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Archiv "Arzt und Arzneimittelinformation" (02.03.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESS-BERICHT

Während die Spitze der Weltge- sundheitsorganisation (WHO), zu deren Finanzierung die Bundesre- publik den zweitgrößten Beitrag leistet, sich durch öffentlichkeits- wirksame Statements („Gesund- heit für Alle im Jahre 2000") in Er- innerung bringt, wird von vielen Gremien der WHO wertvolle Ar- beit für Ärzte und Patienten gelei- stet, von der die Öffentlichkeit kaum etwas erfährt.

So veranstaltet z. B. das europä- ische Büro der WHO, mit großzü- giger Unterstützung des Bundes- ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit (BMJFG), seit 1972 jährlich Symposien über die klinisch pharmakologische Be- wertung bei der Arzneimittelzu- lassung. Das 12. dieser Sympo- sien fand in Schlangenbad statt und war, wie das vorausgegange- ne, der Arzneimittelinformation gewidmet.

Die erste Vortragsserie des Sym- posiums befaßte sich mit dem Thema der Arzt und seine Arinei-

mittelinformation aus der unter- schiedlichen Sicht europäischer Länder. Es sprachen: Professor Elis, Prag, Professor Friebel, Hei- delberg, Dr. Kosa, Budapest, und Professor Lepakhin, Moskau. Dr.

Alvan, Stockholm, ergänzte das Bild aus der Sicht eines schwedi- schen Großkrankenhauses.

Evident war, daß Länder mit auto- ritär kontrolliertem kleinem Arz- neimittelangebot und zentralisier- ter Arzneiverteilung zwar mit we- sentlich geringerem Informations- aufwand auskommen, daß aber ih- re Probleme bezüglich rationaler Arzneiverordnung von denen in Ländern mit freier Marktwirtschaft wenig verschieden sind.

Zweiter Verhandlungsgegenstand war die Information für Mitglieder

der Heilberufe. Professor Bogaert aus Gent setzte sich tempera- mentvoll für die klinische Pharma- kologie als Schlüssel zu besserer Information der Ärzte ein, Dr.

O'Donnell vom „British Medical Journal" zeigte Wege zu besserer Zusammenarbeit zwischen Heil- berufen und Presse auf, Dr. Dukes wies auf die deletäre Rolle von Meinungsmachern, politischen Ei- ferern und „Pressure Groups" hin und ein Berater der niederländi- schen Pharmaindustrie, Dr. Schut, sowie ein ärztlicher Exponent der englischen Verbraucherverbände, Dr. Herxheimer, diskutierten den Einfluß der kommerziellen Infor- mation und der „Vermarktungs- strategien" auf die Arzneimittelin- formation.

Der dritte Themenkreis „Informa- tion für Öffentlichkeit und Patien- ten" ließ alle Seiten zu Wort kom- men: Frau Haxthausen, Kopenha- gen, als militante Vertreterin der Verbraucher, Professor Schönhö- fer, vom BGA, als Verfechter einer kompromißlosen wissenschaftlich fundierten Information und Dr.

O'Donnell als Arzt und Mitheraus- geber einer weltweit gelesenen medizinischen Zeitschrift, der sich für eine einfache und klare Fachsprache einsetzte.

Dr. Dukes, vom europäischen Bü- ro der Weltgesundheitsorganisa- tion, leitete das Symposium mit einem Rückblick auf die voraus- gegangenen Tagungen ein, zeigte die erzielten Fortschritte auf und dankte dem BMJFG dafür, daß es auch dieses Symposium wieder finanziert hat. Professor Kewitz, Berlin, überbrachte die Grüße des Bundesministers für Jugend, Fa-

milie und Gesundheit anstelle des verstorbenen Professors von Manger-Koenig und würdigte des- sen Verdienste um das Zustande- kommen der bislang abgehalte- nen 12 Symposien.

