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Archiv "Umschriebene Magenerkrankungen: I. Teil" (07.04.1977)

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PROGRAMMIERTE FORTBILDUNG

Umschriebene Magenerkrankungen

I. Teil

Volker Flörkemeier und Heribert Frotz

Aus dem Berufsförderungswerk Vallendar (Leitender Arzt: Dr. Volker Flörkemeier) und der Medizinischen Universitätsklinik Köln (Direktor: Professor Dr. Rudolf Gross)

Vor-Test

(Kreuzen Sie die jeweils richtige[n] Antwort[en] an) 1. Beim präpylorischen Ulkus findet

man meist eine

A. Achlorhydrie

B. Hypochlorhydrie

C. Normochlorhydrie

D. Hyperchlorhydrie

2. Bei welchem der folgenden Krank- heitszustände treten gehäuft Magen- geschwüre auf?

II] A. Zollinger-Ellison-Syndrom (gastrinproduzierender Tumor)

B. Hyperparathyreoidismus

C. Hypoparathyreoidismus

D. Leberzirrhose

E. Diabetes

3. Welche der nachstehenden Sym- ptome sind typisch für ein Ulcus duodeni?

A. Diarrhoe

B. Obstipation

C. Spätschmerz nach Nahrungsauf- nahme

D. Nüchternschmerz

4. Geben Sie die typische) Lokalisation(en) des Ulcus ventriculi an:

A. kleine Kurvatur des Magens

B. Angulus ventriculi

C. Antrum ventriculi

D. große Kurvatur

E. Fornix

5. Beim Ulcus duodeni liegt die Basalsekretion der HCI über

A. 0,5 mval/St.

B. 2 mval/St.

C. 4 mval/St.

D. 20 mval/St.

E. 40 mval/St.

(Geben Sie die beste Antwort an)

6. Welche der folgenden Arzneimittel gelten als „ulzerogene

Medikamente"?

A. Cholinergika

B. Rauwolfia-Alkaloide

C. Phenylbutazon

D. Salizylate

E. Kortikosteroide

7. Welchem(n) Operationsverfahren wird heute bei Ulcus duodeni der

Vorzug gegeben?

A. Billroth I

B. Billroth II

C. Selektive proximale Vagotomie

8. Die bevorzugte Operationsmethode beim Ulcus ventriculi ist heute

A. Operation nach Billroth I

B. Operation nach Billroth II

C. Selektive proximale Vagotomie

D. Pyloroplastik und selektive proximale Vagotomie

Auflösung: 1. C; 2. A, B, D; 3. B, C, D; 4. A, B, C; 5. C; 6. A, B, C, D, E; 7. C; 8. A.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 14 vom 7. April 1977 937

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1. Definition: Umschriebener Substanzdefekt der Mageninnen- fläche.

2. Ätiologie und Pathogenese: Voraussetzung für die Entstehung eines Ulkus ist das Vorhandensein von saurem, peptisch akti- vem Magensaft. Es besteht in der Regel ein Mißverhältnis zwi- schen Aggression durch peptische Aktivität und den protektiven Mechanismen der Mukosa.

Als aggressive Faktoren sind die Salzsäure-(HCI-)Konzentra- tion sowie die peptische Aktivität *des Magensaftes zu nennen.

Die ulzeröse Läsion ist also eine Störung der „Gewebsresistenz"

als Folge eines Mißverhältnisses zwischen Aggression durch und des Magensaftes

einerseits und der Mukosa

andererseits.

2.1. Die protektiven Faktoren bestehen in dem die Mageninnen- wand überziehenden Schleim mit Neutralisationsvermögen für HCI, einem Schutzmechanismus durch Hemmung der Säure- produktion nach Einwirkung auf das Antrum (Gastrininhibition)

sowie in einer ungestörten Durchblutung.

Die protektiven Mechanismen der Mukosa bestehen somit in:

1 2.

3.

2.2. Es besteht eine Korrelation zwischen Ulkuslokalisation und Säuresekretion. Beim präpylorischen Ulkus liegt meist eine Normochlorhydrie vor, beim subkardialen Ulkus immer eine Hypochlorhydrie. Neben den lokalen Faktoren für die Entstehung des Ulkus spielen eine größere Zahl auf den Gesamtorganismus einwirkender Noxen eine Rolle.

