche Gesundheit, Frei- zeit, Netz der sozialen Sicherung, Zu- stand der Umwelt,Verhältnis zum Part- ner, Verhältnis zum Freundes- und Be- kanntenkreis sowie dem Arztbild in den Publikums- und Fachmedien. In den übrigen abgefragten Dimensionen (Arbeit, Wohnung, Tätigkeit im Haus- halt, Kinderbetreuung, Verhältnis zu Patienten sowie Arztbild in der Gesell- schaft) zeigte sich zwar die Tendenz, dass die Befragten mit niedrigerem Einkommen unzufriedener sind, in der Regel waren hier jedoch nur die Unter- schiede in den Extremen (geringes ver- sus hohes Einkommen) statistisch si- gnifikant. Bei den Dimensionen, die di- rekt mit dem Einkommen zusammen- hängen, der Zufriedenheit mit dem Haushaltseinkommen und dem Le- bensstandard, zeigt sich wieder ein li-

nearer Trend. Hier steigt die Zufrie- denheit erwartungsgemäß mit der Höhe des Einkommens.

Die Zufriedenheitsprofile von Män- nern und Frauen sind auf den ersten Blick weitgehend deckungsgleich. Stati- stisch signifikante Unterschiede finden sich in den Bereichen Möglichkeiten der Kinderbetreuung, Netz der sozialen Sicherung, Umwelt und Verhältnis zum Partner sowie in der Zufriedenheit mit dem Arztbild in den Fach- und Publi- kumsmedien sowie der Gesellschaft im

Allgemeinen. In all diesen Bereichen sind die männlichen Befragten zufrie- dener als die weiblichen. Mit dem Ver- hältnis zu ihren Patienten dagegen sind die Frauen zufriedener. Die – absolut betrachtet – höchste Zufriedenheit herrscht bei Männern und Frauen in den Bereichen Gesundheit, Wohnung sowie in den sozialen Dimensionen (Verhältnis zu Patienten, zum Partner, zum Freundes- und Bekanntenkreis).

Am wenigsten zufrieden sind beide Gruppen mit dem Arztbild in den Pu- blikumsmedien und den Möglichkeiten der Kinderbetreuung, wobei sich hier die Frauen um mehr als einen Punkt un- zufriedener äußern als die Männer.

Um die Lebenszufriedenheitswerte der Ärztestudie mit denen der Normal- bevölkerung (Sozioökonomisches Pa- nel, N = 22 351) besser vergleichen zu können, wurden die Werte jeweils line- ar (14) auf den Wertebereich von 0 bis Grafik

überhaupt nicht zufrieden 5

0 10 15 20 25 30

voll und ganz zufrieden

Wie zufrieden sind Sie mit dem Arztbild in den Publikumsmedien?

(Niedergelassene)

25,2

12,8 13,9 10,6

8,3 10,1

7,4 7,1

3,9 0,7

(5)

100 transformiert. Hohe Werte stehen für eine hohe Zufriedenheit, niedrige Werte für geringe Zufriedenheit bezie- hungsweise hohe Unzufriedenheit.

Tendenziell polarisieren die Ärztin- nen und Ärzte stärker als die Norm- stichprobe, das heißt, sowohl der Anteil der Zufriedenen wie der Unzufrie- denen ist in der Ärztegruppe höher, während sich in der Referenzgruppe mehr Befragte im Mittelfeld einordnen.

Dennoch lassen sich einige klare Trends aufzeigen: Deutlich unzufriedener als die „Normalbevölkerung“ sind die Ärz- tinnen und Ärzte mit Arbeit, Freizeit und den Möglichkeiten der Kinderbe- treuung. Zufriedener sind sie hingegen mit ihrer Gesundheit. Beinahe völlige Übereinstimmung herrscht in der Zu- friedenheit mit dem Haushaltseinkom- men.

Der Berufsreport 2003 ist die bislang umfangreichste und repräsentativste Untersuchung zur Berufssituation der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland.

