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Chinas Wirtschaftsgeschichte als Gegenstand ökonomischer Analyse: Paradoxe und Paradigmen

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Chinas Wirtschaftsgeschichte als Gegenstand

ökonomischer Analyse – Paradoxe und Paradigmen

Holger Krins

Hochschulschriften . Standort Meschede . Nr. 1/2017

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Impressum Herausgeber

Der Rektor der Fachhochschule Südwestfalen, Professor Dr. Claus Schuster

Fachhochschule Südwestfalen Baarstraße 6

58636 Iserlohn www.fh-swf.de Layout

Dezernat 5: Hochschulkommunikation TextHolger Krins

Bildnachweis Titelseite: Levi Fraser Druck

WIRmachenDRUCK GmbH Mühlbachstr. 7

71522 Backnang

ISBN (print): 978-3-940956-63-7 ISBN (elektr.): 978-3-940956-64-4 www.fh-swf.de/cms/hochschulschriften Meschede 2017

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Chinas Wirtschaftsgeschichte als Gegenstand ökonomischer Analyse

Paradoxe und Paradigmen Holger Krins

Summary: Eric Jones once wrote that late imperial China missed the opportunity to industrialize ‘at hairsbreadth’. Some scholars therefore regard this as the ‘great enigma of world history’. First in 1980 when Deng Xiaoping fostered economic reforms, mainland China success- fully entered a path of modern growth that took up its former economic supremacy. Subsequently some crucial issues of China’s economic history research are reconstructed, and then pivotal paradigms, which attempt to solve the ‘great enigma’, are introduced.

Zusammenfassung: Von Eric Jones stammt die Einschätzung, dass das spätimperiale China ‚um Haaresbreite‘ eine eigene industrielle Revolution verpasst habe. Manche Wissenschaftler sehen hierin ein

‚großes Rätsel der Weltgeschichte‘. Erst seit 1980, durch die Reform- politik Deng Xiaopings, konnte China einen modernen Wachstumspfad einschlagen und an seine vor- und frühmodernen wirtschaftlichen Möglichkeiten anknüpfen. Nachfolgend werden einige Grundfragen der wirtschaftshistorischen Chinaforschung rekonstruiert und zentrale Paradigmen, die den Anspruch erheben, das ‚große Rätsel der Weltge- schichte‘ zu lösen, vorgestellt.

Subject(s): China, Paradigms, Weber-Question, Needham-Puzzle, Great Divergence, Economic Growth

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Hochschulschriften Standort Meschede

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Inhalt

1 Chinas wirtschaftliche Entwicklung: Ein doppeltes Paradox ... 1

2 Das westliche Chinabild als Spiegel westlicher Hoffnungen und Ängste ... 5

3 Weber-Question, Needham-Puzzle und Great Divergence - Paradigmen der wirtschaftshistorischen Chinaforschung ... 7

3.1 Einige Vorbemerkungen zur Evolution von Ökonomie, Staat und Gesellschaft in China ... 7

3.2 Überlegungen zu einigen Paradigmen der wirtschaftshistorischen Chinaforschung ... 12

3.2.1 Sinologie ... 14

3.2.2 Historiographie ... 19

3.2.3 Naturwissenschaft und Technik ... 21

3.2.4 Ökonomik ... 23

3.3 Zentrale Paradigmen ... 25

3.3.1 Weber-Question ... 26

3.3.2 Die hydraulische Gesellschaft ... 29

3.3.3 Needham-Puzzle ... 32

3.3.4 Mittelalterliche Dynamik und neuzeitliche Gleichgewichtsfalle... 35

3.3.5 Die ‚California School‘ und die ‚Great Divergence‘ ... 40

4 Wie weiter? ... 42

4.1 Modell einer Marktkonstellation ... 43

4.2 Unified Growth Theory... 44

Literaturverzeichnis ... 46

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Abbildungen und Tabellen

Tabelle 1: Shares of World GDP, 1700-2003 2 Tabelle 2: Growth and Level of GDP, Population and

GDP Per Capita, 1–2030 3

Abbild. 1: Pro Kopf Level der Industrialisierung 4 Abbild. 2: Die acht Makroregionen der späten Kaiserzeit 8 Abbild. 3: Die 400-mm-Isohyete und Chinas nomadische

Nachbarvölker 9

Abbild. 4: Der Gelbe Fluss mit Bett und Deich 10 Abbild. 5: Paradigmen der wirtschaftshistorischen

Chinaforschung 13

Abbild. 6: Modell einer Marktkonstellation:

Institutionen und Prozesse 44

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Chinas Wirtschaftsgeschichte als Gegenstand öko- nomischer Analyse

Paradoxe und Paradigmen Holger Krins

1 Chinas wirtschaftliche Entwicklung: Ein doppeltes Paradox

Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung Chinas vom Kai- serreich der Song-Dynastie (960-1279 n. Chr.) bis zur gegenwärtigen Volksrepublik, wird man schnell auf zwei zentrale Paradoxe stoßen, die aus dem Blickwinkel eines neoklassisch orientierten Mainstreams schwer zu lösen sind. Das erste Paradox betrifft das Wachstum der letzten 40 Jahre, das die Volksrepublik China vom Status eines Ent- wicklungslandes mit einem Pro-Kopf BIP vergleichbar Bangladesh, Malawi und Nigeria in den Rang der zweitgrößten Ökonomie der Welt

─ gemessen in absoluten Zahlen ─ gehebelt hat.1 Berücksichtigt man unklare Eigentumsverhältnisse, Korruption2, den Schutz des geistigen Eigentums, unfertige Finanzinstitutionen (Song; Storesletten; Zilibotti 2013, Lin 2012) etc. widerspricht dieser Aufstieg den üblichen Prog- nosen, die auf der Basis institutionenökonomischer Standardmodelle hätten gemacht werden können (Herrman-Pillath 2017, 2009, Huang P.C.C. 2015). Daher wundert es nicht, dass immer wieder das Schei- tern der chinesischen Wirtschaftsreformen erwartet wurde und noch wird (z.B. Acemoglu; Robinson 2012).3 Dennoch konnte man in Chi- na bisher für alle auftauchenden Probleme Lösungen entwickeln, die

1 Welt Bank: http://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.PCAP.CD

2 2016 erreichte die Volksrepublik China Rang 79 des von Transparency International bereitgestellten CPI mit 40 von 100 Punkten. In unmittelba- rer Nachbarschaft rangierten Weißrussland, Brasilien und Indien (http://www.transparency.org/cpi2016).

3 Der Autor dieses Textes argumentierte vor geraumer Zeit ähnlich skep- tisch; siehe Krins 1996.

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zumindest bis jetzt die Fortsetzung des Wachstums- und Entwick- lungspfades ermöglicht haben.4

Tabelle 1: Shares of World GDP, 1700-2003 (Per cent of World Total)

Quelle: Maddison 2007, S. 103

Das zweite Paradox bildet das zentrale Rätsel der Wirtschaftsge- schichte Chinas: Zum Ende des 1. Jahrtausends n. Chr. entwickelte China ─ unter der Herrschaft der Song-Kaiser ─ eine wirtschaftliche Dynamik, die Ergebnisse in Innovation, Produktion sowie beim BIP und Pro-Kopf-BIP (Tabelle 2) zeitigte, die Westeuropa erst viel später erreichen konnte. Der Wirtschaftshistoriker Eric Jones prägte hierzu den Terminus, dass China ‚um Haaresbreite‘ an der Ausbildung einer eigenen, endemischen industriellen Revolution vorbeigeschrammt sei (Jones 2012, S. 185). Der technologische Vorsprung hat wohl dazu beigetragen, dass auf chinesischem Territorium über eine größere Zeit-

4 Die graduelle Reformstrategie der Führung der KPCh wurde in den 1990er Jahren von vielen Beobachtern dem ‚Big Bang‘ der RGW-Staaten als un- terlegen angesehen. Deng Xiaopings Reformmotto: ‚den Fluss überqueren und mit den Füßen nach den Steinen tasten‘ galt Einigen als Ausdruck des Eingeständnisses einer ökonomisch-theoretischen Hilflosigkeit. Im Nach- hinein erscheint dieses Vorgehen aber als intelligente, flexible Strategie aus Versuch und Irrtum ─ Reformismus im besten Popper’schen Sinn (Siehe Herr 2002).

1700 1820 1952 1978 2003 2030

China 22,3 32,9 5,2 4,9 15,1 23,1

India 24,4 16 4 3,3 5,5 10,4

Japan 4,1 3 3,4 7,6 6,6 3,6

Western Europe 21,9 23 25,9 24,2 19,2 13

USA 0,1 1,8 27,5 21,6 20,6 17,3

USSR 4,4 5,4 9,2 9 3,8 3,4

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strecke hinweg die entwickelsten Wirtschaftsregionen der vor- bzw.

frühmodernen Welt existierten (vgl. Tabelle 1); so sind dann auch ei- nige Autoren der Ansicht, dass China an der Schwelle zum 15. Jahr- hundert über alle Voraussetzungen verfügte, die 400 Jahre später die industrielle Revolution in England ermöglichten (Lin 2008).

Abbildung 1: Pro Kopf Level der Industrialisierung GB 1900 = 100

Quelle: Bairoch 1982, S. 281

Nun konnte China seine relative Führungsposition nach dem 18.

