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Zu Band XLII S. 253.
In der Abhandlung Grünbaum's über „Assimilationen und
Volksetymologien im Talmud" ist die Rede von der Frucht ethrog,
dem angebhchen „Adamsapfel", der am Laubhüttenfeste benutzt
werde. Ich erlaube mir ein chinesisches Seitenstück dazu zu er¬
wähnen. Im Süden China's wächst eine Citronenart , welche F u -
Sou- kan die „Buddha-Hand-Citrone" genannt wird und Früchte
trägt mit deutlichen fleischigen fingerartigen Auswüchsen (sie ist
abgebüdet im japanischen San-sai-tsu-ye, Heft 87 S. 21b). Der
Verkehr der Araber und wahrscheinlich auch der der Juden mit
China geht bis in das 8. und 9. Jahrhundert zurück und ihre
Kenntniss von dieser Frucht wird wohl eben so alt sein, wenn die¬
selbe auch nicht etwa schon weiter gen Westen als China anzu¬
treffen sein soUte. Dass „Buddha" durch „Adam" wiedergegeben
wird , ist auch sonst eine bekannte Thatsache. Mag ethrog
(e s s r 0 g) immerhin , wie arabisch > eine Neben bildung zu
turunj sein, so ist es doch bemerkenswerth, dass die Malaien alle
derartige Früchte , wie Citronen und Apfelsinen j e r u k nennen.
Ob tscham kroß, kambodschisch dgl., eine Umstellung davon ist,
lasse ich dahingestellt sein; der Vorsatz e im Chaldäischen scheint
jedoch auf einen unaussprechbaren fremden Laut hinzudeuten, dem
dort der bekannte Lispellaut entsprecben könnte. Da der Verkehr
des römischen Reiches mit China bis in die Zeiten des Marcus
Aurelius hinaufgeht und die Anfänge der römischen und jüdischen
Niederlassungen auf der indischen Westküste damals wahrscheinlich
schon bestanden, steht einer solchen Herkunft des Wortes auch das
Vorkommen bei Onkelos wohl nicht im Wege (s. Levy's Wörter¬
buch unter Nai-nN). Ich übersehe auch nicht, dass die Sage bei
Grünbaum a. a. Ö. eigentlich von den Furchen auf der Schale der
Frucht redet, die von menschlichen Zähnen herrühren sollen; viel¬
leicht mag aber die Sage früher von anhaftenden Fingern ge¬
sprochen haben, oder noch sprechen. Die Ableitung von der Wurzel
AJ-i durch Missdeutung und die etwaige Abneigung gegen den
Nasenlaut und die vierlautige Wurzel musste ich hier ausser Acht
lassen ; es könuen ja auch mehrere Gründe zur Bildung des Wortes
zusammengewirkt haben.
K. Himly.
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Die Denkwürdigkeiten des Sah Tahmäsp I von Persien.
Von Faul Horn.
I.
Ueber die Denkwürdigkeiten §äh Tahmäsp I verdanken wir
ausführhchere Mittheilungen bereits Teufel, der in dieser Zeit¬
schrift Band 37, 113 ff. dem Werke einen eigenen Aufsatz gewidmet
hat. Auch Schefer erwähnte in der Chrestomathie persane II, 66
Note 2 die Memoiren und gab damals (im Jabre 1885) der Er¬
wartung Ausdruck, dass dieselben nach einer in Teheran vorhandenen
Handschrift bald publicirt werden würden. Auf meine Bitte um
nähere Auskunft war Herr Prof Schefer so freundhch, mir mit¬
zutheilen, dass zufolge einer aus Teheran an ihn gelangten Nach¬
richt sich daselbst die Originalhandschrift des fürstlichen Schrift¬
stellers in Privatbesitz befinde. Da mir eine Ausgabe der Memoiren, die Teufel in seinem Artikel als sehr wünschenswerth bezeichnete,
ohne Benutzung dieser wichtigen Handscbrift ein Unding erschien,
so setzte ich mich rait Herrn Dr. Prank, Dragoman der deutschen
Gesandtschaft in Teheran, in Verbindung. Derselbe ist rair mit
ganz seltener Liebenswürdigkeit entgegen gekommen , ohne seine
thatkräftige Unterstützung wäre in Teheran schwerlich das Geringste zu erreichen gewesen.
Wie man Herm Dr. Prank sagte, soll die Teheraner Hand¬
schrift allerdings eigenhändig von Säh Tahmäsp geschrieben sein;
jetzt ist sie im Besitze des §äh, der sie von seinem im Jahre 1888
verstorbenen Bruder Perhäd Mirzä, ehemals »JjJiJl Jwäjw,
zum Geschenk erhielt. Nach diesem Manuscript gab der persische
Pressminister * : 1 ... !| ■\\ , v «-t Muhammed Hasan Chän,
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früher 2i.JjjJ| ^^.^..i^, die Memoiren als h »L-i s^^Utj^j
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heraus, und zwar in einem unter dem Titel oLäJ^ j! jj».4-iJ! j-Üa^
Bd. XLIV. 38