A 2136 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 43|
26. Oktober 2012 tes Metformin erhalten. Von ihnenwaren 2 Jahre nach Diagnose des Tumors noch 30,1 % am Leben, von den übrigen lediglich 15,4 % (p = 0,004, χ2-Test), die medianen Überlebenszeiten lagen im Gesamt- kollektiv bei 15,2 (mit Metformin) bzw. 11,1 Monaten (ohne Metfor- min, p = 0,004; log-rank-Test).
Die Hazard Ratio für das Überle- ben betrug in einer univariaten Ana- lyse 0,68 zugunsten von Metformin (95-%-Konfidenzintervall [KI] 0,52–
0,89, das Sterberisiko war um 32 % reduziert), in einer multivariaten Analyse lag sie bei 0,64 (95-%-KI 0,48–0,86; p = 0,003) und bei Aus- schluss aller mit Insulin behandel- ten Patienten bei 0,62 (95-%-KI 0,44–0,87; p = 0,006). Allerdings war die Überlebensverlängerung
nur bei Patienten mit nichtmetasta- sierter Erkrankung – ob resektabel oder nicht – statistisch signifikant.
Fazit: Metformin vermindert einer epidemiologischen Studie zufolge die Sterblichkeit bei Patienten mit nichtmetastasiertem Pankreaskarzi- nom. Das Ergebnis dieser retro- spektiven Untersuchung müsse in prospektiven, randomisierten Studi- en bestätigt werden, wenn das Bi- guanid möglicherweise als zusätzli- ches Therapeutikum bei dieser nach wie vor desolaten Diagnose etab- liert werden sollte, so die Autoren.
Josef Gulden
Sadeghi N, et al.: Metformin use is associated with better survival of diabetic patients with pancreatic cancer. Clin Cancer Res 2012; 18:
2905–12.
Mehr als die Hälfte der Organemp- fänger entwickeln im Langzeitver- lauf Hauttumoren, vor allem nicht- melanozytäre wie Basalzell- und Plattenepithelkarzinome (SCC). Das Risiko ist bis zu 65-mal höher als in der Normalbevölkerung. Platten- epithelkarzinome wachsen bei Or- ganempfängern aggressiver mit frü- herer Invasivität und höherem Me- tastasierungspotenzial: Bei 60 bis 80 % der Patienten mit SCC findet man innerhalb von 3 Jahren nach Diagnosestellung weitere Hauttu-
moren. Als Auslöser gelten die geschwächte , immunologische Tu- morkontrolle und eine direkte Wir- kung bestimmter Arzneimittel wie Calcineurininhibitoren (CNI), die unabhängig vom Immunsystem die maligne Entartung von Zellen för- dern. Eine Gruppe europäischer Zentren hat untersucht, ob sich bei Nierenempfängern, die unter einer Erhaltungstherapie mit CNI an ei- nem Plattenepithelkarzinom er- krankt waren, durch Umstellung auf Sirolimus der Entwicklung wei- terer Hauttumoren vorbeugen lässt.
Von mTOR-Inhibitoren werden An- titumoreffekte postuliert, indem sie Proliferation, Überleben und Mobi- lität von Zellen regulieren und die Gefäßneubildung hemmen.
Aufgenommen in die Phase-III- Studie wurden Patienten mit stabi- ler Transplantatfunktion, bei denen mindestens eine durch ein nichtin- vasives SCC verursachte Hautläsi- on diagnostiziert worden war. 120 Patienten wurden 1 : 1 randomisiert in eine Gruppe, die weiterhin CNI- Inhibitoren (Ciclosporin oder Ta- crolimus) erhielt, und eine zweite, die von CNI auf Sirolimus umge- stellt wurde (Zielwerte: 6 bis 12 ng/
ml). Der Switch erfolgte entweder binnen 7 Tagen (rasche Umstel- lung) oder über längere Zeit (lang- same Umstellung).
Neue SCC traten bei 22 % in der Sirolimus-Gruppe auf und bei 39 % im CNI-Arm, ein statistisch signifi- kanter Unterschied (p = 0,02; relati- ves Risiko für Sirolimus: 0,56; me- diane Zeit nach Randomisierung bis zum Auftreten des Tumors 15 vs. 7 Monate). Unter Sirolimus traten 60 schwere unerwünschte Effekte auf wie Pneumonitis, Bronchitis, Harn- wegsinfekte und ungeklärte Fieber- schübe, vor allem bei Patienten mit rascher Umstellung. Im CNI-Arm gab es 14 schwere unerwünschte Effekte. Das Verhältnis von Nutzen und Risiko unter Sirolimus wurde günstiger durch niedrigere Dosie- rung und eine langsame, unmittel- bar auf die Malignomdiagnose fol- gende Umstellung.
Fazit: „Die jetzige Studie hat in ei- nem kontrollierten Ansatz mit ei- nem Tumorrezidiv als primären Endpunkt gezeigt, dass sich ein Umstellungsversuch auf Sirolimus als Sekundärprophylaxe bei einem SCC lohnt“, kommentiert Dr. Wolf- gang Arns, Leiter des Transplanta - tionsprogramms der Universitäts- klinik Köln. Nach der Umstellung auf Sirolimus wurden keine Absto- ßungsreaktionen beobachtet, wie dies in vielen anderen Untersuchun- gen berichtet wurde. Allerdings tra- ten einige Nebenwirkungen auf, die ein differenziertes Nachsorgema - nagement erforderlich machen. Der Anstieg der Proteinurie bei Wechsel von einem mTOR-I auf einen CNI sei bis zu einem gewissen Grade pharmakologisch erklärbar, kom- mentiert Arns. In der Hand eines in der Transplantation erfahrenen Nephrologen sei die Umsetzung auf Sirolimus ein sicheres Therapiever- fahren, von dem der Patient mit ei- nem Hauttumor profitieren könne:
„Diese Therapiealternative sollte einem betroffenen Patienten nicht vorenthalten werden.“
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze
Euvrard S, Morelon E, Rostaing L, et al.: Siroli- mus and secondary skin-cancer prevention in kidney transplantation. NEJM 376; 2012:
329–39.
HAUTTUMOREN NACH NIERENTRANSPLANTATION
Sirolimus ist eine Option bei Patienten mit Hauttumoren
GRAFIK
Wahrscheinlichkeit für Überleben ohne zweites Plattenepithel- karzinom unter verschiedenen Immunsuppressiva-Regimen
Überlebenswahrscheinlichkeit (und frei von zweitem Malignom)
Zeit nach Randomisierung (Monate) Sirolimus
Calcineurininhibitor
p=0,02
modifiziert nach: NEJM 376; 2012: 329–39.