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Archiv "Grundsätze für ein Eckpunktepapier" (10.09.1993)

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THEMEN DER ZEIT

Deshalb wurde im Ausschuß ein umfangreiches Beratungspapier ent- wickelt, das einerseits die Perspekti- ven der Öffentlichkeit, andererseits die der Ärzteschaft spiegelt, das Sta- tus quo und mögliche Szenarien aus diesem entwickelt und das zugleich eine Materialsammlung möglicher Reformkomzepte enthält.

Kernpunkt dieser Material- sammlung für die beschlußfassenden Gremien ist ein Thesenpapier mit derzeit etwa 40 Thesen, Antithesen und Positionen, das nach Art eines Baukastensystems für den Meinungs- bildungsprozeß gestaltet ist. Hieraus werden Eckwerte sowie kurz- und mittelfristige Aufträge abgeleitet.

Das Ganze soll bis zum Dezember 1993 soweit gereift und innerärztlich

O

Die Kassenärzte werden der Verpflichtung, ih- re Patienten umfassend zu betreuen, vorbehaltlos nach- kommen, gleich unter welchen sozialpolitischen und rechtlichen Bedingungen.

O Der Patient wählt sich seinen Arzt ohne jegli- che Einschränkung. Der gewählte Arzt trägt die volle Ver- antwortung für die Behandlung seines Patienten. Diese Letztverantwortung kann nur aufgehoben werden durch die freie Entscheidung des Patienten.

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Die Kassenärzte erkennen den Wertewandel in der Gesellschaft an. Dazu gehört der Wunsch nach mehr Mitsprache und Mitverantwortung des Patienten ebenso wie die zunehmende Nachfrage nach Hilfe bei der Gesundheitserhaltung und -prävention.

O Die individuellen Bedürfnisse des Patienten und der Wunsch des Arztes nach befriedigenden Arbeits- bedingungen lassen sich nur in einem System erreichen, das den Beteiligten größtmögliche Freiheiten läßt. Viel- falt ist die beste Voraussetzung für Qualität und Huma- nität. Der Kern einer sozialen Krankenversicherung, also die Garantie einer Solidargemeinschaft, daß Krankheit nicht zu Not und sozialem Abstieg führen darf, bleibt da=

von unangetastet.

Die Kassenärzte konzentrieren ihre Reformvor- stellungen auf die Weiterentwicklung der ambulanten ärztlichen Versorgung. In welches Gesamtsystem diese Versorgung eingebettet ist, liegt in der Entscheidung der Gesellschaft und der Politik.

Der Patient soll schnell und leicht die medizi- nische Hilfe erreichen können, die er für seine Probleme benötigt. Dazu muß es eine erkennbare und nachvoll- ziehbare Aufgabenteilung in der ambulanten Versorgung und eine möglichst breite Durchlässigkeit zur jetzigen sta- tionären Vesorgung geben. Die Kassenärzte werden ihre Praxen auf die regionalen Besonderheiten ausrichten und

KURZBERICHTE

abgeglichen sein, daß eine eindeutige Stellungnahme der Vertragsärzte in die politische Diskussion eingebracht werden kann.

Nach einer ersten Erörterung im Länderausschuß wird ein überarbei- tetes Eckwertepapier der Vertreter- versammlung am 11. September 1993 vorgestellt. War der Leitantrag in Dresden ein globaler Auftrag, so geht es diesmal darum, detailliertere Weichenstellungen vorzunehmen.

Die Aufträge der Vertreterver- sammmlung werden dann in die wei- tere Arbeit einfließen und die end- gültige Form mitbestimmen.

Die folgenden Positionen haben in den bisher beteiligten Gremien Konsens gefunden.

Dr. med. Roderich Nehls

die Kooperation untereinander verstärken. In Ballungszen- tren können große Gemeinschaftseinrichtungen entstehen, in denen der Patient auch bei Problemen, die die Zusam- menarbeit mehrerer Fachdisziplinen erfordern, rasch Hilfe finden kann. Auf dem Land kann diese Kooperation durch

„Vernetzung" hergestellt werden. Ambulante Einrichtun- gen wie Apparatezentren, Notfallpraxen, Operationszen- tren oder Schwerpunktpraxen für die Betreuung beispiels- weise von Schmerz- oder Krebspatienten garantieren eine wohnortnahe Versorgung auch in schweren Fällen.

Die strikte Trennung in ambulante und statio- näre Versorgung wird aufgehoben. Statt der horizontalen Trennung wird eine vertikale Aufgabenteilung eingeführt:

die hausärztliche Betreuung, die fachärztliche Betreuung und die krankenpflegerische Betreuung — sowohl zu Hause wie in krankenpflegerischen Einrichtungen oder Krankenhäusern.

