• Keine Ergebnisse gefunden

Wie wirkt Methylphenidat bei ADHS? PET-Studien liefern neue Erkenntnisse

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "Wie wirkt Methylphenidat bei ADHS? PET-Studien liefern neue Erkenntnisse"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Wie wirkt Methylphenidat bei ADHS? PET-Studien liefern neue Erkenntnisse

Die gängigen Leitlinien empfehlen den Einsatz von Methylphenidat (MPH) als Mittel der ersten Wahl einer pharmakologischen Therapie bei ADHS.1 Doch was genau wissen wir über den Wirkmechanismus dieser Substanz im ZNS? Bildgebende Verfahren haben in den letzten Jahren Licht ins Dunkel gebracht.

Informieren Sie sich hier über die neuesten Erkenntnisse.

Mehr als 2.500 Studien mit Methylphenidat

Die klinischen Effekte von Methylphenidat (MPH) auf das Verhalten von ADHS-Patienten sind sehr gut belegt. Über die Veränderungen im Gehirn unter einer Therapie mit MPH war bisher allerdings nur wenig bekannt, trotz jahrzehntelanger Erfahrung mit der Substanz und umfangreicher Forschung – allein PubMed referenziert mehr als 2.500 Studien zu MPH in Zusammenhang mit ADHS.

Pharmakologisch ist MPH ein äußerst wirksames zentralnervöses Stimulans, das bei Erwachsenen mit ADHS fördernd auf die Konzentration wirkt und Impulsivität sowie

Hyperaktivität vermindert.2 Viele Erwachsene berichten, dass sie sich während der Therapie mit MPH erstmalig in Ruhe einer Aufgabe widmen konnten. Die Organisationsfähigkeit verbessert sich und die innere Unruhe nimmt ab.

Was passiert bei ADHS im ZNS?

Ergebnisse neuroanatomischer Studien legen nahe, dass bei ADHS die Funktion neuronaler Regelkreise im ZNS gestört ist.3 Diese Dysfunktion geht mit einer Unausgewogenheit der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin in bestimmten Gehirnregionen einher. Im Wesentlichen sind bei ADHS der präfrontale Cortex und die Basalganglien involviert. Daran lassen sich auch die Symptome der Betroffenen erklären:

Der präfrontale Cortex steuert sehr stark die Aufmerksamkeit und andere kognitive Effekte2. Für eine optimale Funktion wird eine ausgewogene Konzentration an Dopamin und

Noradrenalin benötigt. Störungen gehen einher mit unkontrollierter Aufmerkamkeit,

Abgelenktsein, schlechter Impulskontrolle und mentaler Inflexibilität2. Die vorausschauende Handlungsplanung ist erschwert.3

Die Basalganglien sind vor allem für Motivationseffekte verantwortlich.2 Wichtigster

Mitspieler in diesem System ist das Dopamin: Der Neurotransmitter generiert Verlangen und Belohnungserwartung und ist damit ein wichtiger Motivator. Störungen bedingen Defizite im Antrieb und der Motivation.

Die positive Wirkung von MPH auf die Psychopathologie bei ADHS ist bestens belegt.2 Mittlerweile lässt sich hierfür auch ein klares neuroanatomisches Korrelat zeigen: Die Verbesserung der ADHS-Symptomatik beruht auf einer Blockade der Transportproteine für Dopamin und Noradrenalin im ZNS.4 Zu diesem Verständnis hat in jüngerer Zeit die

(2)

Hirnbildgebung mit Positronenemissionstomographie (PET) und Magnetresonanztomographie (MRT) ganz wesentlich beigetragen.4

Was wissen wir bisher zu Methylphenidat? Eine Übersicht der Fakten:

MPH greift in das Dopaminsystem ein, indem es die Wiederaufnahme des Neurotransmitters am synaptischen Spalt durch eine Blockade der Dopamin-

Transporter (DAT) verhindert → Dopamin reichert sich im synaptischen Spalt an und kann somit besser wirken.2,4,5

MPH greift ebenfalls in das noradrenerge System ein, indem es die Funktion des Noradrenalin-Transporters (NET) hemmt → Noradrenalin reichert sich im

synaptischen Spalt an und kann somit besser wirken. Der NET ist allerdings nicht sehr selektiv und kann auch Dopamin relativ gut transportieren → bei einer Blockade reichert sich auch Dopamin im synaptischen Spalt an und kann somit besser wirken.2,4

Bei einer ausreichenden bzw. ausgewogenen Dopamin-/Noradrenalin-Konzentration ist die Aufmerksamkeit fokussiert, und die Reaktionen sind kontrolliert, organisiert und flexibel.2

