• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Public Health Genetics: Suggestiv" (18.01.2008)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Public Health Genetics: Suggestiv" (18.01.2008)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A95

B R I E F E

Herstellerfirma bei älteren, bettläge- rigen Patient(inn)en, die das Mittel einnahmen, herumging und ihnen zwischen 10 000 und 20 000 DM an- bot für eine Verzichterklärung auf je- de Regressforderung durch eine Me- dikamentennebenwirkung. Auf mei- ne Intervention hin beim Klinikdi- rektor, Herrn Prof. Dr. G. Schalten- brand, erhielt dieser Firmenvertreter Hausverbot. Auch dieser Vorgang beweist, dass die Politik der Herstel- lerfirma, ohne jede Rücksicht auf die ihr bekannten Nebenwirkungen, al- lein auf Verkauf, also Umsatz und Gewinn, ausgerichtet war. Auf die berechtigte, moralische Forderung an eine Firma, Nebenwirkungen ih- res Produkts zu erkennen und zu ver- meiden, wurde zu diesem Zeitpunkt keinerlei Rücksicht genommen. Im Strafverfahren gegen die Firma Grü- nenthal stellte der Frankfurter Neu- ropathologe, Prof. Dr. Werner Krücke, in Tierversuchen einwand- frei fest, dass Thalidomid zu einer Neuropathie der periphersten ge- mischten, also motorischen und sen- siblen Nerven beim Kaninchenfeten führt und damit für die Nebenwir- kungen, also die gesamte Contergan- Katastrophe, verantwortlich ist.

Prof. Dr. med. Gert Jacobi,Blücherstraße 9, 63739 Aschaffenburg/Main

PUBLIC HEALTH GENETICS

In Deutschland scheut man sich, Public Health und Genetik zusammen- zubringen (DÄ 41/

2007: „In Deutsch- land noch umstrit- ten“ von Prof. Dr. med. Jörg Schmidtke).

Suggestiv

Der Titel ist suggestiv. „Noch umstrit- ten“ könnte bedeuten, dass der Autor für die Zukunft erwartet (oder er- hofft?), es werde keinen Diskurs mehr über „Public Health Genetics“

geben. Eine erschreckende Vorstel- lung. Die genetische Forschung ist ein Beispiel dafür, wie ein bestimm- tes Menschen- und Krankheitsbild (der Mensch als Objekt biochemi- scher Prozesse), technische Machbar- keiten, eine bestimmte Wissen-

schaftskultur (welche Art von For- schung bringt Ansehen?) und wirt- schaftliche Interessen Fakten schaf- fen, die wiederum das zugrunde lie- gende Menschen- und Krankheitsbild unterstützen und verstärken. Es wird kaum reflektiert, welche (krank ma- chenden) Wirkungen dieses Men- schenbild hat. Der Autor beschreibt die Möglichkeiten, gesunden Men- schen Informationen über ihre indivi- duellen Krankheitsdispositionen zu geben, um sie unter Umständen zu er- höhter „Compliance in Bezug auf präventive Maßnahmen“ zu bewegen.

Ein so informierter Patient wird Angst bekommen oder sogar erschüt- tert sein. Die Information über eine ihn bedrohende Krankheit (die ihn auch ohne das neue Wissen vielleicht nie befallen hätte), wird ihn zum Op- fer seiner Gene machen. Er ist Ob- jekt. Nun wirft ihm die Medizin im

besten Fall einen zweifelhaften Ret- tungsanker zu: Er kann auf der Basis vorläufigen und unvollständigen Me- dizinwissens ein Risiko vermindern.

Das Risikofaktorenmodell von Krankheit wird als Wahrheit übermit- telt. Das Modell gibt dem Betroffenen nur eine beschränkte Freiheit und Au- tonomie und impliziert oft ein nicht zu beseitigendes Grundunsicherheits- gefühl (Risikofaktoren sind oft nur verminderbar und nicht löschbar) . . . Ist er psychisch stabil und stark, wird er sich nach einer Zeit (zumindest vornehmlich) wieder als Subjekt und Schöpfer seines Lebens begreifen – trotz der medizinischen Intervention in Form der „wissenschaftlichen In- formation“. Das wird nicht allen so Informierten gelingen. Es ist bekannt, dass die Menschen gesünder sind, die ihr Leben „selbst in die Hand neh- men“. Das entspricht auch meiner kli-

(2)

A96 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 318. Januar 2008

B R I E F E M E D I E N

nischen Erfahrung. Im Prozess hin zu mehr Freiheit und Gesundheit bedarf es einer Stärkung des Subjekts . . .

