Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung
Niederlassungsservice
Die Schriftenreihe enthält folgende Titel:
Band Titel lieferbar ab
Arzt in freier Praxis 1
2 3 4
Formalitäten vor der Niederlassung Standortwahl und Raumbeschaffung
Empfehlungen zur rationellen Ausstattung der Arztpraxis
sofort sofort sofort
in Bearbeitung
5 Empfehlungen zur rationellen Ausstattung in Bearbeitung des Labors
6 Empfehlungen zur rationellen Organisation von ärztlichen Laborgemeinschaften
sofort
7 8
Rationelle Praxisorganisation
Finanzierungsmöglichkeiten einer Praxis
sofort Sept. 1976 9 Der Arzt als Arbeitgeber sofort
(arbeitsrechtliche, haftungsrechtliche und
versicherungsrechtliche Fragen in der Praxis) 10 Die Verpflichtung zur Wirtschaftlichkeit in
der kassenärztlichen Versorgung
Okt. 1976
11 Die Alterssicherung des niedergelassenen Okt. 1976 Arztes
12 Die Niederlassung als Allgemeinarzt Okt. 1976 13 Die ärztliche Gruppenpraxis (kooperative
Praxisausübung)
Aug. 1976
Einzelexemplare können von Ärzten und Medizinstudenten kosten- los über die Kassenärztlichen Vereinigungen bezogen werden.
sichtigung seiner individuellen Pra- xisführung an den Durchschnitts- werten der Fachgruppe gemessen wird. Wer sich drängender Konkur- renz gegenübersieht, wird auch hier in die Expansion auszuwei- chen versuchen. Dies ist aber des- halb kein Ausweg, weil solche Ver- suche am gesetzlichen Prüfauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen scheitern müssen.
Dirigistische Maßnahmen sind ungeeignet
Die Niederlassungsberatung durch die Kassenärztlichen Vereinigun- gen ist kein temporäres Instrument zur Behebung von Mangelerschei- nungen in der kassenärztlichen Versorgung. Bei steigenden Arzt- zahlen ist die Niederlassungsbera- tung im Interesse aller Beteiligten wichtiger als je zuvor. Es kann
nicht ausschließlich dem freien Spiel der Kräfte überlassen blei- ben, an welchen Orten der Kassen- arzt tätig wird. Ebenso sind dirigi- stische Maßnahmen zur Lösung des Problemes ungeeignet. Ambu- latorien auf der grünen Wiese kön- nen die kassenärztliche Versor- gung nicht sicherstellen.
~ Wir bedürfen keiner anonymen Institutionen, sondern wir brauchen Ärzte, die auf Grund sinnvoller Pla- nung und sachkundiger Beratung ihre kassenärztliche Tätigkeit am richtigen Ort ausüben. Das Zentral- institut für die kassenärztliche Ver- sorgung und die Kassenärztlichen Vereinigungen selber sind bereit und in der Lage, diese Niederlas- sungsberatung optimal durchzufüh- ren. Sie nehmen diese Beratung frühzeitig und umfassend in An-
spruch.
II
Spektrum der Woche
Aufsätze ·Notizen BRIEFE AN DIE REDAKTION
VARIANTE
Die folgenden Ausführungen, die vom
Verfasser als "Anmerkungen zu einer Leverkusener Variante der ,Entspan- nung durch Sammlung"' verstanden wurden, beziehen sich - wie auch der anschließende Brief - auf die Zuschrift von Frau. Dr. med. Gisela Eberlein (Le- verkusen): "Autogenes Training mit Kindern", die in Heft 26/1976 erschien.
Autogenes Training mit Märchen?
Wer seit vielen Jahren Erfahrungen
mit dem durch J. H. Schultz inaugu-
rierten autogenen Training (im fol- genden AT) sammeln konnte, dem wurde durch immer neue Behand- lungserfolge einerseits die Geniali- tät dieses Konzeptes bestätigt, an- dererseits das aus physiologischen und psychologischen Fakten zu- sammengefügte feste Fundament, auf das sich die Methode stützt.
