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Nachtiägliche Ergebnisse beztlgl. der chronologischen
Ansetzung der Werke im tibetischen Tanjur, Abtheilung
mDo (Sütra), Band 117—124.
Von Georg Huth.
Verzeichniss der abgekürzt citirten GesehichtsqueUen.
Avad. Einleit. = Von dem fünften Dalai Lama (1616—1681)
verfasste Einleitung zur tibetischen Uebersetzung der Avadänakal¬
palatä: Ausgabe dieses Werkes von Sarat Chandra Däs und Hari
Mohan Vidyäbhüsana in der Bibliotheca Indica, Caleutta 1888 ff.,
pp. Xin—XXHI.'
B. ld. = Geschichte des Buddhismus in der Mongolei. Aus
dem Tibetischen des oJigs-med nam-mk'a (verfasst 1818 A. D.)
herausgegeben, übersetzt und eidäutert von Georg Huth. II. Theil:
Uebersetzung und Erläuterungen (im Druck befindlich).
Bodh. = Bodhimör (die kalmückische Uebersetzung des rGi/alr.),
im Auszuge übersetzt von I. J. Schmidt in den Anpierkungen zu
seiner Ausgabe und Uebersetzung des S. S.
Contrib. = Contributions on the Religion , History , etc. of
Tibet. By Sarat Chandra Das. Theil III: J. A. S. Beng. 1881,
p. 211—251. Aus tibetischen Quellen geschöpft.
rGyalr. — rGyal-rabs ;'sal-bai me-lon, „der die Königsgeschichte klar aufzeigende Spiegel", Geschichte Tibets in tibetischer Sprache.
Nach fol. 104, 6 im (männlichen) Erde-Drachen-Jahr (1327 A. D.)
in dem grossen Kloster dpal bSam-yas von dem Sa-skya-pa bSod¬
nams rgyal-mt'san verfasst. Dieser wurde nach Reu-mig 58 im Jahre
1310 A. D. geboren, nach B. M. 165 fg. von dem mongolischen
Könige Gegen Khan (reg. 1320—1322) zu seinem Opferpriester
gemacht und nach S. !S. 121 von dessen Nachfolger Yesun Temür
Khan (reg. 1323—1327) mit der Uebersetzung einiger Schriften
beauftragt; an letzterer Stelle führt er den entsprechenden Sanskrit-
Namen Punyabada(= Punyadhvaja). Mir liegt eine von Dr. Wenzel
angefertigte und mir zur Benutzung überlassene Abschrift vor.
Ind. Pand. — Indian Pandits in Tibet. Nach Bu-ston's Werk
Cos-gbyufi, „Geschichte des Buddhismus", zusammengestellt von
^arat Chandra Däs im Joumal of the Buddhist Text Society, vol. I,
part 1 (Caleutta, January 1893), p. 1—31. Nach Reu-mig 57.59.61
lebte Bu-ston 1289—1363 A. D. und verfasste sein Werk C'os-
obyuA 1321 A. D. (V. Cyklus, Wasser-Hunde-Jahr ; in Ld. rOyalr.
811 irrthümlich auf 1325 berechnet).
Ld. rGyalr. = Ladakher rGyal-rabs. Aus dem Tibetischen
herausgegeben und übersetzt (,die Könige von Tibet') von Emü
Schlagintweit, in den Abhandlungen der Kgl. Akademie der Wissen¬
schaften zu München, 1866, pp. 797—879.
