da etwas nicht? Ich sehe auch nicht bei den Schwangeren allein das Problem. Es müssen ja auch Ärzte und Ärztinnen beteiligt sein. Auch solche, die die Indikation stellen!
Ich finde es merkwürdig, dass die- se bei 90 bis 95 Prozent der positiv auf Trisomie 21 getesteten Schwangerschaften eine Indikation finden können, die zum Abbruch führt . . .
Mich wundert der Automatismus:
Trisomie 21 = Abbruch. Den ver- stehe ich nicht!
Dr. med. Oliver Oettel, Facharzt für Frauenheil- kunde und Geburtshilfe, 94113 Tiefenbach
Auf der Seite der Schwachen
Betrachtet man die Diskussion um die Pränataldiagnostik in den letz- ten 30 Jahren, so ist es immer wie- der die Trisomie 21, die im Mittel- punkt steht . . .
Nun geht es um das Massively Par allel Shotgun Sequencing (MPSS), sozusagen um die Dia - gnostik ohne Schmerz und mit sehr geringem Risiko. Es wird so sein, dass diese Methode ihre breite An- wendung findet, für alle, die es sich leisten können. In den reichen Industriestaaten werden dann nur noch sehr wenige Kinder mit Down-Syndrom geboren werden.
Leider geht es hier aber nicht nur um die Verbesserung der pränata- len Diagnostik. Es geht auch im- mer um die Daseinsberechtigung von behinderten Menschen. Es drängt sich die Frage auf: Ist in zehn Jahren eine Frau selbst dran schuld, wenn sie ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt bringt?
In meiner Praxis für Kinderheil- kunde und Jugendmedizin betreue ich viele Patienten mit Down-Syn- drom. Sicherlich ist nicht alles im- mer einfach, und die Morbidität
dieser Patientengruppe ist fraglos hoch. Aber es sind Menschen, die in ihrer physischen und psy- chischen Erscheinung vollkommen sind, und wir sollten uns als Ärzte in unserem Selbstverständnis auf die Seite der Schwachen stellen . . .
Dr. med. Johann-Markus Deinhard, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, 27711 Osterholz-Scharmbeck
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