Der Fragebogen war sehr komplex und äußerst differenziert. Dadurch und durch die valide und reliable Methodik ist es erstmals möglich, ein breites Spek- trum beruflicher Aspekte repräsentativ für Deutschland darzustellen. Die große Bandbreite der Antworten gerade in denjenigen Fragen, die Bewertungen enthielten, zeigt, dass nicht die „extre- men“ (nur die vollkommen unzufriede- nen oder die vollkommen zufriedenen) geantwortet haben. Damit deutet sich eine Repräsentativität und Validität

nicht nur der Stichprobe, sondern auch der Ergebnisse an. Eine Non-Respon- der-Analyse war aufgrund der strikten Anonymität nicht möglich.

Kliniker sind zufriedener als Niedergelassene

Die größte Unzufriedenheit äußerten die Befragten – Kliniker wie Niederge- lassene – in Bezug auf das Arztbild in den Publikumsmedien. Hier spiegeln sich berufspolitische Entwicklungen zum Zeitpunkt der Befragung Anfang 2003 wider. Damals war die Debatte über Arbeitszeiten und „Dienst nach Vorschrift“ auf dem Höhepunkt. Ten- denziell sind die Krankenhausärzte et- was zufriedener als die Niedergelasse- nen, wobei hier die rechtsschiefe Vertei-

lung verdeutlicht, dass einige Niederge- lassene extrem unzufrieden sind, während sich die Unzufriedenheit der Kliniker symmetrisch verteilt. Deutli- che Unterschiede zeigten sich dagegen zwischen männlichen und weiblichen Befragten. Die signifikant (inhaltlich wie statistisch) höhere Unzufrieden- heit, insbesondere im familiären Be- reich, deutet an, dass für Ärztinnen die Kombination „Beruf und Familie“ nach wie vor schwieriger ist als für ihre männlichen Kollegen. Beim Vergleich mit der „Normalbevölkerung“ zeigten sich zwar Unterschiede, aber keine kla- re Tendenz in die eine oder andere Richtung. Das heißt, die deutschen Ärz-

tinnen und Ärzte sind weder deutlich unzufriedener noch zufriedener als die

„Normalbevölkerung“. Die Hypothese, dass die berufliche Unzufriedenheit der Ärzte darauf zurückzuführen ist, dass sie generell unzufriedener sind als der

„Durchschnittsbürger“, lässt sich an- hand der vorliegenden Daten nicht be- legen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2004; 101: A 28–32 [Heft 1–2]

Literatur

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Internist 1997; 4: 381–6.

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6. Keel P: Psychische Belastungen durch die Arbeit:

Burnout-Syndrom. Soz Präventivmed 1993; 38 (suppl 2): 131–132.

7. Ärztestatistik der Bundesärztekammer/Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung (www.aerztekammer.de).

8. Wiegand A: „Frühzeitige Signale für den drohenden Ärztemangel“ in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 99, Heft 20, 17. Mai 2002.

9. Möhrle K: „Klare Absage an die Ausbeutung junger Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus – Der 104. Deut- sche Ärztetag in Ludwigshafen“, Hessisches Ärzte- blatt 7/2001.

10. SOEP Group (2001): The German Socio-Economic Panel (GSOEP) after more than 15 years – Overview.

In: Elke Holst, Dean R Lillard und Thomas A DiPrete (Hg.): Proceedings of the 2000 Fourth International Conference of German Socio-Economic Panel Study Users (GSOEP2000), Vierteljahrshefte zur Wirt- schaftsforschung, Jg. 70, Nr. 1, S. 7–14.

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14. Cox DR, Wermuth N: Test of linearity, multivariate normality and adequacy of linear scores.Applied Sta- tistics Vol. 43: page 347–355, 1994.

Anschrift für die Verfasser:

Beate Bestmann

Referenzzentrum Lebensqualität in der Onkologie Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Arnold-Heller-Straße 5, 24105 Kiel

E-Mail: bbestmann@chirurgie-sh.de Grafik

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Gesundheit Arbeit Tätigkeit im Haushalt Haushalts-

einkommen Wohnung Freizeit Kinder-

betreuung Umwelt Lebens- standard

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