Jahrhundert nicht halten und verzeichnete darüber hinaus im Verlauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts einen signifikanten Rückgang des Pro-Kopf-Einkommens (Tabelle 2). Gerade aus der Perspektive neo- klassisch orientierter Ökonomen kann es verwundern, dass einmal erreichte technische Niveaus wieder aufgeben wurden (Aiyar;

Dalgaard; Moav 2008, Landes 2006, Herrmann-Pillath 1990, Elvin 1973). Beobachter, die China im frühen 20. Jahrhundert bereist haben, berichten von einer offensichtlichen Technologiearmut zu dieser Zeit (Wittfogel 1931, Esterer 1929); Berichte, die durch die Arbeiten Paul Bairochs zur komparativen Erforschung von Industriealisierungstrends

0 20 40 60 80 100 120

1750 1800 1830 1860 1880 1900

Europa GB China

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bestätigt werden (Abbildung 1)5: Um 1750 sind noch keine signifikan- ten Unterschiede bei dem Konsum von Industriegütern zu sehen. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kommt es dann zu einem britischen Trade-Off, der sich nach 1830 beschleunigt. Der Durchschnitt der anderen europäischen Staaten entwickelt sich deutlich langsamer und der Level der chinesischen Industrialisierung nimmt sogar ab.

Tabelle 2: Growth and Level of GDP, Population and GDP Per Capita, 1–2030

Year GDP Level Population Per Capita GDP (million 1990 G–K $) (000s) (1990 G–K $)

1 26 820 59 600 450

960 24 750 55 000 450

1300 60 000 100 000 600

1600 96 000 160 000 600

1700 82 800 138 000 600

1850 247 200 412 000 600

1870 189 740 358 000 530

1930 277 567 489 000 568

1950 244 985 546 815 448 2003 6 187 983 1 288 400 4 803 2030 22 982 784 1 458 024 15 763

Quelle: Maddison 2007, S. 157

Nun haben während der letzten hundert Jahre eine ganze Reihe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich daran versucht, das Rätsel ─ in der Literatur haben sich die Synonyme Weber-Frage, Needham-Puzzle und Great Divergence eingebürgert ─ zu lösen; inte-

5 Obwohl die Arbeiten Bairochs schon etwas älter sind, werden sie immer wieder von namhaften Autoren zitiert; zum Beispiel Findley, O’Rourke 2009 oder Galor 2005.

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ressant ist dabei, dass manche Erklärungsmuster, die Chinas relative Rückständigkeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert begründen sollen, heute zur Erklärung von Chinas gegenwärtigem Aufstieg herangezo- gen werden (Brandt; Ma; Rawski 2014). So kann der Eindruck entste- hen, dass die Evolution des westlichen Chinabildes viel mit der eige- nen Entwicklung des Westens zu tun hat und gleichzeitig als Spiegel- bild der wechselseitigen Einflüsse und Abhängigkeiten auf den jewei- ligen Entwicklungspfaden gesehen werden kann.6

2 Das westliche Chinabild als Spiegel westlicher Hoff- nungen und Ängste

Spätestens seit den Berichten der Jesuiten aus Beijing ist China im Westen zum Gegenstand des Interesses einer breiteren Öffentlichkeit und der Wissenschaft geworden. Während des 17. Jahrhundert n. Chr.

stellte China einen deutlichen Kontrast zum zeitgenössischen Europa dar: Eine arbeitsame Bevölkerung, öffentliche Ordnung, eine litera- risch gebildete Elite, die eine professionelle Verwaltung sicherstellte, und die Abwesenheit von Religionskriegen ließen China dem europäi- schen Betrachter als ‚geordnetes Gemeinwesen‘ erscheinen. Chinesi- sche Seide, Porzellan und Tee wurden beliebte Importartikel. Darüber hinaus reichten die kaiserlichen Annalen weiter in die Vergangenheit zurück, als die damals gültige Terminierung der biblischen Schöp- fungsgeschichte, was für die jesuitische Weltsicht eine gewisse Her- ausforderung bedeutete (Vogelsang 2013, Franke; Trauzettel 1993).

Im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts n. Chr. änderte sich die westliche Sicht auf China. Aufklärung, bürgerliche Revolutionen und die beginnende Industrialisierung modifizierten das betrachtende Eu-

6 “The industrial Revolution, in turn, can only be understood as the outcome of a historical process with multiple causes stretching back into the medie- val period, and in which international movements of commodities, warri- ors, microbes, and technologies all played a leading role. Purely domestic accounts of the ‚Rise of the West,‘ emphasizing Western institutions, cul- tural attributes, or endowments, are hopelessly inadequate, since they ig- nore the vast web of interrelationships between Western Europe and the rest of the world that had been spun over the course of many centu- ries, and was crucially important for the breakthrough to modern economic growth.“ (Findley, O’Rourke 2009, S. xx)

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ropa in vielfältiger Hinsicht und in streckenweise hohem Tempo, wäh- rend das betrachte China ─ je nach Interpretation ─ in eine staatliche und ökonomische Involution lief, stagnierte oder sich bestenfalls in deutlich langsamerem Tempo entwickelte. Das positive Chinabild ei- nes Leibnitz, Kant oder Rousseau, das auch in den Chinoiserien der kulturellen Eliten seinen Ausdruck fand, verblasste. Für Montesquieu, Hegel, Marx und Zeitgenossen war China nun eine rückständige ‚asia- tische Despotie‘, ökonomisch und wissenschaftlich unterentwickelt sowie Europa in vielerlei Hinsicht unterlegen (Daly 2015, Weber- Schäfer 2000, Spence 1990). Karl Marx äußerte bezüglich der Opium- kriege, mit denen Großbritannien die Öffnung des chinesischen Mark- tes erzwingen wollte, die Ansicht, dass Großbritannien die ‚historische Mission‘ verfolge, China bzw. Asien mit Gewalt auf den Weg der Entwicklung zu zwingen (Marx 1960a, 1960b). Auch stellte man in Europa nunmehr fest, dass die Chinesen ethnisch anders waren, als die Nord-West-Europäer. Es gab ab da - aus westlicher Sicht - auf einmal eine ‚Gelbe Rasse‘; eine Zuschreibung mit deutlich negativer Konnota- tion. Jetzt traten die potentiellen Kolonialmächte China nicht mehr auf Augenhöhe gegenüber, sondern man konnte sich verpflichtet geben, die ‚rohen und unzivilisierten‘ Chinesen unter ‚fürsorgende‘ Obhut- schaft nehmen zu müssen (Demel 1992).7

Auch im 20. Jahrhundert oszilliert das westliche Chinabild zwi- schen Bedrohlichkeiten und Begehrlichkeiten. Die ‚gelbe Hölle‘ und

‚gelbe Gefahr‘ wechselten sich mit den ‚400 Millionen Kunden‘, die Zigaretten, britische Baumwollunterhosen oder Öl für ihre Lampen bräuchten, als Leitmotiv der westlichen China-Wahrnehmung ab. So weicht auch heute die Euphorie bezüglich des ‚Riesenmarktes‘ mitun-

7 Eine Haltung, die sich ganz gut an der Position der Siegermächte des 1.

Weltkrieges gegenüber China verdeutlichen lässt: Obwohl China auf der Seite der Entente in den Krieg eingetreten war, wurde es weder als Voll- mitglied in den Völkerbund aufgenommen, noch wurden ihm die ‚Deut- schen Mandatsgebiete‘ auf der Halbinsel Shandong zurückgegeben ─ die fielen zur treuhändischen Verwaltung an das japanische Kaiserreich. Eine folgenreiche Entscheidung, denn sie zur führte in China unmittelbar zur 4.-Mai-Bewegung und längerfristig zur Entfremdung der chinesischen In- telligenz dem westlichen Liberalismus gegenüber (Spence 1992, Oster- hammel 1989)

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ter der Angst vor den ‚Einkaufstouren‘ chinesischer Topmanager im westlichen Industriebestand und den Rohstoffrefugien der südlichen Hemisphäre (Sanderson; Forsythe 2013, Crow 2008 (1937), Seelmann- Holzmann 2006, Kremb 1995, Löhndorff 1965, Tisdale Hobart 1933).

3 Weber-Question, Needham-Puzzle und Great Diver- gence - Paradigmen der wirtschaftshistorischen China- forschung

3.1 Einige Vorbemerkungen zur Evolution von Ökonomie, Staat und Gesellschaft in China

Karl Popper (2003) hat einmal bemerkt, dass alles was lebt, ‚auf der Suche nach einer besseren Welt‘ sei. Alle lebenden Organismen versuchten ständig ihre Lage zu verbessern, mindestens aber eine Ver- schlechterung zu vermeiden. Der Mensch könne dabei ─ um einen Gedanken Günter Hesses (1991) aufzunehmen ─ auf seine Fähigkeit zur ‚kognitiven Kreativität‘ zurückgreifen. Er sei in der Lage alternati- ve Handlungskonzepte (Technologien, Institutionen, etc.) zu entwi- ckeln und anzuwenden sowie ihren Erfolg zu evaluieren und gegebe- nenfalls sein Verhalten anzupassen. Insofern kann man Rationalverhal- ten unterstellen; was freilich nicht heißen soll, dass Menschen und Gesellschaften in historischen Situationen in der Lage sind ─ ex-ante

─ aus einer kontingenten (oder nichtkontingenten) Zahl künftiger Möglichkeiten, die optimalste Variante zu identifizieren und umzuset- zen. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass, wenn eine hinreichen- de Variante, im Sinne einer beabsichtigten Problemlösung gefunden wird, ihre Umsetzung zu Pfadabhängigkeiten führt, die die weiteren Wahlmöglichkeiten in der Zukunft einschränken. Die Einwohner des chinesischen Territoriums waren im Verlauf ihrer Geschichte mit der Lösung mehrerer grundlegender Probleme konfrontiert, deren Lö- sungsversuche die Evolution von Ökonomie und Staat in signifikanter Weise geprägt haben.

