• Keine Ergebnisse gefunden

Johanniskraut – besser als Plazebo

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Johanniskraut – besser als Plazebo"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Medien ● ● ● Moden ● ● ● Medizin

1 4 8 A R S M E D I C I 42 0 0 5

Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist bei leichten und mittelschweren Depres- sionen wirksamer als Plazebo, das be- kanntlich auch in einem nicht geringen Prozentsatz einen günstigen Einfluss auf die Krankheitsbeschwerden zeitigt. Das hat ein Review einer Arbeitsgruppe um Klaus Linde vom Münchner Zentrum für naturheilkundliche Forschung ergeben.

Die Arbeit ist kürzlich im «British Journal of Psychiatry» erschienen (Br J Psychiatry 2005; 186: 99–107) und wird im Laufe des Jahres in der Cochrane Collaboration Library publiziert.

Die Forscher analysierten 37 Studien, in denen depressive Patienten über mindes- tens einen Monat entweder mit Johannis- kraut, einem Standard-Antidepressivum oder mit Plazebo behandelt wurden.

Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Effekt von Johanniskraut weniger aus- geprägt ist als bislang von manchem an- genommen. Grund für diese Einschrän- kung dürfte unter anderem der Einschluss von neueren Untersuchungen aus den USA sein, in denen sich nur eine geringe oder gar keine positive Wirkung des Pflan- zenextraktes nachweisen liess.

Im Gegensatz zu vielen früheren Über- sichtsarbeiten fanden in diese Metaana- lyse nur doppelblinde und randomisierte Studien Eingang. Die Autoren machten

sich zudem auch auf die Suche nach Stu- dien, die – häufig wegen negativer Ergeb- nisse – nicht veröffentlicht wurden, und bezogen diese mit in die Beurteilung ein.

Insgesamt analysierte das Forscherteam aus deutschen, schweizerischen und US- amerikanischen Experten Ergebnisse von 5603 erwachsenen Versuchspersonen. In 26 Studien wurde Johanniskraut mit einem Plazebo verglichen, in 14 Studien musste das pflanzliche Heilmittel gegen ein Standard-Antidepressivum antreten.

Insgesamt wirkte Johanniskraut statistisch signifikant besser als Scheinpräparate und sehr ähnlich wie Standard-Antidepressiva (z.B. Imipramin oder Sertralin).

Im Vergleich zwischen Hypericum-Extrakt und Plazebo fiel der positive Effekt des Jo- hanniskrauts umso schwächer aus je ak- tueller die Ergebnisse, je höher die Anzahl der Versuchsteilnehmer und je schwerer die Depressionen war. Sowohl für den Vergleich mit Plazebo als auch mit Anti- depressiva liess sich feststellen: In Studien aus deutschsprachigen Ländern schnitt Johanniskraut besser ab als in anderen Ländern.

Patienten, die den Pflanzenextrakt einnah- men, litten unter geringeren Nebenwir- kungen als unter Standard-Antidepressiva.

Auch brachen weniger Patienten die Stu- die ab, wobei dieser Vorteil speziell im Ver- gleich mit Serotonin-Wiederaufnahme- hemmern (SSRI) nur als – statistisch nicht signifikanter – Trend erkennbar war.

«Frühere Studien haben die positive Wir- kung des Johanniskrauts vermutlich über- schätzt», interpretiert Klaus Linde die Er- gebnisse. «Aber auch wenn die Evidenz für den Effekt des Pflanzenextrakts schwä- cher geworden sind, so ist sie immer noch positiv», meint der Autor. Wegen mög- licher Interaktionen mit anderen Medi- kamenten gehörten Johanniskraut-Präpa- rate jedoch in die Hand des Arztes. ● U.B.

Cochrane-Analyse

Johanniskraut – besser als Plazebo

Über 10 Prozent aller Abstossungen von transplantierten Nieren kommen durch eine Antikörper-vermittelte humorale Im- munreaktion zustande. Etwa die Hälfte dieser Patienten bildet Antikörper gegen bekannte Gewebeantigene, die das Im- munsystem als fremd erkennt. Aber für die andere Hälfte ist die Ursache der Transplantatabstossung unbekannt.

Neue Untersuchungen einer interdiszipli- nären Forschergruppe um Duska Dragun, Charité Berlin, zeigen nun, dass diese Pa-

tienten Antikörper gegen einen agonis- tisch wirkenden Angiotensin-II-Typ-1- (AT1-)Rezeptor bilden, die in der Lage sind, den Rezeptor anzuschalten. Die Ar- beit wurde vor kurzem im «New England Journal of Medicine» (NEJM 2005; 352:

558-69) publiziert. Welche genaue Rolle die Antikörper bei der Transplantatabstos- sung spielen, ist bislang noch unklar. Die Forscher konnten aber zeigen, dass die Gabe von Angiotensin-II-Rezeptorblockern und die Entfernung der Antikörper aus dem

Blutplasma durch Plasmapherese, eine Schädigung des transplantierten Organs bei einem Teil der Patienten verhinderte.

Allerdings weisen sie darauf hin, dass ein Eingriff in das Renin-Angiotensin-System gerade bei Patienten mit nur einer Niere nicht unproblematisch ist, weshalb wei- tere Untersuchungen abgewartet werden müssten, bevor man über den Stellenwert der Therapie verlässliche Aussagen treffen

könne. ●

U.B.

Mit A-II-Antagonisten gegen

Transplantatabstossung?

Johanniskraut – die antidepressive Wir- kung konnte bestätigt werden, fiel aber geringer aus als erwartet.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Jahrestagung der Gesellschaft für Phytotherapie in Münster vorgetragen hat, erwar- tet, dass die Verschreibungspflicht für Johanniskraut erwogen wird: „Es kann dem einzelnen

Die Autoren aus Norwegen führten eine prospektive Studie bei 496 Colitis-ulcerosa-Patienten und 232 Morbus-Crohn-Patienten durch, wobei in rund 80 Prozent eine Kolo- skopie

Diese zeigte11 über deii gesaniteii Beob- achtungszeitrauin das gleiche Flavonoid- iniisler wie das Kraut ohne Blüteii. Der Gehaltan Monoflavonoiden iiahmvonder 6.

Mit Erstaunen nimmt man zur Kenntnis, daß das Bun- desverfassungsgericht sich selbst Aufschub bei der Ent- scheidung über das neue Ab- treibungsrecht gewährt mit der Begründung,

Ratschläge für Ärzte und Studenten Herausgegeben von den Mitgliedern der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.. Dieser Ratgeber zur Arzneitherapie für den Arzt bietet

Schadewald in „Nihil" eine Abkürzung des Genitivs Nihi- li = für nichts, den es gram- matikalisch gar nicht gegeben hat (siehe Langenscheidts Taschenwörterbuch).. Ein

Beipackzettel „macht nicht müde". Untersuchungen hatten gezeigt, daß in the- rapeutischen Dosen die Funktion des Zentralner- vensystems durch Terfena- din nicht beeinflußt

«Die Schmerzreize konnten durch die Akupunktur gedämpft, aber nicht völlig abgeblockt werden», bewer- ten die Autoren die Ergebnisse.. «Das weist darauf hin, dass Akupunktur zwar