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Quintessenz Zahnmedizin, 08/2010

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Quintessenz 2010;61(8):895 895

EDITORIAL

Was ist mit der Jugend los?

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn ich vor 10 Jahren die Studierenden im Hörsaal gefragt habe, wer das Ziel ver- folgt, eine eigene Praxis zu gründen, gin- gen fast alle Arme hoch. Heute dagegen sieht die Situation ganz anders aus, denn es fehlt sehr oft ein entsprechendes kla- res Karriereziel. Die soziale Sicherheit wird gegen das unternehmerische Risiko abge- wogen, und die Berufsziele werden eher kurzfristig gesetzt: also zunächst Examen, dann eine Assistentenstelle und dann mal sehen, ob man irgendwo einsteigt. Woran liegt das eigentlich?

Nichts ist so leicht, wie ganz schnell die üblichen Verdächtigen zu beschuldi- gen oder aber Stammtischplattitüden zu bemühen. Auch wenn die wahren Gründe für diese Tendenz vielschichtig sind, kann man doch einige Faktoren ausmachen.

Am auffälligsten ist die Tatsache, dass der Frauenanteil unter den Studierenden der Zahnmedizin drastisch gestiegen ist. In Köln beträgt die Frauenquote in einigen Semestern bis zu 70 %. Dies hat zahlreiche positive Folgen in der Lehre. Allerdings können sich viele Frauen nicht vorstellen, eine 50-Stunden-Woche als alleinverant- wortliche Praxisinhaberin anzustreben, insbesondere weil sich die Frage der Ver- einbarkeit mit der Familienplanung stellt.

Ein weiterer Faktor besteht darin, dass die Mehrzahl der Studierenden nicht wirk- lich davon überzeugt ist, dass sich persön- licher Einsatz und Leistung wirklich lohnen werden, was oft an den zunächst nied- rigen Assistentengehältern festgemacht wird. Haben Sie außerdem schon einmal darüber nachgedacht, wie das jahrzehn- telange Wehklagen des Berufsstandes – ob zu Recht oder zu Unrecht – auf die nachfolgende Generation wirkt? Begriffe wie sinkende Realhonorare, Honorarvertei- lungsmaßstab oder Budgetierung wecken nicht gerade motivierende Assoziationen,

um einen Praxisgründungskredit in Höhe von fast einer halben Million Euro aufzu- nehmen. Insgesamt berichten viele Stu- dierende, dass auf praktisch jedem Kom- munikationskanal rüberkommt, eigentlich lohne es sich nicht mehr, zahnmedizinisch tätig zu sein.

Demgegenüber sieht die Realität für die heutigen Studierenden ganz anders aus, da sich für diese nicht die Frage stellt, ob man in den 1980er Jahren im Prothe- tikboom mehr verdient hat als derzeit.

Vielmehr fragen sich die Abiturienten, ob sie lieber Medizin, Chemie, Jura oder et- was ganz anderes studieren sollen. Aus meiner Sicht sind die Jobchancen nach wie vor in keinem Beruf so gut wie bei uns.

Oder glauben Sie etwa, dass es bei den Bankern besser aussieht? Nach wie vor gehören Karies und Parodontitis zu den häufi gsten Erkrankungen unserer Gesell- schaft, so dass sich ein hoher Betreuungs- bedarf ergibt. Auch die Berufsausübung bietet ein so hohes Maß an Befriedigung, dass der unangemessene Sozialneid in etli- chen Talkshows locker zu ertragen ist. Man muss nur Geduld haben, denn früher oder später werden alle Talkshowexperten am eigenen Leib erfahren, dass man nicht ein Leben lang an unseren Dienstleistungen vorbeikommt.

Vielleicht sollten wir die befriedigenden Seiten unseres Berufes sowie unsere Leis- tungsfähigkeit in der Öffentlichkeit und auch unter uns stärker deutlich machen.

Selbst wenn es viele Gründe gibt, mich über Details zu ärgern, weiß ich nicht, in welchem Beruf ich mich heute wirklich wohler fühlen würde.

Ihr

Prof. Dr. Michael J. Noack Chefredakteur

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