M E D I Z I N
A
A198 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 423. Januar 2004
Patienten mit chronischer Colitis ul- cerosa weisen ein erhöhtes Risiko auf, ein kolorektales Karzinom zu ent- wickeln. Die Vorstufe des invasiven Karzinoms sind dysplastische Schleim- hautveränderungen im Sinne einer in- traepithelialen Neoplasie, die in eine Low-grade- und High-grade-Dysplasie unterteilt werden. Da diese meist im Schleimhautniveau liegenden Verän- derungen schwer zu erkennen sind und häufig multizentrisch auftreten, wird nicht selten eine prophylaktische Kol- ektomie durchgeführt.
Die Autoren berichten über eine 10-Jahres-Verlaufsbeobachtung von 128 Patienten mit einer Colitis ulcerosa.
29 Patienten wiesen eine Low-grade- Dysplasie und 97 keine dysplastischen Veränderungen auf. In der Gruppe mit Low-grade-Dysplasie hatten 3 von 29 (10 Prozent) ein kolorektales Karzi-
nom entwickelt; in der Kontrollgruppe 4 von 97 (4 Prozent). Eine Beurteilung der Low-grade-Dysplasie durch ver- schiedene Pathologen ergab eine schlechte Übereinstimmung mit einem Kappa-Wert von < 0,4, sodass die Auto- ren schlussfolgern, dass eine Low-gra- de-Dysplasie die Durchführung einer prophylaktischen Kolektomie nicht rechtfertigt, da die Kaplan-Meyer-Kur- ve beider Gruppen bis zum Tod oder Kolektomie der Patienten keinen stati- stisch signifikanten Unterschied erge-
ben hatte. w
Lim CH, Dixon MF, Vail A et al.: Ten year follow up of ul- cerative colitis patients with and without low grade dysplasia. Gut 2003; 52: 1127-1132.
Dr. C. H. Lim, Department of Gastroenterology, Room 190 A Clarendon Wing, The General Infirmary at Leeds, Great George Street, Leeds LS1 3 EX, Großbritannien, E-Mail: ch.lim@virgin.net
Low-grade-Dysplasie rechtfertigt noch keine Kolektomie
Referiert
Die kurzzeitige Unterstützung durch ein künstliches Herz könnte bei Kin- dern, die auf eine Herztransplantation warten, möglicherweise die Überlebens- chancen erhöhen.
Britische Wissenschaftler untersuch- ten die Auswirkungen einer mechani- schen Unterstützung der Herzfunktion bei Kindern mit Kardiomyopathie im Endstadium, deren Wartezeit bis zur Herztransplantation durch diese Maß- nahme überbrückt werden sollte. Zwi- schen 1998 und 2002 wurden 22 Kinder mit einem durchschnittlichen Alter von 5,7 Jahren in den beiden an der Studie teilnehmenden pädiatrischen Zentren bis zur ersten Herztransplantation mit einem künstlichen Herzen versorgt.
Neun Kinder wurden durch ein exter- nes künstliches Herz unterstützt und 13 Kinder durch eine Herz-Lungen-Ma- schine. Da diese Kinder auf einer War- teliste priorisiert waren, betrug die War- tezeit auf ein Herz durchschnittlich 7,5 Tage. 77 Prozent der Kinder, die mit ei- nem künstlichen Herzen versorgt wor-
den waren, überlebten bis zur Entlas- sung aus dem Krankenhaus. Im Ver- gleich dazu war der Anteil der überle- benden Kinder, die ohne überbrücken- de Unterstützung der Herzfunktion auf ein neues Herz warteten, geringer.
Nach Ansicht der Autoren bietet ei- ne Herz-Lungen-Maschine im Kontext von Dringlichkeitslisten und kurzer Wartezeit die sicherste Form der Unter- stützung für Kinder vor einer Herz- transplantation.
Bei Erwachsenen, erklären die briti- schen Forscher, ist die Situation anders, da das Ungleichgewicht zwischen der Anzahl der verfügbaren und der be- nötigten Herzen größer ist und es so- mit zu erheblich längeren Wartezeiten
kommt. Se
Goldman AP, Cassidy J, de Leval M et al.: The waiting game: bridging to paediatric heart transplantation. Lancet 2003; 362: 1967–1970.
Dr. Allan P. Goldman, Great Ormond Street Children´s Hospital, Great Ormond Street, London, WC1N 3JY, Groß- britannien; E-Mail: goldman1@gosh.nhs.uk
Herztransplantation: Künstliches Herz
zur Überbrückung der Wartezeit bei Kindern
Colchicin
bei hartnäckiger Obstipation
Zu den unerwünschten Wirkungen von Colchicin bei der Behandlung eines akuten Gichtanfalls gehören Übelkeit und Durchfälle, die häufig einen Abbruch der Therapie er- zwingen. Offensichtlich kann man jedoch diese unerwünschten Wir- kungen auch zur Therapie hart- näckiger Obstipationsbeschwerden nutzen, wie dies auch von Misopro- stol bekannt ist.
Die US-amerikanischen Autoren berichten über eine randomisierte placebokontrollierte Doppelblind- Crossover-Studie, an der 16 Patien- ten mit extrem verlangsamter Ko- lontransitzeit teilnahmen.
Die Patienten erhielten entwe- der 0,6 mg Colchicin oral, dreimal täglich für vier Wochen oder ein Placebo bei einem zweiwöchigen therapiefreien Intervall.
Bei der Verabreichung von Col- chicin nahm die Zahl der wöchent- lichen Darmentleerungen von 2,7 auf 9,9 im Mittel zu. Übelkeit wurde nicht häufiger beklagt als bei der Gabe von einem Placebo. Bei der Verabreichung von Colchicin hin- gegen kam es zu einer deutlichen Zunahme abdominaler krampfarti- ger Beschwerden.
Die Dickdarmtransitzeit nahm bei der Behandlung der Studien- teilnehmer mit Colchicin von 63 Stunden auf 29 Stunden ab. Schwe- re Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
Myopathien oder Neuropathien, die nach Absetzen von Colchicin reversibel sind, wurden in der Stu- die nicht registriert. w Verne GN, Davis RH, Robinson ME et al.: Treatment of chronic constipation with colchicin: randomized double-blind, placebo-controlled, crossover trial. Am J Gastroenterol 2003; 98: 1112–1116.
Dr. G. N. Verne, Department of Medicine, Division of Gastroenterology, Hepatology and Nutrition, Uni- versity of Florida, Gainesville, Florida, USA