Die erste Herausforderung ist wohl in der Flächenausdehnung und der geophysikalischen Vielfalt Chinas zu sehen. Das Gebiet der Volks- republik umfasst heute etwa 9,6 Millionen km² ─ annähernd die Fläche ganz Europas ─ und beinhaltet verschiedenste Klimazonen und Land- schaftstypen (Vogelsang 2013). Die chinesische Zivilisation hat sich den geographischen Raum über die letzten 3000 Jahre sukzessive er-

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schlossen und erobert. Dabei kam es über weite Strecken nicht zu einer gleichmäßigen Besiedelung des Raumes, sondern zur Bildung von selbständig identifizierbaren Kernregionen, die William Skinner (1985) für die späte Kaiserzeit als Makroregionen analysiert (Abbil- dung 2). Die erste Makroregion verortet Skinner um das nordchinesi- sche Wei-Fen-System, dort wo der Gelbe Fluss (huanghe) das Löss- Plateau verlässt und sein weiterer Verlauf in die nordchinesische Tief- ebene führt. Hier lag das Kernland der bronzezeitlichen Zhou-Dynastie (von Glahn 2016). Von hier aus breitete sich die chinesische Zivilisati- on erst nach Osten in die Tiefebene, dann nach Süden und Westen aus.

Abbildung 2: Die acht Makroregionen der späten Kaiserzeit

Darstellung nach Skinner 1985, S. 273 (stilisiert und nicht maßstabsgetreu)

Das Gebiet der letzten der acht Makroregionen, die Skinner beschrie- ben hat ─ Teile der heutigen Provinzen Guizhou und Yunnan ─, wurde erst im 18. Jahrhundert von China her kolonisiert. Es stellt sich die Frage, warum sich verschiedene physikalisch getrennte, nach Skinners Ansicht ökonomisch untereinander schwach integrierte, Großregionen

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mit unterschiedlichen Wachstumszyklen und -dynamiken als Einheits- reich und nicht als Einzelstaaten etabliert haben ─ oder wie Vogelsang (2013) es formuliert hat, wie konnte eine derart heterogene Gesell- schaft erfolgreich geordnet werden?

Aus der Geographie Chinas resultierten weitere Probleme, die ein Bündel öffentlicher Güter erforderten, die ein Zentralstaat wahrschein- lich besser bereitstellen konnte, als eine Gruppe selbständiger Staaten:

Abbildung 3: Die 400-mm-Isohyete und Chinas nomadische Nachbarvölker

Darstellung nach Huang, R. 1997, S. 26 (stilisiert und nicht maßstabsgetreu)

Die 400-mm-Isohyete (15 Inches-Isohyet-Line) unterteilt das konti- nentale Gebiet Ostasiens nach dem Kriterium der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge. Nördlich dieser Linie ist und war Ackerbau kaum möglich. Sie verläuft von Südwesten her nördlich des Yunnan-Plateaus und des Sichuan-Beckens nach Nordosten, teilt das Gebiet innerhalb des Ordos-Bogens nördlich des Löss-Plateaus und grenzt schließlich die nordchinesische Tiefebene von der mongoli-

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schen Steppe und teilt die Mandschurei (Abbildung 3). Interessant ist, dass die Große Mauer der Ming-Dynastie in weiten Abschnitten der 400-mm-Isohyete folgt (siehe Abbildungen bei Vogelsang 2013, S. 19 und Huang, R. 1997, S. 26). Die Verteidigung der ackerbauenden chi- nesischen Bevölkerung gegen die nomadischen Völker der Steppe ─ insbesondere Turkmenen, Mongolen, Tanguten und Jurchen ─ stellt ein zentrales Motiv der chinesischen Geschichte dar. Kent Deng (2000) nennt die Zahl von 1.109 großen militärischen Konflikten mit Step- pennomaden zwischen 215 v. Chr. und 1684 n. Chr.; signifikante Häu- fungen der Konflikte lassen sich für prekäre Klimasituationen feststel- len (Zhang; Zhang; Lee; He 2007).

Abbildung 4: Der Gelbe Fluss mit Bett und Deich

Darstellung nach Pietz 2015, S. 19 (nicht maßstabsgetreu) Wetterextreme treten in China gehäuft auf: Dürren im Norden und Hochwasser im Norden und Süden sind nicht ungewöhnlich. Ray Huang (1997) schreibt im Rückgriff auf offizielle imperiale Register, dass es über eine Zeitspanne von 2117 Jahren zu 1.621 Überflutungen und 1.392 Dürren gekommen sei, die wichtig genug gewesen seien, um Aufnahme in die offiziellen Herrschaftschroniken zu finden ─ das sind 1,42 Katastrophen im jährlichen Durchschnitt. In vorimperialer Zeit haben katastrophenbedingte Nahrungsknappheiten häufig zu Kriegen zwischen den protofeudalen Fürstentümern Nordchinas geführt, so dass Aufspeicherung und intra- aber auch interregionale Umverteilung von Nahrungsmitteln ein wichtiges Stabilisierung- und Befriedungs-

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instrument wurden (Huang J.; Needham 2008). Bis in die Gegenwart sind 4% bis 25% der landwirtschaftlichen Fläche jährlich von Wetter- extremen signifikant betroffen (Taubner 1998).

Der Gelbe Fluss (huanghe) ist unter den großen Strömen der Erde weder der Längste noch der Gewaltigste ─ aber der Sedimentreichste:

ca. 40% seines fließenden Inhaltes sind Sedimente; das ist das Vierfa- che des Colorado-Rivers und das Vierzigfache des Nils (Huang, J.;

Needham 2008, Greer 1979). Die Masse der Sedimente ─ nach Charles Greer allein eine bis eineinhalb Milliarden Tonnen Löss jährlich ─ nimmt der Gelbe Fluss während der Durchquerung des Lössplateaus auf.8 Die Hälfte der Sedimente lagert der Gelbe Fluss dann auf seinen Weg zum Meer auf der Nordchinesischen Tiefebene ab, dabei erhöht er immer wieder den Grund seines Flussbettes (siehe Abbildung 4), so dass es in der Vergangenheit schließlich zu Hochwassern, Wechseln des Flussbettes und zum Teil großräumigen Verlagerungen der Fluss- mündung gekommen ist (siehe die Abbildungen bei Prietz 2015, S. 17, Gernet 1998, S. 516-517). Charles Greer schätzt für die letzten 3500 Jahre 1.500 große Überschwemmungen, 20 signifikante Wechsel des Flussbettes und 6 weiträumige Verschiebungen der Flussmündung (Greer 1979). Einerseits hat der Gelbe Fluss damit den fruchtbaren Alluvialboden der nordchinesischen Tiefebene geschaffen, die über 1000 Jahre hinweg der Hauptstandort der chinesischen Zivilisation sein sollte, andererseits war er eine ständige Bedrohung für seine Anwoh- ner: Große Deichbrüche und Kurswechsel konnten Hunderttausende töten und ganze Regionen verwüsten (Deng 2013, Elvin 2004, siehe auch Tabelle 2.3 bei Jones 2012). Die Eindeichung des Gelben Flusses und die Instandhaltung der Deiche gehören daher zu den unverzichtba- ren öffentlichen Gütern, die ein Staat anzubieten hatte.9

8 Mark Elvin (1998) vermutet, dass ein Teil dieser Sedimentfracht durch den Bewässerungsintensiven Feldbau im Wei-Fen-System, der dort wohl mindestens seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. betrieben wird (von Glahn 2016, Greer 1979), verursacht wird. Siehe auch Saito; Yang; Hori (2001).

9 “No visitor to the dikes along the Yellow River could fail to be impressed by their immense scale. Flowing eastward from its sources in the moun- tains and plateaus in the west, the river's rate of flow slows as it enters the plains, as does its capacity for carrying the silt picked up along the way.

The result is a continual build-up, so that now, 100-odd years after the riv-

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Die chinesische Zivilisation, die meist über mehrere Kernregionen mit unterschiedlichen ─ zum Teil gegenläufigen ─ Wachstumsdyna- miken verteilt war, hat über die letzten 3000 Jahre verschiedene Pro- duktionsweisen, Technologien, Institutionen und administrative Sys- teme entwickelt, um die notwendigen, lebenswichtigen öffentlichen Güter anbieten zu können. Wichtige Fragen waren dabei die Überbrü- ckung von Entfernungen, um einen inter- und intraregionalen Fluss von Informationen und Ressourcen sicherzustellen und die Frage, wie der Staat die notwendigen Ressourcen apropriieren konnte? ─ und wie hat die Wechselwirkung von Staat und Ökonomie die wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst? Es darf dabei nicht vergessen werden, dass es an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten der Problem- druck unterschiedlich hoch war und die Gesellschaft auch über unter- schiedliche Möglichkeiten verfügte, den jeweiligen Herausforderungen zu begegnen (Wei; Fang; Su 2014). Die Konfigurationen aus zu lösen- den Problemen und sowohl ökonomischen als auch administrativen Lösungswegen waren im Zeitverlauf verschieden, Diskontinuität die Regel, so dass durchgängige makrohistorische oder makroökonomi- sche Interpretationen problematisch erscheinen.