Hinsichtlich Ulkuslokalisation und Säuresekretion sagten wir, daß beim präpylorischen Ulkus meist eine

beim subkardialen Ulkus dagegen immer eine gefunden wird.

2.3. Magengeschwüre treten ferner auf durch gastrinproduzie- rende Tumoren (Zollinger-Ellison-Syndrom), bei Hyperparathy- reoidismus durch Hyperkalzämie sowie bei Leberzirrhose (wahr- scheinlich durch qualitativ minderwertigen Magenschleim und somit Mukosaresistenzschwäche). Hereditäre Disposition ist ebenso bekannt wie die Tatsache, daß bei den Ulzera das männ- liche Geschlecht bevorzugt betroffen ist.

2.4. Fassen wir einige wichtige Punkte nochmals zusammen.

Eine ulzeröse Läsion der Mageninnenwand kommt — ganz all- gemein — durch eine Störung der Gewebsresistenz infolge eines Mißverhältnisses zwischen

und Faktoren zustande.

Programmierte Fortbildung

Repetitorium

Ulcus ventriculi

Diese Spalte zunächst abdecken!

Salzsäure

peptische Aktivität protektive Mechanismen

einer Neutralisation der HCI durch den Magenschleim;

der Gastrininhibition;

einer ungestörten Durchblutung.

Normochlorhydrie Hypochlorhydrie

aggressiven protektiven

938 Heft 14 vom 7. April 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Programmierte Fortbildung

Diese Spalte zunächst abdecken!

Nennen Sie nun drei Krankheitsbedingungen, in deren Gefolge, Ulzera auftreten können:

1 Zollinger-Ellison-Syndrom

2. Hyperparathyreoidismus

3. Leberzirrhose.

3. Lokalisation: Vier Fünftel der Magenulzera finden sich an der kleinen Kurvatur. Ulzera an der großen Kurvatur sind selten und immer malignomverdächtig. Weitere typische Ulkuslokalisatio- nen sind: Angulus und Antrum ventriculi. In 2-3 Prozent der Fälle treten Magenulzera multipel auf.

Die Differentialdiagnose zu Magendivertikeln ist meist radiolo- gisch, immer aber endoskopisch leicht möglich. Magendivertikel machen keine typischen Beschwerden und sind klinisch belang- los. Die weitaus meisten Magengeschwüre findet man — wie ge-

sagt — an der kleinen Kurvatur

4. Symptomatologie: Beim Ulcus ventriculi ist die enge zeitliche Verknüpfung des Schmerzes mit der Nahrungsaufnahme typisch.

Je früher die Beschwerden nach der Nahrungsaufnahme auftre- ten, desto höher ist der ulzeröse Defekt im Magenbereich lokali- siert. Der Spätschmerz kann durch erneute Nahrungsaufnahme kurzfristig gelindert oder behoben werden. Man muß jedoch auch darauf hinweisen, daß Ulcera ventriculi mehr noch als Ul- cera duodeni mit sehr geringen Symptomen einhergehen kön- nen; gelegentlich werden sie auch nur zufällig gefunden.

4.1. Für das peptische Ulkus ist das periodische und schubweise Auftreten typisch. In der Anamnese wechseln absolut beschwer- defreie Intervalle mit stärksten Magenbeschwerden ab. Der Schmerz wird diffus oder umschrieben im Mittelbauch angege- ben, der Schmerzcharakter (bohrend, brennend o. ä.) ist für die Beurteilung irrelevant.

4.2. Zur Wiederholung sei nochmals gesagt: Je früher die Be-

schwerden nach der Nahrungsaufnahme auftreten, desto höher ist der ulzeröse Defekt im Magenbereich lokalisiert.

Typisch ist für das peptische Ulkus das periodische

und Auftreten. schubweise

4.3. Bei den Symptomen, die den Verdacht auf ein Magenge- schwür lenken, ist zunächst eine Röntgenuntersuchung und bei Vorliegen eines umschriebenen Befundes die endoskopisch- bioptische Abklärung erforderlich. Persistenz der Beschwerden verlangen auch bei negativem Röntgenbild unbedingt die endo- skopisch-bioptische Kontrolle.

