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Archiv "Arznei-Report: Eine Trendwende im Verordnungsverhalten" (11.01.1988)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

12 Eine Studienreform ist . niemals ausschließlich durch das idealistische Enga- gement einzelner zu leisten.

Vielmehr sind bereits einfachste Schritte an eine weitreichende Änderung des Selbstverständ- nisses der Lehrenden und Ler- nenden sowie der gesetzlichen und ökonomischen Rahmenbe- dingungen gebunden.

Die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte hat gezeigt, daß gegen- wärtig Annäherungen an das oben thesenhaft skizzierte Ausbildungs- konzept nur in Hochschul-Neugrün- dungen möglich waren, beziehungs- weise in der Einrichtung paralleler alternativer Studiengänge, die ver- schiedenen Prinzipien folgten. Aber auch Neugründungen sind auf die nachhaltige Unterstützung durch Politiker, Standesorganisationen und Öffentlichkeit angewiesen. Wo die Rahmenbedingungen unverän- dert blieben, versandete die Reform oder führte gar zur zusätzlichen Komplizierung einer bereits schwie- rigen Ausbildungssituation. Dies be- legen in unserem Lande die man- gelnde Verwirklichung der Appro- bationsordnung von 1970 (manche sprechen vom Scheitern) und vor al- lem die Rückentwicklung an den so- genannten Reformuniversitäten.

In einem geschlossenen zeit- und gesellschaftsgerechten Ausbil- dungssystem einzelne strategisch be- deutsame Anteile ändern zu wollen, heißt, eine Krise des Ausbildungssy- stems zu provozieren, welche die un- mittelbar Betroffenen tatkräftig ab- wenden werden. Erst wenn erkannt wird, daß das System nicht mehr sei- nen zeit- und gesellschaftsabhängi- gen Aufgaben gerecht wird, ist eine Veränderung vorstellbar.

Die Notwendigkeit einer Reform unserer ärztlichen Ausbildung im Hinblick auf die künftigen Aufgaben des Arztes zweifelsfrei zu belegen, ist das selbstgestellte Ziel der hier thesenhaft zusammenge- faßten Arbeit des Murrhardter Kreises.

Arznei-Report:

Eine Trendwende im Verordnungsverhalten

1986 sind 3,3 Prozent mehr Arz- neimittelpackungen als ein Jahr da- vor ärztlich verordnet worden. Die- se Feststellung verbindet der Arz- neiverordnungs-Report '87 des Wis- senschaftlichen Instituts der Orts- krankenkassen (WIdO), Bonn-Bad Godesberg, mit dem Hinweis auf ei- ne „deutliche Trendwende im Ver- ordnungsverhalten" der Ärzte. Die im Jahr 1986 zu verzeichnende

„deutliche Mengenausweitung" hat im wesentlichen den von den gesetz- lichen Krankenkassen verzeichneten Ausgabenanstieg für Arzneimittel in Höhe von 4,9 Prozent verursacht, wohingegen die Preissteigerungsrate mit 1,2 Prozent deutlich abflachte.

In dem 500 Seiten starken Arz- neiverordnungs-Report '87 (Heraus- geber: Prof. Dr. med. Ulrich Schwa- be, Pharmakologisches Institut der Universität Heidelberg, und Dr. rer.

pol. Dieter Paffrath, Leiter von WIdO; Gustav Fischer-Verlag, Stuttgart) sind Daten zu den führen- den 2000 Arzneimitteln und phar- makologisch-therapeutische Kom- mentare zu 30 wichtigen Indika- tionsgebieten zusammengefaßt. Im einzelnen kommt der Report zu fol- genden Feststellungen:

I> Bei den Neuzugängen domi- nieren preiswerte Generika bekann- te Substanzen, besonders in der In- dikationsgruppe der Beta-Rezepto- renblocker und der Calcium-Antago- nisten. Der Marktanteil der „Nach- ahmerpräparate" (Generika) beträgt 10 Prozent, gemessen am Umsatz, und 13 Prozent, gemessen an der Zahl der Verordnungen. In Präparate- gruppen, in denen überwiegend Zweitanmelderpräparate eingesetzt werden, hat der Generika-Umsatzan- teil 40 Prozent erreicht.

> Nach Meinung des Ge- schäftsführers des AOK-Bundesver- bandes, Dr. jur. Franz Josef Oldi- ges , stecken in der Verordnung von preisgünstigen Generika noch „Ein- sparpotentiale" in Milliarden-DM- Höhe. (Die Arzneimittelausgaben

der GKV liegen zur Zeit bei rund 18 Milliarden DM jährlich).

> Der Gesamtwert der in der Bundesrepublik eingesetzten Korn- binationsarzneimittel wird für 1986 mit mindestens 4,8 Milliarden DM geschätzt (rund 30 Prozent des ge- samten Verordnungsvolumens).

Der Report kritisiert erneut, daß immer noch 200 Millionen Ver- ordnungen auf Arzneimittelgruppen mit „unsicheren oder umstrittenen therapeutischen Konzepten" entfie- len. Als besonders „umsatzstarke Gruppen" werden genannt: durch- blutungsfördernde Mittel (1,3 Mil- liarden DM), Venenmittel (560 Mil- lionen DM), hustenlösende Mittel (590 Millionen DM), Rheuma-Ein- reibungen (370 Millionen DM).

Besonders stark gestiegen ist nach Angaben des WIdO-Reports die Verordnung von Beruhigungs- mitteln. Würden alle verordneten Tranquilizer nicht länger als vier Wochen angewendet, müßten 40 Prozent der Bevölkerung — rein rechnerisch — diese Arzneimittel ein- nehmen.

Hohe Übermedikation bei Älteren

Für ältere Patienten wird ein er- hebliches Maß an Übermedikation vermutet. Rund die Hälfte der ge- samten Arzneimittelkosten entfällt auf die Gruppe der 60jährigen und älteren Patienten. Versicherte mit einem Lebensalter von mehr als 70 Jahren erhielten im Durchschnitt drei verschiedene Medikamente in Dauertherapie. Allein an Versicher- te im Alter zwischen 71 und 80 Jah- ren werden so viele Psychopharma- ka, Hypnotika und Sedativa verord- net, daß jeder fünfte — im statisti- schen Durchschnitt und theoretisch

— von ihnen damit dauertherapiert werden könnte.

Deutlich nachgelassen habe der kostendämpfende Effekt der „Ne- gativliste" (§ 182 f RVO) für „Ba- gatellarzneimittel" (gültig seit 1.

April 1983). Nach den erheblichen Verordnungs- und Umsatzrückgän- gen in den Jahren 1983/84 stiegen die Arzneimittelkosten in den be- troffenen Indikationsgebieten seit

1985 wieder deutlich. HC Dt. Ärztebl. 85, Heft 1/2, 11. Januar 1988 (23) A-23

Referenzen

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