A 1676 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 40|
3. Oktober 2014VERGÜTUNG PSYCHOTHERAPEUTISCHER LEISTUNGEN
Kampf für gerechte Honorare
Psychotherapeuten sind seit Jahren Schlusslichter in der ärztlichen Einkommensskala. In einem einmaligen Zusammenschluss
aller Verbände demonstrierten sie im Berliner Regierungsviertel.
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as wollen wir nicht länger hinnehmen – es reicht“, hieß es auf einem Transparent bei der Demonstration der Psychothera- peuten für mehr Gerechtigkeit bei der Vergütung ihrer Leistungen am 25. September in Berlin. Historisch einmalig war der Zusammenschluss aller Verbände der ärztlichen und Psychologischen Psychotherapeu- ten, Kinder- und Jugendlichen - psychotherapeuten, Psychiater und Psychosomatiker.„Seit Jahren sind wir mit großem Abstand die Schlusslichter in der Einkommensskala aller Arztgrup- pen. Unsere Praxen erwirtschaften – bei gleichem Arbeitseinsatz – nur knapp mehr als die Hälfte des Über- schusses somatischer Praxen“, erläu- terte Barbara Lubisch, Dipl.-Psych., Vorsitzende der Deutschen Psycho- therapeutenVereinigung (DPtV).
„Trotz mehrfacher höchstrichterli- cher Rechtsprechung des Bundes- sozialgerichts (BSG) verweigern die Krankenkassen und die Kassen- ärztlichen Vereinigungen (KVen) die uns zustehenden Honorare“, kritisierte Lubisch. Die Urteile des
BSG besagen, dass es Psychothera- peuten bei maximalem Arbeitsein- satz, das heißt 51 Stunden in der Woche, möglich sein muss, soviel zu verdienen, wie der Durchschnitt der somatisch tätigen Fachärzte.
Tatsächlich lagen die Überschüsse (Umsatz minus Praxiskosten vor Steuern und Versicherungen) bei vergleichbarer Wochenarbeitszeit zum Beispiel im 1. Quartal 2013 bei rund 13 000 Euro, während die Überschüsse aller Arztgruppen im Durchschnitt bei rund 26 400 Euro lagen (KBV-Honorarbericht).
Bewertungsausschuss prüft etwaige Nachzahlungen
„Die Politik fordert eine ausrei- chende Versorgung mit psychothe- rapeutischen und psychiatrischen Leistungen, gibt uns die Mittel und Strukturen, die wir dafür benötigen, aber nicht an die Hand“, beklagte Jürgen Doebert, Dipl-Psych., stell- vertretender Vorsitzender des Bun- desverbands der Vertragspsycho- therapeuten (bvvp). Er forderte eine grundlegende Veränderung der Sys- tematik im Einheitlichen Bewer-
tungsmaßstab (EBM): „Die spre- chenden, zeitgebundenen und per- sonenintensiven Leistungen müs- sen gestärkt werden.“
Notwendig sei zudem, dass der Bewertungsausschuss Beschlüsse zur angemessenen Vergütung psy- chotherapeutischer Leistungen rück- wirkend ab 2009 gemäß den BSG- Urteilen fasst, forderte Doebert.
Das paritätisch von GKV-Spitzen- verband und Kassenärztlicher Bun- desvereinigung (KBV) besetzte Gremium hatte am 18. Dezember 2013 beschlossen, die Angemessen- heit der Vergütung bis zum 30. Juni 2014 überprüfen zu wollen. „Der Bewertungsausschuss prüft derzeit, wie und in welcher Höhe es um etwaige Nachzahlungen für die Psychotherapeuten bestellt ist“, er- klärte der Pressesprecher der KBV, Roland Stahl. „Wir fordern vom Gesetzgeber festzuschreiben, dass die Angemessenheit unserer Hono- rare jährlich überprüft wird und nicht nach Belieben“, verlangte die DPtV-Vorsitzende Lubisch.
„Etwas ist faul in Deutschland, wenn Psychotherapeuten und Psy- chiater für eine angemessene Be- zahlung ihrer Leistungen auf die Straße gehen müssen“, sagte Dr.
med. Frank Bergmann, Vorsitzen- der des Spitzenverbandes ZNS (Zentrales Nervensystem). Ein the- rapeutisches Gespräch müsse bes- ser bewertet werden als bisher. Der Psychiater beklagte die „beschä- mende Geiz-ist-geil-Mentalität“, mit der psychisch Kranke und die sie behandelnden Ärzte und Therapeu- ten immer noch systematisch be- nachteiligt würden.
Auf das hohe Maß an Flexibilität, das Kinder- und Jugendlichenpsycho- therapeuten in der täglichen Arbeit mit psychisch kranken Kindern, de- ren Eltern und dem System aus Schule, Jugendamt, Jugendgericht, Heim oder Klinik aufbringen müs- sen, wies Werner Singer, stellvertre- tender Vorsitzender der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugend - lichenpsychotherapeuten e.V., hin.
„Für die qualitativ hochwertige Ver- sorgung psychisch kranker Kinder wollen wir angemessen und gerecht vergütet werden“, forderte er.
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Petra Bühring Mehr als 1 200
Psychotherapeu- ten und Psychia- ter zogen in einem Demonstrationszug vom Potsdamer Platz aus durch das Regierungsviertel, am GKV-Spitzenver- band vorbei bis zum Bundesgesund- heitsministerium.
Foto: Holger Groß, DPtV