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Zur Esmün'äzär-Inschrift.
Von Franz Fraetorius.
Die in der Esmün'äzär-Inschrift Zl. 4 und 20 stehende Buch¬
stabengruppe n:3p wird, soviel ich sehe, allgemein aufgefasst als
„meine Beschwörung". Gleichwohl fühlt man, dass diese Erklärung
etwas fern hergeholt ist. Ob weiter die unmittelbar folgende Prä¬
position PN in dem durch diese Auffassung geforderten Zusammen¬
hange besonders gut passen würde, erscheint zweifelhaft. Noch
stärkere Bedenken erregt das an paralleler Stelle der Tabnit-In-
schrift stehende ^■a. Man ist diesen Bedenken dadurch aus dem
Wege gegangen, dass man entweder (trotz der äusseren Ähnlichkeit)
zwei ganz verschiedene Wendungen angenommen hat (TN ^lapp und
nc* 1»), oder dass man in nN "a eine Nachlässigkeit des Steinmetzen für HN ■'iirp gesehen hat.
Ich lese p „wer immer du Besitzer sein mögest: kein
Fürst noch irgend ein Mensch soll öffnen u. s. w.' Das kurzgefasste
yp entspricht seinem Sinne nach ungefähr dem ausführlicheren
T iisn rrN psn ms der Tahnit-Inschrift „der du diesen Sarg zu
Besitz erhältst". Vgl. ferner in griechischer Grabschrift öarig d 6 i'xov rb X'^QOv , iirjitoxe iictaxeiv^arjg rovicov rt (Dittenberger, Sylloge - II,' Nr. 888).
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Sabbath.
Von U. Zimmern.
Im letzten Hefte der Proc. of the Soc. ofBibl. Arch. (Vol. XXVI,
Febr. 1904, Tafel hinter p. 56) hat Pinches einen bisher nur
sehr fragmentarisch bekannten Keilschrifttext in bedeutend vervoll¬
ständigter Gestalt zugänglich gemacht, der, wie natürlich Pinches
selbst gesehen hat, in seinem jetzigen Wortlaut von grosser Wichtig¬
keit für die gerade neuerdings wieder vielumstrittene Sabbath-Prage
ist. Da aber die Lesung und Übersetzung des Textes bei Pinches
an einigen Stellen falsch ist, so haben sich auch in seine auf p. 51—56 vorausgehenden Ausführungen über .Sapattu, the Babylonian Sabbath"
mehrere falsche Aufstellungen eingeschlichen, die, wenn sie nicht
alsbald richtig gestellt werden, leicht weiteres Unheil anrichten
könnten.
Der betreffende Text (K. 6012 -|- K. 10684 aus der Bibliothek
Assurbanipals, vervollständigt durch eine Anzahl von neubabylo¬
nischen Duplikaten) behandelt, nach Art babylonischer Vokabulare,
das Wort ümu »Tag" in allerlei Verbindungen: „halber Tag";
„ganzer Tag" (üma-käl)^) bezw. „erster (Monats-)Tag" ; „zwei*) Tage" bezw. „zweiter (Monats-)Tag" "); „drei Tage" bezw. „dritter (Monats-)Tag" ; „vier Tage" bezw. „vierter (Monats-)Tag" ; „fünf Tage" bezw. „fünfter (Monats-)Tag' ; „sechs*) Tage" bezw. „sechster
1) Vgl. dazu meine Beitr. z. bab. Rel. 164 f. Anm. 8 zu Nr. 52 und jetzt auch Schreibungen wie ü-mu ak-kal (für ana käl) CT XVI 35, 29; XVll 26, 73.
2) Das von Hilprecbt, Assyriaca 67 ff. mitgeteilte neubabyloniscbe Zahlen¬
fragment aus Nippur (Ni. 1893) bietet Si-nu-u statt ii-na. Durch dieses Frag¬
ment, das sicb nunmehr als direktes Duplikat zu unserem Texte herausstellt, ist auch die Ergänzung zu ii-mu hinter den Zablen 2—10 gesichert. Pinches ist die Zugehörigkeit des Nippur-Fragments zum vorliegenden Texte ganz ent¬
gangen.
3) Unser Text lehrt, durch den ganzen Zusammenhang wie durch die
Ideogramme, dass man auch im Assyrischen, ähnlich wie im Hebräbchen und teilweise im Aramäischen , bei Angabe der Monatstage die Kardinalzahl , nicbt die Ordinalzahl, gebrauchte, und zwar, gleichfalls wie im Hebräischen und Aramäischen, bei den Zablen 3—10 mit der Femininform der Kardinalzahl neben dem maskulinen ümu.
4) Ni. 1893: sii-sit-ti.