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Archiv "Finanzentwicklung der Krankenkassen: „Nagelprobe für die Selbstverwaltung“" (15.03.2002)

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ass die Gesetzliche Krankenversi- cherung (GKV) im vergangenen Jahr ein Milliardendefizit einfah- ren würde, war zu erwarten. Mit 2,8 Milliarden Aüberraschte das Ausmaß des Defizits aber selbst Bundesgesund- heitsministerin Ulla Schmidt. Sie hatte noch im Dezember letzten Jahres ein Minusergebnis von rund 2,05 Milliar- den Aprognostiziert. In Westdeutsch- land lag der Ausgabenüberhang bei rund 2,92 Milliarden A, während in der GKV-Ost ein Überschuss von rund 0,12 Milliarden Aerzielt wurde.

Bei der Bekanntgabe der GKV-Fi- nanzentwicklung 2001 in Berlin wies Schmidt vor allem den Ärzten die Schuld für das Milliardenloch zu. Rund 1,9 Milliarden Aund damit über zwei Drittel des Defizits gingen zulasten des Arzneimittelsektors. Die Ministerin ist überzeugt, dass der für das Jahr 2001

registrierte Anstieg der Arzneimittel- ausgaben um 11,2 Prozent (Tabelle)nur zu einem geringen Teil mit zunehmen- der Verschreibung innovativer Arznei- mittel erklärt werden kann. Vielmehr verordneten Ärzte in erheblichem Um- fang Analogarzneimittel – teurere Pro- dukte mit weiterentwickelten Wirkstof- fen, aber nur geringem therapeutischen Zusatznutzen. Schmidt: „Die Arznei- mittelausgaben sind eine Nagelprobe für die Selbstverwaltung.“ Der Gesetz- geber habe die nötigen Entscheidungen getroffen, um die GKV zu konsoli- dieren, erklärte die Ministerin mit Blick auf das Arzneimittelbudget-Ab- lösungsgesetz und das Arzneimittelaus- gaben-Begrenzungsgesetz. Schmidt un- terstrich, dass sich die Selbstverwaltung verpflichtet habe, in diesem Jahr bundesweit 4,6 Prozent gegenüber 2001 einzusparen. Ende Januar hatten

sich die Kassenärztliche Bundesver- einigung und die Spitzenverbände der Krankenkassen auf die Rahmenvor- gaben geeinigt. „Dieser angestrebte Ausgabenrückgang ist auf dem hohen Niveau des Jahres 2001 ohne jegliche Einschränkungen in der Qualität der Arzneimittelversorgung möglich“, sag- te Schmidt.

Die Ministerin forderte die Kran- kenkassen auf, weitere Einsparpoten- ziale zu nutzen. So seien etwa die Fahr- kosten im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent gestiegen, ebenso wie die Ver- waltungskosten. Bei einem zu diesem Thema anberaumten Treffen mit Spit- zenvertretern der Krankenkassen im Bundesgesundheitsministerium (BMG) werden Sparvorschläge erörtert.

Lob für die Krankenhäuser

Als moderat bezeichnete Schmidt die Zuwachsraten je Mitglied im Kranken- hausbereich (0,9 Prozent) und bei der ambulanten ärztlichen Behandlung (1,7 Prozent). Die günstige Ausgaben- entwicklung im Krankenhaus sei be- reits das Ergebnis der Kranken- hauspolitik der Bundesregierung. Kli- niken hätten schon vor der Einfüh- rung der Fallpauschalen Rationali- sierungspotenziale erschlossen, glaubt Schmidt.

Für das laufende Jahr prognostiziert das BMG stabile Beitragssätze und schwarze Zahlen. Selbst bei vorsichti- gen Annahmen zur konjunkturellen Entwicklung könne man in diesem Jahr

„mindestens mit einem ausgeglichenen Finanzergebnis rechnen“.

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Lohmann, wirft der Bundes- regierung in einer ersten Reaktion auf die Krankenkassenbilanz Versagen vor. „Ministerin Schmidt hat abge- wirtschaftet.“ Ein Flop, der seinesglei- chen suche, sei das Arzneimittelausga- ben-Begrenzungsgesetz. Lohmann wies darauf hin, dass die Aut-idem-Rege- lung erst im Herbst 2002 greifen wer- de. Momentan fehlten die Vorausset- zungen, damit Apotheker unterhalb einer Preisobergrenze Medikamente mit gleichem Wirkstoff auswählen

können. Samir Rabbata

P O L I T I K

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A678 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 11½½½½15. März 2002

´ Tabelle CC´

In den wichtigsten Leistungsbereichen gab es 2001 im Vergleich zu 2000 folgende Veränderungsraten je Mitglied (in Prozent):

Ostausgaben in Prozent GKV-Bund GKV-West GKV-Ost der Westausgaben

je Versicherten

Ärztliche Behandlung 1,7 1,7 0,9 77,3

Zahnärztliche Behandlung (ohne Zahnersatz)2,6 2,8 1,1 101,4

Zahnersatz 3,9 3,4 6,6 93,8

Arzneimittel 11,2 10,8 13,2 114,3

Hilfsmittel 2,6 1,2 9,3 101,2

Heilmittel 4,4 3,4 10,3 77,3

Krankenhausbehandlung 0,9 0,5 2,6 103,4

Krankengeld 8,9 9,5 5,6 84,4

Fahrkosten 4,6 4,5 4,9 123,8

Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen 0,8 0,5 1,9 71,4

Soziale Dienste/Prävention 1,8 2,6 -1,4 107,3

Häusliche Krankenpflege 1,3 -2,2 19,1 115,6

Leistungsausgaben insgesamt 3,7 3,4 5,1 97,2

Verwaltungskosten 4,6

Bei den Steigerungsraten für Verwaltungskosten sind aufgrund einer veränderten noch zu korrigierenden Buchungspraxis der Betriebskranken- kassen zurzeit nur die bundesweiten Steigerungsraten aussagefähig. – Quelle: BMG

Finanzentwicklung der Krankenkassen

„Nagelprobe für

die Selbstverwaltung“

Die gesetzlichen Krankenkassen haben 2001

ein höheres Defizit erwirtschaftet als erwartet.

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