Das europäische Büro der Weltge- sundheitsorganisation hatte unter Leitung von Dr. M. N. G. Dukes zu- sammen mit dem BMJFG, insbe- sondere dem verstorbenen Pro- fessor L. von Manger-Koenig*), die Thematik und Zielsetzung des Symposiums festgelegt: „Bei ih- rer täglichen Arbeit machen die Ärzte nur von einem sehr gerin- gen Teil der auf dem Markt be- findlichen Arzneimittel Gebrauch.

Zur Auswahl und richtigen Ver- schreibung müssen sich die Ärzte auf ihr Grundlagenwissen, das sie während ihrer Ausbildung erwar- ben, und die Information verlas- sen, die ihnen danach in der Lite- ratur, Arzneimittelwerbung, Fort- bildung und öffentlichen Bekannt- gaben zugänglich gemacht wird.

Es ist sehr wichtig, daß ihr Wissen aktuell und vollständig und die er- haltene Information verläßlich und eindeutig ist. Offensichtlich wer- den diese Kriterien derzeit nicht immer erfüllt. Auf dem Treffen soll die gegenwärtige Situation über- prüft und versucht werden, opti- male Informationsarten und -we- ge aufzuzeigen. Dabei sollen so- wohl traditionelle als auch neue Techniken der Information, Fort- bildung und Datenabfragung be- rücksichtigt werden."

Das Symposium schloß mit einer lebhaften halbtägigen Diskussion darüber ab, wie die Information von Arzt und Patient entschei- dend verbessert werden kann.

Das europäische Büro der WHO wird die Ergebnisse in Kürze wie- der in einem Berichtsband in Form eines EURO-Reports vorle- gen, der über den Buchhandel be- zogen werden kann.

Dr. Kaprio, der Direktor des europäischen Büros der WHO, hielt die Von-Manger-Koe- nig-Gedächtnisvorlesung.

Arzt und

Arzneimittelinformation

12. Europäisches Symposium

der Weltgesundheitsorganisation in Bad Schlangenbad

622 (88) Heft 9 vom 2. März 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESS-BERICHT

Die deutsche Ärzteschaft war durch die Professoren Häussler und Müller-Oerlinghausen und Dr.

Kimbel vertreten. Neben den offi- ziellen Repräsentanten des Mini- steriums und der Bundesoberbe- hörde hatten auch Apotheker- schaft und die Herstellerverbände Beobachter entsandt. Als beson- dere Auszeichnung für die deut- sche klinische Pharmakologie wurde Professor Kewitz, Berlin, zum Vorsitzenden gewählt. Insge- samt waren 57 Sachverständige aus 29 europäischen Ländern ein- geladen.

Dr. med. Karl Heinz Kimbel Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Eugen-Langen-Straße 12 5000 Köln 51 (Marienburg)

Leptospirose- Forschung heute

Bericht über das 4. Treffen der europäischen Leptospirose- Forscher in Berlin (West)

Am 4. „Meeting of European Lep- tospira Workers" nahmen mehr als 50 Wissenschaftler (Ärzte, Tierärzte und Biologen) aus 13 eu- ropäischen Ländern (Österreich, CSSR, Ungarn, Polen, Dänemark, Großbritannien, Niederlande, Frankreich, Spanien, Portugal, Ita- lien, Schweiz und Bundesrepublik Deutschland) teil. Das Treffen fand vom 12. bis zum 14. Oktober 1983 im Institut für Veterinärmedi- zin — FAO/WHO Collaborating Centre for Research and Training in Food Hygiene and Zoonoses — in Berlin (West) statt. Auf beson- dere Einladung des Instituts konn- ten drei Wissenschaftler aus den USA, Australien und Japan über die Ergebnisse der Leptospirose- forschung in ihren Ländern be- richten. Die Weltgesundheitsorga- nisation war durch Dr. Fujikura, Genf, vertreten. Die Organisation

