A 1796 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 34–35|
29. August 2011STUDIEN IM FOKUS
Zur Frage, ob körperliche Aktivität vor Demenz schützen kann, stam- men die meisten Daten aus Studien mit gesunden Personen. Eine Ar- beitsgruppe aus Frankreich hat nun die Women’s Antioxidant Cardio- vascular Study zu der Fragestellung ausgewertet (1). Darin sind Frauen mit vaskulären Erkrankungen oder mindestens drei koronaren Risiko- faktoren eingeschlossen. Die kör- perliche Aktivität der Teilnehmerin- nen wurde zu Beginn (1995/1996) und dann alle zwei Jahre erfasst.
Tests von Kognition und Gedächt- nis per Telefon wurden mit 2 809 Frauen im Alter ab 65 Jahren be- gonnen und dreimal während der folgenden fünfeinhalb Jahre wie- derholt. Die stärkere körperliche Aktivität korrelierte in verschie - denen Modellen mit einem langsa- meren Abfall des Kognitions- und Erinnerungsscores.
KOGNITIVE LEISTUNGSEINBUSSEN IM ALTER
Schon mäßige körperliche Aktivität im Alter schützt
Ein kanadisches Team verwen- dete Daten der Health, Aging, and Body Composition Study (2). Die Forscher analysierten den Energie- verbrauch von 197 Teilnehmern (Altersdurchschnitt: 74,8 Jahre), die zu Beginn der Studie keine Kogni - tionsstörungen hatten. Sie wurden 2 bis 5 Jahre später mit der modifi- zierten Mini-Mental State Exami- nation untersucht. Diejenigen mit dem höchsten durchschnittlichen Energieverbrauch hatten ein signifi- kant geringeres Risiko für Ko gni - tionsstörungen im Vergleich zu jenen mit niedrigem Energieverbrauch.
Die Autoren beider Studien ver- muten, dass die Beziehung zwi- schen körperlicher Aktivität und kognitiven Funktionen multifakto- riell ist. Insofern sei es für alternde Menschen auf jeden Fall lohnend, körperlich aktiv zu sein, heißt es im begleitenden Editorial (3).
Fazit: Schon mäßige körperliche Aktivität schützt ältere Menschen vor einem Abbau der geistigen Fä- higkeiten. Prof. Dr. med. Heinz Reichmann, Dresden, meint: „In den letzten Jahren wurden unter an- derem von der Dresdener Arbeits- gruppe um Professor Kempermann spannende Arbeiten publiziert, die nachwiesen, dass körperliche Akti- vität bei Mäusen die Stammzellpro- duktion anregt und die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert. Nun gibt es erste aufregende Befunde, dass auch beim Menschen vermehr- te körperliche Aktivität zu besserem Erhalt der Kognition im Alter führt.“ Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
1. Vercambre MN et al.: Physical activity and cognition in women with vascular condi - tions. Arch Intern Med 2011; 171:
1244–50.
2. Middleton LE et al.: Activity energy expen - diture and incident cognitive impairment in older adults. Arch Intern med 2011; 171:
1251–7.
3. Larson EB: Brains and aging. Arch Intern med 2011; 171: 1258–9.
Der Verschluss der zentralen Netz- hautvene ist eine häufige Ursache für hochgradigen Sehverlust, denn auf ihn folgt oft ein Makulaödem.
Lange Zeit ist eine Laserkoagulati- on der Netzhaut der einzige evi- denzbasierte Therapieansatz retina- ler Gefäßverschlüsse gewesen. Mit Einführung der VEGF-Hemmung in die Augenheilkunde eröffnen sich auch der Therapie des retina- len Venenverschlusses neue Per- spektiven. Jetzt liegen erste Zwölf- monatsergebnisse zur Anwendung des VEGF-Inhibitors Ranibizumab vor, nachdem frühere Studien des- sen Effizienz über 6 Monate belegt hatten. 397 Patienten mit Makula- ödem als Folge des Verschlusses ei- nes Astes der Vena centralis retinae erhielten während der 6-monatigen
VISUSBEEINTRÄCHTIGUNG DURCH MAKULAÖDEM
Ranibizumab verbessert die Sehfähigkeit deutlich
ersten Phase der Studie entweder einmal im Monat 0,3 mg bezie- hungsweise 0,5 mg Ranibizumab intravitreal injiziert oder eine Scheininjektion. In der zweiten Phase wurde, abhängig vom klini- schen Befund, bei monatlichen Un- tersuchungen appliziert. Auch Pa- tienten, die in den ersten 6 Monaten Placebo erhalten hatten, wurden bei positivem Befund mit 0,5 mg Rani- bizumab behandelt.
Nach 12 Monaten hatte sich der Visus der Patienten im Schnitt um 16,4 Zeichen auf der ETDRS-Seh- tafel unter 0,3 mg Ranibizumab und um 18,3 Zeichen unter 0,5 mg Ranibizumab gegenüber dem Aus- gangsvisus verbessert. Bei Patien- ten mit Scheininjektionen, bei denen nun eine Therapie als unausweich-
lich betrachtet wurde, besserte sich nach Gabe von 0,5 mg Ranibizu- mab der Visus im Durchschnitt um 12,1 Zeichen. Der Anteil der Pa- tienten mit einer als deutlich ein - gestuften Funktionsverbesserung (> 14 Zeichen) betrug 56 % (0,3 mg) und 60,3 % (0,5 mg), die zentrale Netzhautdicke war bei 86 % der Patienten auf einen als physiologisch erachteten Wert zu- rückgegangen.
Fazit: Die kontinuierliche Blockade von VEGF in Augen mit retinalen Venenverschlüssen führt zu deut - lichen Funktionsverbesserungen.
Unklar ist noch, wie lange die VEGF-Inhibition fortgesetzt wer- den muss. Dr. med. Ronald Gerste
Brown DM et al.: Sustained benefits from Ranibizumab for macular edema following branch retinal vein occlusion: 12-month outcomes of a Phase III Study. Ophthalmology 2011; 118(8): 1594–602.