Auch für Kinder ist das autogene Training in der von Schultz angege- benen Form sehr gut geeignet, wie aus zahlreichen Publikationen ur- teilsfähiger Autoren bereits lange bekannt ist. Folglich bestand für eine Märchenmischung und eine Kombination mit "Vokai-Sing- Übungen" und anderen "Randakti- vitäten" (Gymnastik, Wassergymna- stik, Wanderungen, sportliche Spiele, Malen, Musik-Hören und das beliebte Spontanspiel) in die- sem Zusammenhang kein Bedürf- nis. Jedermann kann nachlesen, wie schlicht "autogenes Training für Kinder" vermittelt werden kann.
Eine entsprechende Anleitung, die
vor allem für Kinder und ihre Eltern lesenswert ist, erschien vor etwa 11
12
Jahren im Deutschen Ärzte-Ver- lag (Entspannung, autogenes Trai- ning für Kinder von Dr. W. Kruse).Mag bei manchen Kindern "die Vorstellung einer Phantasiege- schichte am Abend z. B. vielfach den Schlaf verbessern", so handelt es sich doch dabei ebensowenig um autogenes Training, wie wenn
sie "mit geschlossenen Augen in
der Rückenlage auf dem Boden lie- gen, singen und summen." - So- fern Kinder motiviert sind, Entspan- nungsübungen zu lernen, und - nicht Märchen hören wollen, be- darf es keineswegs lyrischer Ver-
DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 30 vom 22. Juli 1976 1993
Spektrum der Woche.
Aufsätze -Notizen Briefe an die Redaktion
brämungen auf dem Weg zum AT.
Die Übernahme einiger autogener Trainings-Rudimente in ein phanta- stisches neues Konzept birgt eher die Gefahr einer Denaturierung der hervorragend bewährten Standard- methode!
Bei vegetativ dysbalancierten, kon- zentrationsschwachen oder verhal- tensgestörten Kindern bewährt sich das AT ständig neu, weil es bei wirklich konsequentem Üben einer Sammlung der Gedanken auf das Übungsziel die Wiederher- stellung der Balance fördert, das Konzentrationsvermögen steigert, zu einer „Resonanzdämpfung der Affekte" (J. H. Schultz) beiträgt und schließlich zu einer Harmonisie- rung der Leib-Seele-Einheit führt.
Hierzu bedarf es keiner Phantasie- geschichten mit „abenteuerlichen, z. T. phantastischen Vorstellungen", sondern einer auf Erfahrung ge- stützten kundigen Anleitung. — Au- togenes Training mit Märchen? — Nein!
Autogenes Training mit Kindern?
Ja — aber richtig!
Dr. med. Gerd Iversen
Facharzt für innere Krankheiten
— Psychotherapie — Vorsitzender
der Deutschen Gesellschaft für ärztliche Hypnose und autogenes Training 2360 Bad Segeberg
Auf Märchen verzichten
Das autogene Training ist aus- schließlich auf Eigenübung des Pa- tienten aufgebaut. Auch Kinder können darauf hingewiesen wer- den, daß sie — bis auf das kurze Erklären und das gemeinsame Üben in der Gruppe — sich von Anfang an auf eigenes, konzen- triertes Üben einstellen. Wenn wir berücksichtigen, daß nur 14 bis 20 Prozent aller Schulkinder sich in einem ausgeglichenen vegetativen Zustand befinden, wissen wir, wel- che Bedeutung die exakte Vermitt- lung des autogenen Trainings zur
Prophylaxe und Therapie vegeta- tiver Funktionsstörungen und psy- chosomatischer Krankheiten — auch bei Kindern — hat. Therapie und Indikationen gehören unbe- dingt in die Hand des Arztes; er ist sich der psycho-physischen Reak- tionen bewußt.
Suggestion ist ein Ich — fremder Einfluß, der — nehmen wir das Bei- spiel des a. T. mit Märchen — hier nicht autosuggestiv zur konzentra- tiven Entspannung verarbeitet wer- den kann, sondern lediglich zur all- gemeinen Unterhaltung beiträgt.