Demgegenüber ist die Wertigkeit der Magensekretionsanalyse in den Hintergrund getreten. Wird jedoch eine Untersuchung des Magensaftes vorgenommen, so findet man bei präpylorischem Ulkus meist eine Norm-(oder auch eine Hyper-)chlorhydrie, während beim hochsitzenden Ulcus ventriculi meist eine einge- schränkte Säuresekretion vorliegt.

4.3.1. Die Gastroskopie mit flexiblen Glasfaserinstrumenten ist in der Hand des Geübten eine gefahrlose Methode mit höchster diagnostischer Valenz. Ösophagus, Corpus und Antrum ventri- culi, Bulbus duodeni sowie absteigendes Duodenum sind ein- sehbar und mit der Zange bioptisch zu erreichen. Der Eingriff

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 14 vom 7. April 1977 939

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Programmierte Fortbildung

Diese Spalte zunächst abdecken!

wird ambulant am nüchternen Patienten in der Regel ohne wei- tere Prämedikation vorgenommen.

4.4. Überspitzt formuliert, steht hinter jedem Ulcus ventriculi ein Karzinom, das heißt, die klinisch vermutete Abheilung eines radiologisch und/oder endoskopisch diagnostizierten ulzerösen Prozesses bedarf des morphologischen Beweises des 'vollstän- digen Rückgangs.

4.5. Einige Punkte sollen nochmals kurz wiederholt werden:

Beim präpylorischen Ulcus ventriculi liegt meist eine Normo-

chlorhydrie vor, beim subkardialen Ulkus immer eine Hypochlorhydrie . Die weitaus meisten Magengeschwüre findet man

an der kleinen Kurvatur Hinsichtlich der zeitlichen Verknüpfung des Schmerzes mit der

Ulkuslokalisation kann man sagen: Je früher die Beschwerden

nach der Nahrungsaufnahme auftreten, desto höher ist der ulzeröse Defekt im Magen-Duodenalbereich lokalisiert.

Ulcus duodeni

5. Symptomatologie: Das Zwölffingerdarmgeschwür ist die häu- figste Ulkusform. Die Lokalisation ist im Bulbus duodeni, sehr selten in der Pars descendens duodeni.

5.1. Das Ulcus duodeni weist ebenfalls einen periodischen Ver- lauf auf; typisch ist der Spätschmerz im mittleren oder rechten Epigastrium nach Nahrungsaufnahme. Der Schmerz wird durch erneute Nahrungsaufnahme oder Antazida unterbrochen. Der Nüchternschmerz ist ebenfalls typisch.

In den Rücken ausstrahlende Schmerzen findet man häufig beim Hinterwandulkus, vorwiegend bei Penetration in das Pankreas.

5.2. Charakteristisch ist bei Ulcus-duodeni-Patienten die Angabe der Obstipation. Bezüglich der zeitlichen Verknüpfung von Nah- rungsaufnahme und Auftreten von Schmerzen sagten wir, daß

beim Ulcus duodeni der und der Spätschmerz

typisch sind. Nüchternschmerz

5.3. Der Ulkusnachweis kann röntgenologisch oder endoskopisch geführt werden.

Beim Narbenbulbus ist die Aussagekraft der endoskopischen Untersuchung größer. Die Deformierung der Bulbuskontur nimmt mit der Zahl der durchgemachten Ulkusschübe zu.

Die radiologische Kontrolluntersuchung zum Nachweis der Ab- heilung des Ulcus duodeni nach Abklingen der Beschwerden ist überflüssig und führt nur zu einer überflüssigen Strahlenbela- stung. Gegebenenfalls kann der weitere Verlauf endoskopisch kontrolliert werden. Eine maligne Entartung eines Ulcus duodeni kommt praktisch nie vor.

5.4. Zur Ulcus-duodeni-Diagnostik sind Radiologie und Endo- skopie wohl als gleichwertig zu betrachten. Die Radiologie kann eher etwas zur Tiefenausdehnung eines Defektes (Penetration) aussagen und läßt bei stenosierenden Duodenalveränderungen noch eine Diagnose zu.