3.2 Überlegungen zu einigen Paradigmen der wirtschaftshis- torischen Chinaforschung

Die Erforschung von Chinas Wirtschaftsgeschichte und ihrer gro- ßen Rätsel muss grundsätzlich als interdisziplinäres Projekt verstanden werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen haben mit ihren Beiträgen zur Debatte beigetragen. Somit repräsentieren viele Beiträge Schnittmengen verschiedener Disziplinen (Abbildung 5), insbesondere der Sinologie, der Geschichtswissenschaf- ten, der Ökonomik, der Wissenschafts- und Technikgeschichte sowie weiterer Disziplinen.10 Nun existieren in jeder Disziplin zum Teil

er last change course, the riverbed rises from three to more ten meters above its former level for a stretch of some 1.800 kilometers across Henan (…) and northwest Shandong. The massive dam that regulates the river along its lower stretches towers over the surrounding countryside.”

(Huang, P.C. C. 1985, S. 53)

10 Siehe auch John Hicks (1969) Bemerkungen zur Wirtschaftshistoriogra- phie insgesamt.

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widerstreitende Paradigmen, die in die Erforschung des großen Rätsels der chinesischen Wirtschaftsgeschichte einfließen und nachhaltigen Einfluss auf die Forschungsrichtungen ausüben.

Abbildung 5: Paradigmen der wirtschaftshistorischen Chinaforschung

Thomas R. Kuhn (1999) hat ein Paradigma als ‚Disziplinäres Sys- tem‘ (S. 194 ff.) beschrieben: eine Gemeinschaft aus Fachleuten, die sich eine mehr oder weniger gemeinschaftliche Ordnung symbolischer Verallgemeinerung (Definitionen, Variablen, Gesetze) gibt und die in dem Sinne performativ ist, dass gemeinschaftliche Bindungen an Auf- fassungen (Schulen, Traditionen) und Werte (gesellschaftliche Einord- nung der Disziplin, Wissenschaftsethos, Anspruchshaltungen) unter- halten werden. Paradigmen erlangen ihren Stellenwert, weil sie sich bei der Lösung von Problemen als nützlich erweisen. Als Objekte ‚für weitere Artikulierung und Spezifizierung unter neueren oder strenge- ren Voraussetzungen‘ tragen sie zur Schärfung von Forschungsansät- zen bei, bis sie durch geeignetere Paradigmen herausgefordert und gegebenenfalls verdrängt werden (S.37).

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3.2.1 Sinologie

Als akademische Disziplin nahm die Sinologie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang als Appendix der Orientalistik. Ei- genständig konnte sie sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- derts etablieren, als sich nach der Öffnung Chinas ─ als Folge der Opi- umkriege ─ Ausländer sich im Land bewegen, Material sammeln und Studien betreiben konnten. Die wichtigste Aufgabe der Chinakundler war zunächst die Erschließung der chinesischen Sprache als zwingende Voraussetzung zur Erforschung von Schriftquellen und Kultur sowie als Grundlage für die Forschungstätigkeit weiterer Disziplinen: Auf- finden und Übersetzten von Quellen und das Aufbereiten von Daten sind ohne Kenntnis des klassischen respektive des modernen Chine- sisch kaum möglich. Kent Deng (2000) schätzt, dass es zehn Jahre in Anspruch nimmt, Studierende zu trainieren, bis sie in der Lage sind, zum Beispiel offizielle Register der späten Kaiserzeit auszuwerten.

Die Öffnung Chinas seit 1978 hat neben einem beachtlichen Wirt- schaftswachstum auch zu einem Aufschwung der Wissenschaften in China geführt. Bis 2030 strebt die Führung der Volksrepublik China an, etwa ein Drittel des weltweit tätigen hauptamtlichen Forschungs- personals in Naturwissenschaften und Technik zu stellen (Hu; Yan;

Wei 2014, S. 30). Herrmann-Pillath (2011) verweist auf die zuneh- mende Bedeutung von Beiträgen chinesischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Volks- und Betriebswirtschaftslehre. Es sei durchaus damit zu rechnen, das Chinesisch als Wissenschaftssprache auch über die Chinakunde hinaus künftig eine Rolle spielen kann. Auf jeden Fall sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit China beschäftigen wollen, aber nicht über hinreichende Sprachkennt- nisse verfügen, auf die Arbeit der Sinologie angewiesen, oder darauf, dass Chinesen ihre Forschungsergebnisse in Fremdsprachen veröffent- lichen. Das Sprachproblem gilt natürlich auch für die Arbeiten der japanischen Chinaforschung, die aufgrund der Verwandtschaft der Schriftsprachen sowie der geographischen und kulturellen Nachbar- schaft traditionell einen etwas einfacheren Zugang zu chinesischen Quellen hat, als die europäische und daher eine reichhaltigere Tradition

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aufweist.11 Elvin et al. (1994) sind der Ansicht, dass die westliche For- schung ─ wegen Sprachproblemen ─ ganze Forschungszweige igno- riert hat, und dass es wegen mangelnder Daten und Informationen im- mer wieder zu Missverständnissen kommt.12

Eine zentrale Frage der wirtschaftshistoriographischen Chinafor- schung zielt auf die grundsätzliche Ausrichtung von Studien: Soll eine Studie komparativ ausgerichtet sein oder nicht? Dahinter steht das teleologische Problem, ob die nordwesteuropäische Entwicklung be- ziehungsweise ihre modellhafte Formulierung ─ ob jetzt marxistisch, klassisch, neoklassisch oder institutionenökonomisch ─ als Referenz- modell für die Entwicklung des Restes der Welt geeignet ist, so als hätten andere Teile der Welt, wie China beziehungsweise seine Mak- roregionen ein zweites, gegebenenfalls ein erstes Europa werden kön- nen. Das läuft darauf hinaus, dass nach bestimmten Störfaktoren ge- sucht wird, die eine Entwicklung entlang des europäischen Modells verstellt haben (Herrman-Pillath 2015, Deng 2000, Huang P. C. C.

1991). Feuerwerker (1992) stellt daher die Frage, warum hätte China oder irgendein anderer Teil der Welt so werden sollen wie Europa?

Eine Reihe von Sinologen vertritt dann auch die Position, dass China aus sich selbst heraus verstanden werden muss ─ Chinas Wirtschafts- geschichte sei sui generis und müsse analytisch auch so behandelt werden: Herrmann-Pillath (2017, 2015) hat kürzlich in diesem Sinn ein Modell eines chinesischen Wirtschaftsstils vorgestellt; Susanne Rühle (2012) verweist am Beispiel chinesischer interpersoneller Netzwerke (guanxi) auf die Unzulänglichkeit der Institutionenökonomik, diese zu begreifen und deren Bedeutung und Wirkungen angemessen zu inter- pretieren.

11 Beispielhaft sei hier auf die mantetsu-Studien verwiesen, die japanische Sozialwissenschaftler zur Erforschung der Sozialbeziehungen im ländli- chen China während der japanischen Besatzung in den 1930ern erhoben haben; später bildeten die mantetsu-Studien eine Grundlage für wichtige Arbeiten von Prasenjit Duara (1988) und Philip C. C. Huang (1985).

12 Als Beispiel mag die Lardy-Donnthorne-Kontroverse der frühen 1970er Jahre dienen. Audrey Donnithorne (1976) und Nicholas Lardy (1975) ver- traten ziemlich entgegensetzte Positionen in der Frage nach dem Verhält- nis von Zentralstaat und Regionen in der Volksrepublik der Mao-Zeit. Ein Aspekt dieser Kontroverse bestand sicherlich in einer unterschiedlichen Informationslage.

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Die Sinologie ist über weite Strecken eine politische Wissenschaft gewesen. Selbstverständlich beschäftigt sie sich mit der Politik Chinas;

daneben war sie auch selbst oft Politikum: Missionare und Unterneh- mer trugen im 19. Jahrhundert erheblich zu ihrer Entwicklung bei, nutzten aber auch ihre Ergebnisse für unternehmerische und missiona- rische Zwecke. Später stand die Chinakunde mehrfach im Fadenkreuz der ideologisch-politischen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhun- derts. Das Frühwerk des Marxisten Karl August Wittfogel (1931), eine Weiterentwicklung und Systematisierung der ‚asiatischen Produkti- onsweise‘, eine Hegelsche Kategorie, die Marx zwar benutzt, aber nie wirklich fundiert hatte, geriet gleich mehrfach zwischen die politischen Fronten der Zeit: Anfänglich bei den Kommunisten akzeptiert, ver- bannte Stalin schließlich Wittfogels Position, weil sie seiner Stufenlei- tertheorie der Weltgeschichte entgegenstand (Wittfogel 1951); die chinesischen Kommunisten entschieden sich für eine andere Interpreta- tion ihrer Geschichte (Dirlik 1982). Im Westen lehnten die Konservati- ven Wittfogel ab, weil sie seine Methode zu marxistisch fanden, die Linken sahen in Wittfogel einen Verräter. Die Ablehnung der Arbeit Wittfogels war mehr politisch als wissenschaftlich motiviert, so dass die westliche Chinaforschung sich einen versprechenden Ansatz lange verstellte (Needham 2008a). Nur in Japan ─ Wittfogels ‚Wirtschaft und Gesellschaft Chinas‘ wurde 1934 ins Japanische übersetzt ─ wur- de Wittfogels Forschungsansatz weiterverfolgt.