Das ist aber sicher nicht Sinn und Aufgabe des autogenen Trainings bei Kindern. Hier möchten wir eine vegetative Gesamtumschaltung er- reichen, die psychologisch durch Vigilitätssenkung (Ich-Verlust) ge-
kennzeichnet ist.
Denken und Urteilen tritt zugun- sten eines überwiegend gefühlsmä- ßigen intensiven Erlebens zurück.
Gelingt diese „organismische Um- schaltung", kommt es zum Absin- ken der Herzfrequenz, zu einer Ab- nahme der Magenmotorik (Sonnen- geflecht) und sofort zu Beginn der Umschaltung (auch bei Kindern!) zu einem durchschnittlichen Absin- ken des Atemminutenvolumens um ca. 7,5 Prozent, wobei die 002- Konzentration in der Ausatmungs- luft etwa um elf Prozent ansteigt.
Die Hauttemperatur steigt ebenfalls an, und die Kerntemperatur sinkt (entsprechend der Tiefe des Ver- senkungszustandes) kontinuierlich ab.
Wollen wir den Kindern das a. T.
mit einem „Suggestiveinstieg" über Märchen und zusätzlich auch noch mit verschiedenen „Randaktivitä- ten" vermitteln, wird damit der pas- sive Versenkungszustand er- schwert. Die Kinder werden ange- halten, die Silbe „Om" zu summen und zu singen. Damit kommt es zu einer Anspannung der Lippenmus- kulatur — einer verzögerten Ausat- mung (Arbeitsatmung), und es wird genau das bewirkt, was wir im au- togenen Versenkungszustand ver- meiden wollen. Im „ruhevollen Wa- chen" horchen sie (nach Frau Dr.
Eberlein) auf die Geschichte, die
„verschiedene Impulse" weckt.
Schultz beantwortet die Frage, ob Kinder autogenes Training erler- nen können dahingehend, daß die Möglichkeit immer dann besteht, wenn diese nach „Lebensalter und Wesen die nötigen Voraussetzun- gen zu regelmäßigem Üben mit- bringen." Er gibt zum Beispiel in seiner Monographie den Hinweis, daß die Versuchsperson in einer ihrer „geistigen Art entsprechen- den Weise versteht, welchen Sinn die Arbeit hat." Haben wir den Ein- druck, daß ein Kind versteht, was wir ihm mit „Ruhe" oder „Entspan- nung" (entsprechend kindgemäß) erklären, ist es sicher bei konse- quenter Anleitung bald zur „kon- zentrativen Entspannung" fähig.
(Über entsprechend umfangreiche Erfolge kann ich berichten; ebenso mache ich auch auf die Arbeit von W. Luthe aufmerksam, der mit Kin- dern einer kanadischen Grund- schule arbeitete, sowie auf die Ver- öffentlichungen von Habersetzer und Schuth, die über gute Erfolge mit dem autogenen Training bei Kindern eines Kinderdorfes berich- teten.) Nutzen wir Präge- und Lern- fähigkeit des Kindes, aber auch
seine Fähigkeit, bildhafte Vorstel- lungen gut zu realisieren, können wir auf das Märchen beim autoge- nen Training mit Kindern zweifellos verzichten. (Literatur bei der Ver- fasserin.)
Dr. med. Waltraud Kruse Ärztin für Allgemeinmedizin Psychotherapie
Kirchberg 4, 51 Aachen-Walheim
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Zu dem Artikel von Fritz Dalichow: „Der Arzt im Kriminalroman" in Heft 19/1976:
Brauche ich
ein Luxus-Badezimmer?
Die Lektüre der Analyse im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT vom 6. Mai 1976 „Der Arzt im Kriminalroman"
hat mich in meiner Selbsteinschät- zung schwer erschüttert. Auch ich bin leider Facharzt. Ich fahre einen
1994 Heft 30 vom 22. Juli 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT