A 2498 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 51–52|
23. Dezember 2013PRAXISABGABE
Rechtzeitig und mit Sachverstand
Praxisinhaber stehen am Ende ihrer Karriere vor wichtigen Entscheidungen:
die Praxisabgabe und die Nachfolgerplanung. Viele Ärztinnen und Ärzte weichen diesem Entscheidungsproblem aus, bis nur noch externe Experten helfen können.
Die Suche nach einem Käufer ist heute schwerer als noch vor zehn oder 15 Jahren, als viel mehr Ärztinnen und Ärzte in die Niederlassung drängten.
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derten Bedarfsplanungsrichtlinien verursachen einen unaufschiebbaren Handlungsbedarf bei der Praxisab- gabe. Die regionalisierte Bedarfs- planung lenkt das Sicherstellungsin- teresse der KVen mehr auf die haus- ärztliche Versorgung, insbesondere auf dem Land, was die Praxisabga- be in Ballungsgebieten und Groß- städten erschweren dürfte.
Kürzlich machten Profis von Ban- ken darauf aufmerksam, welche In- vestitionen helfen können, die Aus- sichten auf eine erfolgreiche Praxis- veräußerung zu verbessern. Ihr Rat:
Grundfalsch wäre es, in den letzten Jahren der Berufstätigkeit die Zügel schleifen zu lassen und erforderli- che Investitionen zu unterlassen oder dem Nachfolger zu überant- worten. Die Prosperität einer Arzt- praxis muss auch für die Genera - tion Y, also der nach 1980 gebore- hende Praxisübergabe vor. Dabei
empfiehlt das Pflichtenheft: die Nachfolgersuche; eine Entschei- dung, ob es eine Übergangskoopera- tion mit dem Nachfolger geben soll;
Klärung aller rechtlichen Aspekte;
steuerliche Obliegenheiten, Vorga- ben der Bedarfsplanung; Reglement des Zulassungsausschusses; kosten- freie Beratung durch einen erfahre- nen Niederlassungsberater der zu- ständigen Kassenärztlichen Vereini- gung (KV) und Rückgriff auf die Expertise von Berufskollegen, die den Schlussakkord der Praxisabga- be bereits gemeistert haben.
Weniger potenzielle Käufer Die Suche nach einem Praxiskäufer ist heute schwerer als vor zehn oder 15 Jahren, als noch eine „Überpro- duktion“ an Ärzten die Praxisveräu- ßerung erleichterte. Auch die geän-
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ine systematische, zielorien- tierte Planung ist oftmals keine Sache des Freiberuflers Arzt. Denn viele Ärzte verdrängen bis kurz vor dem Ende der Berufskarriere das Problem der Praxisnachfolge und des Praxisverkaufs, weil sie zeit ihres Be- rufslebens von der Improvisation und der Spontaneität gelebt und davon profitiert haben. Probleme der lang- fristigen Finanzierung und der Ein- satz des Praxisverkaufserlöses für die Altersversorgung bleiben oftmals un- gelöst und dem Grundsatz geopfert, alles werde sich schon von alleine regeln. Finanzierungsexperten von Banken wissen: mitnichten! Die Pra- xisveräußerung ist eine wichtige Ent- scheidung, die oftmals einer kompe- tenten Hilfe und Beratung bedarf.Die Krux: Viele Praxisabgeber planen zu kurzfristig und bereiten sich wenig überlegt auf die anste-
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23. Dezember 2013 A 2499 sierungsmaßnahmen und vermehrteKooperationen mit Kollegen, bei- spielsweise in Berufsausübungsge- meinschaften.
In den letzten Jahren hat sich der Trend zur kooperativen Berufsaus- übung in fast allen ärztlichen Fach- gruppen verstärkt. Nach der Exis- tenzgründungsanalyse der Apo- bank und des Zentralinstituts hat sich inzwischen fast jeder zweite Arzt für eine Berufsausübung in ei- ner Kooperation entschieden (49,4 Prozent). Im Westen betrug der An- teil im Jahr 2012 bereits 53,2 Pro- zent, in Deutschland-Ost 30 Pro- zent. Dies trifft vor allem auf die jüngere Generation zu. In den alten Bundesländern haben sich 56,9 Prozent der Ärzte bis zu 40 Jahren in einer kooperativen Praxisform niedergelassen. Dies sind 12,8 Pro- zentpunkte mehr als in der Gruppe der 45-jährigen und älteren Ärzte.
In den neuen Ländern sind folgen- de Anteile festzustellen: Hier ent- schieden sich 31,7 Prozent der Ärz- te bis 40 Jahre für die Kooperation, bei der älteren Generation waren es 25,7 Prozent.