oP'ags = pP'ags-yul rGya-nag c'en-po Bod daü Sog yul-du
dam-pai c'os obyufi t'sul dpag-bsam Ijon bzaü z'es-bya-ba, „Geschichte
der heiligen Religion in Äryadesa, Gross-China, Tibet und der Mon¬
golei, genannt: Schönes Wunschbaum-Paradies'. Von Ye-ses dpal-
obyor Sumbha mk'an-po 1747 verfasst (XH. Cyklus, [männliches]
Erde-Drachen-Jahr ; in Ld. rGyalr. 811 irrthümlich auf 1751 be¬
rechnet und als Titel Ye-s es dpal-jbyor angegeben). Sumbha mk'an-
po wurde nach Reu-mig 82 A. D. 1703 (XH. Cyklus, Holz-Aflfen-
Jahr) geboren (s. auch J. A. S. Beng. 1889, p. 38) und starb im
73. Lebensjahre, also 1774 (J. A. S. Beng. 1. c. p. 39). Mir liegt
eine Abschrift von fol. 1— 117 a von der Hand Schiefner's vor,
welche mir aus dessen Nachlass von Herm Professor Grabe freund¬
lichst zur Benutzung überlassen wurde.
Reu-mig = Chronologische Tafel von 1026—1745 A. D. Aus
aP^ags ins Englische übersetzt von Öarat Chandra Däs im J. A. S.
Beng. 1889, p. 40—84 (vgl. p. 39). Eine Abschrift des tibetischen
Originals von Schiefner's Hand wurde mir aus dessen Nachlass von
Herrn Prof. Grabe freundlichst zur Benutzung überlassen.
S. S. = Sanang Setsen's Geschichte der Ostmongolen und
ihres Pürstenhauses. Verfasst 1662 A. D. Aus dem Mongolischen
herausgegeben und übersetzt von I. J. Schmidt, St. Petersburg 1829.
2ar. = Täranätha's Geschichte des Buddhismus in Indien.
Verfasst 1608 (1610) A. D. Aus dem Tibetischen herausgegeben
und übersetzt von A. Schiefner. Band II (üebersetzung). St. Peters¬
burg 1869.
Fer«. — Verzeichniss der im tibetischen Tanjur, Abtheilung
mDo (Sütra), Band 117—124 enthaltenen Werke. Von Georg Huth:
Sitzungsberichte der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin, 1895, 21. März, p. 267—286.
Von zwei neben einander stehenden Zahlen bezeichnet die erste
einen der in Verz. behandelten Tanjur-Bände, die zweite die Stelle
eines Werkes innerhalb des betreffenden Bandes.
A. Sanskrit-Originale.
In Verz. 270 fg., 283 habe ich als Zeit des Candränanda,
des Verfassers der Sanskrit-Originale von 120—122, i. 122, 2, das
8. Jahrhundert A. D. bestimmt. Da nun das erste dieser beiden
Werke sich als Commentar zu Vägbhata's Astäilgahfidaya-
Huth, Die chronol. Ansetzung der Werke im tibetischen Tanjur. 281
samhitä, dessen tibetische Uebersetzung in 118,4 vorliegt, be¬
zeichnet , so ergiebt sich als untere Grenze für die Ab¬
fassung des Sanskrit-Originals der Astängahfidaya-
samhitä das 8. Jahrhundert. Darnach ist die Angabe Rotb's
in seiner Besprechung der neuesten Ausgabe dieses Werkes in dieser Zeitschrift, Bd. 49 (1895), Heft 1, p. 184 zu ergänzen.
B. Uebersetzungen aus dem Tibetischen.
Sarvajn^adeva, der üebersetzer von 123, is zusammen mit
dPal-brtsegs (Sriküta), dem Zeitgenossen des Königs K'ri Ide sroü
btsan oder Ral-pa-can von Tibet (reg. 816—838 A. D.), wird im
Einklang damit bei Tär. 226 und (^Pags fol. 74 zwischen, bei
Ind. Pand. 1 kurz hinter des dPal-brtsegs' Zeitgenossen Jinamitra und DänaÄila aufgeführt.
