DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
F
ür Handwerker und Ge- werbetreibende in der ehemaligen DDR gibt es eine Vorschrift, aufgrund derer die Mietpreise für angemietete Gewerberäume zwar frei verein- bart werden, aber nach oben be- grenzt sein müssen. Sie dürfen höchstens das Vierfache der bis- herigen ortsüblichen Vergleichs- mieten betragen.Für Freiberufler, die sich in eigener Praxis niederlassen wol- len, gibt es eine vergleichbare Anordnung nicht, obwohl sie gleichfalls mit den vielfach über- höhten Mietpreisforderungen zu kämpfen haben, etwa dann, wenn sie bei der Umwandlung von Polikliniken die Räume für eine freiberufliche Praxis anmie- ten wollen. Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesver- einigung haben deshalb direkt beim Bundeskanzleramt ange- regt, eine entsprechende Rege- lung wie bei den Gewerbetrei- benden auch für freiberufliche Ärzte zu schaffen, „um auch auf diese Weise die von uns ange- strebte Umstrukturierung der ambulanten Versorgung durch niedergelassene Ärzte angemes- sen und wirksam zu fördern" — so heißt es in einem Brief von
Niederlassung
INF
Nicht nur für Handwerker
Bundesärztekammer-Präsident Dr. Karsten Vilmar und KBV- Vorsitzendem Dr. Ulrich Oesingmann an Kanzleramtsmi- nister Rudolf Seiters.
Zur Förderung der Nieder- lassung schlagen Vilmar und Oesingmann ferner vor, das In- strument der Investitionszulage (das noch von der früheren DDR-Regierung geschaffen wurde) den Bedürfnissen nie- dergelassener Freiberufler bes- ser anzupassen. Bisher wird laut diesem Investitionsprogramm vom 1. Juli 1990 bis 30. Juni 1991 eine Zulage von 12 Prozent und vom 1. Juli 1991 bis 30. Juni 1992 eine Zulage von 8 Prozent auf die Anschaffungs- und Herstel- lungskosten der im Wirtschafts- jahr abgeschlossenen, begünstig- ten Investitionen gewährt. Bei Freiberuflern reicht jedoch die- ser Zeitraum nicht. Die Annähe-
rung der wirtschaftlichen Lei- stungskraft etwa der niederge- lassenen Ärzte in den neuen Ländern an diejenigen der „al- ten" Bundesrepublik wird viel- mehr geraume Zeit dauern. Des- halb regen Vilmar und Oesing- mann an, die Investitionshilfe zu einem höheren Prozentsatz zu gewähren und die Laufzeiten er- heblich zu verlängern.
Erfreulicherweise wurde diese Initiative von dem Vorsit- zenden der Arbeitsgruppe Ar- beit und Soziales der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Horst Gün- ther, inzwischen unterstützt.
Günther an Seiters: „Niederlas- sungswillige Ärzte im beigetrete- nen Gebiet müssen in der Tat hohe Investitionen für die ent- sprechende Ausstattung ihrer Praxen tätigen. Sie unterliegen dabei demselben Preisniveau wie im alten Bundesgebiet, kön- nen aber aufgrund der . . . Ho- norarbegrenzungen diese Ko- sten nur schwer und wohl nur über einen längeren Zeitraum verteilt unterbringen. Eine ent- sprechende Entlastung der Ärz- te wäre gleichzeitig auch eine Entlastung der Sozialpolitik an der Honorar- und Beitrags- front." EB
E
ine Studie in den USA soll erbracht haben, daß bis zu sechs Tassen Boh- nenkaffee am Tag das Herz- Kreislauf-Risiko nicht beeinflus- sen, während koffeinfreier Kaf- fee das Risiko um 60 Prozent er- höhen könne.Früherer Kritiken einge- denk, hat man diesmal nur Nichtraucher getestet. Und da fängt bei mir schon das Mißtrau- en an: Kann ein Nichtraucher überhaupt ein echter Kaffeetrin- ker sein, ein Genießer? Des- sen Herz-Kreislauf-Risiko doch schon deshalb geringer sein muß, weil er nicht dauernd Angst oder ein schlechtes Ge- wissen hat?
Dann: Was heißt in den USA eigentlich „sechs Tassen"?
Tassen? Oder diese scheußli- chen Papp- oder Plastikbecher?
Ich will ja nicht das Material die-
„Forschung”
mowsomum
Kaffee en masse
ser Becher in Verdacht ziehen.
Aber: Wer Bohnenkaffee aus solchen Bechern trinkt, kann un- möglich ein Genießer sein!
Weiter: Was heißt hier ei- gentlich „Kaffee"? Gelegentlich versorgt mich die Vertreterin meiner Sekretärin, und deren Produkt ist umwerfend gut, schmeißt aber sicher jede Risi- ko-Statistik über den Haufen!
Sind diese Feinheiten be- rücksichtigt? Ganz zu schweigen von der geographischen Her- kunft des Kaffees (und damit seiner Chemie), von der so weni- ge Leute etwas verstehen. Bei koffeinfreiem Kaffee wird sie ja ohnehin verschwiegen.
Erschreckend ist aber noch etwas anderes. Die Studie dau- erte vier Jahre und erfaßte 45 589 Personen (sämtlich ge- sunde, nicht rauchende Männer zwischen 40 und 65 Jahren).
Nach meiner Berechnung müs- sen die mindestens 399 630 774 Tassen Kaffee getrunken haben (falls Sie nachrechnen wollen:
denken Sie an den Schalttag, der bringt nochmal 273 534 Tassen).
Da ich mich von Berufs we- gen mit dem Kaffeeverbrauch in dieser Redaktion auskenne, kann ich Ihnen mitteilen: Das sind beinahe 50 000 Tonnen Kaffee.
Und da erklären die Verant- wortlichen für diese Studie: Ein endgültiges Urteil ist noch nicht möglich; dafür braucht man noch mehr Forschung — also:
noch mehr Millionen Tassen Kaffee! gb
Dt. Ärztebl. 87, Heft 46, 15. November 1990 (1) A-3577