Hausärzte, Fachärzte und Pflegekräfte können sowohl in der ambulanten als auch der stationären Versorgung tätig sein. Dies gibt Patienten wie Arzt die Möglichkeit, sich aus der Vielfalt der ärztlichen Arbeits- formen diejenige herauszusuchen, von der sie glauben, daß sie das Patienten-Problem am besten lösen kann.

Die durchgehende ärztliche Betreuung durch ein und denselben Haus- oder Facharzt erlaubt es dem Patien- ten, soweit wie möglich zu Hause oder in wohnortna- hen Einrichtungen der Krankenpflege zu genesen. Er kann sich durchgängig vom Arzt seines Vertrauens be- handeln lassen.

0 Unabdingbare Voraussetzung für ein solches System sind gleichartige Versorgungs- und Vergütungs- strukturen sowohl für freiberuflich wie für angestellt täti- ge Ärzte. Die Kassenärzte bieten den im Krankenhaus tä- tigen Kollegen an, weit mehr als heute ambulant zu ar- beiten, wenn im Gegenzug die Durchlässigkeit des sta-

tionären Systems und der entsprechenden Budgets ga- rantiert ist.

0

Einrichtungen der Krankenpflege unterschei- den sich von den heutigen Kliniken durch die Konzentra- tion auf die Betreuung des immobilen Patienten. Dies kann sich in der Wohnung des Patienten oder in speziel- len Einrichtungen abspielen. Der ärztliche Einsatz ist da- bei flexibel und hängt vom jeweiligen Fall ab. Fach- und Hausärzte arbeiten also sowohl ambulant wie stationär.

Krankenhäuser der herkömmlichen Organisation erledi- gen nur noch Aufgaben der Intensiv- und Hochleistungs- medizin. Eine solche Struktur ist in der Lage, die Arbeit der heutigen Kliniken der Grundversorgung komplett zu übernehmen, die der Kliniken der Regelversorgung teil- weise. Die Schwerpunkt- und Universitätskliniken bleiben von einer Umstrukturierung unberührt.

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Die Kassenärzte bekennen sich zu Wettbewerb auch untereinander. Vielfalt muß sich auch darin zeigen, daß den Patienten verschiedenartige Lösungsmöglichkei- ten geboten werden, nicht nur die der Schulmedizin in- klusive der psychosozialen Betreuung, sondern auch „al- ternativer" Heilmethoden. Hierfür müssen die Versiche- rungen entsprechende Voraussetzungen schaffen.

® Neue Versicherungs-Formen sollen alternativ erprobt werden. Gemäß der „Managed care" können die Kassenärzte anbieten, die komplette Versorgung von Ver- sicherten zu garantieren. Dies geht von der ambulanten Betreuung über stationäre Leistungen bis hin zur Verant- wortung für Arznei-, Heil- und Hilfsmittel. Die Honorie- rung würde als „Individualbudget" gezahlt, das heißt als Zahlung eines festen Honorars pro Versicherten, zu dem für eine bestimmte Zeit ein bestimmtes, möglichst um- fassendes Leistungspaket mit garantierter Qualität ange- boten wird. Diese „Betreuung aus einer Hand" bietet die Chance, die meisten der heutigen Reibungsverluste im Gesundheitswesen zu vermeiden oder zu mildern. Ein an- deres Erprobungsmodell stellen die „Health Maintenance Organizations" (HMO) dar, die auch eine Versicherungs- komponente enthalten. Ziel der Kassenärzte ist es auch in diesem Punkt, eine möglichst große Vielfalt der Syste- me zuzulassen.

Die Entscheidung zur Einführung eines Sy- stems von „Vertragsleistungen" der gesetzlichen Kran- kenkassen und „Mehrleistungen", für die der Versicherte eigenverantwortlich Vorsorge zu treffen hätte, obliegt al- lein der Politik. Die Kassenärzte bieten an, entsprechen- de Vorschläge gutachterlich darauf zu überprüfen, daß die „Vertragsleistungen" weiterhin eine bedarfsgerechte Betreuung kranker Menschen zulassen. Sie gehen davon aus, daß dieses System nur in die Zukunft entwickelt werden kann, das heißt, daß der überwiegende Teil der jetzigen Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung

„Vertragsleistungen" bleibt.

0 Innerhalb der Kassenärzteschaft soll der ge- nossenschaftliche Gedanke gestärkt werden. Verstärkte Kooperation, Hilfe in organisatorischen und wirtschaftli- chen Belangen und vieles mehr sollen die Gewähr dafür bieten, auch in Zukunft eine effiziente Betreuung der Pa- tienten im ambulanten Bereich sicherstellen und dieses

System ausbauen zu können. ❑

Grundsätze für ein Eckpunktepapier

A1 -2298 (26) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 36, 10. September 1993

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