A 1210 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 24|
18. Juni 2010 Erwähnt wurde auch nicht eine ak-tuelle Studie zum Thema Überdia - gnosen, die im „Journal of Medical Screening“ im März veröffentlicht wurde. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass durch das Mammographie-Screening mehr Frauen vor dem Tod durch Brust- krebs gerettet als durch eine Über- diagnose beunruhigt werden. Die Autoren konstatieren, dass einer Frau, die ohne Screening nie von der Diagnose Brustkrebs erfahren hätte, zwei Frauen gegenüberste- hen, die vor dem Tod durch Brust- krebs bewahrt werden können . . . Als weiteren Beleg für die als „er- nüchternd“ bezeichneten Ergebnis- se beschreibt die Autorin die in den USA geführte Diskussion über die veröffentlichten Empfehlungen der US Preventive Task Force. Das Be- ratergremium beim US-Bundesge- sundheitsministerium hat Mitte No- vember seine Empfehlungen zur Mammographie aktualisiert und die regelmäßige Mammographie für Frauen ab 50 Jahren und nicht mehr schon ab 40 empfohlen. Für Europa ist das nicht neu, im Gegenteil: Aus gutem Grund haben sich europä - ische Fachgremien und Experten hierzulande schon 2002 auf die Al- tersgrenze von 50 bis 69 Jahren festgelegt. Alle Studien zeigten da- mals wie heute: Das ist der Bereich, in dem ein Screening den größten Nutzen bringen kann. Wir wissen, dass auch einige Frauen im Alter von 40 bis 49 Jahren profitieren könnten – allerdings um den Preis einer erhöhten Rate an Fehldiagno- sen und damit unnötigen Belastun- gen. Diese Hintergrundinformatio- nen und Einschätzungen wären von einem seriösen Blatt wie dem DÄ zu erwarten gewesen. Doch auch diese Informationen werden ver- schwiegen.
Dann berichten Sie über die Bro- schüre „Mammographie-Screening.
Früherkennung von Brustkrebs.
Was Sie darüber wissen sollten“. Im Artikel wird behauptet, dass die Broschüre als Veröffentlichung durch eine Organisation des Pro- gramms „selbstverständlich“ zum Screening rät . . . Die Broschüre ist in Kooperation mit den im Bericht genannten Organisationen entwi-
ckelt worden mit dem ausdrückli- chen Ziel, die Frauen ausgewogen zu informieren. Den Frauen wird empfohlen, sich zu informieren und danach zu entscheiden.
Doch im Artikel folgt die Autorin unreflektiert dem zitierten HTA-Be- richt, der davon ausgeht, dass eine objektive Darstellung von Vor- und Nachteilen aufgrund eines Interes- senkonflikts nicht zu erwarten sei.
Das ist weder eine journalistische noch wissenschaftliche, sondern ei- ne voreingenommene, unprofessio- nelle Haltung, die als Ergebnis zu einer tendenziösen Berichterstat- tung führt . . .
Dr. Wolfgang Aubke, Vorsitzender des Beirats der Kooperationsgemeinschaft Mammographie, 50858 Köln
STUDIUM
Zwei von drei jungen Ärzten fühlen sich nach dem PJ nicht gut auf den Beruf vorbereitet (DÄ 14/
2010: „Medizinstu - dium: Berufseinstieg bereitet vielen Absolventen Probleme“
von Elke Ochsmann, Hans Drexler und Klaus Schmid).
Berufsanfänger oft überfordert
Ein aktueller Bericht im DÄ be- leuchtet die Situation von ärztlichen Berufseinsteigern und macht auf ein Problem aufmerksam, das von größter Bedeutung für junge Kolle- ginnen und Kollegen ist, die nach erfolgreichem Abschluss ihres Me- dizinstudiums die praktische Tätig- keit als Arzt beginnen.
Der plötzliche Wechsel von einer eher breit gefächerten, theoretischen Ausbildung im Medizinstudium zu einer verantwortungsvollen, selbst- ständigen ärztlichen Tätigkeit im Klinik-, Praxisalltag ist für viele jun- ge Mediziner eine große Herausfor- derung und nicht selten mit einer psychischen Belastungssituation ver- bunden. Die studentischen Übungs- möglichkeiten von praktischen Fer- tigkeiten hängen häufig davon ab, in welchen Bereichen Praktika, Famu- laturen und das PJ absolviert wur-
den. In vielen Fällen ist das Tätig- keitsfeld der ersten ärztlichen Stelle nicht zwangsläufig Teil dieser prak- tischen Ausbildung. Insbesondere in spezialisierten kleineren Fachgebie- ten, wie zum Beispiel der Dermato- logie, sehen sich Berufsanfänger un- ter Umständen mit Untersuchungs- techniken und Fragestellungen kon- frontiert, die eine Überforderungssi- tuation darstellen können. In Zeiten von immer stärker an Leistung ori- entierten Arbeitsbedingungen bei immer weniger ärztlichem Personal fehlt nicht selten eine Wissensver- mittlung des fachspezifischen ärztli- chen Basiswissens in der praktischen Patientenbetreuung.
Um diesem Problembereich in der Dermatologie entgegenzuwirken und jungen Berufsanfängern einen besseren Arbeitseinstieg zu bieten, wurde im letzten Jahr . . . an der Kli- nik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätskli- nikums Schleswig-Holstein, Cam- pus Kiel, das „DermaStartUp“ ins Leben gerufen. Der Kurs über ein- einhalb Tage wendet sich an junge Kolleginnen und Kollegen, die bis- her nicht länger als drei Monate im Klinik-, Praxisalltag tätig gewesen sind. Themen wie ärztliches Verhal- ten im Umgang mit Patienten, der- matologische Untersuchungstechni- ken, systematische Patientenuntersu- chung und Anamneseerhebung, Ef- floreszenzenlehre und der Umgang mit dermatologischen Notfällen wer- den behandelt. Die Vermittlung praktischer Fertigkeiten erfolgt in Kleingruppen von zwei bis drei Teil- nehmern.
Das durch die Deutsche Dermatolo- gische Akademie zertifizierte „Der- maStartUp“ wird regelmäßig an der Kieler Hautklinik angeboten . . .
Dr. med. Sascha Gerdes, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, 24105 Kiel
S U U
Z Ä n g v 2 d bereitet vielen Absol
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