Problemfeld Krankenhaus
Viele Krankenhausbetten in der Bundesrepublik stehen leer. Dennoch sind die Personal- und Bettenzahlen zwischen 1970 und 1976 deutlich gestiegen.
in Tausend
1976 1970 1976
Durch- schnittliche Bettenausnutzung
1970 88,5%
Zahl der
planmäßigen personal Betten
702,2 726,8
547,3
Krankenhaus-
Durchschnittliche Verweildauer 1970
683,3
1970
Trotz stagnierender Bevölkerungsentwicklung hat sich die Zahl der planmä- ßigen Krankenhausbetten von 1970 bis 1976 spürbar erhöht: Von 683 300 auf 726 800. Gleichzeitig stieg die Zahl der Beschäftigten im Krankenhaus von 547 300 auf 702 200. Dagegen ist die durchschnittliche Bettenauslastung und die Verweildauer in den bundesdeutschen Krankenhäusern deutlich gesun- ken. Die jetzt in Angriff genommene Novellierung des Krankenhausfinanzie- rungsgesetzes (1. Lesung war am 19. Oktober) und der Bundespflegesatz- verordnung beabsichtigt, auch den Krankenhaussektor in das Bonner Pro- gramm zur Kostendämpfung einzubeziehen. iwd/DÄ
Die Information:
Bericht und Meinung
DGB Hessen: Kassenärzte
„verdrehen Tatsachen"
Als eine „Verdrehung von Tatsa- chen" hat der stellvertretende Lan- desvorsitzende des Deutschen Ge- werkschaftsbundes (DGB), Hans Frank, Äußerungen des Ersten Vor- sitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Dr. Gerhard Löwenstein, bezeichnet, in denen dieser Leistungsausweitungen ver- schiedener Krankenkassen kriti- siert hatte.
Vor der Vertreterversammlung der KV Hessen hatte Dr. Löwenstein die Beitragssenkungen bei man- chen Krankenkassen ausdrücklich begrüßt, weil sie „dem Sinn unse- rer Politik der Vernunft, unseres Stillhaltens bei den Honoraren"
entsprächen. Es sei jedoch ein Verstoß gegen den Geist der Ko- stendämpfung, wenn Krankenkas- sen „in unverzeihlichem Übermut"
schon wieder begännen, die Kon- kurrenz untereinander anzuhei- zen.
Dr. Löwenstein nannte als Beispie- le die AOK Frankfurt, die die Zu- schüsse zu sogenannten Vorbeu- gekuren von 70 auf 95 Prozent er- höht; die Innungskrankenkasse Frankfurt, die sogar hundertpro- zentige Zuschüsse zahlt; die AOK Gelnhausen, die eine Beratungs- stelle für Diabetiker einrichtet; das Angebot von Seh-Tests für Kinder durch die AOK Wiesbaden; die Deutsche Angestellten-Kranken- kasse, die rückwirkend seit 1. Ja- nuar 1978 auf den zwanzigprozen- tigen Eigenanteil für kieferortho- pädische Behandlung verzichtet.
DGB-Funktionär Hans Frank er- klärte dazu, die Selbstverwaltung in den Krankenkassen zeichne sich durch „ausgeprägtes Kosten- bewußtsein" aus, wie es sich gera- de in derartigen Leistungsverbes- serungen für die Versicherten nie- derschlage.
Eine echte Kostendämpfung sei langfristig nur erreichbar, wenn
die Krankenversicherungsträger stärker Vorbeugungsuntersu- chungen, Früherkennung, Bera- tung und Gesundheitsaufklärung betrieben. Mit den Angriffen dar- auf beabsichtige die KV Hessen of- fensichtlich, „wieder einen höhe- ren Anteil der Vergütung für sich auszuhandeln".
Die KV Hessen hat diese Äußerun- gen des stellvertretenden DGB- Landesvorsitzenden scharf zu- rückgewiesen. Sie erinnerte dar- an, daß die Kassenärzte bereits seit 1976 freiwillig eine Honorar- begrenzung praktizieren, wie sie kein DGB-Funktionär einem Ar- beitnehmer zumuten würde. Wenn die Krankenkassen ausschließlich aus Konkurrenzgründen eine sol- che Ausgabenpolitik betrieben, so nähmen sie, wie Dr. Löwenstein erklärte, „den Ärzten die Motiva- tion, sich mit den Patienten weiter über die Nichterfüllung von Ver- ordnungswünschen herumzustrei- ten". KV-H
NORDRHEIN-WESTFALEN
17 Prozent der Bevölkerung jährlich im Krankenhaus
Im Jahre 1977 wurden in Nord- rhein-Westfalen 2,9 Millionen Pa- tienten stationär in Krankenhäu- sern behandelt, davon 2,7 Millio- nen in den 508 Allgemeinkranken- häusern.
Nach dieser Statistik des Landes- amtes für Datenverarbeitung und Statistik haben sich damit 17 Pro- zent der Einwohner einer stationä- ren Krankenhausbehandlung un- terzogen. Insgesamt ergaben sich daraus 59,4 Millionen Pflegetage, davon 43,2 Millionen in Allgemein- krankenhäusern.
Die durchschnittliche Verweildau- er betrug in Allgemeinkranken- häusern 16,4, in Sonderkranken- häusern 90,8 Tage. LSD
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 44 vom 2. November 1978 2567