derkur-bedingten Blutdrucksen- kung". Auch bei langjährigen Hyper- tonikern führte eine experimentelle Trinkkur unter häuslichen Bedin- gungen und unter Beibehaltung der bisherigen antihypertensiven Medi- kation zu einer „signifikanten Sen- kung des systolischen und diastoli- schen Blutdrucks".
Aufgrund der Ergebnisse von Gutenbrunner und Hildebrandt sind die bisherigen physiologischen Vor- stellungen zur Regulation des Was- ser- und Elektrolythaushaltes zumin- dest zu überprüfen. Die bisherige Annahme einer direkten kausalen Beziehung zwischen Kochsalzver- brauch und Hypertonus ist offenbar nicht gegeben und die einfache Rei- hung von „Kochsalzkonsum — ver- mehrte Flüssigkeitsretention — Hy- pertonus" unzulässig.
Literatur
Gutenbrunner, Chr.; Hildebrandt, G.: Wir- kungsmöglichkeiten der Heilwassertrinkkur. na- tura-med 4 (1988) 152-16
Dr. med. Peter Schramm Arzt für Allgemeinmedizin Betriebsmedizin — Chirotherapie Pfortengartenweg 15
W-6230 Frankfurt/Main
Schlußwort
Professor Klaus, der langjährige Vorsitzende der Deutschen Liga zur Bekämpfung des Hohen Blutdrucks, hat eine Reihe von wichtigen Punk- ten aufgegriffen. Es geht dabei er- stens um eine Beziehung zwischen diätetischer Kochsalzzufuhr und dem Blutdruck; zweitens der antihy- pertensiven Wirkung einer Redukti- on der diätetischen Kochsalzzufuhr;
drittens hat Herr Kollege Schramm die wichtige Frage aufgegriffen, wel- che Arten von Natriumsalzen den Blutdruck beeinflussen.
Tatsächlich zeigt die Inter- salt-Studie eine positive Beziehung zwischen Kochsalzaufnahme und Blutdruckhöhe. Diese Beziehung ist allerdings sehr flach, das heißt eine Halbierung der Kochsalzzufuhr wür- de den Blutdruck der deutschen Be- völkerung maximal um 2 mmHg re- duzieren.
Tatsächlich fand die Intersalt- Studie eine geringere Kochsalzzu- fuhr der deutschen Bevölkerung, als früher beobachtet wurde. Die frühe- ren Studien waren allerdings nicht — wie die Intersalt-Studie — ausgewo- gen hinsichtlich Anteil der Frauen und der verschiedenen Altersklassen der Bevölkerung. Möglicherweise hat sich die Diät unserer Bevölke- rung wirklich geändert. Alternative Erklärungen sind eine nicht ausrei- chende Stichprobe (immerhin insge- samt 600 Probanden).
Eine Korrelation zwischen Kochsalzzufuhr und Blutdruck be- deutet noch nicht eine Ursache-Wir- kungs-Beziehung. Es gibt eine große Zahl von Diätstudien mit niedriger Kochsalzzufuhr. Auch gut kontrol- lierte Studien kamen zu unterschied- lichen Ergebnissen. Übereinstim- mend wurde gefunden, daß die Wir- kung einer kochsalzarmen Diät mit der Höhe des Blutdrucks zunimmt.
Wie Prof. Klaus darstellt, muß man generell unterscheiden zwischen Personen, die salzempfindlich sind, und solchen, die auf eine Verminde- rung der Kochsalzzufuhr nicht rea- gieren beziehungsweise eher einen Butdruckanstieg zeigen. Leider läßt sich nicht voraussagen, welche Pa- tienten positiv auf eine Verminde- rung der Kochsalzzufuhr reagieren werden. Gerade dies macht allge- meine Diätempfehlungen so schwie- rig.
Die Meta-Analyse von Law und Mitarbeitern (1) ist problematisch, da eine Linearität der Korrelation zwischen Kochsalzzufuhr im Blut- druck vorausgesetzt wurde. Dies kann irreführend sein. Ausgewoge- ner und kritischer sind unseres Er- achtens die Auswertung von Grob- bee und Hofmann und die von Cut- ler und Mitarbeitern (2, 3).
Wir stimmen mit Prof. Klaus si- cher darin überein, daß nichtphar- makologische Maßnahmen zur Blut- drucksenkung von außerordentlicher Bedeutung sind. Wahrscheinlich ist ein Maßnahmenbündel mit Ge- wichtsabnahme, reduziertem Alko- holkonsum, vermehrter körperlicher Aktivität von größter Bedeutung, zu- mal hier unabhängige günstige Ein- flüsse auf die Plasmalipide beobach- tet werden. In diesem Maßnahmen-
bündel hat auch die Reduktion der Kochsalzzufuhr ihren Wert, insbe- sondere im Zusammenhang mit anti- hypertensiven Pharmaka. Auch wir glauben, daß ein Einfluß der Koch- salzzufuhr auf die Plasmalipide nicht gesichert ist. Dies zeigt auch die Ar- beit von Stamler und Mitarbeitern, wobei hier nicht nur die Kochsalzzu- fuhr, sondern auch Körpergewicht und Alkoholkonsum reduziert wur- den (4).
Tatsächlich beeinflußt Na- trium nur als Chloridsalz den Blut- druck. NaHCO3 dagegen führt eher zu einer erhöhten Natrium- und Clo- ridausscheidung (5) und einer Sen- kung des Butdrucks oder zu keiner Veränderung. Dies konnte auch bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion gezeigt werden (6).
Diese Daten sind von großer Bedeu- tung, da fälschlicherweise die Bezie- hung zwischen Kochsalzzufuhr und Blutdruck oft alleine dem Natrium zugeschrieben wird.
Literatur
1. Law, M. R.; Frost, C. D.; Wald, N. J.: By how much does dietary salt reduction lower blood pressure? Br. Med. J. 302 (1991) 811-828 2. Grobbee, D. E.; Hofman, A.: Does sodium
restricition lower blood pressure? Br. Med. J.
3 (1986) 293-298
3. Cutler, J. A.; Follmann, D.; Elliott, P.; Suh, I.: An overview of randomized trials of sodi- um reduction and blood pressure. Hyperten- sion 17 (Suppl I) (1991) 1-27-1-33 4. Stamler, R.; Stamler, J.; ‚Grimm, R. et al.:
Nutritional therapy for high blood pressure:
final report of a four year randomized con- trolled trial - the hypertension control pro- gram. JAMA 257 (1987) 1484-1491 5. Kluthe, R.; Kist, L.; Ummenhofer, C.; Brecht,
P.: Müssen natriumhaltige Getränke bei der natriumdefinierten Ernährung berücksichtigt werden? Der Einfluß definierter Natriumzu- fuhr durch Wässer auf die Urin-Natriumaus- scheidung gesunder Erwachsener. Akt. Er- nähr. 14 (1989) 81-89
6. Husted, F. C.; Nolph, K. D.; Maher, J. F.:
NaHCO3 and NaC1 tolerance in chronic renal failure. J. Clin. Invest. 56 (1975) 414-419
gez. Friedrich C. Luft, Manfred Weber, Jo- hannes Mann
Prof. Dr. med. Friedrich C. Luft Medizinische Klinik IV
mit Poliklinik
Universität Erlangen—Nürnberg Krankenhausstraße 12
W-8520 Erlangen A1-646 (56) Dt. Ärztebl. 90, Heft 9 5. März 1993