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Archiv "Kooperation bei der Betreuung von Tumorpatienten: Festvortrag von Prof. Dr. Sewering in Davos" (17.03.1977)

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Kooperation bei der Betreuung von Tumorpatienten

Festvortrag von Prof. Dr. Sewering in Davos

Die Sorge, an Krebs erkrankt zu sein, und die Angst, daran zu sterben, stellt ein zusätzli- ches humanitäres Problem in den Beziehungen zwischen Arzt und Patient dar. Für den Arzt muß in jedem Fall neben der medizinisch begründeten Aufklärungspflicht, der Dia- gnose, Therapie und Nachsor- ge von Krebserkrankten das menschliche Mitgefühl ste- hen. Diese Thesen kennzeich- nen den Festvortrag, den Pro- fessor Dr. med. Hans Joachim Sewering, München, Präsi- dent der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärzteta- ges, in Davos am 7. März hielt.

Sein Thema: Alle die Grund- schwierigkeiten im Zusam- menwirken von Arzt und Pa- tient, aber auch zwischen nie- dergelassener Praxis und Kli- nik bei der Diagnose, Therapie und Nachsorge von Krebser- krankten.

Allein aus der Tatsache, daß etwa 90 Prozent der Gesamt- morbidität auf die ambulante Praxis und nur 10 Prozent auf die Klinik entfallen, kommt dem niedergelassenen Arzt die Schlüsselrolle bei der überwältigenden Zahl aller Verdachts- und Erkrankungs- fälle und die Verantwortung für die frühestmöglichste Er- kennung oder zumindest Ver- dachtsäußerungauch bei bös- artigen Erkrankungen zu. Dies gelte sowohl für die Sorgfalts- pflicht bei programmierten Vorsorgeuntersuchungen als auch für die Beachtung von Frühsymptomen bei Patien- ten, die wegen unklarer Be- schwerden oder gesundheitli- cher Sorgen den Arzt aufsu- chen. Allein daraus, so stellte

Sewering in Davos fest, erge- be sich die Verpflichtung zur ständigen Fortbildung auf die- sem Gebiet für alle Gruppen der Ärzteschaft

Leider bleibe die Beteili- gungsrate der Versicherten an den gebotenen Früherken- nungsmaßnahmen noch weit hinter den Notwendigkeiten zurück.

An die Ärzteschaft in Klinik und Praxis appellierte Sewe- ring, alle praktikablen Metho- den der Früherkennung zu nutzen; allerdings gebe es bei so häufigen Krebserkrankun- gen wie beispielsweise dem Bronchial- und Magenkrebs bisher noch keine praxisge- rechten Screening-Methoden für eine zuverlässige Früher- kennung.

Der dritte Abschnitt in der Be- treuung von tumorkranken Patienten, nämlich die Nach- sorge, müsse künftig beson- ders beachtet werden. Zuneh- mend habe sich die Erkennt- nis durchgesetzt, daß das Schicksal eines Tumorkran- ken nicht nur von dem Erfolg der operativen und der Strah- lenbehandlung abhängt, son- dern ebenso von einer intensi- ven Nachbehandlung und ei- ner engmaschigen Nach- sorge.

Prof. Sewering warnte - auch im Hinblick auf die aktuellen Bonner Bemühungen- davor, die ärztliche Betreuung von Tumorpatienten in Ambulato- rien oder Polikliniken zu zen- tralisieren. Die programmierte Nachbetreuung mit zeitlich und inhaltlich festgelegten Untersuchungsprogrammen

Die Information:

Bericht und Meinung

müsse zum "verbindlichen Allgemeingut aller Ärzte" ge- macht werden. Auf diese Weise könne eine sinnvolle und fruchtbare Zusammenar- beit zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten ebenso gefördert werden wie die notwendige interdiszipli- näre Zusammenarbeit der nie- dergelassenen Ärzte unterein- ander.

Um die Kooperation zu ver- bessern, empfahl Sewering:

"Der Arzt muß in der Praxis

alle Befunde, die er erhoben hat, dem Patienten mit in die Klinik geben - und zwar so- fort. Der Arzt in der Klinik sollte zuerst diese Befunde durchsehen, bevor er etwaige eigene Untersuchungen an- ordnet. Der Automatismus des Anordnens von Untersuchun- gen in der Klinik muß der se- lektiven Ergänzungsuntersu- chung weichen." Damit würde zugleich der betrübliche Vor- wurf vom "klinischen Hoch- mut" verschwinden, der das Verhältnis der Kollegen in Praxis und Klinik nur belastet.

Bei allen Bemühungen, die ambulante Betreuung der Tu- morkranken zu intensivieren und die Zusammenarbeit zwi- schen Klinik und Praxis auf diesem Sektor zu verstärken, müsse der persönliche An- spruch des Bürgers auf Ach- tung seiner Intimsphäre re- spektiert werden. Auch bei al- lem Verständnis für den For- schungseifer der medizini- schen Wissenschaft dürfe e:s nicht so weit kommen, daß

"Krebsregister auf Landes-

ebene" personenbezogene Daten offen legten. HC ...,.. (Der Wortlaut des Vortra- ges von Prof. Sewering wird im April-Heft der Fachzeit- schrift "Monatskurse für die ärztliche Fortbildung" veröf- fentlicht.)

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Heft 11 vom 17. März 1977 713

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