940 Heft 14 vom 7. April 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Programmierte Fortbildung

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Die Endoskopie hat jedoch den Vorrang bei:

1. Vorliegen eines Narbenbulbus;

2 Untersuchungen zur Verlaufs-

Schließlich erlaubt die Endoskopie die Differentialdiagnose zu kontrolle (seltenen) Duodenaldivertikeln.

5.5. Beim Zwölffingerdarmgeschwür ist die Säureproduktion ge- steigert, das Nüchternsekret sauer und die Basalsekretion der HCI über 4-5 mval/Std. erhöht. Nach maximaler Gastrinstimu- lierung steigt die HCI-Sekretion meist über 120 mval/Std. an.

5.6. Die früher übliche fraktionierte Ausheberung des Magensaf- tes nach Koffein- bzw. Alkoholprobetrunk wird heute allgemein als obsolet angesehen. Sondenlose Teste („Heidelberger Kap- sel", Gastrazid-Test, Desmoid-Test) sind hinsichtlich der Ge- nauigkeit ihrer Aussage nicht zuverlässig genug. Am sichersten von den eben genannten Tests informiert noch die Heidelberger Kapsel (Endoradiosonde) über das aktuelle pH im Magen. Das Volumen des Magensaftes kann nicht auch nur annäherungswei- se mitbestimmt werden, so daß diesen Untersuchungen kein ei- gentlich informierender Wert zukommt.

Bei der fraktionierten Magensaftanalyse müssen drei Bedingun- gen eingehalten werden, wenn sie genaue und reproduzierbare Ergebnisse bringen soll.

• Maximale Stimulierung mit Pentagastrin, O Linksseitenlage des Patienten,

O korrekte Lage der Sondenspitze am unteren Magenpol (am besten radiologisch kontrolliert) und

• Verhinderung des Herunterschluckens von Speichel (Absaugen).

5.7. Während die Basalsekretion 2-3 mval HCl/Std. bei Männern und 1-2 mval HCl/Std. bei Frauen normalerweise nicht über- schreitet, ist beim Zwölffingerdarmgeschwür die Basalsekretion

oft über erhöht. 4 oder 5 mval/Std.

Nach maximaler Gastrinstimulierung steigt die HCI-Sekretion

beim Ulcus duodeni häufig über an (nor- 120 mval/Std.

mal bis 30 mval/Std.).

6. Therapie des Ulcus ventriculi et duodeni

Als diätetische Grundregel gilt das Vermeiden der Nahrungs- mittel, von denen man selbst erfahren hat, daß sie unverträglich sind.

Außerdem sollten bei Patienten mit Ulcus duodeni und pylorus- nahen (peptischen) Ulcera ventriculi alle die Nahrungs- und Ge- nußmittel ausgeschaltet werden, welche speziell die Säure- sekretion stimulieren. Dazu gehören schwarzer Kaffee, kon- zentrierter Alkohol, Gewürze wie Pfeffer, Curry, besonders Senf

und Meerrettich; „alles, was das Wasser im Mund zusammen- laufen läßt" (Demling). Des weiteren empfiehlt sich Nikotinabsti- nenz oder zumindest -reduktion.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 14 vom 7. April 1977 941

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Programmierte Fortbildung

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Neuere Untersuchungen ergaben, daß Trinken von Milch beim Duodenalulkus auch ungünstig wirken kann, da Milch zwar Säure puffert, das Protein und das Calcium die Magensäure- resekretion aber auch stimulieren können.

6.1. Fassen wir noch einmal zusammen: Beim Magen- und Zwölf- fingerdarmgeschWür sollten folgende Genußmittel gemieden

werden: schwarzer Kaffee

konzentrierter Alkohol, Nikotin

Außerdem sind folgende Gewürze ungünstig: Pfeffer, Curry, Senf, Meerrettich 6.2. Wenn irgend möglich, sollte sowohl beim Magen- als auch

beim Zwölffingerdarmgeschwür für 1-2 oder 3 Wochen — am besten bis zur Schmerzfreiheit — Bettruhe eingehalten werden.

