• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Praxisfinanzierung von Hausärzten: Wieder mehr Newcomer auf dem Land" (21.11.2014)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Praxisfinanzierung von Hausärzten: Wieder mehr Newcomer auf dem Land" (21.11.2014)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 2080 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 47

|

21. November 2014

PRAXISFINANZIERUNG VON HAUSÄRZTEN

Wieder mehr Newcomer auf dem Land

Die Aufhebung der Residenzpflicht zeigt Wirkung.

F

ür Hausärztinnen und Haus- ärzte sind ländliche Regionen bei Existenzgründungen wieder et- was beliebter geworden. Innerhalb der letzten beiden Jahre hat sich der Anteil der Existenzgründungen von Hausärzten außerhalb der Mittel- und Großstädte verdoppelt. Den- noch gibt es auf dem Land einen Hausärztemangel; die Versorgungs- situation dürfte auch künftig ange- spannt bleiben. Dies ist ein Ergeb- nis der Existenzgründungsanalyse der Deutschen Apotheker- und Ärz- tebank (Apobank) und des Zentral- instituts für die kassenärztliche Ver- sorgung. Grundlage der Analyse waren von der Apobank finanzierte Niederlassungen von Hausärzten.

Ergebnisse der

Existenzgründungsanalyse

Hausärzte bilden unverändert die größte Gruppe unter den ärztlichen Newcomern, wie der Invest-Moni- tor Ärzte der Apobank und des Zen- tralinstituts in der „Existenzgrün- dungsanalyse für Hausärzte 2013“

ermittelt hat. Allerdings liegt der Anteil der sich neu niederlassenden Hausärzte deutlich unter dem An- teil der Hausärzte an sämtlichen Vertragsärzten. Obwohl Hausärzte (praktische Ärzte, Fachärzte für Allgemeinmedizin und hausärztlich tätige Internisten) rund 44,2 Pro- zent der Vertragsärzte repräsentie-

ren, liegt ihr Anteil bei den Exis- tenzgründungen nur bei 26,3 Pro- zent. 2012 betrug der vergleichbare Anteil bei den Existenzgründungen 25,6 Prozent im Westen und 33,6 Prozent im Osten Deutschlands.

Der Report wertet dies als ein In- diz dafür, dass es immer schwie - riger wird, den Hausärztemangel durch Niederlassungen zu kompen- sieren und „Grundversorgern“ eine ausreichende Existenzmöglichkeit zu bieten. Für den Fall, dass sich kurzfristig keine Trendwende ein- stellen sollte, könnte der Hausärzte- mangel sogar noch stärker spürbar und zahlreiche Hausarztpraxen ge- schlossen werden, so Georg Heß- brügge, Bereichsleiter Gesundheits- markt und -politik der Apobank.

Ungeachtet dessen ist eine Wen- de festzustellen: 2012/2013 ließ sich mehr als jeder Zehnte (11,5 Prozent) in einer Region mit weni- ger als 5 000 Einwohnern nieder.

Damit hat sich die Zahl jener Hausärzte, die ländliche Regionen als Praxisstandort bevorzugen, seit 2010/2011 nahezu verdoppelt. Die Analysten führen dies auf die Aufhebung der Residenzpflicht im Jahr 2012 zurück. Festgestellt wurde, dass Landarztpraxen trotz des Kostendrucks wirtschaftlich gut dastehen. Während in den frü- heren Jahren sich fast jeder ärztli- che Existenzgründer für eine Be-

rufstätigkeit in einer Kooperation entschied (46,2 Prozent), bevor- zugt mittlerweile mehr als jeder zweite Existenzgründer (57,9 Pro- zent) wieder eine Einzelpraxis.

Dies ist kein Indiz für eine Ab- kehr vom Zuzug zur beruflichen Kooperation, denn viele Hausärz- te beabsichtigen, in Einzelpraxen mittelfristig einen Kollegen anzu- stellen. Bereits bei der Niederlas- sung wird oftmals der Wunsch ge- äußert, sich auch in Verbünden und Ärztenetzen zu engagieren, so etwa in der hauszentrierten Versor- gung. 42,1 Prozent der Existenz- gründer wählen die klassische Pra- xisübungsgemeinschaft. Bei den Vertragsärzten liegt dieser Anteil bei 40,5 Prozent.