Im deutschsprachigen Raum geriet die Chinaforschung in die Müh- len der national-sozialistischen Unterdrückungsmaschinerie. Wurden einige Wissenschaftler ─ wie andere Bewohner des Großdeutschen Reichs auch ─ aus politischen und rassistischen Motiven verfolgt, ge- riet mit Ende des Jahres 1937 die Sinologie als Ganzes in Bedrängnis.

War Deutschland Anfangs mit der Nationalpartei (guomindang) Jiang Jishis verbunden, der große Sympathie für den Mussolini-Faschismus hegte, wechselte die Nazi-Führung Ende 1937 die Fronten und verbün- dete sich mit dem japanischen Kaiserreich, das seinerseits einen Ag- gressionskrieg gegen die Republik China führte. Während der Schlacht um Shanghai wechselten die deutschen Militärberater die Seiten.

Bernhard Führer (2001) zeichnet beispielhaft den Niedergang der

‚kleinen aber feinen‘ österreichischen Tradition der Chinaforschung in der Zeit des Nationalsozialismus nach.

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In der Nachkriegszeit standen die Chinastudien vor allem in den USA unter dem Diktum des Ost-West-Konfliktes: Von Linken, wie von Konservativen flossen beabsichtigt oder unbeabsichtigt ideologi- sche Vorbehalte in das Design von Studien mit ein. Problematisch waren dabei personelle Verwicklungen der CIA in das ‚Asian Studies Program‘ in Harvard: Hier kommt das geo- und verteidigungspoliti- sche Interesse des Staates, der schließlich die Programme finanziert, an den Ergebnissen der Chinaforschung zum Tragen. Insgesamt ist die westliche Chinaforschung der 1960er und 1970er Jahre von explizit antikommunistischen Positionen einerseits und kulturrevolutionären, maoistischen Positionen andererseits flankiert.13 Philip Huang (2016) warnt daher vor möglichen ideologisch induzierten Einseitigkeiten und rät zur Skepsis bei der Benutzung von Studien.14

Die ideologische Einbindung der wirtschaftshistoriographischen Chinaforschung ist freilich für die Arbeiten volksrepublikanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler besonders bedeutsam; hier werden die Raison eines autoritären Staates und das Selbstverständnis der Kommunistischen Partei Chinas berührt: Offiziell wird die Theorie der ‚sprouts of capitalism‘ vertreten. Dem liegt die durch Stalin de- terminierte Weltsicht zugrunde, dass sich alle menschliche Gesell- schaft materialistisch-dialektisch vom Urkommunismus über die Skla- venhaltergesellschaft und den Feudalismus zum Kapitalismus, von dort aus zum Sozialismus und schließlich zum Kommunismus entwickelt.

Das heißt, ohne das Stadium des Kapitalismus erreicht zu haben, kann keine kommunistische Gesellschaft erreicht werden. Die wirtschaftli- che Dynamik Chinas zwischen 1500 und 1800 wird demnach als be- ginnender Kapitalismus gedeutet, was insbesondere an einer zuneh- menden Bedeutung der Lohnarbeit festgemacht wird. ‚Feudale Über- reste‘ und der westliche Imperialismus haben eine weitere Entwicklung blockiert. Mit der Gründung der Volksrepublik und der Revolution

13 Als Beispiel für die antikommunistische Position sei auf das Spätwerk Karl August Wittfogels (1962) verwiesen; eine maoistisch-kultur- revolutionäre Position vertritt Rosemarie Juttka-Reisse (1977).

14 “An important subsidiary point here is that, depending on the degree to which the influential scholars of each generation were ideologically driv- en, some might violate intentionally or unintentionally the available em- pirical evidence because of their determination to arrive at particular types of answers.” (Huang P. C. C. 2016, S. 117)

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wurden diese Entwicklungshindernisse beseitigt (Feuerwerker 1992, Dirlik 1982), womit das ‚Thema‘ Modernisierung zu einem zentralen Referenzkriterium der kommunistischen Herrschaft geworden ist (Herrmann-Pillath 2015). Obwohl seit Beginn der Reformpolitik der Konformitätsdruck auf chinesische Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler nachgelassen hat, jüngere Arbeiten namhafter Wissenschaft- ler scheinen dies zu belegen (Liu 2015, Lin 2012, Chen 2012, Wen 2011), bleiben die chinesischen Standardwerke, wie Richard von Glahn (2016) zeigt, im beschriebenen Paradigma gefangen.15

Die wichtigsten Ressourcen der wirtschaftshistoriographischen Chinakunde sind selbstverständlich die chinesischen Quellen selbst.

Spätestens seit Sima Qian (145-86 v. Chr.) verfügt China über eine reichhaltige historiographische Literatur sowie eine lange philosophi- sche Tradition, wozu insbesondere die klassischen Werke der Daois- ten, Konfuzianer und Legisten gehören. Dazu kommen Verwaltungs- register wie Steuerlisten, Volkszählungen, Wehrregister, Gerichtsak- ten, Vertragssammlungen, Geschäftsunterlagen, Zeitungen16 etc. Bei den philosophischen Schulen geht es insbesondere um die Entwicklung von Strategien zur ‚Ordnung einer heterogenen Gesellschaft‘ (Vogel- sang 2013, Ommerborn; Weber-Schäfer 1988), wobei die Historiogra- phie zum Teil durch diese Tendenz überlagert wird. Geschichte war dabei, wie Vogelsang (2013, S. 154) feststellt: „kein getreuer Spiegel, sondern eine Lehrmeisterin des Lebens.“ Geschichtswerke wurden häufig als offizielle Auftragsarbeiten verfasst, um die Gegenwart in einer Art ‚affirmativer Rückschau‘ zu legitimieren, dabei galt dem konfuzianischen Autor „(…) die historische Wahrheit so wenig, wie die ethische viel“ (Franke; Trauzettel, 1993, S. 14 ff.).

Problematisch ist aber auch der Umgang mit historischen chinesi- schen Daten, zum Beispiel denen aus Volkszählungen oder Steuerre- gistern. Neben den üblichen Schwierigkeiten mit Datenerhebungen aus dem vorstatistischen Zeitalter, gab es in China Interessengruppen aus

15 Neuerdings scheint die Xi Administration den Konformitätsdruck auf Hochschulen und Akademiker zu erhöhen (South China Morning Post vom 28.04.2017, 23.02.2017, 10.12.2016)

16 Seit dem Aufschwung von Papierproduktion und Druck im 11. Jahrhun- dert verbreitet (Vogelsang 2013, Deng 2013).

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den lokalen Eliten, die ein starkes Eigeninteresse an unrichtigen Daten hatten. Daher sind historische Daten zu Bevölkerungszahlen umstritten und somit stehen natürlich abgeleitete Größen, wie Pro-Kopf Produkti- on und ähnliches in Zweifel: Exemplarisch sei hier auf die Kritik Kent Dengs an Angus Maddisons Bevölkerungs- und Wirtschaftsdaten ver- wiesen, die oben für die Tabellen 1 und 2 benutzt wurden (Deng 2003).

3.2.2 Historiographie

Die methodologischen Grundfragen der Historiographie berühren das große Paradox der chinesischen Wirtschaftsgeschichte in mindes- tens zweifacher Weise: Zum einen geht es um das Spannungsverhältnis zwischen ‚Allgemeiner Theorie und Irreduzibilität des Einzelfalls‘

(Hermann-Pillath 2015, 1990, Albert 2001), zum anderen um das Spannungsverhältnis zwischen ‚Mega- oder Makrohistoriographie und Wirtschaftsgeschichte‘ (von Glahn 2016, Feuerwerker 1978). Hans Albert (2001) führt das Bestreben von Historikern, Geschichte nach Gesetzen zu erklären, auf den Athener Thukydides und seine Schrift zum ‚Peloponnesischen Krieg‘ (1991) zurück, in der versucht wird, den Gang des Geschehens auf bestimmte menschliche Dispositionen zurückzuführen17: Geschichte wird naturalistisch, das heißt regelge- bunden, letztlich naturgesetzlich erklärt. Karl Popper (1992) zieht dann auch eine Linie der ‚autoritären‘ Geschichtsphilosophien von Platon über Hegel bis Marx, die sämtlich von der Existenz sozialer Entwick- lungsgesetze ausgehen, die dem Geschichtsverlauf prädeterminieren und ihm der menschlichen Disposition entziehen. Abweichungen von einem als universell postulierten Trend können folglich als Fehlent- wicklungen interpretiert werden: Am Beispiel China haben sich dann einige Einpunkterklärungen (Megahistoriographie) etabliert, die solche Fehlentwicklungen erklären sollen, wie Despotie, Imperialismus, Kon- fuzianismus, Gentrygesellschaft etc. Man kann freilich die Brücke weiter zu den modernen Sozialwissenschaften und zur Volkswirt-

17 Thukydides (1991, S. 250-252) resümiert über den Bürgerkrieg auf Kerky- ra (Korfu) und versucht die Ereignisse aus der menschlichen Natur zu er- klären: „(…) wie es immer wieder sein wird, solange Menschenwesen sich gleich bleibt (…) Die Ursache von dem allen war die Herrschsucht mit ihrer Habgier und ihrem Ehrgeiz (…).“

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schaftslehre schlagen: deduktiv abgeleitete Theorien werden in natur- wissenschaftlicher Art und Weise als mathematisches Modell be- schrieben ─ wie zum Beispiel die ‚Allgemeine Gleichgewichtstheorie‘.

