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Achtung bei gleichzeitiger Gabe von Johanniskraut

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 3+4 | 2021

91

Johanniskrautextrakte (Hypericum perforatum) kommen in der Behand- lung von leichten bis mittelgradigen de- pressiven Episoden zum Einsatz. Ihre Einnahme kann mit klinisch relevanten pharmakokinetischen Interaktionen einhergehen: Das pharmakokinetische Interaktionspotenzial ist umso geringer, je weniger Hyperforin enthalten ist. Ex- trakte mit einem hohen Hyperforin- gehalt induzieren die Aktivität intesti- naler und hepatischer CYP3A4 und von P-Glykoprotein (P-gp); die volle Wir- kung entfaltet sich 14 Tage nach Beginn der Einnahme.

Der Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban ist zur Behandlung venöser Thrombo- embolien (tiefe Venenthrombose und/

oder pulmonale Embolien) und zur Pro- phylaxe rezidivierender Ereignisse so- wie zur Vorbeugung von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patien- ten mit nicht valvulärem Vorhofflim- mern zugelassen. Er wird rasch resor- biert und erreicht nach 2 bis 4 Stunden seine maximale Plasmakonzentration.

Die Ausscheidung erfolgt zu einem Drittel unverändert über die Niere, der Rest wird hepatisch metabolisiert und via Galle oder Urin ausgeschieden. Der hepatische Metabolismus von Rivaro- xaban erfolgt hauptsächlich durch Zy- tochrom P450 CYP3A4, es ist zudem ein P-gp-Substrat. Die gleichzeitige Gabe von starken Inhibitoren kann zu einer signifikanten Erhöhung der Riva- roxaban-Exposition führen. Auch bei gleichzeitiger Gabe von starken Induk- toren sind Wechselwirkungen bekannt, beispielsweise bei gleichzeitiger Ein- nahme von Rivaroxaban und Rifampi- cin. Bislang fehlten jedoch klinische

Daten zur Auswirkung eines kombi- nierten, CYP3A4- und P-gp-induzieren- den Extrakts aus Hypericum perfora- tum auf die Pharmakokinetik und die Pharmakodynamik von Rivaroxaban.

In-vivo-Studie zeigt Zusammenhang

Scholz et al. beschäftigten sich in einer nicht randomisierten, sequenziellen Open-Label-Interaktionsstudie mit die- ser Fragestellung. 12 gesunde Erwach- sene, 10 davon Frauen (mittleres Alter 25, mittlerer BMI 23 kg/m2), erhielten sowohl vor als auch nach einer Induk- tionsphase je eine Dosis von 20 mg Ri- varoxaban, wie zur Prävention und Behandlung thromboembolischer Er- krankungen zugelassen. Die Plasmakon- zentration sowie die Hemmung des ak- tivierten Koagulationsfaktors X wurden sowohl vor als auch bis zu 48 Stunden nach Einnahme von Rivaroxaban ermit- telt. In der Zwischenzeit nahmen die Teilnehmer 14 Tage lang zweimal täglich einen Hyperikumextrakt mit mittlerem Hyperforingehalt (0,7 mg/100 mg) ein und verzichteten auf koffeinhaltige Ge- tränke, Grapefruit und Alkoholika.

Nach der Einnahme des Hyperikumex- trakts (und der damit einhergehenden Induktion von CYP3A4 und P-gp) wa- ren die maximale Plasmakonzentration sowie die Exposition von Rivaroxaban verringert, und die pharmakodynami- sche Wirkung nahm proportional ab.

Der Unterschied in der Faktor-Xa-Inhi- bition korrelierte eng mit der Rivaroxa- ban-Konzentration.

Limitationen der Studie sind neben der kleinen Teilnehmerzahl die Tatsache, dass die Untersuchung der Wechselwir-

kungen auf der Applikation nur einer einzelnen Dosis Rivaroxaban und nur eines Johanniskrautextrakts beruht – Extrakte mit einem anderen Hyperfo- ringehalt könnten zu einem mehr oder weniger ausgeprägten Effekt führen.

Ausserdem kann die Untersuchung ge- sunder Freiwilliger nicht die Situation von Patienten mit begleitenden Erkran- kungen (z. B. einer eingeschränkten Nierenfunktion) abbilden.

Fazit

Es konnte in vivo gezeigt werden, dass die Einnahme eines hyperforinhaltigen Johanniskrautextrakts über 2 Wochen in einer Abnahme der maximalen Kon- zentration von Rivaroxaban um 14 Prozent und einer um 24 Prozent verringerten Exposition resultierte. Da dadurch die gewünschte antikoagulie- rende Wirkung des Faktor-Xa-Hemmers reduziert wird, empfehlen die Autoren, diese Kombination, wenn möglich, zu vermeiden und entweder einen hyper- forinarmen Johanniskrautextrakt aus- zuwählen oder auf ein Antikoagulans zu wechseln, das einfach zu monitori- sieren (z. B. ein Vitamin-K-Antagonist) respektive durch CYP3A4/P-gp-Induk- toren weniger beeinträchtigt ist. Ande- renfalls sollen die Faktor-Xa-Aktivität oder die Plasmakonzentration von Ri- varoxaban überwacht werden. Mü s Quelle: Scholz I et al.: Effects of Hypericum per- foratum (St. John’s wort) on the pharmacokine- tics and pharmacodynamics of rivaroxaban in humans. Br J Clin Pharmacol. 2020. Epub ahead of print. https://doi.org/10.1111/bcp.14553

Interessenlage: Die Studie wurde von Bayer (Schweiz) AG unterstützt.

Antikoagulation mit Rivaroxaban

Achtung bei gleichzeitiger Gabe von Johanniskraut

Bei Antikoagulation mit dem Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban und gleichzeitiger Einnahme von Johan- niskraut kann es, abhängig vom Hyperforingehalt des verwendeten Extrakts, zu Wechselwirkungen mit einer relevanten Wirkverminderung kommen, wie Scholz et al. in einer In-vivo-Untersuchung zeigen konnten.

Br J Clin Pharmacol

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