UNIKLINIK HEIDELBERG
Training an virtuellen Patienten
Ein neuartiges Schulungskonzept des Universitätsklinikums Heidel- berg ermöglicht es Kinderärzten und Pflegenden, am Computer an „Vir - tuellen Patienten“ das Vorgehen bei verschiedenen Notfällen im Kindes- alter zu trainieren. Ziel ist es, die Klinikmitarbeiter optimal auf Ernst- fälle vorzubereiten. „Gerade junge Ärzte und Pflegekräfte haben die nö- tigen Maßnahmen zwar erlernt, füh- len sich im Ernstfall aber bisweilen unsicher“, erklärte Dr. med. Jochen Meyburg, Ärztlicher Leiter der in - terdisziplinären Intensivstation des Zentrums für Kinder- und Jugend- medizin. Hier setze das Schulungs- konzept des Uniklinikums Heidel- berg an, das sich gezielt an das ge- samte Behandlungsteam richte.
Immer mehr Menschen in Deutschland kommen laut einer Studie mit psychischen Leiden wie Depressionen ins Krankenhaus. Im vergangenen Jahr waren 8,5 von 1 000 Versicherten davon betroffen, wie eine Analyse der Krankenkasse Barmer GEK ergab. Vor 20 Jahren waren es 3,7 von 1 000 Versicherten gewesen. Die Zeit des stationären Aufenthalts wurde aber immer kürzer und verringerte sich binnen 20 Jahren von 45 auf 31 Tage. Vor allem bei Depressionen würden viele Patienten einige Zeit nach der Entlassung wieder eingewiesen.
Nach einem vorbereitenden Selbststudium trainieren Ärzte und Pfleger beim eintägigen Praxisteil gemeinsam die Behandlung von Kindernotfällen. Die Teilnehmer erhalten über ein Internetportal Zu- gang zu aktueller Literatur, Leit - linien und jeweils zehn virtuellen Patienten für Ärzte und Pflegende.
Meyburg: „Wie im Klinikalltag führen die Nutzer selbstständig Untersuchungen durch, stellen ei- ne Diagnose und leiten die Thera- pie ein.“ Das Programm gibt Rück- meldung über den Erfolg der Be- handlung.
Der Theorie folgt ein praktischer Trainingstag: Unter Anleitung di- daktisch geschulter Experten üben die Teilnehmer unter realistischen
Bedingungen die Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern mit epileptischem Anfall, Bewusstlo- sigkeit, Vergiftungen, allergischem Schock oder Herzstillstand. Zum Einsatz kommen dabei realistisch ge- staltete Puppen, die auch bestimmte Körperfunktionen und Krankheits- symptome imitieren. hil
MEDIZINSTUDIUM
Losverfahren statt Wartezeit?
Der Medizinische Fakultätentag (MFT) empfiehlt, Medizinstudien- plätze künftig über ein Losverfah- ren, an dem jeder Bewerber drei- mal teilnehmen kann, zu vergeben.
Das betrifft ungefähr 20 Prozent der Studienplätze, die derzeit über eine Wartezeit zugeteilt werden.
Die Wartezeit soll dann keine oder nur noch eine untergeordnete Rol- le spielen.
„Die Bewerber profitieren von einer schnellen Entscheidung durch Losverfahren, da die Wartezeit nicht kalkulierbar ist und ein anderes Studium auf die Wartezeit nicht angerechnet werden darf“, erklärte MFT-Präsident Dieter Bitter-Suer- mann. Die Wartezeit liegt laut MFT derzeit bei mehr als sechs Jahren.
Mit einem Losverfahren könnten die Bewerber innerhalb von 18 Mo- naten Gewissheit erlangen.
„Mit den drei Chancen zu ei- nem frühzeitigen Studienbeginn dürfte dem Urteil des Bundesver- fassungsgerichts zur Zulässigkeit des Numerus clausus für Studien- anfänger besser entsprochen wer- den als mit der bestehenden Praxis, die leider eher Aussteiger aus Stu- dium und ärztlicher Praxis produ- ziert“, so der MFT-Präsident. Die Absolventen wären zudem jün- ger und könnten den Arztberuf län-
ger ausüben. hil
B E R U F
Deutsches Ärzteblatt