Es kann dabei der Eindruck entstehen, die soziale Welt funktioniere nach mathematischen Gesetzen (Huang; Gao 2015).

Bereits im 19. Jahrhundert war das naturalistische Verständnis der sozialen Welt Anlass zur Diskussion zwischen Ökonomen, wie der Methodenstreit zwischen Carl Menger und Gustav Schmoller zeigt.

Während es dem Einen um das ‚generelle Wesen der Erscheinungen‘

ging, war dem Anderen an einem empirisch-induktiven Vorgehen ge- legen (Backhaus 2000). Es gibt den Vorwurf ─ Arif Dirlik (1982) erläutert dies an der marxistischen Stufenleitertheorie ─, dass diese Art naturalistischer Theoriebildungen lediglich abstrakte Formulierungen eines europäischen Sonderweges seien, den es bei genauerem Hinse- hen so auch nicht gegeben habe; selbst die nordwesteuropäische Ent- wicklung sei nicht einheitlich gewesen. Herrmann-Pillath (2017) ver- weist auf unterschiedliche Modernisierungsregimes, indem er Großbri- tannien und Deutschland kontrastiert. Die ‚Postmoderne Kritik‘ erhebt schlussendlich den Generalvorwurf der retrograden Konstruktion eines Status Quo: Naturalistische Geschichtsauffassung legitimiert die (west- liche) Gegenwart als zielgerichtetes Ergebnis einer (linearen) Entwick- lung und etabliert diese als Referenzmodell (zum Beispiel den Natio- nalstaat) für den Rest der Welt (Duara 1998). Der so konstruierte ‚Eu- rozentrismus‘ sei abzulehnen, weil die tatsächliche Entwicklung der Welt eine andere gewesen sei (Frank 1998, Said 1978). Der instituti- onenökonomisch orientierte Mainstream argumentiert selbstredend dagegen (Acemoglu; Robinson 2012, Bryant 2008).

Als Möglichkeit, mit der Methodenproblematik umzugehen, greifen eine Reihe Historiographen auf die Methode der ‚Erzählung (narrati- ve)‘ zurück: Geschichtsschreibung wird explizit als Erzählung darge- stellt und unter ein Motto gestellt (masternarrative), aus dessen Per- spektive Geschichte erzählt wird (Duara 1995); grundsätzlich wird damit die Möglichkeit eröffnet, Geschichte aus unterschiedlichen Per- spektiven zu entwickeln, ohne dass eine Variante den Anspruch auf universelle Gültigkeit erheben muss. In den letzten Jahren wurden daher einige Geschichten bzw. Wirtschaftsgeschichten Chinas unter

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unterschiedliche Motti gestellt18: „Ordnung einer heterogenen Gesell- schaft“ (Vogelsang 2013), „Revolution“ und „Moderne“ (Klein 2009) sind Beispiele neuerer deutschsprachiger Arbeiten.

Richard von Glahn (2016, S. 7 ff.) stellt seiner unlängst erschiene- nen ‚Economic History of China‘ voran, dass es wichtig sei, die

‚Wahrheit im Detail’ und nicht in linearen Entwicklungsvorstellungen zu suchen. Walter (2011) kontrastiert die verschiedenen wirtschaftshis- toriographischen Methoden und die Diskurse ihrer Vertreter: Deskrip- tion und Verstehen einerseits, Quantifizierung und Modellierung ande- rerseits. Albert Feuerwerker (1978, S. 334) diskutiert das Span- nungsverhältnis zwischen ‚Megageschichte‘ und Wirtschaftsgeschichte in einer Kritik an dem ─ seiner Meinung nach ─ ‘megahistorischen’

Ansatz Viktor Lippits (1978): „It is nearly unbelievable that these pag- es do not even attempt to summarize the changes that occurred over 900 years in the principal magnitudes and institutions that are the sub- jects of economic history: output and its sectoral origin, income per capita and its distribution, population and its employment, land and its utilization, capital and its composition (including technology), money and its quantity and circulation, kinds and quantities of ‘social over- head capital’ and services, government revenue and expenditure, eco- nomic theory and policy, and so forth.” Es geht demnach um die ‚Er- fassung der komplexen Dynamik der Entwicklung‘ von Chinas Wirt- schaft und Gesellschaft.

3.2.3 Naturwissenschaft und Technik

Als Marco Polo über seine Reise in das China der Yuan-Dynastie Khubilai-Khans berichtete, hielten ihn einige seiner Zeitgenossen für einen Aufschneider, so unglaublich erschien ihnen die zivilisatorische Differenz zum Europa des ausgehenden Hochmittelalters ─ Polo selbst soll bemerkt haben, er habe nur die Hälfte dessen berichtet, was er gesehen habe (Münkler 1998).19 Mit den Berichten der Jesuiten im 17.

und 18. Jahrhundert aus den chinesischen Metropolen verfestigte sich

18 Auch der Autor dieses Textes konnte sich nicht enthalten, einen Versuch unter dem Motto ‚Genese des Steuerstaates‘ zu verfassen (Krins 1999).

19 Immerhin haben die berichte Polos solchen Eindruck hinterlassen, dass sie Columbus Suche nach dem Seeweg zu den hinterindischen Reichtümern inspiriert haben sollen (Franke; Trauzettel 1993).

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das Bild einer feinsinnigen und erfindungsreichen Zivilisation. Erfin- dungen (siehe 3.3.3) wie der magnetische Kompass, Schwarzpulver und Buchdruck, über die China viel früher verfügte als Europa, führen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis heute auf Frage, wie China zu dieser Überlegenheit gekommen ist und warum sie nicht bei- behalten werden konnte? Viele Erklärungsversuche stützen sich auf sozialwissenschaftliche Theorien und ökonomischen Modelle ─ dem Schwerpunktthema dieses Artikels. Es hat sich aber auch eine Diskus- sion über den Charakter der chinesischen Wissenschaft und der chine- sischen Technologien entwickelt: Was konnten die chinesischen Tech- nologien wirklich? Hat zum Beispiel die Kenntnis des Schwarzpulvers

─ seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. (Wang, L. 1947) ─ der chinesischen Zivilisation irgend einen signifikanten Vorteil gebracht20 oder waren diese Kenntnisse letztlich Kuriositäten, die bestenfalls der Belustigung der Eliten dienten? Warum wurden vorhandene Technologien ─ Mark Elvin (2001) verweist auf das Beispiel der Vakuumpumpe, die bei städtischen Feuerwehren eingesetzt wurde ─ nicht wirtschaftlich, zum Beispiel im Bergbau, genutzt?

Eine weitere Frage ist die Spaltung zwischen Technik und Wissen- schaft. Wie Nathan Sivin (1982) betont, habe es in China eine grund- sätzliche Trennung von Hand- und Kopfarbeit gegeben: Technik war eine Sache der Handwerker, die ihre Erfahrungen und Kenntnisse mündlich weitergaben; Wissenschaft war eine Sache der literarischen Eliten, die sich traditionell mit den ethischen Grundlagen der Staats- kunst ─ wozu auch die Förderung der Landwirtschaft gehörte ─, mit Mathematik, Astronomie und Astrologie aber nicht mit Technik be- schäftigte. In Europa hingegen begann mit Francis Bacon (1561-1626) und Galileo Galilei (1564-1642) die wissenschaftliche Revolution, durch die Entwicklung physikalischer Experimente und mathemati- scher Modelle. Damit war die Grundlage gelegt, dass Technik Teil des akademischen Wissenschaftskanons und Voraussetzung für die spätere

‚Industrielle Revolution‘ werden konnte (Elvin 2008, Sivin 1990).

Joseph Needham (siehe 3.3.3) kommt dann auch zu dem Schluss, dass

20 Über die Wirksamkeit der chinesischen Feuerwaffen berichten u. a. mittel- alterliche japanische Quellen. Die mongolischen Invasoren müssen im 13.

Jahrhundert chinesische Waffen in großer Zahl eingesetzt haben (Brown 1948).

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die chinesische Wissenschaft vorwissenschaftlich-empirisch, auf dem Niveau eines Leonardo da Vinci geblieben sei. Insgesamt wird das Denken der ‚konfuzianischen‘ Eliten21 häufig mit den Attributen rück- ständig, innovationsfeindlich, konservativ etc. versehen (Landes 2006, Wegmann 1999, Fairbank 1989, Lippit 1978).

