Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 19|
9. Mai 2014 A 823„ Der Bundesverband Deutscher Pathologen vertritt keinen Sektor,
sondern das gesamte Fachgebiet.
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Werner Schlake, BDP-Präsident BEDARFSPLANUNG
Pathologen bleiben bei ihrer Kritik
„Jeder von uns beherrscht die Diagnostik für den ambulanten und den stationären Bereich“, hat der BDP-Präsident vor eineinhalb Jahren im Interview betont. Doch die Bedarfsplanung gibt es nur für die ambulante Versorgung. Der Verband warnt vor den Spätfolgen.
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ach den Erfahrungen der letzten Jahre denken wir ernsthaft darüber nach, ob die Pa- thologie nicht besser außerhalb des KV-Systems angesiedelt sein soll- te.“ Mit dieser Ankündigung brachte Prof. Dr. med. Werner Schlake, Präsident des Bundesver- bands Deutscher Pathologen (BDP), am 29. April die anhalten- de Enttäuschung seiner Berufs- gruppe über die neue Bedarfspla- nung zum Ausdruck. Der „sekto- rengebundene Tunnelblick“ der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung (KBV) im Hinblickauf die Pathologie ver- hindere „die ganzheitli- che, sektorenübergreifen- de Sichtweise auf die Pa- tientenversorgung“, kri- tisierte Schlake. „Der BDP vertritt keinen Sek- tor, sondern das gesamte Fachgebiet“, ergänzte er.
Durch die Bedarfspla- nung, die aber nur den ambulanten Tätigkeits- bereich umfasse, würden Pathologen gezwungen sich zu entscheiden, ob sie ambulant oder statio- när tätig sein wollten, die sektorenübergreifen- de Versorgung nehme
ab, und Schnittstellenprobleme entstünden, die es vorher nicht ge- geben habe.
Anlass für die Kritik des Patho- logenverbands sind die Auswirkun- gen der neuen Bedarfsplanung.
Zum 1. Januar 2013 wurden neun bislang ungeplante Arztgruppen in die Bedarfsplanung einbezogen, dar unter auch die Pathologen. Be- gründet wurde dies damals vor allem mit einem ungebrochenen Wachstum in der Versorgung und einem bislang überproportionalen
nicht bedachte, negative Auswir- kungen der Bedarfsplanung erfas- sen, aber möglicherweise auch Ein- sparungen an den Schnittstellen nachweisen oder eine bessere Ver- sorgungsqualität.
KBV-Dezernent Gibis erläutert die Beweggründe
Beim Pathologenkongress Mitte April in Berlin hatte KBV-Dezer- nent Dr. med. Bernhard Gibis an die Beweggründe des Gemeinsamen Bundesausschusses für den Einbe- zug der Berufsgruppe in die Be- darfsplanung erinnert. Er verwies darauf, dass für eine begrenzte Menge an Geld wie in der gesetzli- chen Krankenversicherung auch nur eine begrenzte Zahl an Kolle- gen zugelassen werden könne. Da- bei sei die Versorgungslage mit Leistungen der Pathologie auch im internationalen Vergleich sehr gut.
Für den Fall, dass die Bundesvorga- ben für die Bedarfsplanung zu re- gionalen Problemen in der Versor- gung führten, könnten die Zuständi- gen davon sowohl lokal im Einzel- fall als auch regional systematisch davon abweichen, betonte er. Das gelte auch für das Fachgebiet der Pathologen.
Dem Eindruck, diese Berufs- gruppe entwickele sich nur zurück- haltend, widersprach Gibis aller- dings: Im Fachgruppenvergleich wachse die Gruppe der Pathologen stabil und stetig im einstelligen Pro- zentbereich, und dies stärker als beispielsweise im Krankenhaus.
Der KBV-Dezernent verwies auf ein weiteres Problem: Auch im Bereich der Pathologie verlagerten sich Leistungen aus dem stationä- ren in den ambulanten Bereich, oh- ne dass dieser Verlagerung das ent- sprechende Honorar folge.
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Sabine Rieser
Foto: BDP
Ressourcenverbrauch der neu ein- bezogenen Facharztgruppen.
Schlake verdeutlichte, dass er dies nach wie vor für einen Fehler hält. Denn von ungebrochenem Wachstum und überproportionalem Ressourcenverbrauch kann seiner Meinung nach keine Rede sein. So weise der Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer (BÄK) Ende 2012 nur 718 ambulant tätige sowie 596 im Krankenhaus tätige Patholo- gen aus. Deren Zahl habe sich im Vergleich zu den Vorjahren kaum erhöht. Der Honorarumsatz der nie-
dergelassenen Patholo- gen sei dem Honorarbe- richt der KBV für die Jahre 2009 bis 2012 zu- folge sogar leicht gesun- ken, ebenso die Zahl ih- rer Behandlungsfälle.
Insgesamt liege der An- teil der Pathologen am Gesamthonorar bei etwa 0,6 Prozent. Dass die KBV Ende 2012 genau 966 ambulant tätige Pa-
thologen zählte und nicht 718 wie die BÄK, erklärte Schlake damit, dass die BÄK Vollzeitstellen heran- zogen habe, die KBV hingegen an der Versorgung teilnehmende
„Köpfe“.
Die Pathologen fordern, ihr sektorenübergreifend aufgestelltes Fach aus der ambulanten Bedarfs- planung herauszunehmen. Alterna- tiv könne man diesen Beschluss durch einen Modellversuch beglei- ten, betonte Schlake. Nach Mei- nung des BDP ließen sich dadurch