A-2950 (10) Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 47, 20. November 1998
S P E K T R U M LESERBRIEFE
sei. Diese Information ist lei- der falsch. In der Koalitions- vereinbarung ist das Global- budget ausdrücklich erwähnt.
Dr. med. Kai Voss, Kirchen- straße 1, 24245 Kirchbarkau, Petra Kitzmann-Voss, See- blick 12, 24245 Kirchbarkau
Embryonenschutz
Zu dem Akut-Beitrag „Vom medizini- schen Fortschritt überrollt“ in Heft 43/1998:
Handlungsbedarf
Jetzt besteht wirklich akutester Handlungsbedarf!
Haben Sie alle den letzten Satz verstanden? Wenn nicht: Da steht, daß man nach dem gegenwärtigen Stand der Untersuchungen nur noch Frauen und ein paar gefriergetrocknete Erb- gut-Proben von Spermien (nicht mal mehr: Sperma!) braucht, um das Überleben der Spezies Mensch zu ge- währleisten. Zum Glück gibt es auf der Erde eher ein Überbevölkerungsproblem.
Aber wozu dann solche For- schungen?
Übrigens: Ich bin Allge- meinärztin, aber als ehemali- ge Assistentin von Prof. Hen- ning M. Beier kann ich zu- mindest Kaninchen insemi- nieren.
Dr. med. Regina Stroebele- Mueller, Kielkoppelstraße 8 f, 22149 Hamburg
Bewerbungen
Zu den Leserbriefen „Offene Arbeits- felder genau prüfen“ von Prof. Dr.
Uta Bruntsch und „Unbefristeten Ver- trag anbieten“ von Dr. med. Michael Holz in Heft 38/1998:
Schlechte Erfahrungen
Auch ich kann nach dem Motto „AiP nicht in Klinik – nie mehr Klinik“ jedem jun- gen Arzt nur dringend raten, die AiP-Zeit im Krankenhaus zu absolvieren. Ein AiP, das in Praxen oder einer sonsti- gen Institution abgeleistet wurde, scheint für Chefärzte
keinerlei Qualifikation zu bieten, und es verhindert auch den für die Stellensuche so wichtigen Erwerb des Fachkundenachweises Ret- tungsdienst.
Ich selbst habe das AiP in einer internistischen Praxis abgeleistet und anschließend mangels Klinikstelle weiter in Praxen gearbeitet. Ich bin in allen Praxen hervorra- gend angeleitet worden, habe inzwischen reiche Erfahrun- gen und prima Zeugnisse, aber eine Assistenzarztstelle im Krankenhaus, um die Facharztweiterbildung abzu- schließen, werde ich nicht fin- den . . .
Iris Ressel-Kontovitsis, Non- nenstrombergstraße 10, 50939 Köln
Früherkennung
Zu dem Medizinreport „Seh- und Hör- störungen bei Kindern: Häufig zu spät erkannt“ von Annette Porcher-Spark in Heft 38/1998:
In Vorsorge aufnehmen
Mit großem Interesse und großem Erstaunen habe ich die neuesten Erkenntnisse der Pädiater bezüglich Früher- kennung ophthalmologischer und otologischer Behinde- rungen bei Kleinkindern ge- lesen.
Selbstverständlich ist
„durch moderne, zum Teil objektive“ Untersuchungs- methodik sehr frühe Diagno- stik möglich. Nur haben die Kollegen übersehen, daß sie selbst nichtüber das entspre- chende Wissen und erst recht nicht über die erforderlichen Geräte verfügen. Bei Kin- dern unter dem dritten Le- bensjahr erfolgt die Überwei- sung zum Augenarzt meist wegen fraglicher Anomalien
„aus dem Bauch“ heraus.
Beim ersten subjektiven Sehtest im Rahmen der U 8 ist die Entdeckung einer Seh- schwäche bereits problema- tisch, ein Stereosehen nicht mehr zu erreichen.
Meine Forderung ist da- her die Integration der Au- genärzte in die Vorsorgeun-
A-2952 (12) Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 47, 20. November 1998
S P E K T R U M LESERBRIEFE
tersuchungen U 4 und U 8 mit objektiverDiagnostik.