In Verz. 284 habe ich auf die Wichtigkeit der zeitlichen An¬
setzung des tibetischen Uebersetzers Rin-c'en bzafi-po für die
Feststellung der Entstehungszeit mehrerer bedeutender Werke der
Sanskrit-Literatur hingewiesen. Wir können nun die Lebenszeit
dieses Mannes auf Grund tibetischer und mongolischer Gesehichts¬
queUen sehr genau bestimmen. S. 8. 53 giebt als sein Geburts¬
jahr das §im(Holz)-Drachen-Jahr an, was dem Jahre 992, oder,
da seine Chronologie um ein Jahi- voraneilt, dem Jahre 991 A. D.
entspricht; Reu-mig 41 setzt seinen Tod in das Jahr 1054 A. D.
Demnach müssen die von ihm herrührenden Uebersetzungen, näm¬
lich die
der Ast;ängahfidayasamhitä des Vägbhata (118,4),
der Padärtbaeandrikäprabhäsanämästäfigahrida-
yavfitti des Candränanda (120—122, i),
der dem Nägärjuna zugeschriebenen Dhüpayogaratnaniälä (123,7),
der Vimalaprasnottararatnamälä des Amoghodaya
(123, 23),
des Cänakyanitisastram (123, 24)
und eines dem Sälihotra zugeschriebenen Tractates über Pferde-
kunde (Index 122, 3), in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden sein, und in derselben Zeit müssen seine Mitübei-setzer,
also Zeitgenossen, gelebt haben, nämlich: Ja ran dhara (118,4),
Janärdana (120—122, i; vielleicht mit Jarandhara identisch:
vgl. die Fussnote dazu), iiai mda nas aus Kaschmir (123, 7),
Kamalagupta (123, 23), Prabhäkarasrimitra (123, 24) und
Dharmasribhadra (Index 122, s).
Nun erzählt Ä'.Ä 53, dass ein i.J. 992 geborener tibetischer Königj)
in den Priesterstand getreten sei, den Namen IHa bla-ma Jftä-
1) Bei S. S. ist es Fürst Körei (lialmücliiseli Orciyeci im Bodh ), in
"P'ags und Contrib. entsprediend gK'or-re, dagegen in rGyalr. und Bodh.
dessen jüngerer Bruder Sron-iie (= Sronwi bei S. S.), resp. IcalmUcliisch Sudurghuci (im Bodh.).
nar a ämi angenommen und — nach der Erbauung des Tempels
Toliö i. J. 1014 — den Lo-tsä-ba (üebersetzer) Sain Erdeni
(= tibetisch R i n - c' e n bzafi-po) mit einundzwanzig Gef&hrten nach Indien geschickt habe. Dasselbe erzählen ohne Jahresangaben
rGyalr. fol. 101, «— 101a, i und Bodh. 368, sowie Ind. Fand. 12
(letztere QueUe, indem sie die Erbauung des Tempels T'olin in das
Jahr 1025 verlegt), mit Nennung noch eines anderen von den ein¬
undzwanzig Abgesandten, des [rNog]Legs-pai s'es-rab, wobei aber
rGyalr. und Ind. Pand. dem Fürsten den tibetischen Namen IHa
bla-ma Ye-ses od geben , welchem skr. Jnänaprabha entspricht.