der Veranstaltung lag in Händen von Dr. Schönberg, Berlin, und Professor Mailloux, Pasteur-lnsti- tut Paris. Präsidentin war die Lep- tospirose-Forscherin Dr. Joyce Coghlan, London. Bei der Eröff- nung und anläßlich eines Emp- fangs durch den Senat von Berlin wurden die zahlreichen Impulse, die die Leptospiroseforschung gerade in Berlin erhalten hat, her- ausgestellt. In 32 Vorträgen wur- den die Mikrobiologie der Lepto- spiren, die Diagnostik, Immunolo- gie, Prophylaxe, Vakzination, Pa- thogenese sowie Klinik der Lep- tospirose behandelt. Die Vorträge zeichneten sich durch hohe wis- senschaftliche Qualität aus und führten zu lebhaften Diskussio- nen. Die Vielgestaltigkeit des fachlichen Programmes bot den Teilnehmern wertvolle Anregun- gen für ihre eigene Arbeit.

Das Erythema chronicum migrans (Lyme disease) wird—wie in neue- rer Zeit nachgewiesen — durch von Zecken übertragene Spiro- chäten hervorgerufen. Bisher wurden nicht weiter differenzierte Spirochäten bei Patienten und beim Holzbock (Ixodes ricinus) in Nordamerika, Europa und Austra- lien isoliert. Durch DNA-Bestim- mungen wurden die Verwandt- schaftsbeziehungen dieser Spiro- chäte zu Leptospiren, Trepone- men und Borrelien untersucht.

Angenommen wird, daß es sich um eine neue Art innerhalb der Spirochäten handelt.

Durch Leptospira interrogans se- rovar hardjo kommt es nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Ungarn seit 10 Jahren beim Rind zum Abort. Es war auch möglich, diese anspruchsvolle Serovar mit Hilfe eines Mediums zu isolieren, in dem der Proteingehalt redu- ziert war. In Australien wurden beim Menschen Beziehungen zwischen Frühgeburt und Hardjo-

Infektionen nachgewiesen. In der Bundesrepublik Deutschland ist das Vorkommem von Leptospira interrogans serovar hardjo beim Rind in Südbayern wahrschein- lich.

Eine empfindliche Methode zur Früherkennung von Leptospirose soll die DNA-Hybridisation sein.

Die Bestimmung von IgM- und IgG-Antikörpern mit Hilfe der En-

zyme-Linked-Immuno-Sorbent- Assay (ELISA-)Technik ergab eine verbesserte serologische Diagno- se der Hundeleptospirose. Beim Menschen wurden mit Hilfe der ELISA-Methode schon am 5. Tag nach Beginn der Krankheit Anti- körper nachgewiesen, während die anderen Methoden negative Ergebnisse brachten. Die Typisie- rung von Serovaren innerhalb der Serogruppe Sejroe kann durch den Einsatz von monoklonalen Antikörpern erleichtert werden.

Nach einem Bericht aus Großbri- tannien steht die Weilsche Krank- heit beim Mensch allgemein mit Ratten in Verbindung, während bei der milden Form der Leptospi- rose die anderen Tierarten, insbe- sondere das Rind, eine Rolle spie- len. Die Leptospirose beim Schwein wird durch mehrere Se- rovare verursacht und führte ebenfalls zum Abort. In Nordirland gelang die Isolierung von Lepto- spiren der Australis-Serogruppe aus dem Genitaltrakt von Sauen, die abortiert hatten und von Ebern, die aus Beständen stamm- ten, in denen Abort vorkam. Fer- ner führte in Nordirland die kultu- relle Untersuchung von abortier- ten Feten . des Pferdes zum Nach- weis von Leptospiren.

Die Abstracts-Sammlung über die Tagung kann — soweit noch ver- fügbar — vom Bundesgesundheits- amt gegen Zahlung von 10,— DM bezogen werden. Es ist beabsich- tigt, die Vorträge im Zentralblatt für Bakteriologie zu veröffent- lichen. — Das nächste Leptospiro- se-Meeting findet im Oktober 1985 in Amsterdam (Royal Tropi- cal Institute) statt.

Dr. med. vet. A. Schönberg Institut für Veterinärmedizin des Bundesgesundheitsamtes (Robert von Osterlag-Institut) Postfach 33 00 13

1000 Berlin 33

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 9 vom 2. März 1984 (91) 623

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