Solch generalisierende Aussagen sind natürlich problematisch, weil sich Beispiele finden lassen, die andere Sichtweisen rechtfertigen, wie 1.) die Arbeiten des japanischen Sinologen Tani Mitsutaka zu den Wasserbauwerken während der Ming-Zeit, insbesondere zu den Kon- struktionen von Kreuzungen des ‚Kaiser-Kanals‘ mit Flüssen (z. B.

den Xuzhou-Huai’an link), Schiffshebewerken und Maßnahmen zur Beeinflussung von Sedimentablagerungen im System des ‚Gelben Flusses‘ (zusammenfassend Elvin et. al. 1994, Morita 1992); und 2.) darf man das Niveau wirtschafts- und geldpolitischer Debatten inner- halb der Literatenelite zu Fragen der Staatsfinanzierung, zur ‚Ord- nungspolitik‘ oder zur Einführung eines Papiergeldstandards zur Be- kämpfung der Silberdeflation im 17. Jahrhundert nicht unterschätzen (Smith 2009, Kishimoto-Nakayama 1984).

3.2.4 Ökonomik

In der ,Community‘ der Ökonominnen und Ökonomen besteht wohl eine große Einigkeit in der Beurteilung der Rolle von Modellen für die Ökonomik: Wissenschaftliche Aussagen über die Zustände der Welt, sind ohne modelltheoretisches Fundament kaum möglich. In dieser Einigkeit unterscheidet sich die volkswirtschaftliche, wie oben gezeigt, von der geschichtswissenschaftlichen oder der chinakundli- chen Profession. Die intradisziplinäre Einigkeit unter den Volkswirtin- nen und Volkswirten hört dann aber schnell auf, wenn es um die theo- retischen Grundlagen ihrer jeweiligen Modellwelten geht. Peter Spahn (2011, S. 79) charakterisiert die Volkswirtschaftslehre als „(…) eine Systemtheorie, die die Funktionsweise einer durch Märkte strukturier- ten sozialen Ordnung untersucht.“ Dabei spielen Modelle und ihre idealisierten Akteure eine besondere Rolle. Mit einfachen Zielfunktio- nen ausgestattet, agieren künstliche Wirtschaftssubjekte unter optima-

21 Allein das westliche Etikett ‚konfuzianisch‘ zeigt schon die innewohnende Problematik solcher Zuschreibungen. Hierzu beispielhaft Weber-Schäfer 2007.

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len oder definiert suboptimalen Bedingungen und produzieren Ergeb- nisse mit denen dann Zustände der realen Welt mehr oder weniger gut erklärt und kategorisiert werden können. Die Konstruktion der Modelle und ihrer Akteure ist üblicherweise theoriegeleitet. Spahn (1988, S. 17)

─ in Rückgriff auf Stützel ─ bemerkt an anderer Stelle, dass die For- mulierung des Einstiegs in eine Problemkonstellation bereits das Er- gebnis determiniert. Geht man davon aus, dass Theorien und auf sie gestützte Modelle in der Regel logisch korrekt abgeleitet sind und dass sich empirische Belege finden lassen, die ihre Aussagen stützen, führt die Frage, warum ökonomische Theorien häufig zu entgegengesetzten Aussagen über die Welt kommen, auf unterschiedliche Paradigmen, die in ihren Problemformulierungen grundsätzlich differieren.

Benjamin Ward (1981) unterscheidet drei zentrale Paradigmen der Ökonomik, ─ eine Ansicht, die weitgehend geteilt wird (beispielhaft Betz 2015, Heine; Herr 2013, Felderer; Homburg 2005) ─ die sich letztlich nach ihren Aussagen zu wesentlichen Marktmechanismen, zur Stabilität des privaten Sektors und bezüglich der Rollenzuschreibung des Staates ordnen lassen:

Das konservative (klassisch-neoklassische) Paradigma, dessen Verfechter in ihren Modellen üblicherweise von Vollbeschäftigungs- gleichgewichten ausgehen: Vollständig informierte und rational, auf der Basis notionaler Pläne, handelnde Akteure maximieren ihren Nut- zen durch Tausch von Gegenwarts- und kontingenten Zukunftsgütern.

Der Preisvektor koordiniert die individuellen Pläne ex-ante über voll- kommene Wettbewerbsmärkte. Nettoinvestitionen und Ersparnis sind damit apriori ausgeglichen. Störungen des Gleichgewichts durch exo- gene Schocks absorbiert der private Sektor effizient. Die Rolle des Staates ist üblicherweise auf die ‚Nachtwächterfunktion‘ beschränkt:

Die Garantie eines notwendigen Ordnungsminimums durch die Bereit- stellung bestimmter öffentlicher Güter, die über private Märkte nicht bereitgestellt werden können. Die Entwicklung, das heißt langfristiges Wachstum, einer solchen angebotsorientierten Ökonomie wird dann mit der Vermehrung von Produktionsfaktoren, mit technischem Fort- schritt und der gesamtwirtschaftlichen Ersparnis erklärt.

Das liberale (keynesianische) Paradigma deklariert das klassisch- neoklassische Vollbeschäftigungsgleichgewicht zu einem akademi- schen Sonderfall ohne empirische Relevanz. Die Akteure in keynesia-

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nischen Modellen bewegen sich in historischer Zeit, was in Abgren- zung zum konservativen Modell bedeutet, dass weder notionale Pläne, noch kontingente Zukunftsgüter existieren, was zu fundamentalem Unwissen über künftige Zustände der Welt und deren Eintrittswahr- scheinlichkeiten führt. Die Rationalität der einzelwirtschaftlichen Ent- scheidungen ist daher begrenzt. Investitionen und Kredite zu ihrer Fi- nanzierung werden unter Unsicherheit vorgenommen bzw. vorge- schossen. Der Zins als Risikoprämie ─ und nicht als Gutschrift für Konsumverzicht wie in der konservativen Welt ─ limitiert die Produk- tion. Der Ausgleich von Ersparnis und Nettoinvestition stellt sich ex- post als Saldenidentität und als Folge realwirtschaftlicher Anpassungen ein. Somit entsteht nicht genügend Einkommen, um eine faktormarkt- räumende Nachfrage zu generieren. Das liberale Paradigma weist dem Staat folglich eine Stabilisierungsfunktion zu, die diskretionäre Wirt- schaftspolitiken einschließt. Entwicklung folgt Pfadabhängigkeiten, die durch historische Marktkonstellationen determiniert werden. Die ge- samtwirtschaftliche Nachfrage entscheidet letztlich, ob das Produkti- onspotential der Ökonomie entwickelt und ausgeschöpft werden kann.

Das radikale (marxianische) Paradigma geht von der grundsätz- lichen Instabilität des privaten Sektors aus. Einerseits führt ‚Anarchie‘

in der Produktion ─ der Konkurrenzkampf der Produzenten um Markt- anteile ─ zu einer beständigen Ausweitung der Produktionsmengen, andererseits führt der Klassenkampf um den produzierten Mehrwert latent zu Einschränkungen des Wachstums der Lohnsumme, sodass das Angebot stärker wächst, als die Nachfrage. Überproduktionskrisen, deren Funktion in der Vernichtung von Überangeboten und Überkapa- zitäten zu sehen ist, sind die logische und gesetzmäßige Folge. Die Lösung des Dilemmas liegt in der Überwindung der kapitalistischen Konkurrenzwirtschaft durch Systeme der öffentlichen Wirtschaftspla- nung. Wirtschaftliche Entwicklung wird auf Kapitalakkumulation zu- rückgeführt. Durch die Jagd nach Inputs und vor allem nach Absatz- märkten, wird das kapitalistische Entwicklungsregime auf alle Weltge- genden übertragen.

3.3 Zentrale Paradigmen

Zur chinesischen Wirtschaftsgeschichte ist bis heute eine Fülle an Literatur von Autoren unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen ver-

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fasst worden. Einige Werke haben die Debatte um den Gegenstand – zum Teil bis heute – paradigmatisch geprägt: Maßgeblich sind, neben vielen anderen, die Werke von Max Weber, Karl August Wittfogel, Joseph Needham, Mark Elvin und Kenneth Pommeranz. Insbesondere die Arbeiten von Weber, Needham und Pommeranz haben der Debatte ihren Namen gegeben.