nP'ags fol. 98a und Contrib. 236 erzählen beide nur i) den Ein¬
tritt des Fürsten in den geisthchen Stand, wobei die erstere Quelle
als seinen neuen Namen Ye-ses od-zer (= skr. Jnänarasmi),
die letztere Ye - ses oä angiebt. Er ist somit zweifellos identisch
mit ,dem mächtigen Könige von Tibet, äcärya, bodhisattva und
königlichen Lama Jfiänaprabha' (im Original: Bod-kyi Iba btsan-
po slob-dpon byafi-c'ub sems-dpa IHa bla-ma Dsflänaprabha),
auf dessen Befehl der in 118, .->—119 entbaltene Commentar zu
eben jener von Rin-c'en bzan-po übersetzten Astäfigahridaya-
samhitä des Vägbhata in 118, 4 übersetzt worden ist. Hieraus
ergiebt sich als Entstehungszeit der tibetischen Uebersetzung dieses Commentars,^ sowie als Zeit seiner üebersetzer Dharmasrlvar-
m a n und Säkya blo-gros und der beiden Mitredacteure des
letzteren, Rig-pa yz'on-nu und dByig-gi rin-c'en, und
ferner auch als Entstehungszeit der von Säkya blo-gros her¬
rührenden üebersetzung von Masuraksa's Nitiäästram (123,26)
die l. Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Wir sehen hier Öäkya blo-gros als Mitübersetzer, also
Zeitgenossen, des Dharmasrlvarman^), im Index 123, 28 als
Mitübersetzer des Dharmasribhadra — den wir oben als Ueber¬
setzer von Index 122, s zusammen mit dem in dieselbe Zeit ge¬
hürigen Rin-c'en bzafi-po kennen gelemt haben —, während
das entsprechende Werk im Tanjur selbst (123 , 26) statt dessen
Dharmasrivajra nennt. Danach hat es fast den Anschein, als
ob Dharmasri varman, Dharmasribhadra und Dharmasrivajra nur drei
verschiedene Namen ein und derselben Person sind. Ja vielleicht
ist diese auch identisch mit dem nach Contrib. 236 von Ye-s es od
nach Tibet berufenen 'celebrated Indian Pandit Dharmapäla
from Magadha, who arrived at his capital accompagnied by three
pupils , all of whom bore the surname of Päla. With their assi¬
stance the king encouraged the teaching of religion, arts, and espe¬
cially vinaya', sowie mit einem indiscben Gelehrten Varman, den
Ye-ses od nach Tibet berief; rGyalr. fol. 101a, i und Bodh. 368
1) Contrib. 236 fg. erzählt: 'IHa-sde, the son of (,K'or-re, appointed the illustrious translator R i n - c' e n h z a n - p o as his chief priest'.
2) Auf Grund des Index reconstruirt; der Tanjur selbst hat die unver¬
ständliche Form Dharmasrii ram (oder dam ?).
Huth, Die chronol. Ansetzung der Werke im tibetischen Tanjur. 283
erzählen nämlich, er habe den Pandita Sraddhakara (d. i. ^raddhä-
kara) {Bodh.: §ara dhagara) und Warmata {Bodh.: Warma) be¬
nifen; „darauf wurden" — nach Bodh. 368 — „viele Bücher
übersetzt und erklärt und allerlei religiöse Einrichtungen getroffen", im rGyalr. fol. 101a, i — s aber lesen vrir ausführlich: „sie über¬
setzten und redigirten den mT'san-iiid-kyi t'eg-pa und den rGyud-
sde bzi-po („die vier Klassen der Tantra's") imd verbreiteten die oDul-ba (= vinaya) stod-Schule". Aehnlich erzählt S. S. 53, dass
die Abgesandten des Ye-ses ,od aus Indien „den Pandita Sra da
Garamawarma Badmaragobada und andere" geholt hätten,
„worauf diese u. a. den Utkhas-un külgen (= mT'san-nid-kyi t'eg-
pa) und die vier Tantra's der Geheim-Dhäranl's übersetzten und in
Buchform herausgaben" ; ähnlich wie 8. 8. giebt auch Ind. Band. 1
Sraddhakara Varma als Namen einer Person.
Reu-mig 42. il giebt als Geburts^ und Todesjahr des Nam-
mk'a rdo-rje, der Manapurusa's Äyuganaphalaprakäsa
(123,14) übersetzt hat, 1076 und 1160 A. D. an, mithin entstand
die üebersetzung dieses Werkes am Anfang des 12. Jahr¬
hunderts, und derselben Zeit gehört auch der üebersetzer in-
discherseits, der Brahmane Lagmiti aus Nagarakoji, an.
