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Archiv "GKV-Finanzierung: Fortschritt treibt die Kosten" (01.10.2010)

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A 1850 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 39

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1. Oktober 2010

GKV-FINANZIERUNG

Fortschritt treibt die Kosten

Die Gesundheitsversorgung wird durch moderne Therapieverfahren und eine älter werdende Gesellschaft immer teurer. Eine aktuelle Studie des IGSF zeigt, dass vor allem der medizinische Fortschritt die Kosten steigen lässt.

D

ie Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung steigen voraussichtlich bis zum Jahr 2060 auf 437 bis 468 Milliarden. Das ist zumindest das Ergebnis einer Be- rechnung des Fritz-Beske-Instituts für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) in Kiel. Damit würde die Gesundheitsversorgung in 50 Jahren fast dreimal so viel kosten wie heute.

Grundlage dieser Studie über

„Ausgaben und Beitragssatzent- wicklung der gesetzlichen Kran- kenversicherung bis 2060“ ist eine Prognose des Statistischen Bundes- amts zur demografischen Entwick- lung. Demnach gibt es 2060 fast 20 Prozent weniger Beitragszahler in der GKV als heute, die die drei- mal so hohen Ausgaben finanzieren müssten. Dies würde Beitragssätze von mehr als 50 Prozent des Brutto- einkommens bedeuten, „eine Zahl, die nicht diskussionswürdig ist“, wie Prof. Dr. med. Fritz Beske, Di- rektor des IGSF, betonte.

Die Kostensteigerung sei vor al- lem eine Folge des medizinisch- technischen Fortschritts. „Durch

den demografischen Wandel steigt der Beitragssatz bis 2060 lediglich auf 18 bis 19 Prozent an“, erklärte Beske. Das Institut berechnete hier- zu die Ausgabenentwicklung bei null, ein oder zwei Prozent jährli- cher Kostensteigerung durch den medizinischen Fortschritt (siehe Gra - fik). Realistisch müsse man jedoch von zwei Prozent ausgehen, pro - gnostizierte der IGSF-Direktor.

Er unterstrich mit diesen Daten seine Forderung nach einer neuen Ausrichtung der gesetzlichen Kran- kenversicherung. „Bisher gilt der Grundsatz, dass das, was an Bedarf da ist, auch bezahlt wird. In Zukunft bestimmt nicht mehr der Bedarf die Mittel, die verbraucht werden, son- dern die Mittel bestimmen die Leis- tungen, die noch erbracht werden können“, stellte er fest. Damit befän- de sich die GKV in der gleichen Si- tuation wie andere öffentliche Haus- halte. Deshalb müsse sich die Ver- sorgung auf den Krankheitsfall kon- zentrieren. Beispielsweise sei Prä- vention keine Aufgabe der GKV.

Der IGSF-Direktor forderte deshalb

die Politik auf, sich zu grundlegen- den Gesundheitszielen zu bekennen und diese zu garantieren:

Jeder, der ernsthaft krank ist, soll zeitnahen Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten.

Die Kosten für eine notwendige Behandlung dürfen niemanden in existenzielle Not bringen.

Nur aufgrund des Alters darf nie- mand von einer medizinischen Leis - tung ausgeschlossen werden.

Medizinischer Fortschritt soll al- len zugänglich sein.

Unter diesen Aspekten müsse der GKV-Leistungskatalog überprüft werden. Nichtbedarfsgerechte Leis - tungen solle man streichen, ver- langte Beske. Dabei dürfe es auch keine ethischen Tabus geben: Zum Beispiel müssen man überlegen, wie sinnvoll die umfassende Ver- sorgung Frühgeborener sei, die trotz zu erwartender Einschränkungen und schlechter Überlebenschancen aufgezogen würden. „Wir müssen den Mut haben, auch solche Dinge anzusprechen“, sagte Beske. ■

Dr. rer. nat. Marc Meißner GRAFIK

GKV-Ausgaben in Milliarden Euro

Prognostizierte Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung von 2010 bis 2060

Dargestellt ist der Einfluss des medizinisch-technischen Fortschritts auf die Kostenentwicklung in der GKV

500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0

2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060

Jahr GKV-Ausgaben ohne Kosten für med.-tech. Fortschritt 1 % höhere Kosten pro Jahr durch med.-tech. Fortschritt 2 % höhere Kosten pro Jahr durch med.-tech. Fortschritt

Quelle: IGSF, Grafik: Michael Peters,

P O L I T I K

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