6.3. Zur medikamentösen Therapie des Ulcus ventriculi oder des Ulcus duodeni ist in der Vergangenheit vieles empfohlen wor- den, doch nur weniges hat sich tatsächlich bewährt. Das Ma- gentherapeutikum gibt es bis heute nicht!

Am besten eignen sich häufige Antazidagaben, eventuell kom- biniert mit Spasmolytika, zur Bekämpfung der Schmerzen. Sie binden die Säure und reduzieren die Aktivität der proteolyti- schen Magenfermente.

Auf die sogenannten Rollkuren kann man verzichten, sie haben allenfalls psychologische „Effekte".

An sich können Magengeschwüre unter Carbenoxolonbehand- lung schneller abheilen. Ungünstige Nebenwirkungen wie Blut- drucksteigerung, Wasserretention und Kaliumverlust sind zu beachten. Bei Nieren- und Herzinsuffizienz sowie bei Hypertoni- kern ist es kontraindiziert.

Übrige Präparategruppen (Anticholinergika, Pepsinantagonisten) haben keinen signifikanten Einfluß auf die Ulkusabheilung ge- zeigt.

6.4. Somit läßt sich sagen, daß beim peptischen Magenulkus so-

wie beim Ulcus duodeni medikamentös vor allem häufige

zu empfehlen sind. Antazidagaben

Carbenoxolon führt zwar zu einer Vermehrung der Magen- schleimmenge sowie der Viskosität des Magensaftes, es hat jedoch einige Nebenwirkungen wie:

Wasserretention Blutdrucksteigerung Kaliumverlust 6.5. Selbstverständlich dürfen „ulzerogene" Medikamente wie:

Kortikosteroide, Antirheumatika (Phenylbutazon, Salizylate, In- dometazin) und Rauwolfia-Alkaloide bei bestehendem Ulkus nicht verordnet werden.

7. Klinischer Verlauf:

Die Spontanheilungsquote des Ulcus duodeni ist groß. Hinsicht- Aktuelle Medizin

942 Heft 14 vom 7. April 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Programmierte Fortbildung

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lich einer malignen Entartung eines Ulcus duodeni stellten wir

bereits fest, daß ein solches Ereignis praktisch nicht vorkommt Komplikationen wie Blutungen und Perforation sind dagegen

nicht selten. Ulkusrezidive lassen sich kaum vermeiden. 2 bis 3 konservative Behandlungen von Duodenalulzera sind übilich.

Bei wiederholten Rezidiven sollte operiert werden. Absolute Operationsindikationen stellen die akuten Komplikationen wie Perforation, Blutung und Stenose dar.

7.1. Ein Magengeschwür sollte operiert werden, wenn es über 6-8 Wochen durch konservative Therapie keinerlei Heilungs- tendenz zeigt. Der Nachweis der Gutartigkeit ist für dieses Ab- warten entscheidend. Die Dignität einer umschriebenen Läsion muß umgehend (das heißt innerhalb von 8 Tagen nach Diagnose- stellung) durch endoskopische Untersuchung mit Biopsie be- stimmt werden. Bei Chronizität ist das Karzinomrisiko zu groß — abgesehen vom anhaltenden Risiko einer Blutung, Pene- tration und Perforation. Das „Kleinerwerden" eines Magenge- schwüres im Röntgenbild gibt keine Gewähr, daß nicht doch ein Karzinom dahintersteckt! 2 bis 3 Rezidive eines Ulkus an gleicher Stelle stellen ebenfalls Operationsindikationen dar.

7.2. Grob vereinfachend im Hinblick auf konservative beziehungs- weise chirurgische Maßnahmen kann also gesagt werden, daß beim Zwölffingerdarmgeschwür mehr abwartend-konservativ vor-

gegangen wird, sofern nicht akute Komplikationen wie Blutung,

und Perforation Stenose

zur Operation zwingen.

Das Magengeschwür sollte dagegen viel schneller sowohl bei Chronizität als auch bei Rezidivneigung operiert werden, und

zwar wegen des hohen Karzinomrisikos.

7.3. Als Operationsmethode beim Ulcus ventriculi wird heute von den meisten Chirurgen bevorzugt die Resektion nach Billroth I durchgeführt.