➔ Bildgebende Verfahren beim Menschen bestätigen die Wirkung von MPH auf das dopaminerge (und das noradrenerge) System. MPH besetzt Bindungsstellen am DAT und NET und blockiert damit den Rücktransport von Dopamin - und auch Noradrenalin - aus dem synaptischen Spalt in die Nervenzelle. Als Konsequenz können beide Neurotransmitter aufgrund der Anreicherung im synaptischen Spalt besser wirken.2

Im Fokus der medikamentösen ADHS-Therapie: DAT und NET

Im Zentrum des Effektes von Methylphenidat steht die sehr starke Hemmwirkung auf die Transporterproteine DAT (Dopamintransporter) und NET (Noradrenalin-Transporters). DAT und NET pumpen das präsynaptisch freigesetze Dopamin und Noradrenalin in die Zelle zurück – und limitieren damit zeitlich die Wirkung der beiden Neurotransmitter an den Rezeptoren.2 Im präfrontalen Cortex gibt es übrigens fast keine Dopamin-Transporter. Hier wird Dopamin auch über den an den Synapsen vorhandenen NET inaktiviert.2

Tiermodelle und in-vitro-Studien bestätigen, dass die synaptischen und extrasynaptischen Konzentrationen der beiden Neurotransmitter unter MPH zunehmen.5

In PET-Studien wurden Bilder von Dopamin-Transportern im Gehrin des Menschen vor und nach Arzneimittelgabe von MPH verglichen:4 Bei therapeutischen Dosen von MPH zeigte sich, dass Methylphenidat die Funktion von 60-70% der Dopamintransporter blockiert.

Ist der Transporter blockiert, verbleibt mehr Dopamin im synaptischen Spalt und die extrazelluläre Konzentration des Transmitters ist enstprechend erhöht.4

Neue Daten stützen noradrenerge Rolle von Methylphenidat

Da bis vor kurzem kein spezifisches PET-Radiopharmazeutikum für den NET entwickelt und beim Menschen validiert war, wurde neben den dopaminergen Effekten die Rolle der

noradrenergen MPH-Wirkung in der Vergangenheit in vielen Diskussionen übergangen.4 Aktuelle Untersuchungen mit dem neuen Radiopharmazeutikum bestätigen, dass MPH auch die Funktion der NET hemmt, und zwar mit einer Affinität, die mit der für DAT vergleichbar

(3)

ist. In einer Studie blockierte MPH in therapeutischen Dosen die Funktion von 70-80% der NETs, verglichen mit 60-70% bei den DATs.4

Methylphenidat beeinflusst das kortikale Wachstum

Mit den technischen Fortschritten bei der MRT-Bildgebung lassen sich heutzutage auch neuroanatomische und funktionelle Effekte von MPH untersuchen. Interessant ist dies vor allem im Hinblick auf die Frage, ob MPH Einfluss auf die Gehirnentwicklung nimmt.

Forschungsteams verfolgten dies bei Kindern und Jugendlichen. Die Wissenschaftler stellen fest, dass die kortikale Dicke bei der Hirnreifung in der Gruppe nicht behandelter ADHS- Kinder stärker abnahm als bei Kontrollen, die MPH erhielten. Die mit MPH behandelten Patienten zeigten hinegegen ein kortikales Wachstum, das mit dem von Kindern ohne ADHS vergleichbar war.4

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Nach seinen Re- cherchen hatten 277 von 498 Autoren einen Interessenkonflikt, was einem Anteil von 56 Prozent entspricht.. Der Anteil der Autoren mit Interessenkonflikt

Annette Streeck-Fischer, Chefärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Niedersächsischen Landeskrankenhaus Tiefenbrunn, warnt: "Etliche Kinder werden sechs bis

Improved identification of coronary ar- tery disease in patients with left bundle branch block by use of dobutamine stress echocardiography and comparison with myocardial

Klar ist, dass Johanniskrautextrakt die Wiederauf- nahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin aus dem synaptischen Spalt hemmt und so ähnliche phar- makologische Wirkungen hat

Patienten, die in der Vorgeschichte unter einer Therapie mit Ergotamin- Präparaten eine Fibrose in Form einer Herzklappenfibrose, einer pleuropul- monalen und retroperitonealen

Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie oder Ihre Familie / Ihr Betreuer wahrnehmen, dass Sie ein für Sie unübliches drang- oder triebhaftes Verhalten entwickeln oder wenn Sie dem

Dopamin verringert (ADHS) Dopamin gewöhnlich. Aufmerksamkeitssteuerung, Antrieb,

31 Wie Kommunikation funktioniert 32 Kommunikation ist Austausch von Bedeutung 34 Marken*sind mehr als Markenlogos 36 Marken sind vor allem Bedeutung 38 Warum Marken Ghamäleones