Der Start in die Praxis kostet im Schnitt 109 000 Euro

Die meisten Hausärzte entschei- den sich für eine Kooperation in Form einer Berufsausübungsgemein- schaft (BAG), die mit 34,8 Pro- zent repräsentiert ist. Praxisge - meinschaften, Medizinische Versor- gungszentren (MVZ) und sonstige Formen der gemeinsamen Berufs- ausübung spielen mit 7,3 Prozent eine eher untergeordnete Rolle.

Das durchschnittliche Investiti- onsvolumen betrug im Jahr 2012/

2013 rund 109 000 Euro, bei einer Spannweite zwischen 92 000 Euro und 115 000 Euro – je nach Schwer- punkt der Praxis. Die höchsten Finanzierungsvolumina fallen mit 115 000 Euro bei der Übernahme einer Einzelpraxis an. 67 Prozent der Investitionen (77 000 Euro) ent- fallen auf den Übernahmepreis, der an den abgebenden Praxisinhaber fällig war.

Ein Kooperationspartner, der in eine bereits bestehende BAG ein- trat, musste vor zwei Jahren mit 112 000 Euro rechnen. Hausärzte, die den Kapitalanteil eines aus- scheidenden Partners an einer BAG Die Apobank ist unverändert Marktführer bei der

Finanzierung von Existenzgründungen im Sektor der akademischen Heilberufe. Über drei akademi- sche Heilberufe hinweg werden mehr als 60 Pro- zent aller fremdfinanzierten Investitionen über die Standesbank abgewickelt. Bei den sich neu nie- derlassenden Ärzten sind das 64 Prozent, bei den selbstständig werdenden Apothekern rund 63 Prozent und bei den sich niederlassenden Zahn- ärzten rund 58 Prozent.

Jährlich stellt die Bank mehr als zwei Milliar- den Euro an Krediten für Existenzgründungen so- wie Praxis- und Apothekeninvestitionen zur Verfü- gung. Davon entfallen rund 1,4 Milliarden Euro auf Ärzte. Dieses Volumen hat sich in den letzten fünf Jahren kaum verändert. Im Sektor der Ge- sundheitswirtschaft haben sich neben der Apo- bank vor allem die Deutsche Bank AG, die Com- merzbank AG und einige Regionalbanken als Branchenfinanzier etabliert.

MARKTFÜHRER APOBANK

W I R T S C H A F T

(2)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 47

|

21. November 2014 A 2081 übernehmen, investieren durch- schnittlich 104 000 Euro. Wer mit einem bereits niedergelassenen Arzt eine Gemeinschaftspraxis/BAG grün - det, wendet 103 000 Euro auf. Ein Arzt, der eine BAG übernimmt, zahlt 99 000 Euro. Die Finanzie- rung einer Einzelpraxis von Haus- ärzten war mit 92 000 Euro relativ günstig – im Vergleich zur Übernah- me und dem Beitritt in eine Praxis.

Ärzte sind risikofreudiger als Ärztinnen

Zwei Einflussgrößen bestimmen das Investitions- und Kreditvolu- men bei Existenzgründungen: Män- ner investieren in der Regel deut- lich „offensiver“ als Frauen. Das durchschnittliche Volumen liegt bei 123 000 Euro. Dies sind 29,5 Pro- zent mehr als das Finanzierungsvo- lumen von Hausärztinnen. Fokus- siert auf den Indikator „Alter“ zeigt sich, dass jüngere Existenzgründer durchschnittlich mehr aufwenden müssen als ältere Kolleginnen und Kollegen. So finanzieren Existenz- gründer, die 40 Jahre und jünger sind, im Durchschnitt 118 000 Euro. Hausärzte, die zwischen 41 und 45 Jahre alt sind, investieren dagegen 106 000 Euro; die Alters- gruppe ab 45 Jahren 98 000 Euro.

Nach Praxislage das Finanzierungs- volumen analysiert, kosten die Existenzgründungen in mittelgro- ßen Städten rund 114 000 Euro.

Es folgen großstädtische Lagen (108 000 Euro), ländliche Gebiete (107 000 Euro) und Standorte in Kleinstädten und auf dem Land (106 000 Euro).

Im Gegensatz zu früheren Jah- ren ist jetzt feststellbar, dass sich die meisten Hausärzte zunehmend später selbstständig machen. Im Durchschnitt hat der Arzt das 41.