Dr. med. Klaus Niehoff,Marbodstraße 14, 65719 Hofheim am Taunus

PRAKTIKA

Bei originär ärztli- chen Aufgaben be- steht die Aufsichts- pflicht (DÄ 40/2007:

„Praktika im Medi- zinstudium: Rechtli- che Grenzen des De- legierens“ von Dr. med. Andreas Klement et al.).

Rückzug aus der Verantwortung

So richtig die Ausführungen in der Sache auch sein mögen, so wenig hilfreich sind sie für die lehrenden Ärzte und noch viel weniger für die Studierenden im praktischen Jahr. Ei- nerseits sollen die PJler den Autoren zufolge „an keiner Stelle eine ärztli- che Tätigkeit selbstständig durch- führen“, selbst Infusionen sollen

„prinzipiell vom Arzt durchgeführt werden“. Andererseits ist es tagtäg- liche Realität in Kliniken, dass junge Assistenten schon ab dem ersten Tag selbstständig Stationen führen, Auf- nahmen und Untersuchungen vorneh- men, Therapieschemata entwickeln und auch auf Untersuchungsergebnis- se reagieren können. Ich hoffe, dass nicht nur mir die massive Diskrepanz zwischen den von Ihnen gezogenen

„Grenzen des Delegierens“ und den Anforderungen an Jungassistenten auffällt. Mit dem in meinen Augen ziemlich feigen Rückzug aus der Ver- antwortung für die praktische Ausbil- dung des Nachwuchses verschieben sich Lernprozesse in die ersten Assis- tentenjahre, wo sie keinen rechten Platz haben und dann die Jungärzte zutiefst frustrieren – und das, wo Me- dizin ohnehin zu den Fächern zählt, in denen sich die meisten Studienabgän- ger unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet fühlen. Insofern möchte ich einen in einem vorausgegangenen DÄ gemachten Vorschlag wieder auf- greifen und PJler eher als Unterassis- tenten begreifen, die, unter enger Aufsicht und Evaluation, durchaus ei-

genständig Untersuchungen, Befun- dungen und Therapieentscheidungen durchführen. Deshalb heißt es „prak- tisches Jahr“. Ausbildende Ärzte müssen in der Lage sein, aus dem Hintergrund zu überprüfen, ohne alles selbst machen zu müssen, und brau- chen dabei auch die Courage, eher Fehler abzufangen als sie durch Nichtdelegieren zu vermeiden . . .

Markus Wedemeyer,Bahnhofstraße 32, 26180 Rastede

Lösungsvorschlag erwartet

Die in dem Artikel beschriebenen Umstände, unter denen ein Medizin- student ärztliche Tätigkeiten ausüben darf und sollte, haben mit der alltäg- lichen Praxis eines Studenten in der Famulatur, im Blockpraktikum und im praktischen Jahr nichts zu tun.

Allenfalls stellen sie eine Idealvor- stellung dar, abgeleitet aus der Ap- probationsordnung für Ärzte und an- deren rechtlichen Bestimmungen.

Studenten im praktischen Jahr, die in den Betrieb einer Krankenstation ei- nes Universitätsklinikums eingebun- den sind, führen alltäglich ärztliche Aufgaben durch, ohne dass eine Überprüfung ihrer Fähigkeiten er- folgt wäre oder ein Arzt anwesend ist. Selbst nicht delegationsfähige Aufgaben, wie das Aufklärungsge- spräch, werden, auf Geheiß der kli- nisch tätigen Ärzte vor Ort, routi- nemäßig von Studenten durchge- führt, ohne dass im Anschluss eine Kontrolle dieses rechtlich ohnehin schon unzulässigen Vorgangs erfolgt.

Eine Weigerung des PJ-Studenten, diese Tätigkeiten auszuführen, ent- spräche einer Arbeitsverweigerung.