Beim Ulcus duodeni unterscheidet man resezierende (Billroth II) von organerhaltenden Verfahren. Unter einer organerhaltenden Operation versteht man eine selektive proximale Vagotomie, ggf. mit passagenormalisierender Drainageoperation (Pyloropla- stik).

7.4. Die selektive proximale Vagotomie bedeutet eine etwa 60- prozentige Herabsetzung der Azidität durch Vagusdurchtrennung unter Erhaltung der motorischen Fasern für die Antrumfunktion, so daß Entleerungsstörungen des Magens und auch des Darm- traktes nicht zu erwarten sind.

7.5. Die bevorzugte Methode beim Ulcus ventriculi ist also die

Operation nach , das heißt: die distale Magen- Billroth I resektion mit gastroduodenaler Anastomose.

Beim Ulcus duodeni wird entweder eine Zweidrittelresektion

des Magens mit Gastrojejunostomie = Bil lroth-1 l-Resektion durchgeführt oder organerhaltend operiert = selektive proximale Vago-

mit oder ohne Pyloroplastik. tomie Den organerhaltenden Operationsverfahren wird heute all-

gemein der Vorzug gegeben.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 14 vom 7. April 1977 943

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Aktuelle Medizin

Programmierte Fortbildung

8. Arbeit und Beruf beim Ulcus ventriculi/duodeni:

Sehr häufig stellen vielfältige Streßfaktoren Ursachen für ein Geschwürleiden dar. Die Empfehlung „Streß zu vermeiden" ist leicht gesagt, in der Regel aber um so schwerer beziehungs- weise gar nicht durchzuführen. Zumindest sollten Ulkusträger

keine Wechsel- oder Nachtschicht sowie keine unregelmäßigen Arbeiten, wie sie zum Beispiel bei Montagearbeiten u. ä. vor- kommen, verrichten.

Werden die Beschwerden — oder eine Zunahme der Beschwer- den — durch exogene Noxen am Arbeitsplatz hervorgerufen, so müssen sie durch entsprechende Schutzvorrichtungen verhin- dert oder zumindest verringert werden.

Nach -Test

Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni

1. Beim Ulcus ventriculi besteht ein Mißverhältnis zwischen aggressiven und protektiven Mechanismen der Mukosa. Zu den aggressiven Faktoren gehören die

1.

2.

Zu den protektiven Faktoren gehören 1.

2.

3.

2. Beim präpylorischen Ulkus liegt meist eine -chlor- hydrie vor, beim subkardialen Ulkus immer eine

-chlorhydrie.

3. Bei welchen Krankheitszuständen treten Magengeschwüre ge- häuft auf?

1.

2.

3.

4. Hinsichtlich der Lokalisation der Magenulzera kann gesagt werden, daß etwa 80 Prozent

gefunden werden.

5. Typische Symptome beim Ulcus duodeni sind:

1.

2.

3.

Salzsäurekonzentration;

peptische Aktivität des Magensaftes.

das Neutralisationsvermögen des Magenschleims für HCI.

Gastrininhibition;

ungestörte Durchblutung.

Norm Hypo

Zoll inger-EI lisonsynd rom Hyperparathyreoidismus Leberzirrhose

an der kleinen Kurvatur

Obstipation Nüchternschmerz

Spätschmerz nach Nahrungs- aufnahme

944 Heft 14 vom 7. April 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(9)

Wenn Diit allein nie t a

PRO-DIABA

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Die Einstellung mit PRO-DIABAN:

schnell gut - konstant gut *

* Außerdem nimmt mit zunehmender Behandlungsdauer die unter Pro-Diaban apriorischon nied- rige Hypoglykämiefrequenz noch weiter bis auf 0,3% der behandelten Patienten ab. ( L.Biumen- bach, N. Kiesselbach, J. Lehnert: Neue Ergebnisse einer multizentrischen klinischen Studie mit dem oralen Antidiabetikum Glisoxepid . Arzneim.-Forsch. (Drug Res.) 26, Seiten 931-943 ( 1976).)

Indikationen

Erwachsenendiabetes. sofern allei·

nige Diätbehandlung nicht ausreicht.

Schlechte Verträglichkeit anderer oraler Antidiabetika.

