Als ausführlich und freimütig wird die Aussprache mit dem Bun- deskanzler über die aktuelle und künftige Gesundheits- und So- zialpolitik bezeichnet (das DEUTSCHE ARZTEBLATT berichtete darüber bereits in Heft 48, Seite 3541). Für den Präsidenten der Bundesärztekammer war es seit seinem Amtsantritt im Jahre 1978 überhaupt das erste Gespräch, zu dem ein amtierender Bundeskanzler einlud: Dr. Vilmar lakonisch: „Mit dem Vorgän- ger kam nie ein Termin zustande ..." Das Bild oben dokumen- tiert die Gesprächsrunde mit Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (v. I. n. r.): Dr. Fiedler, Dr. Brauer, Dr. Vilmar, Prof. Dr. Bourmer, Dr. Muschallik, Dr. Bösche Foto: Kieselbach
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
NACHRICHTEN
Mehr Personal für psychisch Kranke
HANNOVER. In den nieder- sächsischen Landeskran- kenhäusern kommen heu- te nur noch je 22 Patienten auf einen Arzt, Psycholo- gen oder Psychotherapeu- ten; vor 12 Jahren betrug das Verhältnis noch 1:54.
Diese Angaben machte der Staatssekretär des Sozial- ministeriums, Dr. Klaus von Richthofen. Bei den Pflegern oder Erziehern hat sich das Zahlenverhält- nis im gleichen Zeitraum von 1:4,5 auf 1:2,5 verbes- sert, bei den Beschäfti- gungstherapeuten oder Mitarbeitern im Sozial- dienst sogar von 1:131 auf
1:25. WZ
Jetzt 4003 Gemeinschafts- praxen
KÖLN. Die Zahl der Ge- meinschaftspraxen hat sich im ersten Halbjahr 1984 — gemessen am glei- chen Zeitraum des Vorjah- res — um über 12 Prozent erhöht. Dies ist die höchste Zuwachsrate in den letzten
Jahren, die seit 1980 konti- nuierlich gestiegen ist. Am 30. Juni 1984 waren 4003 Gemeinschaftspraxen im Bundesarztregister regi- striert, in denen fast 8300 Ärzte arbeiten.
Nach wie vor werden mehr als die Hälfte der Praxen von Allgemein-/Prakti- schen Ärzten sowie Interni- sten gebildet.
Gemessen an den einzel- nen Arztgruppen lagen die Internisten Ende 1983 erst- mals unter dem Anteil der
Allgemein-/Praktischen Ärzte. Bezogen auf die In- ternisten waren im ersten Halbjahr 1984 13,4 Prozent Internisten in Gemein- schaftspraxen tätig, wäh- rend es bei den Allge- mein-/Praktischen Ärzten 14 Prozent waren.
Von den 4003 Praxen wur- den noch insgesamt 1894 zwischen Ehegatten ge- führt, eine Zahl, die um 0,6 Prozentpunkte niedriger liegt als Ende 1983. Der An- teil ist kontinuierlich zu- rückgegangen (1978: 54,4 Prozent, 1980: 51,8 Pro- zent, 1982: 48,6 Prozent und 1. Halbjahr 1984: 47,3 Prozent). WT
Ausland
Bei Bagatellfällen nur noch Generics
LONDON. Mittel gegen Hu- sten und Erkältung sowie Analgetika, Tranquilizer, Sedativa und Laxantien dürfen im Staatlichen Ge- sundheitsdienst ab April 1985 nur noch als Generics verordnet werden; falls die Patienten bei Bagateller- krankungen bestimmte Spezialitäten wünschen, müssen sie sie selbst kau- fen oder auf Privatrezept verordnen lassen.
In Beratungen mit den Or- ganisationen der Ärzte und der Pharma-lndustrie, die heftig gegen diese Neue- rung protestieren, soll Ge sundheitsminister Kenneth Clarke sicherstellen, daß medizinisch notwendige Präparate für ernstere Er- krankungen auch in Zu- kunft wie bisher verordnet werden können.
Sozialminister Norman Fowler hofft, durch diese Maßnahme die Arzneimit- telausgaben des Staat- lichen Gesundheitsdien- stes von fast 1400 Millio- nen Pfund jährlich um et- wa 100 Millionen Pfund verringern zu können. gb
Ohnmächtiges Ministerium
WIEN. Als eine „Nuß ohne Kern" hat Österreichs Ärz- tekammerpräsident Dr. Ri- chard Piaty das Gesund- heitsministerium bezeich- net, weil es keine Kompe- tenzen hat. Ob dort, wie zur Zeit, ein Arzt Minister sei oder nicht, sei — so Pia- ty — „völlig wurscht"; am besten wäre ein Marke- ting-Manager, weil er
„ständig leere Schachteln verkaufen muß".
Piaty zielte besonders auf die Entwicklung der Ko- sten: 1981 gab es ih den österreichischen Kranken- häusern 3,2 Millionen am-
bulante Behandlungen für 1,9 Milliarden Schilling; im Jahre 1982 kosteten 3,3 Millionen ambulante Fälle drei Milliarden Schilling, also 56 Prozent mehr. Die niedergelassenen Ärzte hätten 1981 hingegen 20,2 Millionen Krankenscheine mit 5,7 Milliarden Schilling abgerechnet, im folgenden Jahr 20,1 Millionen Schei- ne für sechs Milliarden Schilling — also bei eben- falls fast gleichbleibender Fallzahl nur 4,6 Prozent mehr. bt
Ärzte brauchen mehr Fortbildung
LONDON. Eine Fragebo- genaktion des Royal Col- lege of Practitioners bei mehr als tausend Allge- meinärzten ergab, daß vor allem ältere Ärzte bei der Diagnose häufiger Erkran- kungen Wissenslücken aufweisen. Auch der Aus- schuß für Arzneimittelsi- cherheit kam bei einer Stu- die zu dem Ergebnis, daß besonders die seit mehr als fünfzehn Jahren nie- dergelassenen Ärzte mehr Fortbildungskurse wahr- nehmen sollten als bisher.
Der Ausschuß schließt dies vor allem daraus, daß er Nebenwirkungsmeldun- gen über Arzneimittel überwiegend von Ärzten erhält, die zwischen fünf und fünfzehn Jahre im Be- ruf sind. gb
Rezeptgebühr in Neuseeland
WELLINGTON. Im Rahmen von Steuererhöhungen zur Eindämmung des hohen Haushaltsdefizits wird in Neuseeland erstmals eine Rezeptblattgebühr von ei- nem Dollar eingeführt.
Zum Ausgleich für die er- höhten Verbrauchssteuern wird das Kindergeld für Empfänger kleinerer Ein- kommen von drei auf drei- zehn Dollar wöchentlich je Kind angehoben. gb Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 49 vom 5. Dezember 1984 (21) 3641