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Johanniskraut

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120 DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

J

ohanniskraut ist das einzige Phytopharmakon, für das die antidepressive Wirkung in zahlreichen Studien nachge- wiesen wurde. Die stimmungs- aufhellenden Effekte scheinen auf den Gesamtextrakt mit den Wirk- stoffen Hypericin, Hyperforin, aber auch die enthaltenen Flavonoide zu- rückzuführen zu sein. Klar ist, dass Johanniskrautextrakt die Wiederauf- nahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin aus dem synaptischen Spalt hemmt und so ähnliche phar- makologische Wirkungen hat wie die chemischen antidepressiven Wirk- stoffe. In Untersuchungen wurden außerdem Effekte am GABA-Rezep- tor und auf den Glutamatstoffwech- sel festgestellt. Auf der Rezeptor- ebene löst Johanniskrautextrakt – und hier insbesondere der Inhaltsstoff Hyperforin – eine Herabregulation von Beta-Rezeptoren aus. Auch dies scheint mit der therapeutischen Wir- kung auf die depressiven Störungen in Zusammenhang zu stehen.

Johanniskrautextrakt gibt es als Arz- neimittel in verschiedenen Dosierun- gen mit der Indikation zur Behand- lung von leichten bis mittelschweren depressiven Episoden gemäß ICD-10.

Abzugrenzen sind entsprechende Teezubereitungen oder Johannis- krautauszüge in Nahrungsergän- zungsmitteln. Hier sind die Konzent- rationen der Wirkstoffe so niedrig, dass nicht von einer antidepressiven Wirkung auszugehen ist. Für die Her- stellung von Johanniskraut-Präpara- ten werden die getrockneten, blühen- den Zweigspitzen mit Blüten, Blättern

und Stängeln von Johanniskraut ver- wendet. Die empfohlenen Arzneimit- tel sollten standardisierte Extrakte enthalten, um eine ausreichende Konzentration an Wirkstoffen zu ge- währleisten. Die Fertigarzneimittel variieren bezüglich ihres Wirkstoffge- haltes. So liegen die Dosierungsemp- fehlungen der apothekenpflichtigen Produkte zwischen 500 und 1000 Mil- ligramm pro Tag entsprechend der Leitlinie zur Behandlung der unipola- ren Depression. Bis der Patient die vollständige Wirkung erwarten kann, sollte die Einnahme etwa vier Wo- chen lang regelmäßig erfolgen. Auf diese Wirkungslatenz sollte der Pati- ent von PTA und Apotheker hinge- wiesen werden, damit er nicht zu früh die Therapie absetzt.

Die übliche Darreichungsform ist die Tablette, die je nach Dosierung ein- bis zweimal täglich eingenommen wird. Generell ist Johanniskraut- extrakt gut verträglich. Als Neben- wirkungen werden gastrointestinale Beschwerden, selten Müdigkeit und Unruhe in der Fachinformation an- gegeben. Bekannt ist, dass hohe Do- sierungen des Johanniskrautextrak- tes bei hellhäutigen Menschen und hoher UV-Einstrahlung zu Fotosen- sibilisierungsreaktionen führen kön- nen. Besondere Achtung ist gebo- ten, wenn Johanniskrautextrakt von einem Patienten mit Polymedika- tion eingenommen wird. Aufgrund zahlreicher Interaktionen ist bei Ab- gabe eines Johanniskraut-Präparates die Frage nach anderen Medikamen- ten, sowie bestehenden Vorerkran- kungen notwendig. Da die Inhalts-

stoffe des Johanniskrautextraktes eine Induktion von Enzymen des CYP P450-Systems hervorrufen, sind eine Vielzahl von pharmakoki- netischen Wechselwirkungen mög- lich. So führt Johanniskrautextrakt zu einer Wirkminderung von An- tikoagulanzien vom Cumarintyp, Ciclosporin, Tacrolimus, Digoxin, Indinavir, Imatinib, Amitriptylin und Zytostatika. Wenn Frauen die Pille zur Verhütung einnehmen, soll- ten diese vorsorglich auf eine mögli- cherweise verminderte Wirksamkeit und das Auftreten von Zwischen- blutungen hingewiesen werden. Als pharmakodynamische Wechselwir- kung ist die von Johanniskrautext- rakt und serotonergen Arzneistoffen zu beachten. Hier besteht das Risiko für ein Serotoninsyndrom – dies tritt allerdings dosisabhängig auf und ist sehr selten. Kinder, Schwangere und Stillende sollten Johanniskraut nicht einnehmen, da hier die Daten- lage zu gering für eine Empfehlung ist. Zu beachten ist, dass die uni- polare Depression eine schwerwie- gende Erkrankung ist, die mit einer hohen Mortalitätsrate verbunden ist.

Für mittelschwere bis schwere Ver- läufe ist Johanniskrautextrakt aus der Selbstmedikation nicht geeignet.

Im Beratungsgespräch sollte sorgfäl- tig abgewogen werden, ob dem Pa- tienten mit Johanniskrautextrakt bei leichten Beschwerden geholfen wer- den kann oder ob doch besser der Arztbesuch angeraten wird.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

STECKBRIEF

Eine Alternative zu chemischen Antidepressiva sind Johanniskraut extrakte, die Serotonin, Dopamin und Noradrenalin beeinflussen und die depressive Symptomatik verbessern.

Johanniskraut

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2019 | www.diepta.de

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Johanniskraut

Wirkung

Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt in die Zelle, antidepressive Wirkung

Hauptindikationen

Behandlung leichter bis mittelschwerer depressiver Störungen

Einnahme

Oral, Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten möglich, regelmäßige Einnahme

Nebenwirkungen

gastrointestinale Beschwerden, allergische Reaktionen, selten Fotosensibilisierung, Unruhe

Kontraindikationen

Kinder unter 18 Jahren, Schwangere und Stillende

Wechselwirkungen

Mit serotonergen Wirkstoffen Gefahr des Serotoninsyndroms, Wechselwirkungen mit:

Antikoagulanzien vom Cumarintyp, Ciclosporin, Tacrolimus, Digoxin, Indinavir, Imatinib, Amitriptylin, Zytostatika, hormonellen Kontrazeptiva

Hypericin

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