DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung
E
inen scheinbaren Fort- schritt haben die Hearings von Bundestagsausschüs- sen vollzogen: Seit geraumer Zeit wird auf das Vortragen bloßer Verbandsstellungnah- men, auf zum Teil nervtötende Monologe verzichtet. Mit schriftlichen Stellungnahmen, Gutachten und Dossiers sind die Parlamentarier ebenso wie die Ministerialbürokraten oh- nedies reichlich eingedeckt.Ob aber das spontane, muntere Frage-Antwort-Spiel zwischen den Ausschuß-MdB und den Verbandsexperten dadurch fruchtbarer geworden ist, muß füglich bezweifelt werden, zu- mindest nach der neunstündi- gen öffentlichen Anhörung im Bundestagsausschuß für Arbeit und Sozialordnung zu den bei- den Gesetzentwürfen zur Neu- ordnung der Krankenhaus- finanzierung (KHG).
Z
war war der Auftrieb von 33 Spitzenvertretern von Institutionen und Organi- sationen, die unmittelbar oder mittelbar von den jetzt anste-henden Entscheidungen be- troffen sind, rekordverdächtig groß. Was aber am Ende des Sitzungsmarathons hängen- blieb oder dabei herumkam, hat bei manchen den Eindruck einer Farce auch im Zusam- menhang mit einem Presse-
Sachverstand
Vorgeplänkel aufkommen las- sen: Kanzler-Intervention in Sachen KHG-Novelle Ja oder Nein? Eklat oder nicht? Viel gravierender aber ist die ein- seitige Schlachtordnung, mit denen manche MdB zu Felde zogen. Zu durchsichtig spielten sich Abgeordnete und einzelne Interessenvertreter die Bälle mit Frage und Antwort gegen- seitig zu. Wer nicht gefragt wurde, konnte und durfte auch nicht antworten. Zu deutlich trat dabei so manche Allianz zutage. Daß der ärztliche Sach-
verstand erkennbar wenig ge- fragt war, läßt zwei Deutungen zu: Entweder waren die Einga- ben der Ärzteschaft so zün- dend, daß die MdB keinen An- laß hatten, gezielt nachzufra- gen, und getrost darauf gebaut werden kann, daß das Parla- ment als eigentlicher „Souve- rän" schon gebührend die ärzt- lichen Argumente berücksich- tigen werde. Oder aber: Der ärztliche Sachverstand bleibt bei allen vitalen Krankenhaus- fragen sowohl beim Hearing als auch beim parlamentari- schen Schlußakt ungefragt.
W
enn aber nur Kompe- tenzgerangel, Rivalitä- ten und Machtkämpfe sowie einseitige Interessen die Letztentscheidung bestimmen, so kann man nur auf die einzi- ge mögliche Lösung hoffen: Es muß der kostendämpfungsfähi- ge, planungskonforme, gesund- verordnete Krankenhaus-Pa- tient gefunden werden! Für die- sen wäre dann allerdings ärzt- licher Sachverstand auch nicht mehr erforderlich . . . HCInhaltsverzeichnis 47
Aktuelle Politik
Wie Kassen
Kosten machen 3481
... und dabei
kostenbewußte Ärzte desavouieren Nachrichten
Aus Bund und Ländern: Perinatalstudien wollen intensiv zusammenarbeiten — Pfle- gesatzmodell gescheitert — Butazon-halti- ge Arzneimittel frei zur externen Anwen- dung — Bundesrat billigt Novelle zum Be- hindertenrecht mit Änderungen — Brot für die Welt — Symposium zur Qualitätssiche- rung in der Medizin — Neue Aufgaben, neu- er Name — Aus der DDR: Weiterbildung als Entwicklungshilfe — Ausland: Gesundheits- messe in den Emiraten — Ausgaben für die Gesundheit — Verwaiste Embryos können jetzt adoptiert werden. 3485, 3486
Der Kommentar
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Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 47 vom 22. November 1984 (1) 3465