S C H L U S S P U N K T
[116] Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 30½½28. Juli 2000
r. med. Klaus-Dieter Rolirad unterrichtet seit zehn Jahren Arzthelfe- rinnen-„Azubis“ in Göttin- gen. Einige Kostproben aus Prüfungen:
Katheterurin stammt vom Blasenanstich und zwar aus dem Seitenausgang bezie- hungsweise Notausgang. Beim Mittelstrahlurin muss man höllisch aufpassen. Man muss wissen, wann man fertig ist. Unter dem Mikroskop sieht man Oblaten (Oxalate), Elektrozyten und aufgeteilte Leukos, die aus Helenas (Henles) Schleife stammen können. Beim kleinen Blut- bild werden nur wenige Erys untersucht. Unter Hämolyse versteht man verstörte Erys.
Die Nomenklatur wurde zeit- weilig neu „geschrieben“: Er- lerkisch (allergisch), Rachitis
= die Knochen sind sehr morsch; Lipome = Gewebe- anschwellung der Lippen; Ein Gewebe bedeutet Fleischan- sammlung. Der ersten Regel entspricht die Monarchie
(Menarche). Unter der Vorhaut befindet sich eine Glatze (Ei- chel). Leberkranke haben einen leichten Grünstich. Manche Mädchen bekommen in der Puperteth Klotz- oder Glubsch- augen, weil ihnen Jod fehlt.
Coitus interruptus, da heißt es aufpassen, Sa- men als Geisterfahrer!
Ovulationshammer (was ein anderer Buchstabe bewirkt!) sind die Kondome für die Frau. Prämenstruell ist die Brust so knubbelig. Bei der ersten Regel löst sich die Schleimhaut und fließt lang- sam heraus. Danach folgt die
Eintreibungsphase. Die Ho- den hängen unter dem Schambogen, weil sie im Bauch keinen Platz haben und es mollig und warm lie- ben. Mumps schlägt gern auf den Hoden. Dagegen hilft das Hormon Protesteron.
Notfallmaßnahmen: Ist die Arzthelferin allein in der Pra- xis, sollte sie auf jeden Fall das verletzte Glied schienen.
Wenn eine Arterie frei- liegt, schiebt sie ihren Fin- ger hinein. In dieser Pra- xis ist ein Kind, das leblos daliegt, sehr verdächtig!
Sein Herz hat es im Brust- beutel. Eine Viertelstunde wird dann der Puls ge- fühlt. Er wird am Hals pa-
niert (palpiert).
Aufgrund einer Neu- romertitis (Neuroder- mitis) fördert Ze- dernöl nun das Auffassungs- vermögen, da- mit sich bei be- stimmten Men- schen nicht die Hirnzellen absondern. Die Deutung von RR dauerte et- was länger. Plötzlich strahlte die Geprüfte: „Jetzt weiß ich es: Roli-Rad, also Sie waren das!“ Dass ich verschämt und gerührt zugleich war, sei noch
angemerkt. ✮
ie macht man an der Börse ein kleines Ver- mögen? Indem man ein großes einsetzt, kalauern alt- gediente Aktienhändler. In der Tat stellen viele Neulinge auf dem glatten Parkett des Wertpapierhandels fest, dass sie mit ihren handgestrickten Strategien nicht mehr weit kommen.
Entnervt suchen die von Kursverlusten geläuterten Sparer dann schließlich doch professionellen Rat – und lau- fen stracks Gefahr, vom Re- gen in die Traufe zu kommen:
so viele Adressen buhlen um die bundesdeutschen Spar- groschen, und längst nicht alle erfüllen die Rendite-Wün- sche, die beim Anleger durch Hochglanzprospekte und voll- mundige Zeitungsanzeigen ge- weckt werden.
Es gibt im Prinzip drei Möglichkeiten der profes- sionellen Vermögensverwal- tung: Erstens über Invest-
mentfonds, zweitens über gemanagte Depots durch ei- ne Bank und schließlich durch die Einschaltung eines freien Vermögensverwalters.
Meinen Schwerpunkt möch- te ich in diesem Beitrag aber bei den unabhängigen Port- folioverwaltern setzen. Nicht weil ich die beiden anderen erstgenannten Formen nicht für wichtig erachte, sondern weil sich eben in dieser Branche in den letzten zwei Jahren ein gewaltiger Um- bruch vollzog.
Im Rahmen des dritten Fi- nanzmarktförderungsgesetzes wurden den Vermögensver- waltern durch den Gesetzge- ber derartig große Daumen- schrauben angelegt, dass ein Schwund ohnegleichen ein-
setzte. Von ehemals geschätzt 50 000 freien Vermögensver- waltern konnten viele weder die hohen Eigenkapitalforde- rungen noch die vielfältigen Dokumentationspflichten und schon gar nicht die Zu- verlässigkeitsanforderungen erfüllen, über die das Bundes- aufsichtsamt für das Kredit- wesen neuerdings akribisch wacht. Im Ergebnis führte die restriktive Aufsicht zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass für ganz Deutschland derzeit gerade mal 1 000 Vermögens- verwalter zugelassen sind.
Dieser – zu Recht erzwun- gene – Wandel von der Masse zur Klasse macht die Berufs- gruppe der unabhängigen Vermögensverwalter durch- aus attraktiv. Das gilt aber
nur bei Vermögen ab 500 000 Mark und darüber hinaus. Ei- ne genaue Prüfung des Ver- walters (Referenzen, Ho- norare, Berufserfahrung) ist aber in jedem Fall vonnöten.
Das eigene Geld anderen zu überlassen ist so ein sen- sibles Thema; da muss gut Ding ausreichend Weile ha-
ben. ✮
Vermögensverwaltung
Alles Reichmacher?
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Post Scriptum
Börsebius
Klotzaugen in der Puperteth
Prüfungsanekdoten
Zeichnung:
Ralf Brunner
Leserservice:
Börsebius-Telefonberatung
„rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 5.
August 2000 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen. Wenn Sie also in Finanzdingen der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 0221/35 15 87. Börsebius nennt Ihnen auf Wunsch dann auch einen Vermögensverwalter aus Ihrer Re- gion. Sie können diese Liste auch per Fax: 0221/39 70 73 anfordern.
Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deut- schen Ärzteblattes für seine Leser.