3.3.1 Weber-Question

Max Webers Paradigma begreift moderne wirtschaftliche Entwick- lung als Folge der Rationalisierung von Lebensführungs- und Sinnstif- tungskonzepten der handelnden Akteure und bezieht damit kulturelle Aspekte in die wirtschafts- beziehungsweise sozialwissenschaftliche Analyse mit ein. Die ‚Weber-Frage‘ lautet: Warum China keinen ‘rati- onalen Kapitalismus’, wie er in Nord-West Europa ausgebildet wurde, endogen entwickelt hat (Weber, 1968, S. 351)? Weber ging dabei der Frage nach, welchen Einfluss die religiöse Einstellung der Akteure bei der neuzeitlichen Rationalisierung der Welt ausübte und welche Ein- stellungen das wirtschaftliche Handeln in welcher Weise geprägt ha- ben. Er ging davon aus, dass der Protestantismus vor allem der purita- nischen und calvinistischen Prägung, zu einer rationalen Lebensfüh- rung anregte. Erfolgreiches wirtschaftliches Handeln wird zu einem göttlichen Gnadenbeweis. Lebensführung in alltäglichen Belangen – und nicht Prädestination – wird zum Schlüssel für die individuelle Seligkeit. Der sorgsame Umgang mit Gottes Gaben spielt dabei eine herausgehobene Rolle. Sparsame Lebensführung (‚innerweltliche As- kese‘) und rationales Wirtschaften tragen auf diese Weise zur Ausbil- dung eines ‚rationalen Kapitalismus‘ bei.22 Rationaler Kapitalismus

22 Vielleicht lässt sich mit diesem Konzept Webers auch eine Frage beleuch- ten, die Hagen Krämer (2015) unlängst in seiner Kritik an Thomas Piketty aufgeworfen hat. Es geht um die Bedeutung der Höhe der Sparquoten für die Entwicklung von Ungleichheit. Je höher die Sparquote der Vermögen- den, desto schneller wächst im Piketty-Modell (Kapitalrendite > Wirt- schaftswachstum) die Ungleichheit. Das Konzept der ‚innerweltlichen As- kese‘ bietet in diesem Zusammenhang eine Facette der neuzeitlichen Ver- mögensakkumulation: „Der typische Puritaner verdiente viel, verbrauchte wenig und legte seinen Erwerb, zufolge des asketischen Sparzwangs, wie-

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bedeutet bei Weber, die Trennung von Betrieb und Haushalt sowie rationale Unternehmensführung; zur letzteren gehören Rechenhaf- tigkeit (Buchführung, Kalkulation), die systematische Verfolgung von Gewinnzielen und überhaupt die Anwendung wissenschaftlicher Me- thoden in Produktion und Betriebsführung. Die bürgerliche Kauf- mannsschicht trägt als soziale Gruppe merklich zur Rationalisierung weiterer gesellschaftlicher Bereiche bei, besonders zu solchen, die die ökonomische Sphäre berühren, wie das Rechtssystem oder die Wirt- schaftspolitik (Weber, 1968).

Von den anderen großen Weltreligionen sei, nach Weber, kein vergleichbarer Impuls zur Beeinflussung der Wirtschaftstätigkeit aus- gegangen. Katholizismus, Hinduismus, Islam und Daoismus regten nicht zu einer rationalen Lebensführung an, weil Prädestination und Magie als grundlegender für die jenseitige Perspektive des Menschen begriffen wurde, anstatt Lebensführung (die Welt als ‚Zaubergarten‘);

andere Religionen, wie manche Strömungen im Buddhismus hielten ihre Anhänger zur systematischen Weltabwendung an. Die Ausbildung eines ‚ökonomischen Rationalismus‘ durch eine ‚praktisch-rationale Lebensführung‘ stieß auf ‚Hemmungen seelischer Art‘, die zu ‚schwe- ren inneren Widerständen‘ gegen einen solchen Prozess führten, sobald die Anforderungen einer ökonomischen Rationalität in Widerspruch zu den durch ‚Glaube an magische und religiöse Mächte‘ und den von ihnen gebotenen ‚ethischen Pflichtvorstellungen‘ gerieten (Weber, 1968). Allein dem Konfuzianismus, dem ethisch-rationalem Kodex der chinesischen Literatenbeamtenschaft, billigte Max Weber ein ähnliches Rationalisierungspotential zu, wie dem Protestantismus.

Max Weber, wie auch dem europäischen Betrachter des beginnen- den 20. Jahrhunderts im Allgemeinen, erschien China als imperialer Einheitsstaat mit einem Kaiser an der Spitze und einer großen Masse, in relativ autonomen Dorfgemeinschaften wirtschaftender, Kleinbau- ern, die Steuern und Frondienste zu entrichten hatten. Kaufleute und Militärs standen in der Sozialhierarchie unter den Bauern (Weber, 1991). Verwaltet wurde das Reich durch eine Schicht von Beamten, die aus einer Gruppe von Kandidaten rekrutiert wurde, deren Angehö-

der werbend als Kapital in rationalen kapitalistischen Betrieben an.“ (We- ber 1991, S. 207)

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rige sich durch die Absolvierung von schriftlichen Examina für den Staatsdienst zu qualifizieren hatten. Den Angehörigen dieser Literaten- schicht (Gentry) stand eine Reihe von Privilegien wie Befreiungen von Bodensteuern zu. Tätige Magistrate konnten als ‚Amtspfründnerschaft‘

am Steueraufkommen partizipieren, was ein starkes Eigeninteresse an einer Perpetuierung des Status Quo erzeugte (Weber, 1991, S. 75-76, S. 126). Da die relative Zahl der aktiven Beamten zur Gesamtbevölke- rung gering war, wurde die Bevölkerung eher symbolisch, als durch direkte staatliche Intervention regiert. Der charismatische Kaiser (Himmelssohn), als Träger des ‚Mandats des Himmels‘, symbolisierte dabei die unverbrüchliche und zeitlose Harmonie zwischen kosmischer und irdischer Ordnung. Ausweis des Charismas, das an einer ethischen Lebensführung hing, war dabei das Wohl des Volkes (Weber, 1991, 47-51). Als Bindeglied zur Gesellschaft fungierten dabei der ‚Glaube an die Macht der Ahnengeister und ihr Kult‘ sowie die Pietät als ihr weltliches Subordinationsdiktum, als die einzig vorgeschriebene Laienreligiösität für alle Reichseinwohner. Die sonstige Volksreligiösi- tät ─ Geomantik, Ying und Yang-Lehre, Lamaismus sowie den Daoismus ─ tolerierte der offizielle Staat, sofern sich aus ihr kein her- ausforderndes Potential entwickelte (Weber, 1991, S. 137).

In der praktischen Verwaltung kooperierten die Kreis- und Stadt- magistrate als unterste Einheit des offiziellen Staates mit lokalen Eli- ten, wie den Führern von Tempelgilden, Dorfältesten oder eben nicht- beamteten Literaten. Das funktionierte auf der Basis gemeinsamer Werthaltungen und der Pietät. Eine Herausforderung der magischen Volksreligiösität durch Rationalisierungforderungen seitens der staatli- chen Elite hätte sowohl den Verwaltungsablauf gestört, als auch den Eigeninteressen der Amtspfründnerschaft geschadet, daher resümiert Weber: „Die Erhaltung des Zaubergartens gehörte aber zu den intims- ten Tendenzen der konfuzianischen Ethik“ (Weber, 1991, S. 193).

Genau diese Tendenz charakterisiert ‚den konfuzianischen Rationalis- mus als rationale Anpassung an die Welt‘ während der ‚puritanische Rationalismus rationale Beherrschung der Welt‘ bedeute (Weber 1991, S. 207).

Obwohl die Hauptschrift zu China ‚Konfuzianismus und Taois- mus‘ schon vor einhundert Jahren von Max Weber vorgelegt wurde, ist ihr Einfluss gerade unter deutschsprachigen Chinaforschern heute noch spürbar (z. B. Herrmann-Pillath 2015, 1990, Rühle 2012). Die Wahl

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kultureller Differenzen, hier die individuellen religiösen Dispositionen, als Erklärungsansatz für ökonomische Divergenzen hat eine For- schungsrichtung eröffnet, die bis heute wichtige Beiträge zum Ver- ständnis des chinesischen Entwicklungspfades liefert.

3.3.2 Die hydraulische Gesellschaft

Karl August Wittfogel,23 Weberstudent, Ökonom und Sinologe, ge- hört sicherlich zu den ersten westlichen Wissenschaftlern, die die öko- nomische Entwicklung Chinas systematisch und umfassend wirt- schaftstheoretisch zu deuten suchten (Wittfogel 1931). Er folgte der marx’schen Methode, die politischen und sozialen Verhältnisse (Pro- duktionsverhältnisse) aus der vorherrschenden technologischen und sozialen Organisation des Wirtschaftens (Produktionsweise) abzulei- ten. Ausgangspunkt seiner Betrachtung war dabei die marx’sche Kate- gorie der „asiatischen Produktionsweise“ oder „asiatischen Despotie“.

Bei Marx eher knapp gehalten, versuchte Wittfogel, diese Kategorien am Beispiel China zu entwickeln. In den Arbeiten von Marx, wie auch in denen anderer Klassiker, ist China eher ein Nebenschauplatz des ökonomischen Interesses. Was für China und andere Teile Asiens fest- gestellt wird, ist vor allem die Persistenz bestimmter ökonomischer Strukturen, Stagnation, die weitgehende ökonomische Isolierung von der Außenwelt und ein absolutistisches Herrschaftssystem. Marx stellt die „asiatische Produktionsweise“ neben die „antike“, „feudale“ und

„moderne bürgerliche Produktionsweise“ (Marx, 1961a, S. 9); es hat den Anschein, dass Marx hier eine eigene historische Formation mit Beharrungsvermögen sieht. Gerade in einigen früheren Artikeln zum Opium-Krieg, der Taiping-Rebellion und der britischen Herrschaft in Indien, weist er dem britischen Kolonialismus „die doppelte Mission“

zu, die alten asiatischen Verhältnisse zu zerbrechen und die westliche, moderne Zivilisation einzuführen, die letztlich über den Kapitalismus zur proletarischen Revolution führe (Marx, 1960c, S. 220-221). Für den Marx dieser Phase ist China ein Hort der Reaktion,24 dessen Struk- turen durch die gewaltsame Öffnung einem Zerfall ausgesetzt sein

23 Siehe auch Abschnitt 3.2.1

24 „Österreich, das deutsche China“ Marx, 1960a, S. 97. Zu dieser Zeit war das Österreich Metternichs, 5 Jahre nach 1848, für Marx der Inbegriff der politischen Reaktion.

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