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Woher kommt die Angst vor der Vorsorge? Eine Expertin klärt auf

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Präventiophobie - Die aktuelle Kampagne im Darmkrebsmonat März

04.03.2020 14:47 CET

Woher kommt die Angst vor der Vorsorge? Eine Expertin klärt auf

München, 04. März 2020 – Im diesjährigen Darmkrebsmonat März –

ausgerufen von der Felix Burda Stiftung, dem Netzwerk gegen Darmkrebs und der Stiftung Lebensblicke – soll augenzwinkernd mit dem Kunstwort

Präventiophobie auf Vorbehalte gegenüber der Darmkrebsvorsorge

aufmerksam gemacht werden. Im Interview beantwortet Professorin Dr. Anja Mehnert-Theuerkauf – langjährige Unterstützerin des Netzwerk gegen

Darmkrebs – Fragen zum psychologischen Mechanismus hinter der Präventiophobie.

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Präventiophobie beschreibt die Angst, die vor der Darmkrebsvorsorge empfunden wird und offensichtlich größer ist als die Angst vor dem Krebs.

Dass diesem Phänomen einige Menschen erliegen, bestätigen auch die 1,8 Prozent der Anspruchsberechtigten (über 55 Jahren), die im Jahr 2017 nur an einer Vorsorgekoloskopie teilnahmen (1).

Doch woher kommen diese Vorbehalte und wie lassen sich diese einfangen beziehungsweise gar beseitigen?

Dazu hat das Netzwerk gegen Darmkrebs Frau Professorin Dr. Anja Mehnert- Theuerkauf befragt. Sie ist Leiterin der Abteilung für Medizinische

Psychologie und Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum in Leipzig.

Die Verbindung besteht schon seit einigen Jahren, da das Netzwerk gegen Darmkrebs die Stärkung der psychoonkologischen Versorgung in Deutschland unterstützt.

Prof. Dr. Anja Mehnert-Theuerkauf Fotocredit: J. Gerber

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Viele Menschen sagen, Sie gehen nicht zur Krebsvorsorge, da sie sich gesund fühlen. In Bezug auf Darmkrebs lässt sich jedoch sagen, dass diese

Erkrankung unbemerkt entsteht und erst, wenn sie sehr weit fortgeschritten ist, sich durch Symptome bemerkbar macht. Wie kann man einer

Präventiophobie entgegenwirken?

„Nur“ einen Screeningtest zu machen geht bei vielen Menschen, die sich gesund fühlen, im Alltag unter. Weil andere Dinge momentan wichtiger erscheinen und weil wir in einer Welt leben, in der die Menschen sehr vielen Anforderungen im Alltag ausgesetzt sind. Wenn man krank ist, ist Gesundheit oft das höchste Gut. Aber wenn man gesund ist, sind es oft andere Dinge wie Familie oder Beruf, die am wichtigsten erscheinen. Informationen über

Vorsorge und Früherkennung sind wichtig, aber reichen meist nicht aus. Die persönliche Aufklärung, konkrete Empfehlung oder Überweisung z.B. des Hausarztes bei Patienten mit entsprechenden Risikoprofilen steigert wahrscheinlich die Inanspruchnahmeraten. […]

Was sind sinnvolle Maßnahmen, um Menschen vom Benefit der Vorsorge und Früherkennung zu überzeugen?

In der Psychotherapie wendet man oft die sog. Motivierende

Gesprächsführung (motivational interviewing) an, eine patientenzentrierte Beratungstechnik, in der Patienten unterstützt werden, ihre ambivalenten Einstellungen zu einer Verhaltensänderung zu überdenken. Kernelemente sind Empathie, Akzeptanz und reflektierendes Zuhören. Die Erhöhung der intrinsischen Motivation ist Ziel der Beratung. […]

Darüber hinaus kann es hilfreich sein, die Darmkrebs-Vorsorge und Früherkennung in ein Gesundheitsprogramm („z.B. Darmgesundheit“) zur allgemeinen Fitness mit anderen Bausteinen wie Ernährung und Bewegung einzubauen, da dies nicht nur bei Darmkrebs präventiv wirkt, sondern auch die Risiken für andere Krebsarten senkt.

Manche Menschen meiden eine Vorsorge oder Früherkennungsuntersuchung, aus Angst Krebs haben zu können. Dabei wäre das Aufschieben einer

Erkrankung viel schlimmer als sie zu erkennen und rechtzeitig zu therapieren.