Die Uebersetzer von Dandin's Kävyädarsa (117,3), mahä¬
kavi Laksmikara und Öon-ston lo-tsä-ba c'en-po rDo-rje
rgyal-mt'san, waren auch die Uebersetzer der Avadänakalpa¬
latä (s. Avad. Emleit. p. XXI und preface der Ausgabe pp. III. VI),
die nach preface p. III 1272 A. D. entstand, womit der Umstand
übereinstimmt, dass der Lama oP'ags-pa, unter dessen Auspicien
dieselbe angefertigt wurde, 1234—1279 lebte. Dies war der be¬
rühmteste Hierarch eben des Sa-skya-Klosters , in welchem jene
Kävyädaräa-Üebersetzung entstand (s. Verz. 268). AUe diese Be¬
ziehungen zwischen den üebersetzungen dieser beiden Werke be¬
rechtigen uns zu der Vermuthung, dass der zweite Patron der
Uebersetzung der Avadänakalpalatä, der „Grossfürst Säkya bzaA-po"
(s. Avad. Einleit. 1. c, preface 1. c), identisch ist mit dem Patron der Kävyädarsa-Uebersetzung , dem „Pürsten yNan (?) -kya bzaü-po", in
dessen Namen die erste Sylbe sehr undeutUch zu lesen ist. Darnach
ehört die Uebersetzung des Kävyädarsa — eben so wie die von
on - st on lo-tsä-ba c'en-po rDo-rje rgyal-mt'san herrührende
der Vfittamälästuti (117, e) und der Tyädyantasya pra¬
kriyä (117,7) — der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts an.
Der letzte Uebersetzer des Kävyädarsa und der Vf itta¬
mälästuti, der dhail (nicht dpaft) lo-tsä-ba Blo-gros brtan-
pa, wird — im Einklang mit dieser seiner zeitlichen Stellung —
in einer chronologischen Aufzählung derjenigen Gelehrten , die des
Öoü-ston Uebersetzung der Avadänakalpalatä von Geschlecht zu
Geschlecht überliefert haben, in Avad. Einleit. p. XXH (s. auch
Bd. XLIX. 19
preface p. III) an dritter Stelle nach diesem genannt. In
dieser Aufzählung folgen nämlich auf Laksmikara und Öofi-ston
lo-tsä-ba: 1) dessen jüngerer Bruder Blo-gros brtan-pa; 2) dessen
Neflfe (oder Enkel?, tibetisch: dbon) C'os-skyon dpal; 3) dban
lo-tsä-ba Blo-gros brtan-pa; 4) lo-c'en Byaü-c'ub
rtse-mo. Nach Reu-mig 57 wurde dieser letzte 1302 geboren.
Der hier unmittelbar vor Byan-c'ub rtse-mo angeführte dban
lo-tsä-ba Blo-gros brtan-pa wird in 117, 5 ebenso wie jener als
Uebersetzer von Ratnäkarasänti's Chandoratnäkara ge¬
nannt, so zwar, dass nach Erwähnung der Uebersetzung des Byaü-
c'ub rtse-mo diejenige des 1 etzten Uebersetzers Nam-mk'a bzan-
po als „inAnlehnung an die Handschrift desBlo-gros
brtan-pa' entstanden bezeichnet wird, woraus nicht ersichtlich
ist, ob die Uebersetzimg dieses letzteren vor oder nach derjenigen
des Byan-c'ub rtse-mo angefertigt worden ist. Nam-mk'a bzan-po
wird in Avad. Einleit. p. XXI in einer chronologischen Aufzählung
der Erklärer der Avadänakalpalatä — von denen die ersten vier
mit obigen vier Ueberlieferern identisch sind — unmittel¬
bar hinter Byan-c'ub rtse-mo angefühi-t. Byafl-c'ub rtse-mo
und Nam-mk'a bzan-po werden auch als Uebersetzer von Käli¬
däsa's Meghadüta (117,8) genannt. Nach Obigem vrird man
diese letzten beiden, vielleicht alle drei Uebersetzer, sowie den Ah¬
schluss der Chandoratnäkara -Uebersetzung und die Entstehung
der Me ghado ta-Ueberse tzung indie I.Hälfte des 14. Jahr¬
hunderts zu setzen haben. Dies stebt im Einklang mit einer brief¬
lichen Mittheilung Professor Leumann's an mich vom 26. Juni 1894,
wonach „die tibetische Uebersetzung des Meghadüta wahrscheinlich nicht älter ist als das 13. oder 14. Jahrhundert", was er auf Grund
des Verhältnisses der Handschriften des Sanskrit-Originals aus dem
Umstand scbliessen zu müssen glaubt, dass fünf von den in Stenzler's
Ausgabe römisch numerirten Strophen in der tibetischen Ueber¬
setzung bereits vorhanden sind.