Niedriges Zinsniveau
Wichtig ist die Beurteilung des Zinsniveaus und der Investitionsfi- nanzierung. Carolin Roos, Leiterin Heilberufsberatung der Deutschen Bank: „Das weiterhin sehr günstige Zinsniveau und positive Honorar- aussichten schaffen zurzeit eine be- sonders gute Ausgangslage für In- vestitionen und für langfristige Fi- nanzierungen. Die Einbindung zins- subventionierter öffentlicher För- dermittel und den Einsatz von In- vestitionszuschüssen ist ebenfalls eine wichtige Überlegung wert.“
Öffentliche Fördergelder für Selbst- ständige und Angehörige der freien Berufe sind attraktiv. Als Partner für die Existenzgründer kommt zum Beispiel die KfW-Mittelstandsbank infrage. Sie fördert Existenzgrün- der, Selbstständige sowie kleine und mittlere Unternehmer. Die auf die Heilberufe spezialisierten Institute und Banken offerieren für Ärzte maßgeschneiderte Finanzierungspa- kete und verfügen über die Kredit- antragsformale der KfW.
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Dr. rer. pol. Harald Clade nen Jungärzte, erhalten bleiben.
Die Prognosen bis zum Jahr 2020 lassen folgende Konstellation er- warten: Bis zum Ende dieses De- zenniums werden etwa 52 000 Pra- xen zur Veräußerung stehen, gleich- zeitig geht die Zahl potenzieller Praxiskäufer zurück. Andererseits:
Nur noch jeder vierte Arzt lässt sich nieder. Nur wer eine rentable Praxis führt und einen ausreichenden Pa- tientenstamm vorweisen kann, wird diese zu einem guten Preis verkau- fen können. Aus der Sicht des Nachfolgers wird eine Praxis umso wertvoller sein, je sicherer die zu erwartenden Einnahmen sein wer- den. Spezialisierungen und Koope- rationen werden vorteilhafter sein als das Fortführen einer „Hobby“- oder Solopraxis.
Grundsatz: Frühzeitige Suche verbessert die Wahlmöglichkeiten.
Bereits fünf Jahre vor einer ge - planten Praxisübergabe sollte die To-do-Liste abgearbeitet werden.
Prinzipiell bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis der zu veräußernden Praxis. Wichtig ist eine unbestechliche Bewertung der Praxis im Ganzen nach bewährten Grundsätzen, die beispielsweise die Deutsche Apotheker- und Ärz- tebank (Apobank) und das Zentral- institut für die kassenärztliche Ver- sorgung (ZI) offerieren. Richtlini- en über die betriebswirtschaftliche Bewertung von Arztpraxen wurden vom ZI in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Bundesverei- nigung (KBV) erarbeitet. Diese werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert und auf die jeweilige Umsatz- und Ertragslage ausge- richtet (Veröffentlichung der Be- wertungsgrundsätze von ZI und KBV in der Rubrik „Bekanntga- ben“ im Deutschen Ärzteblatt). Es lässt sich in größeren Praxisstruk- turen eine bessere medizintechni- sche Ausstattung relativ leicht ver- wirklichen und günstig finanzie- ren. Anteile in Berufsausführungs- gemeinschaften lassen sich zu- meist besser verkaufen als große arbeitsintensive Solopraxen. Eine gezielte und ausreichende Investi- tion in die Apparate- und Medi - zintechnik kann sich im Wettbe- werb um potenzielle Nachfolger
positiv auswirken. Nach Ermittlun- gen der Apobank lag der Praxis- wert bei einer Einzelpraxisüber- nahme bei Spezialinternisten zu- letzt durchschnittlich bei 135 000 Euro, bei Hausärzten bei 100 000 Euro und bei Gynäkologen bei 81 000 Euro (alte Bundesländer).
Im Osten: fachärztliche Internis- ten: etwa 100 000 Euro, Gynäkolo- gen: circa 48 000 Euro und Haus- ärzte: ungefähr 52 000 Euro.
Trend zur Kooperation
Bei einer Einzelpraxis mit einem Bruttoumsatz in Höhe von 220 000 Euro pro Jahr belaufen sich die Pra- xiskosten durchschnittlich auf etwa 120 000 Euro. Diese teilen sich nach rezenten Analysen so auf: 33 Prozent entfallen auf den Unterneh- merlohn des Arztes, 24 Prozent sind Personalkosten, sieben Prozent ent- fallen auf Raumkosten, zwölf Pro-
zent müssen für Steuern und Ab - gaben erwirtschaftet werden, etwa zehn Prozent entfallen auf Zinsen und Abschreibungen, 14 Prozent sind „sonstige Kosten“. Der freibe- ruflich tätige Arzt hat in der Regel nur geringe Möglichkeiten, auf die- se Kostenkategorien aktiv Einfluss zu nehmen, die Kostenquoten zu minimieren oder zu optimieren. In der Regel gelingt dies durch straffe Personalplanung, weitere Rationali-
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