Lebensjahr bereits vollendet, wenn er den Sprung in die Selbstständig- keit wagt (42 Prozent). Mehr als je- der Vierte entscheidet sich zwi- schen 41 und 45 Jahren für diesen Schritt (27,7 Prozent). Jeder dritte Existenzgründer ist älter als 45 Jah- re (30,3 Prozent). Durchschnittsal- ter: 42 Jahre. Der Anteil der Haus- ärztinnen unter den hausärztlichen Gründern beträgt 41,2 Prozent.

Dr. rer. pol. Harald Clade GRAFIK 1

Die meisten Hausärzte wollen sich nach wie vor in der Großstadt niederlassen.

Anteil der Existenzgründer auf dem Land steigt.

Die Praxislage

GRAFIK 3

Eine gut gehende Hausarztpraxis zu kaufen, ist der teuerste Weg in die Selbstständigkeit.

Höchste Investitionen bei Einzelpraxisübernahme Investitionsvolumina im Überblick

100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 %

2010/2011 2011/2012 2012/2013

Quelle: apoBank/ZI

38,5 %

27,3 %

28,2 %

5,9 %

38,6 %

27,0 %

23,9 % 10,5 %

39,0 %

26,6 %

23,0 % 11,5 %

Großstadt Mittelstadt Kleinstadt Ländliche Gebiete

Ländliche Gebiete:

unter 5 000 Einwohner Kleinstadt:

5 000 bis unter 20 000 Einwohner Mittelstadt:

20 000 bis unter 100 000 Einwohner Großstadt:

100 000 und mehr Einwohner

GRAFIK 2

Wenn Kooperation, dann in der Berufsausübungsgemeinschaft Einzelpraxis erfährt neuen Zuspruch.

Art der Existenzgründung

100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 %

2010/2011 2011/2012 2012/2013

Quelle: apoBank/ZI

8,3%

42,5%

49,2 %

8,9 %

37,3%

53,8 %

7,3 %

34,8 %

57,9 %

Sonstige Kooperation*

Berufsausübungs- gemeinschaft (BAG)**

Einzelpraxis

*Praxisgemeinschaft, MVZ, etc.

** Neugründung, Übernahme, Beitritt/Einstieg in BAG sowie Überführung Einzelpraxis in BAG

120 000 € 100 000 € 80 000 € 60 000 € 40 000 € 20 000 €

0 € Übernahme Einzelpraxis

Beitritt in BAG*

Einstieg in BAG**

Überführung Einzelpraxis in BAG***

Übernahme BAG

Neugründung Einzelpraxis 99 000 €

Ø 109 000 €

*Erweiterung Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) um einen Partner. ** Übernahme der Anteile eines ausscheidenden Partners, Gründung BAG durch bislang Angestellten und Arzt in Einzelpraxis

Quelle: apoBank/ZI 115 000 € 112 000 €

104 000 € 103 000 €

92 000 €

W I R T S C H A F T

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Als Ko- stendämpfungs-Maßnahme haben Dänemarks Regierung und Parlament (es handelt sich um eine bürgerliche Min- derheitsregierung) eine Än- derung der Regeln für den

Nach der letzten verfügbaren Statistik warteten im Som- mer in England und Wales mehr als 900 000 Patienten auf eine stationäre Aufnah- me; 219 000 von ihnen warte- ten bereits

Zur Frage, ob der Hausarzt den aus dem Krankenhaus entlassenen Patienten von Originalpräparaten auf Generika umstellen muß, war die Antwort eindeutig: Der niedergelas- sene Arzt

Integrierte Versorgung, Medizinische Versorgungszentren und Callcenter sind die Stichworte, an denen der bayerische Berufspoli- tiker die Ängste und Sorgen der Pati- enten vor

Besonders bei den über 75-jährigen Männern, aber auch bei den Frauen, die im Altersdurch- schnitt deutlich weniger betroffen sind (Suizide 2004: 7 939 Männer, 2 794 Frauen): Jede

Vilmar fuhr fort, wenn jetzt lautstark darüber geklagt und nach einer Kostenfixierung sowie nach einschneiden- den Strukturveränderun- gen gerufen werde, so müßten sich

Auch im Osten wurde der überwiegende Teil aller Finan- zierungen im Alter von 33 bis 40 Jahren getätigt; gleichzeitig hatten aber junge Ärzte unter 33 Jahren im Osten einen

A uch chronisch kranke Rentner haben Anspruch auf eine Krankenhausbehand- lung im Ausland. Die Versi- cherungsträger am Wohnort dürfen die Kostenerstattung nicht mit dem Hinweis