MEDIZIN
einer erfolgreichen Therapie eine Regression der Lymphome (persönli- che Mitteilung). Trotz des noch präli- minären Charakters dieser Erkennt- nis empfehlen wir schon heute bei niedrigmalignen Lymphomen im Sta- dium EI eine Hp-Eradikation vor weiterführenden therapeutischen Maßnahmen.
Dies zeigt einmal mehr, daß un- ser Verständnis der B-Zell-Lympho- me des MALT als eigenständige En- tität in jeder Hinsicht noch sehr be- grenzt ist. Im Rahmen unserer pro- spektiven deutsch-österreichischen Multicenterstudie „Gastrointestinale Lymphome" wollten wir daher nicht
DISKUSSION
die einmalige Chance vergeben, eine möglichst umfassende Information zu gewinnen.
Literatur:
1. Kirchner, T., A. Melber, W. Fischbach, K.
L. Heilmann, H. K. Müller-Hermelink: Im- munohistological Patterns of the Local Im- mune Response in Helicobacter pylori Gastritis. In: Helicobacter pylori, Gastritis and Peptic Ulcer, Malfertheiner, P., H. Dit- schuneit (eds), Springer-Verlag, Berlin—
Heidelberg (1990) 213-222.
2. Fischbach W., S. Böhm: Helicobacter-pylo- ri-assoziierte Gastritis und primäres Ma- genlymphom. Z. Gastroenterol. 31 (1993) 327-328.
3. Cogliatti, S. B., U. Schmid, U. Schumacher, F. Eckert, M. L. Hansmann, J. Hedderich,
H. Takahashi, K. Lennert: Primary B-Cell Gastric Lymphoma: A Clinicopathological Study of 145 Patients. Gastroenterology 101 (1991) 1159-1170.
4. Radaszkiewicz, T., B. Dragosics, P. Bauer:
Gastrointestinal Malignant Lymphomas of the Mucosa-Associated Lymphoid Tissue:
Factors Relevant to Prognosis. Gastroen- terology 102 (1992) 1628-1638.
5. Lathan B., M. Pfreundschuh, V. Diehl:
Therapiestrategien des Morbus Hodgkin.
Internist 34 (1993) 146-154.
Priv.-Doz. Dr. med.
Wolfgang Fischbach, Prof. Dr. med. Klaus Wilms Medizinische Poliklinik der Universität Würzburg Klinikstraße 8 97070 Würzburg
Harnwegsdiagnostik in der ärztlichen Praxis
Proben konservierbar In dem wichtigen und als prak- tischer Leitfaden skizzierten Beitrag von Dr. Boege fehlen zwei relevante Tatsachen, die ich ergänzend erwäh- nen möchte.
1. In dem Abschnitt über „Pro- benart, Asservation, Zeitlimits und Bezugssysteme" wird hinsichtlich der Sedimentbegutachtung aufgeführt, daß die mikroskopische Begutach- tung des Harnsediments innerhalb von zwei Stunden abgeschlossen sein sollte. Bereits in einem früheren Le- serbrief (1) hatten wir auf eigene Un- tersuchungen hingewiesen (2), die sich mit dieser praktisch äußerst be- deutsamen Problematik auseinan- dergesetzt haben. Im Rahmen einer interdisziplinären Studie haben wir zeigen können, daß durch Hinzufü- gung des Konservierungsmittels Thiomersal glomerulär dysmorphe Erythrozyten ohne Änderung ihrer charakteristischen Form über einen Zeitraum von drei bis maximal sieben Tagen konservierbar sind.
Hierbei werden 50 mg des Pul- vers (etwa eine Messerspitze voll) ei- ner Urinportion von 10 bis 20 ml zu- gesetzt. Dadurch wird der zeit- und organisationsaufwendige Zwang zur
Zu dem Beitrag von Dr. med. Fritz Boege,
Dr. Hanneliese Schmidt-Rotte, Prof. Dr. med.
Jürgen E. Scherberich in Heft 22/1993
Akutdiagnostik aufgehoben. Die Konservierung ermöglicht einen Ver- sand des Urins an Laboratorien, Re- ferenzzytologen oder Nephrologen.
Die Studie zeigt, daß auch die alko- holische Zellfärbung nach Papanico- lalou entgegen allen Vorhersagen zu keiner alkoholbedingten Verände- rung der Erythrozytenmorphologie führt. Es ist möglich, die Untersu- chung an eine urinzytologische Be- gutachtung zu koppeln (Punkt 2).
