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Nachsorge ist Vorsorge

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Bayerisches Ärzteblatt 10/2016

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sen. Hiddemann kritisierte, dass die Kranken- kassen hier zu statisch seien, wonach sie ärzt- liche Leistungen nicht zahlten, sollten diese von den Leitlinien zu sehr abweichen. Dies sei ein völlig falscher Ansatz, so Hiddemann. Schließ- lich gelte für jede Tumorbehandlung eine im Detail individuell ausgearbeitete Therapie und Nachsorge. Auch ein Thema, bei dem Verbes- serungsbedarf bestehe, sei die Notwendigkeit, klar definierte Ansprechpartner an den jewei- ligen Kliniken zu etablieren. Analog zu dem sich abzeichnenden Ärztemangel auf dem Land verwies Markus Besseler, Diplom-Psychologe, Psychoonkologe und Geschäftsführer der Baye- rischen Krebsgesellschaft, auf die dünne Abde- ckung von Psychoonkologen in der Peripherie.

Auch in der Zusammenarbeit zwischen ambu- lantem und stationärem Sektor gebe es Verbes- serungsbedarf. „Es muss Standard sein, dass im Rahmen der Nachsorge Hausarzt, Facharzt und Psychoonkologe eng zusammenarbeiten“, so Besseler.

In der Diskussion wurde auch die Notwen- digkeit einer Koordinierungsstelle aufgezeigt, innerhalb derer die Zusammenarbeit der ver- schiedenen Sektoren verbessert werden könn- te. In Richtung Gesundheitspolitik gewandt sprach Hiddemann von der Notwendigkeit ei- ner flächendeckenden Etablierung der elektro- nischen Patientenakte, die den Datenaustausch der Ärzte und damit den Informationsfluss un- tereinander erleichtern könnte.

Verlauf und Entwicklung einer Krebser- krankung hängen zu einem großen Anteil von der Nachsorge ab. Bei Patientinnen und Patienten beginnt diese gleich nach der Ersttherapie und der Rehabilitation. Nach- sorge beinhaltet regelmäßige Kontrollun- tersuchungen und soll eine wiederkehrende Krebserkrankung möglichst früh erkennbar und behandelbar machen. Dafür brauche es eine enge Vernetzung aller Akteure, Ärz- tinnen und Ärzte sowie Psychoonkologen.

Die bestehenden Strukturen bei der Nach- sorge seien verbesserungswürdig, so die Meinung der Onkologie-Experten in einem Pressegespräch, das im Vorfeld des Krebs- informationstages am 24. September 2016 in München stattfand.

Möglichkeiten der Nachsorge

Professor Dr. Wolfgang Hiddemann, Direktor der Medizinischen Klinik III, Klinikum der Uni- versität München, Campus Großhadern und erster Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins lebensmut e. V., betonte, wie wichtig es sei, die Nachsorge auf das jeweilige krankheitsindivi- duelle Risikoprofil eines Patienten anzupassen.

Gerade bei Fällen von Brustkrebs sei die Eigen- untersuchung, das Abtasten der Brust, essenzi- ell, um frühzeitig Veränderungen zu erkennen.

„Nachsorge ist heute mitunter auf die Eigenun- tersuchung hin orientiert, weg von Diagnostik via einer reinen Apparatemedizin.“

Koordination

Wie elementar die Koordination innerhalb der Nachsorge sei, hob Professor Dr. Günter Schli- mok, Präsident der Bayerischen Krebsgesell- schaft e. V., ehemaliger Chefarzt der II. Medizi- nischen Klinik am Klinikum Augsburg, in seinem Statement hervor. Damit meint er die engma- schige Vernetzung zwischen Klinikum, Hausarzt und dem weiter behandelnden Facharzt. „Nur durch regelmäßigen Austausch zwischen Haus- und Facharzt kann der Patient die bestmögli- che Therapie erhalten“, so Schlimok. Vor allem ginge es darum, langfristige Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung zu identifizieren und nicht allein, ob die Erkrankung wiedergekehrt sei. Auch der Internist wies auf die Individual- verantwortung des Patienten hin: „Aufklärung und die Einbindung der Patienten im Sinne einer bewussten Überwachung und Kontrolle

des eigenen Gesundheitszustandes sind mit das wichtigste Element einer Nachsorge.“

Krebs-Nachsorge in der Praxis

Dr. Ludwig Lutz, Facharzt für Innere Medizin, Generalsekretär der Bayerischen Krebsge- sellschaft e. V., sprach über die erfolgreiche Krebs-Nachsorge. Aus seiner Arbeit in der Praxis berichtete er, dass Patienten vor allem menschliche Zuwendung benötigten bzw. aus- reichend Zeit, um über ihre Beschwerden zu erzählen. „Maßgebend für die ärztliche Be- urteilung des Gesundheitszustandes ist das Patienten-Arzt-Gespräch und die darauffol- gende Untersuchung.“ Lutz erklärte, dass die sprechende Medizin bislang unzureichend im Abrechnungskatalog der Krankenkassen ab- gebildet werde. Um den genauen Verlauf und die Symptome einer womöglich chronischen Erkrankung zu erfassen, brauche es Zeit. Lutz beschrieb die wichtige Rolle des Hausarztes, der bei Fachfragen einen engen Kontakt zu dem fachärztlichen Kollegen halten sollte. Mit einem Nachsorgekalender könnte genau doku- mentiert werden, was bei Patienten untersucht wurde und was nicht.

Mehr Vernetzung

In der Diskussion war man sich einig, dass die geltenden Leitlinien zur Behandlung häufiger Krebserkrankungen konkretisiert werden müs-

Nachsorge ist Vorsorge

Kurt Wagenleher, Leiter der Selbsthilfegruppe Blasenkrebs München, Dr. Ludwig Lutz, Professor Dr. Wolfgang Hiddemann, Professor Dr. Günter Schlimok und Dipl.-Psych. Markus Besseler (v. li.) beim Pressegespräch im Vorfeld des Krebsinformationstages.

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