DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
FÜR SIE GELESEN Aerobic
Diskussion, denn der Beitrag be- faßte sich nicht primär mit Adapta- tionen des Organismus durch Aerobic. Über den Vorwurf, daß
„nur Erwartetes belegt" wurde, mag jeder Leser selbst urteilen.
Nicht unwidersprochen kann blei- ben, daß Vorgeschädigte kaum zu Aerobic-Gruppen finden und An- fänger oder Untrainierte „das Tempo regulieren". Ich darf in diesem Zusammenhang auf die Ausführungen von Krüger (1) ver- weisen, der über Erfahrungen mit Aerobic-Gruppen von über 100 (!) Teilnehmern berichtete, wo ins- besondere Untrainierte und Ältere sich von der Gruppe mitreißen lie- ßen und in einzelnen Fällen vom Arzt gegen ihren Willen aus der Gruppe herausgenommen wer- den mußten.
Eine kritische Analyse von Aerobic muß durchaus nicht der Forderung von Beuker, „die Medizin positiv ins Spiel zu bringen", entgegen- stehen. Das Positive an Aerobic herauszustellen, setzt die Kenntnis des Ausmaßes der Belastung für die einzelnen Teilbereiche des Or- ganismus und die daraus eventuell resultierenden Gefährdungen vor- aus. Wenn wir in unserem Beitrag u. a. geschrieben haben, daß
„Aerobic ... als eine durchaus sinnvolle und ergänzende Form sportlicher Aktivität angesehen werden kann, da neben der Aus- dauer auch die für die körperliche Fitneß wichtigen anderen motori- schen Aktivitäten ... trainiert wer- den", dann ist es wohl letztlich eine sehr persönliche Meinung, von
„einseitig und zu eng ausgelegten Untersuchungsergebnissen" zu sprechen.
Literatur
(1) P. Krüger: Aerobic aus der Sicht des Ver- einsarztes. Vortrag Fortbildungsveranstaltung Sportärzteverband Saar (1983)
Professor Dr. med.
W. Kindermann
Lehrstuhl und Abteilung Sport- und Leistungsmedizin Universität des Saarlandes 6600 Saarbrücken
Pulmonale 0 2-Toxizität:
Durch Hyperoxie induzier- te frühe, reversible Ver- änderung der Alveolar- struktur beim Menschen
Zur Untersuchung der frühen Ver- änderungen im unteren Respira- tionstrakt bei Personen, die zeit- weise einer normalerweise als ge- fahrlos erachteten Hyperoxie aus- gesetzt sind, wurde bei 4 Gesun- den eine bronchoalveolare Lava- ge vor und unmittelbar nach 16,7
± 1,1 Stunden einer O 2 Beatmung mit mehr als 95 Prozent Sauer- stoff durchgeführt. Die Hyperoxie erzeugte ein signifikantes alveo- lar-kapillares „Leck", das durch erhöhtes Plasmaalbumin und Transferrin in der Spülflüssigkeit nachgewiesen wurde. Diese 'Ver- änderungen waren reversibel, wie die Wiederholungsspülung bei 4 Personen zwei Wochen nach der Sauerstoffgabe zeigte.
Hyperoxie über durchschnittlich 17 Stunden veränderte die Ge- samtzahl oder Art entzündungs- hemmender und immuner Effek- torzellen, wie die Lavage zeigte, in der Lunge nicht (P > 0,05 bei al- len Vergleichen).
Alveolare Makrophagen von Per- sonen, die einer Hyperoxie ausge- setzt sind, setzten jedoch erhöhte Mengen Fibronektin (P < 0,05) so- wie größere Mengen eines von den Alveolarmakrophagen abge- leiteten Wachstumsfaktors für Fibroblasten (P < 0,01) frei, Me- diatoren, die bei der Regulation der Fibroblasten-Rekrutierung und -Proliferation in der Alveolar- wand eine Rolle spielen.
Die Autoren folgern, obwohl eini- ge der Auswirkungen der Exposi- tion mit mehr als 95 Prozent Sau- erstoff bis zu 17 Stunden reversi- bel sind, daß die Hyperoxie — selbst für diesen kurzen Zeitraum
— die strukturellen oder funktio- nellen Barrieren, die normaler- weise das alveolar-kapillare
„Leck" verhindern, reduziert und
Prozesse induziert, die in einer Fibrose der Alveolarwand gipfeln
können. Dpe
Davis, W. B.; Rennard, S. I., et al.: Pulmonary Oxygen Toxicity — Early Reversible Changes in Human Alveolar Structures Induced by Hyper- oxia, The New England Journal of Medicine 309 (1983) 878-883, Dr. R. G. Crystal, Bldg. 10, Rm. 6D-20, National Institutes of Health, Be- thesda, MD 20205, USA
Todesursachen nach Nierentransplantation
Von September 1974 bis August 1979 wurde bei 209 Patienten in Denver eine erste Nierentrans- plantation vorgenommen.
Im Nachsorgezeitraum von 2,5 bis 7,5 Jahren starben 54 Patienten (26 Prozent). Infektion war die Haupttodesursache während des gesamten Untersuchungszeit- raums (22 Patienten, d. h. 41 Pro- zent der 54 Todesfälle). In erster Linie endeten Pneumonien letal.
Weitere Todesursachen waren Kreislaufversagen bei 11 Patien- ten (20 Prozent), Suizid bei 8 Pa- tienten (15 Prozent), gastrointesti- nale Störungen bei 7 Patienten (13 Prozent), Malignome bei 2 Pa- tienten (4 Prozent) und diverse Ur- sachen bei 4 Patienten (7 Pro- zent). 26 (48 Prozent) der 54 To- desfälle ereigneten sich mehr als 1 Jahr nach der ersten Transplan- tation, 12 dieser 26 Patienten wa- ren bereits wieder chronisch Hä- modialyse-abhängig.
Nach Ansicht der Autoren müssen Patienten und Ärzte zur Minimie- rung der Letalität nach der Trans- plantation wachsam sein gegen- über den wachsenden Risiken, denen die Patienten ausgesetzt sind, einschließlich der Risiken ei- nes plötzlichen Todes durch In- fektion, Myokardinfarkt, Lungen- embolie, Suizid oder GI-Trakt-Per- foration. Dpe
Washer, C. F.; Schröter, G. P. J., et al.: Causes of Death After Kidney Transplantation, JAMA 250 (1983) 49-54, Dr. R. Weil, Box C-304, Uni- versity of Colorado Health Sciences Center, 4200 E Ninth Ave, Denver, CO 80262. USA
528 (84) Heft 8 vom 24. Februar 1984 81. Jahrgang Ausgabe A