Dem Urologen, für den die Ab- klärung einer Mikrohämaturie eines der diagnostischen Hauptprobleme darstellt, kommt eine wegweisende Funktion zu, betroffene Patienten mit einer glomerulären Blutung früh- zeitig einer adäquaten nephrologi- schen Diagnostik beziehungsweise Therapie zuzuführen. Die mangeln-
de Praktikabilität aufgrund der erforderlichen Sofortbeurteilung des Harnsediments war bislang zweifels- ohne ein Hindernis, die revolutionär einfache und treffsichere Methode der Erythrozytenmorphologie von Birch und Fairley konsequent anzu- wenden. Aufgrund unserer Studien- ergebnisse bleibt zu hoffen, daß die Sedimentbeurteilung hinsichtlich des Vorliegens glomerulär dysmor- pher Erythrozyten öfter als bislang er- folgt und dadurch möglicherweise die Rate der früh (rechtzeitig?) erkann- ten und dann nephrologisch abzuklä- renden Glomerulopathien ansteigt.
2. Im Rahmen des diagnosti- schen Stufenplans wird als speziell weiterführende Harnanalytik zwar auch die urologische Diagnostik er- wähnt, jedoch sollte meines Erach- tens begrifflich unbedingt die urinzy- tologische Analyse genannt werden.
Trotz moderner Methoden der Immunzytologie und Flowzytometrie bleibt die konventionelle Urinzytolo- gie eine einfache und bewährte Un- tersuchungstechnik (3). Insbesonde- re bei den entdifferenzierten Dyspla- sien und Karzinomen kommt der Urinzytologie eine über 90prozentige Sensitivität und Spezifität zu. Beson- ders problematisch ist das endosko- pisch schwierig zu diagnostizierende Carcinoma in situ der Harnblw:e, das als entdifferenzierter Uroth*umor für die Patienten von entscheidender prognostischer Relevanz ist. Selbst eine — immer punktuelle — Biopsie der Blasenschleimhaut kann die flä- Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 25/26, 27. Juni 1994 (69) A-1833
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chendeckende Urinzytologie nicht er- setzen. Die Ergebnisse von Harving (4) haben bestätigt, daß die Urinzyto- logie ein Carcinoma in situ sensitiver als multiple Biopsien erfaßt. Deshalb sollte bei Patienten mit rezidivieren- den Harnwegsinfekten und persistie- renden Miktionsbeschwerden im Sin- ne einer Dysurie auch immer eine Urinzytologie erfolgen.
Literatur:
1. St. Roth, P. Rathert: Neues zur Diagnostik der glomerulären Mikrohämaturie — Dis- kussionsbeitrag Dt. Ärztebl., 88 (1991) A-4033-4037 [Heft 46]
2. S. Roth, E. Renner, P. Rather: Micro- hematuria: Advances in identification of glomerular dysmorphic erythrocytes. J.
Urol.; 146: 680-684,1991
3. P. Rathert und St. Roth: „Urinzytologie — Praxis und Atlas", Springer-Verlag, Berlin- Heidelberg—New York, 1991
4. Harving, N.; Wolf, H.; Melsen, F.: Positive urinary cytology after tumor resection: an indicator for concomitant carcinoma in situ.
J. Urol., 140: 495-497,1988
Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Roth Leitender Oberarzt der
Urologischen Universitätsklinik Westfälische Wilhelms-Universität Albert-Schweitzer-Straße 33 48149 Münster
Schlußwort
Wir möchten dem Herrn Kolle- gen Priv.-Doz. Dr. St. Roth für seine wertvollen Ergänzungen unseres Ar- tikels danken. Wir stimmen zu, daß die Harnzytologie wichtig ist und in unserer Übersicht zu Unrecht unter den weiterführenden diagnostischen Möglichkeiten keine Berücksichti- gung fand. Die vorgestellte Harnkon- servierung durch Zusatz von 0,25 bis 0,5 Prozent kristallinem Thiomersal erscheint uns von größter praktischer Bedeutung, da sie die diagnostischen Möglichkeiten der Erythrozytenmor- phologie auch denjenigen Kollegen eröffnet, die diese Technik nicht selbst durchführen können, sondern darauf angewiesen sind, ihre Harn- proben auf dem Postwege an Spezial- labore zu versenden. Wir möchten uns erlauben, in diesem Zusammen- hang auf drei Punkte hinzuweisen:
1. Die Erythrozytenmorpholo- gie ist nicht die einzige Methode zur Differenzierung glomerulärer von
DISKUSSION
postrenalen Mikrohämaturien: Die Arbeitsgruppe von Prof. W. G. Gu- der (1) hat alternativ dazu die Be- stimmung des a 2-Makroglobulin/Al- bumin-Quotienten im Harn vorge- schlagen. Dieser Quotient soll treffsi- cher zwischen renalen (Q < 0,02) und postrenalen (0 > 0,02) Formen der Hämaturie unterscheiden kön- nen. Den gleichen Dienst erfüllt wohl auch der von der Arbeitsgruppe Prof.