Dr. med. Hans-Joachim Boh- lig, Rathausmarkt 2b, 23617 Stockelsdorf
Medizinethik
Zu der Besprechung „Ein ungutes Ge- fühl“ des Buches „Gestern ,lebens- wert‘ – heute ,unzumutbar‘“ von In- golf Schmidt-Tannwaldt (Hrsg.) durch Andreas Dehne in Heft 40/1998:
Bedauerlich
Wir haben im genannten Buch – im Gegensatz zur Dar- stellung des Rezensenten – gerade nicht„das von den Na- zis als ,unzumutbar‘ und ,le- bensunwert‘ charakterisierte Leben einerseits „mit dem vorgeburtlichen Leben Unge- borener prinzipiell gleich- gesetzt“ . . . Auch haben wir natürlich nicht vom „vorge- burtlichen Leben Ungebore- ner“ gesprochen.
Wir haben Parallelen zwi- chen damals und heute auf- gezeigt, aber keine„Verknüp- fung von Euthanasie im Drit- ten Reich und der geltenden Regelung des Schwanger-
schaftsabbruches“ vorgenom- men, was ja auch logisch gar nicht ginge, wohl aber zum Beispiel klar herausgestellt, daß damals im Gegensatz zu heute keine gesetzliche Rege- lung bestand, nach der getö- tet wurde. Wir haben keine
„überzogenen Thesen“ aufge- stellt und auch nicht„der Dis- kussion einen eher unsachli- chen Anstrich verliehen“.
Die Folgen der Fehllei- stungen des Rezensenten für das Verständnis und damit die Art der Wiedergabe des Inhaltes sind höchst bedauer- lich, ja ärgerlich. Denn der Gegenstand des Buches – für uns als Ärzte und unsere Ge- sellschaft damals wie heute überaus belastend – hätte nun wirklich eine ernsthafte Aus- einandersetzung und einen sowohl sprachlich als auch in- tellektuell präzisen Umgang verdient. So kann es ange- sichts der massenhaften Tö- tungen damals wie heute und der erschreckenden Par- allelen bei einem lediglich
„unguten Gefühl“ bleiben.
Prof. Dr. med. Ingolf Schmid- Tannwald, Ärzte für das Le- ben e.V., Nußbaumstraße 8, 80366 München
Hausärztetag
Zu dem Beitrag „Rot-grüne Koaliti- onssuppe ist wohl die gehaltvollste“
von Josef Maus in Heft 41/1998:
Auseinanderdividiert
Wenn Josef Maus den Grundtenor des 21. Deut- schen Hausärztetages richtig wiedergegeben hat, finde ich die Anbiederung von Dr.
Kossow und Co. an die neuen Machthaber schon vor der Wahl, gelinde gesagt, zum Kotzen. Überall findet eine Machtballung durch Zusam- menschluß statt, um im Über- lebenskampf mehr Einfluß zu gewinnen, sei es im Automo- bilbau, bei den Versicherun- gen, Banken, Kaufhäusern oder Gewerkschaften. Nur der Medizinbereich dividiert sich von einem Jahr zum an- deren immer mehr auseinan- der. Früher saßen vier Grup-
pen – Ärzte, Zahnärzte, Apo- theker und Pharma – in ei- nem Boot. Heute zerfleischen sich bereits in der ersten Gruppe nicht nur Hausärzte und Fachärzte, sondern diese noch einmal unter sich, nur um ein etwas größeres Stück vom Kuchen zu erhaschen, und merken gar nicht, daß sie allmählich zum Spielball der Gegenseite werden, egal in welcher politischen Einfär- bung. Lenin soll einmal sinn- gemäß gesagt haben, wenn ein Kapitalist einen Profit wittert, produziert und ver- kauft er den Strick, an dem er später von seinen Gegnern selbst erhängt wird.
Abschließend sei ver- merkt, daß ja vor den Kosten angeblich für alle Seiten der Mensch (Patient) im Mittel- punkt steht, wenigstens eine scheinbare Einigkeit.
Dr. Dietmar Dohn, Roon- straße 33, 33615 Bielefeld