Somit sind große Teile der prakti- schen Ausbildung von Medizinstu- denten systematisiert illegal. Die Gründe für diesen Missstand liegen sowohl in den Vorschriften des gel- tenden Rechts als auch in den Bedin- gungen, unter denen die praktische Ausbildung der Studenten im Kran- kenhaus umgesetzt wird. Von den Autoren hätte man also zumindest erwarten können, dass diese Zustän- de benannt und eine Lösung vorge- schlagen werden.

Jakob Triebel,Hermann-Rein-Straße 8/154, 37075 Göttingen

KINDERORTHOPÄDIE

Schwieriges Gebiet umfassend dargestellt

Das Buch widmet sich ausführlich und reich bebildert einem klinisch sehr relevanten Bereich der Erkran- kungen des musculoskelettalen Sys- tems. In anschaulicher Weise wer- den die typischen Erkrankungen des Bewegungsapparats bei Kindern dargestellt.

Das Buch gliedert sich in einen kürzeren allgemeinen Teil, der die Prinzipien der konservativen und operativen Therapie und sozialme- dizinische Aspekte berücksichtigt.

Ausführlich werden die verschiede- nen Stadien des Wachstums und der Entwicklung des Skelettsystems dargestellt. Anhand übersichtlicher Tabellen ist es möglich, die aktuelle Entwicklung eines kindlichen Pati- enten einzuordnen. Im speziellen Teil werden die verschiedensten Erkrankungen strukturiert und gut bebildert dargestellt. Erfreulich ist, dass auch das Gebiet der Trauma- tologie kompetent dargestellt wird.

Die wichtigsten knöchernen Verlet- zungen werden radiologisch und schematisch mit den dazugehörigen Therapieprinzipien und Komplikati- onsmöglichkeiten erläutert. Am En- de gehen die Autoren noch auf die Differenzialdiagnostik von Beschwerden des musculoskelettalen Sys- tems bei Kindern ein.

Die zusätzliche Dar- stellung der einschlä- gigen klassischen und aktuellen Literatur er- möglicht zudem ein ver- tiefendes Studium.

Das Buch wendet sich an Ärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie so- wohl in der Ausbildung als auch in der Praxis, an Kinder- ärzte und alle ärztlichen Kollegen, die kindliche Erkrankungen be- handeln. Das schwierige Gebiet der Kinderorthopädie ist umfas- send und übersichtlich dargestellt.

Peer Eysel

Peter Matzen (Hrsg.): Kinderorthopädie.

Urban & Fischer, Elsevier GmbH, München, 2007, 675 Seiten, gebunden, 136 Euro Subskriptions- preis, ab 24.1.2008: 170 Euro

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

So sind fast drei Viertel (73 Prozent) der Meinung, dass die Therapiefreiheit nicht mehr gewähr- leistet sei.. Nach Einschätzung der Befragten wird sich die Situation sogar

So richtig die Ausführungen in der Sache auch sein mögen, so wenig hilfreich sind sie für die lehrenden Ärzte und noch viel weniger für die Studierenden im praktischen Jahr..

„Volksgesundheit“ (eine der denk- baren Übersetzungen von „Public Health“) und Genetik zusammenzu- bringen, damit tut man sich in Deutschland wegen eines potenziel- len

Auch unsere ärztlichen Organisa- tionen sollten sich ernsthaft in al- len Gremien mit dieser Frage be- schäftigen, damit der Ärzteschaft nicht der Vorwurf erwächst, ihrer Aufgabe

Im Interesse unseres Berufsstandes und insbesondere der betroffenen Patien- ten sollte klipp und klar gesagt wer- den, dass diese Methoden nicht un- konventionell und auch

es gibt keine rechten oder lin- ken Diagnosen, und eine Therapie kann nur unwirk- sam, schädlich oder mehr oder weniger wirksam sein. Die Sicht rechts oder links, progressiv (was

Die Aussage, daß Leitlini- en nicht ausreichend „patien- tenbezogen“ sind, muß inso- fern präzisiert werden, als Pa- tienten hierzulande nur sehr selten an der Entwicklung

Im Fall von Honorarrückfor- derungen durch die KV – al- so nicht bei Bescheiden in der Wirtschaftlichkeitsprü- fung oder wegen Über- schreitung der Richtgrößen- volumina – haben