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ie Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apo- bank) und das Zentralin- stitut für die Kassenärztliche Versorgung haben 2 200 Fi- nanzierungen von Praxisgrün- dungen in den Jahren 2003 und 2004 analysiert.Demnach ist der Gemein- schaftspraxisbeitritt mit 18,4 Prozent der Finanzierungen für die Ärzte in Westdeutsch- land inzwischen der zweithäu- figste Start in die Selbststän- digkeit hinter der Einzelpra- xisübernahme (44,1 Prozent).
Erst an dritter Stelle folgt die Einzelpraxisneugründung mit 12,7 Prozent, gefolgt von der Überführung einer Einzelpra- xis in eine Gemeinschaftspra- xis (9,5 Prozent). Insgesamt lag der Anteil der kooperativen Gründungsformen in den Be- richtsjahren bei 39,8 Prozent.
In Ostdeutschland bezogen sich knapp drei Viertel aller durchgeführten Finanzierun- gen auf Einzelpraxisgründun- gen; dabei hatte die Praxis- übernahme einen Anteil von 53,1 Prozent und die Neugrün- dung einen – verglichen mit Westdeutschland deutlich hö- heren – Anteil von 20,6 Pro- zent. Letzteres ist auch darauf zurückzuführen, dass in den neuen Ländern weniger Pla- nungsbereiche wegen „Über- versorgung“ gesperrt sind. Auf kooperative Gründungsfor- men entfiel mit 25,6 Prozent aller Finanzierungen ein gerin- gerer Anteil als im Westen.
Bei Neugründung einer Einzelpraxis betrug das durch- schnittliche Finanzierungsvo- lumen in den alten Bundeslän- dern 136 512 Euro. Damit war die Einzelpraxisneugründung preiswerter als die Übernah- me einer Einzelpraxis, für die im Mittel 203 402 Euro gezahlt wurde. Für die Überführung einer Einzel- in eine Gemein- schaftspraxis wurden im We- sten je Arzt durchschnittlich 199 308 Euro und für den Ein- tritt in eine Gemeinschaftspra- xis 225 353 Euro aufgewendet.
In den neuen Ländern ist der Unterschied zwischen den Finanzierungsvolumina nicht so groß, wobei auch hier die Einzelpraxisneugründung mit 115 098 Euro im Durchschnitt
etwas preiswerter war als die Einzelpraxisübernahme mit 133 169 Euro.
51,0 Prozent aller Existenz- gründer im Westen führten ih- re Praxisfinanzierung im Alter von 33 bis 40 Jahren durch.
Weitere 31,0 Prozent waren zwischen 41 und 45 Jahre alt.
Auch im Osten wurde der überwiegende Teil aller Finan- zierungen im Alter von 33 bis 40 Jahren getätigt; gleichzeitig hatten aber junge Ärzte unter 33 Jahren im Osten einen höheren Anteil an den Praxis- finanzierungen als im Westen.
Bei den analysierten Finan- zierungen zeigte sich im We- sten ein Schwerpunkt der Pra- xisgründungen in der Groß- stadt: 52,9 Prozent aller finan- zierten Praxen lagen in der Großstadt, weitere 26,5 Pro- zent in mittelgroßen Städten und 17,4 Prozent in Kleinstäd- ten. Nur 3,2 Prozent aller Pra- xisfinanzierungen wurden in ländlichen Gebieten durchge- führt. Im Osten erfolgte die Praxisgründung zu nahezu gleichen Teilen in großen und mittelgroßen Städten. Ein Viertel aller Praxisgründun- gen fand in Kleinstädten statt.
Im ländlichen Raum war auch im Osten die Zahl der Finan- zierungen niedriger. Dabei ist zu berücksichtigen, dass 74,3 Prozent der Finanzierungen auf Spezialisten entfielen, die sich tendenziell im städtischen Bereich niederlassen.
Einen interessanten Trend zeigt die Entwicklung der Übernahmeentgelte für Ein- zelpraxen in Westdeutschland seit 1989/90: So stieg der Sub- stanzwert bei Praxisübernah- me von 35 734 Euro in den Jah- ren 1989/90 auf 38 118 Euro in den Jahren 2003/2004 (+ 6,7 Prozent). Der immaterielle Praxiswert dagegen wuchs im gleichen Zeitraum von 45 700 Euro auf 81 841 Euro, also um 79,1 Prozent. Dabei ist der Substanzwert von 1995/1996 bis 2003/2004 um 17,8 Prozent zurückgegangen. Der immate- rielle Praxiswert stieg dagegen von 1989/90 bis 2001/2002 per- manent an (+ 94,2 Prozent).
Erst im Berichtszeitraum ging er um 7,8 Prozent erstmals zurück. Jens Flintrop V A R I A
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A2728 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 407. Oktober 2005
´ Tabelle 1CC´
Durchschnittliches Gesamtfinanzierungsvolumen in Euro in Westdeutschland nach Arztgruppen in den Jahren 2003/2004
Arztgruppe Einzelpraxen Gemeinschaftspraxen
(Betrag je Partner) Neugründung Übernahme Überführung Praxis-
Einzelpraxis beitritt Allgemeinärzte 116 944 144 880 154 884 123 540 Anästhesisten 81 667 104 333 – 194 458 Augenärzte 217 443 225 887 227 544 273 500 Chirurgen 287 311 279 607 297 643 261 052 Gynäkologen 175 225 218 116 200 579 229 830
HNO-Ärzte – 229 283 228 836 237 700
Hautärzte 206 563 241 907 – 141 280
Internisten 208 927 220 654 214 068 268 101 Kinderärzte 95 555 175 492 200 950 121 613 Nervenärzte/ 76 991 116 404 225 320 130 375 Neurologen
Orthopäden 224 009 309 978 253 320 354 529
Psychotherapeuten/ 50 178 70 000 – –
Psychiater
Urologen 199 200 306 831 – 248 850
Alle Ärzte 136 512 203 402 199 308 225 353 Quelle: Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung 2005
´ Tabelle 2CC´
Entwicklung des ideellen Praxiswertes in Euro
Arztgruppe Einzelpraxis- Überführung Einzel- Gemeinschafts- Übernahme praxis in Gemein- praxisbeitritt
schaftspraxis
Allgemeinärzte 57 225 96 672 70 175
Anästhesisten 72 667 – 114 500
Augenärzte 65 110 115 780 82 833
Chirurgen 101 300 162 500 134 222
Gynäkologen 84 062 96 108 89 733
HNO-Ärzte 74 594 90 700 155 290
Hautärzte 73 175 – 117 500
Internisten 88 110 126 180 147 869
Kinderärzte 65 846 69 750 47 610
Nervenärzte/ 46 650 118 333 62 143
Neurologen
Orthopäden 138 315 120 000 191 382
Psychotherapeuten/ 30 564 – –
Psychiater
Urologen 145 122 – 159 033
Alle Ärzte 81 841 106 085 121 741
Quelle: Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung 2005
Start in die Selbstständigkeit
Trend zur Kooperation
Immer weniger Einzelpraxisneugründungen und Einzelpraxisübernahmen
Wirtschaft