M. H. Weber (2) untersuchte Albu- min/Apolipoprotein A1-Quotient im Harn. Aus labormedizinischer Sicht und organisatorischen Gründen wäre der Bestimmung solcher Harnpro- teinquotienten gegenüber der mor- phologischen Methode der Vorzug zu geben, da sie quantitativ ausgewertet werden können, geringen subjektiven Störeinflüssen unterliegen und in der Durchführung weniger I:Jbung voraus- setzen. Jedoch erscheint vorerst eine breitere Evaluation dieses Konzeptes vorrangig zu sein, zu der wir an dieser Stelle alle interessierten Kollegen auf- rufen möchten.
2. Die Thiomersalkonservierung ist zwar, wie wir dank der Untersu- chungen des Herrn Kollegen Priv.- Doz. Dr. St. Roth wissen, für die Er- haltung der Erythrozytenmorpholo- gie geeignet, nach unseren Erfahrun- gen hingegen jedoch nicht für die Konservierung von epithelialen Zel- len oder Harnzylindern. Diese müs- sen weiterhin unverzüglich mikrosko- piert werden und können nicht per Post versandt werden.
3. Die Teststreifenbestimmun- gen müssen vor Thiomersalzusatz durchgeführt werden.
Literatur:
1. Hofmann, W., Schmidt, D., Guder, W. G.
& Edel, H. H. (1991) Differentation of haematuria by quantitative determination of urinary marker proteins. Klin. Wochen- schrift 69,68-75.
2. Kallerhoff, M., Müller-Siegel, K., Verwie- be, R., Weber, M. H., Waßmann, K., Blech, M., Scheler, F. und Ringer, R. H. (1991) Lokalisation und Ausmaß einer Gewebe- schädigung durch ESWL. Urologe A, 30, 85-88.
Dr. med. Fritz Boege Leiter des Hauptlabors der Medizinischen Poliklinik der Universität
Klinikstraße 8 97070 Würzburg
Malaria- prophylaxe
Zu dem Beitrag von
Dr. med. Hans Dieter N thdurft et ai.
in Heft 33/93
1. Toxizität unklar
Es ist sehr zu begrüßen, daß sich Mitglieder der Deutschen Tropen- medizinischen Gesellschaft die Mühe machen, in regelmäßigen zeitlichen Abständen eine Übersicht über den aktuellen Stand der Malariaprophy- laxe zu veröffentlichen.
In der neuesten Fassung vom 20.
August 1993 hat sich auf Seite 1468 ein Fehler eingeschlichen, der zu Irr- tümern führen könnte. Es steht dort:
„Aufgrund der extrem kurzen Halb- wertszeit ist Halofantrin nicht zur Prophylaxe einsetzbar".
Der kritische Punkt beim Halo- fantrin ist dessen Toxizität nach wie- derholter Verabreichung (Spezies:
Ratte und Hund), die auch im Ab- schnitt 13.2 („Toxikologische Eigen- schaften") der Fachinformation zu Halfan® (1) dargestellt ist — und nicht dessen Halbwertszeit (siehe unten).
In subchronischen Toxizitätsstudien traten schon bei Tagesdosen ab 25 mg/kg — in Abhängigkeit von der Tierspezies — Veränderungen des lympathischen Gewebes auf (1). Die- se und andere toxikologischen Be- funde sowie eine mögliche Akkumu- lation des Halofantrins und seines Hauptmetaboliten — wegen deren langen Halbwertszeiten — lassen ei- nen Einsatz des Arzneimittels zur Malariaprophylaxe nicht zu. Zur Halbwertszeit (HWZ) des Halofan- trins: die publizierten Daten zeigen eine große Variabilität (1 bis 4), die von der Rasse, vom Ernährungszu- stand und von der Malaria-Erkran- kung selbst abhängig sein kann, wie dies auch beim Mefloquin beobachtet wurde. Bei gesunden Thais wurde für
A-1834 (70) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 25/26, 27. Juni 1994