Alle bislang gestarteten Initiativen zur Förderung der Allgemeinmedizin reichen nicht aus, um den Bedarf an Hausärzten in den nächsten Jahren zu decken. So lautet das Fazit einer neuen Studie der Wissenschaftler des Versorgungsatlas. Danach gehen in den kommenden fünf Jahren bundesweit rund 13 000 Hausärzte in den Ruhestand. Statistisch gesehen wird jedoch nur jeder Zweite einen Nachfolger für seine Praxis finden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat anläss- lich dieser Zahlen ihre Forderung nach einer bundes- weiten Stiftung zur Förderung der ambulanten Medizin bekräftigt.
2009 haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung, der Spitzenverband der Krankenkassen und die Deut- sche Krankenhausgesellschaft in Abstimmung mit der Bundesärztekammer und dem Verband der Privaten Krankenversicherungen ein Förderprogramm Allge- meinmedizin aufgelegt. Ziel war die finanzielle Förde- rung von mindestens 5 000 Weiterbildungsstellen pro Jahr für Allgemeinmediziner. Hinzu kamen zahlreiche weitere Initiativen einzelner Bundesländer, der Kassen- ärztlichen Vereinigungen und der Ärztekammern.
Laut der Studie haben diese Bemühungen zwar Wir- kung gezeigt – diese reichen aber nicht aus. Die Wis- senschaftler des Versorgungsatlas haben in ihrer Studie die regionalen Auswirkungen der Förderprogramme in den Jahren 2010 bis 2012 bundesweit untersucht.
„Die Zahl der im Förderprogramm weitergebilde- ten Fachärzte für Allgemeinmedizin nahm um knapp 20 Prozent zu“, schreiben die Forscher um Jörg Bät- zing-Feigenbaum, dem Leiter des Versorgungsatlas.
2010 waren 1 809 Ärzte in der Weiterbildung Allge- meinmedizin, 2012 waren es 2 156. „Der Beitrag des Förderprogramms reicht angesichts der Größenord- nung des zu lösenden Problems nicht aus“, betonen die Versorgungsforscher.
Den jährlich durchschnittlich etwa 2 600 Hausärz- ten, die in den nächsten fünf Jahren in Ruhestand gin- gen, stünden pro Jahr knapp 1 400 neu anerkannte All- gemeinmediziner gegenüber. „Das Förderprogramm hat die Zahl der jungen Ärzte in der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin stabilisiert, es konnte das Problem aber nicht aus der Welt schaffen“, sagte der Sprecher der KBV, Roland Stahl, gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
Es seien daher weitere zusätzliche Initiativen nötig, um den Nachwuchs für die Allgemeinmedizin zu ge- winnen. Ein Modell sei die seit 2009 in Thüringen be- stehende Stiftung zur Förderung ambulanter ärztlicher Versorgung. Sie vergibt unter anderem Stipendien an Ärzte, die sich verpflichten, sich später in dem Bundes-
land niederzulassen.
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Arne Hillienhof
HAUSÄRZTEMANGEL
Initiative reicht nicht aus
A 1786 Deutsches Ärzteblatt