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Warum neigen wir trotzdem zur Verdrängung?

Psychologische Abwehrmechanismen wie Verdrängung werden manchmal auch als „Immunsystem der Seele“ bezeichnet. Dass, was uns zu starke Angst macht oder überfordert, wird verdrängt. Dieser eigentlich sinnvolle

Mechanismus wirkt auch hier. Ein mittleres Ausmaß an wahrgenommener Bedrohung wirkt meist am besten bezüglich der Inanspruchnahme von Vorsorge und Früherkennungsmaßnahmen. Ist die wahrgenommene

Bedrohung zu gering (z.B. aus Informationsmangel) oder eben zu groß (aus Angst vor dem, was dann kommen könnte), nehmen Menschen dies nicht wahr. Deswegen sind Informationen über nachfolgende mögliche

Behandlungsoptionen und Heilungschancen wichtig.

Die Erkenntnisse eines studentischen Forschungsprojekts vom Januar 2020 der Hochschule Fresenius in München (2), innerhalb dessen Menschen ab 46 Jahren befragt wurden, ergaben, dass sich das Bild der Vorsorgemuffel nicht nach Haushaltseinkommen und Milieuzugehörigkeit charakterisieren lässt.

Stimmt dies mit Ihren Studienergebnissen überein?

Ja, die Daten auch aus anderen Präventionsbereichen sprechen ebenfalls dafür. Weil Information, Bildung und Zugang nur einen Teil der Gründe für die Inanspruchnahme/Nicht-Inanspruchnahme darstellen. Der andere Teil sind emotionale Gründe wie Angst, Scham oder eine ungenügende

Erwartung, selbst kompetent handeln zu können.

Hintergrundinformationen zu Darmkrebs in Deutschland:

Jährlich erkranken rund 60.400 Menschen in Deutschland neu an Darmkrebs.

2017 starben allein 24.300 Menschen an dieser Erkrankung (3), die sich durch rechtzeitige Vorsorge verhindern lässt. Dass Prävention möglich ist, zeigen die positiven Entwicklungen der zurückliegenden Jahre: Seit Einführung der Vorsorgekoloskopie im Jahr 2002 haben rund 7,5 Millionen Menschen an dieser Vorsorgeuntersuchung teilgenommen. Dadurch konnten bis heute circa 139.000 Todesfälle und 290.000 Neuerkrankungen verhindert werden (4).

Zudem sank die Anzahl der jährlichen Neuerkrankungen und Sterbefälle von

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Darmkrebs in den letzten 10 Jahren um 20 Prozent.

Quellen:

(1) ZI – Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der

Bundesrepublik Deutschland. Fachbereich Evaluation und Qualitätssicherung (2020).

(2) Michl, Schwab, Kögler, Kirsch, Kreinecker, Schwarzer (2020). Hochschule Fresenius München. Darmkrebsvorsorge: Gründe für die Nichtteilnahme und Wissen über den Zeitpunkt und Nutzen der Prävention.

(3)Robert Koch Institut (2019). Verfügbar unter:

https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutsc hland/krebs_in_deutschland_inhalt.html

(4) Hochrechnung der Felix Burda Stiftung auf Basis der ZI-Daten von 2003 bis 2012.

Der Verein Netzwerk gegen Darmkrebs wurde 2004 von Dr. Christa Maar, Prof. Dr. Meinhard Classen, Dr. Berndt Birkner, Dr. Axel Munte, Christian Bredl, Gerhard Schulte, Prof. Dr. Roland Schmid und Prof. Dr. Dr. Alexander Ehlers in München gegründet.

Das bundesweit aktive Netzwerk gegen Darmkrebs ist das wichtigste gemeinnützige

und unabhängige Kompetenzzentrum für die Prävention, Diagnostik, Therapie und

Nachsorge von Darmkrebs in Deutschland.

Aktuelle Themen, Projekte und Veranstaltungen finden Sie auf www.netzwerk-gegen-darmkrebs.de

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Kontaktpersonen

Kathrin Schmid-Bodynek Pressekontakt

Leiterin der Geschäftsstelle

kathrin.schmid-bodynek@netzwerk-gegen-darmkrebs.de 089 9250 – 1748

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