-K-ontr_a_i-nd_i_k_at_io_n_e_n ______ • lnsulinmangeldiabetes: Stoffwech·

Seidekompensation (Acidose.

Ketose. Präkoma und Coma dia·

beticum): Niereninsuffizienz:

Schwangerschaft.

Verträglichkeit

PRO-DIABAN ist sehr gut verträglich.

Magen-Darm-Störungen kommen gelegentlich vor und erfordern nur

sehr selten eine Therapieumstellung.

Allergische Hautreaktionen wurden nur selten beobachtet: sie gingen nach Absetzen des Präparates rasch zurück.

Zur Beachtung

Hypoglykämische Reaktionen Sind selten. Sie treten am ehesten zu Beginn der Therapie bei Patienten auf, die mit niedrigen Dosen aus- kommen. Um keine hypoglyk- ämischen Reaktionen zu provozieren, muß die Diät genau eingehalten werden (keine Nahrungskarenz ohne Dosisreduktion). Außerdem ist Alko- holgenuß sowie ungewohnte schwere

körperliche Arbeit zu vermeiden. Die gleichzeitige Gabe wirkungs- beeinflussender Medikamente ist zu beachten (Einzelheiten im wiSsenschaftlichen Prospekt).

Während Belastungssituationen (z.B.

Infektionskrankheiten, Operationen.

Streß. Schwangerschaft. längere Steroidbehandlung) ist oft die vorüber- gehende Umstellung auf Insulin notwendig.

Dosierung

Die erforderliche Tagesdosis liegt zwischen 112 und 4 Tabletten (2-16 mg): in der Mehrzahl der Fälle beträgt sie 1 - 2 Tabletten. die

zumeist in einer einzigen Gabe un- mittelbar nach dem Frühstück verabreicht werden. Höhere Tages- dosen sollten auf zwei oder drei Gaben verteilt werden.

Zusammensetzung und Handelsformen

1 Tablette PRO-DIABAI-J enthalt 4 mg 1-(Hexahydro-1 H -azepin-1-yl) ·3-{ p-[2-(

methyl-isoxazol-3-carboxamidO) -äthyl)-phenyl-sulfonyl} -harnstoff (Giisoxepid)

Packung mit 30 Tabletten DM 18,65 ~ Packung mit 100 Tabletten DM 4 7,50 o

(10)

Programmierte Fortbildung

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6. Beim Zwölffingerdarmgeschwür findet man oft eine Basalse-

kretion der HCI über mval/Std. Nach maximaler Gastrin- 4-5 stimulation steigt die HCI-Sekretion meist über mval/Std. 120 an.

7. Nennen Sie vier Gewürze, welche die Säuresekretion des Ma- gens stark stimulieren:

1. Pfeffer

2. Curry

3. Senf

4. Meerrettich

8. Magengeschwüre können unter Carbenoxolon-Behandlung schneller abheilen; es ist jedoch mit folgenden Nebenwirkungen zu rechnen:

1. Blutdrucksteigerung

2, Wasserretention

3. Kaliumverlust

9. Nennen Sie typische „ulzerogene" Medikamente:

Kortikosteroide, Phenylbutazon,

Salizylate, Indometazin, Cholinergika,

Rauwolfia-Alkaloide

10. Ein rezidivierendes oder chronisches Magengeschwür sollte eher als ein chronisches Zwölffingerdarmgeschwür operiert wer-

den, und zwar wegen des hohen

Karzinomrisikos

11. Beim Ulcus ventriculi wird die Operation nach Billroth I =

distale Magenresektion mit gastroduodenalvr Anastomose

bevorzugt durchgeführt.

12. Was versteht man unter einer organerhaltenden Operation beim Zwölffingerdarmgeschwür?

Selektive proximale Vagoto- mie (mit oder ohne Pyloro- plastik)

Anschriften der Verfasser:

Dr. med. Volker Flörkemeier Berufsförderungswerk Vallendar Sebastian-Kneipp-Straße

5414 Vallendar Privatdozent Dr. med.

Heribert Frotz Med. Univ.-Klinik 5000 Köln 41 Aktuelle Medizin

946 Heft 14 vom 7. April 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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