C. Tibetische Originale.
Die beiden Werke 124, 2. s werden im Tanjui- selbst als von
Anu, im Index aber als von T'on - mi 'Anu verfasst bezeichnet.
Sollte der letztere wirklich der Verfasser — und demnach Anu mu¬
ais Verkürzung von T'on-mi 'Anu , nicht als Name eines anderen
Verfassers anzusehen — sein , so würden dieselben vielleicht
schon der 2. Hälfte des 6., spätestens aber dem Anfang
des 7. Jahrhunderts angehören, und wir würden in ihnen wolü
die ältesten tibetischen Originalwerke des Tanjur
überhaupt zu erblicken haben; denn T'on-mi'Anu war nach rö^a^r.
fol. 30, 1, Bodh. 327, Ld. rGyalr. p. 839 (fol. 16, 4), S. S. 29 der
Vater des i. J. 632 A. D. von dem Könige Sroü btsan sgam-po von
Tibet zur Erlernung der Schrift nach Indien entsandten Ministers
T'on-mi sambhota, welch letzterem Csoma deKörös jene beiden
Werke zuschreibt (s. Annales du Musee Guimet II, 376).
285
Mahä-Arittha.
Von E. Windiseh.
In der zweiten der Märageschichten , die im Märasamyutta,
dem IV. Theüe des Samyutta-nikäya , zusammengesteUt sind, ver¬
wandelt sich Mära, um Buddha zu erschrecken, in einen wunder¬
baren Elephanten, der folgendermassen beschrieben wird: Seyyathäpi
nüma mahä-ariUha]eo mum evam-assa sisam hoti, seyyaihäpi
näma sxiddham rüpiyam evam-assa dantä honti, seyyathäpi näma
mahati nangalisä evam-assa sondo hoti. Als mich Studien über
das Wesen Mära's zum Märasainyutta führten , habe ich mich ver¬
geblich bemüht herauszubekommen , was für ein Edelstein der
„mahä aritthaho mani" sei. Ich habe unter Anderem einen
Ländemamen darin gesucht , aber einen Personennamen nicht.
Letzteres ist jedoch , wie ich jetzt sehe , höchst wahrscheinlich der PaU.
Als Devänampiya zum König von Ceylon gesalbt worden war,
wurden ihm die grössten Kostbarkeiten dargebracht: die drei Edel¬
steine aus dem Lande Malaya, die drei Bambusstäbe vom Pusse
des Chäta-Gebirges und die acht Perlen vom Meer. Die Edelsteine
werden noch als ganz besonders des Königs würdig hervorgehoben.
So nach Dipavamsa (ed. Oldenberg) XI, 19, 20:
Uppanne Devänampiye tassäbhisekatejasä \
tayo mani äharimsu Malayä ca janappadä \
tayo yatthi Chätapädä attha muttä samuddakä || 19 ||
Maniyo Malayä Jätä rcijärahä mahäjanä \
Devänampiyapunnena anio sattäham äharum || 20 ||
Da beschUesst der König, diese Kostbarkeiten seinem Freunde,
dem Könige Asoka von Jambudipa, zu schicken. An die Spitze
der Gesandtschaft stellt er den Sohn seiner Schwester') Mahä-
Arittha, der zugleich sein Senäpati war. Die darauf bezüglichen
Verse lauten Dipavamsa XI, 29—31:
1) DTpav. XIV, 68: ranno bhaginiyä putto Mähärittho ti vissuto.
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