Dem Herausgeber und seinen Mit- autoren ist ein umfangreiches und aktuelles Standardwerk zum Arzt- haftungsprozess gelungen. Das et- wa 2 000 Seiten starke Werk dient sowohl dem Neuling in der Materie als auch dem hochspezialisierten Medizinrechtler als wertvolles Nachschlagewerk. Die Fülle der Informationen und die sehr gute, einheitliche Sprache verleiten da- rüber hinaus auch zum Schmökern und Weiterlesen.
Die Aufteilung des Buches mit einer ausführlichen Einleitung über die Arzthaftung im deutschen Haf- tungssystem und als Teil des Medi- zinrechts folgt weiter der klassi- schen Einteilung in die Arzthaftung im Zivilverfahren sowie im Straf- ARZTHAFTUNG
Auf jede Frage eine Antwort
prozess. Die beiden anderen großen Abschnitte beschäftigen sich mit berufsrechtlichen und vertragsarzt- rechtlichen Folgen arzthaftungs- rechtlichen Fehlverhaltens sowie dem Regress des Sozialversiche- rungsträgers und anderer Drittleis- tungsträger. Dem Werk gelingt es, das komplizierte haftungsrechtliche System bei Medizinschäden mit seinen verschiedenen Komponen- ten in seiner Gesamtheit darzustel- len. Ungewöhnlich für ein so um- fassendes juristisches Werk sind die zahlreichen Schaudiagramme und Checkboxen, die erheblich zum Verständnis beitragen.
Das Werk richtet sich vornehm- lich an Juristen, aber auch an ärztli- che Leiter von Krankenhäusern und
Telemedizinische Versorgungsmo- delle tauchen in jüngster Zeit an vielen Stellen unseres Gesundheits- systems auf. Durch den Einsatz von moderner telemedizinischer Infor- mations- und Kommunikations- MEDIZINRECHT
Problemfelder in der Telemedizin
technologie wird in höchst unter- schiedlichen Ansätzen in fast allen medizinischen Fachgebieten ver- sucht, die Behandlungsqualität in der Patientenversorgung zu stei- gern. Initiatoren dieser Telemedi- zinprojekte müssen medizinische, organisatorische und technische Probleme lösen – im Projektverlauf stellen sich jedoch irgendwann auch drängende juristische Fragen:
Wer ist bei „Tele-Behandlungsfeh- lern“ verantwortlich? Was bedeutet das sogenannte Fernbehandlungs- verbot in der (Muster-)Berufsord- nung? Welche datenschutzrechtli- chen Vorgaben müssen beachtet werden? Diese und viele weitere ju- ristische Problemfelder haben die Autoren exemplarisch anhand eines telemedizinischen Forschungspro- jekts im Rettungswesen einer um- fassenden Betrachtung und Bewer- tung unterzogen – dabei fehlen weder Exkurse in das Medizinpro- duktegesetz noch der Blick über den nationalen Tellerrand in die
Rettungssysteme der europäischen Nachbarn. Auch das kontrovers dis- kutierte Thema der Delegation ärzt- licher Leistungen im Rettungswe- sen wird dargestellt. Dieses Thema wird inhaltlich gemeinsam mit der Substitution ärztlicher Leistungen abgehandelt, wobei sich die Analy- se auf die aktuelle Rechtslage be- zieht und die kritische Gesamtdar- stellung dieses äußerst problemati- schen Themas ausbleibt.
Die sehr interessante Lektüre er- fordert keine juristische Vorbildung und ist auch für den interessierten Arzt gut lesbar. Die gesamten Aus- führungen beziehen sich spezifisch auf ein telemedizinisches Setting im Rettungswesen. In vielen Teilen können die Ergebnisse jedoch auf andere Telekonsultationssysteme in der Patientenversorgung übertragen werden oder zumindest als Diskus- sionsgrundlage für die zwingend notwendige Auseinandersetzung mit juristischen Problemen in der Telemedizin dienen. Damit kann das Buch allen Ärzten empfohlen werden, die sich mit telemedizini- schen Methoden in der Patienten- versorgung beschäftigen.
Johannes Schenkel Christian Katzenmeier, Stefania Schrag-
Slavu: Rechtsfragen des Einsatzes der Tele- medizin im Rettungsdienst. Springer, Berlin 2010, 188 Seiten, gebunden, 79,95 Euro
medizinische Sachverständige, die hier auch praktisch auf jede Frage eine ausführliche und weiterführen- de Antwort erhalten.
Markus A. Rothschild
Ch i ti K t i St f i S h
Frank Wenzel (Hrsg.): Der Arzthaftungs - prozess. Luchterhand, Wolters Kluwer Deutsch- land GmbH, Köln 2012, 2 148 Seiten, gebunden, 129 Euro
B E R U F
Deutsches Ärzteblatt