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Archiv "Umweltschutz — auch Sache der Ärzte" (12.11.1982)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FORUM

Der Umweltschutzgedanke wird von der Ärzteschaft noch immer stiefmütterlich behandelt. Dabei könnten gerade wir Ärzte auf die- sem Gebiet durch sachverständi- ge Mitarbeit einiges ausrichten.

Durch eine Fülle von Arbeiten des In- und Auslandes ist erwiesen, daß durch Umweltgifte nicht nur zu vernachlässigende Schäden, sondern echte Krankheiten entste- hen. Schon in den 60er Jahren wurden Arbeiten vorgelegt, die nachweisen, daß Rachitis und Lungen-Karzinom-Sterblichkeit im Ruhrgebiet gegenüber der Land- bevölkerung deutlich vermehrt auftraten und die Lebenserwar- tung der Bevölkerung in diesen Ballungsgebieten niedriger war.

Heute mehren sich allenthalben die wissenschaftlichen Arbeiten, die diese Erhebungen erhärten.

Die Vorsorge auf diesem Gebiet wird sträflich vernachlässigt. Wel- chen Sinn hat etwa ein „Krebs- Vorsorgeprogramm" wenn nicht bereits im Vorfeld Maßnahmen er- griffen werden, um diese Erkran- kungen möglichst zu vermeiden.

Man könnte fast von einer Schizo-

phrenie der ärztlichen Vorsorge sprechen.

Hier sei nur an die Tatsache erin- nert, daß trotz Gesetzesauflagen von 260 deutschen Kohle- und Mischfeuerkraftwerken nur ein gu- tes Dutzend über moderne Filter- anlagen verfügt. Während uns täg- lich Hiobsbotschaften erreichen über Schäden in Flora und Fau- na durch Umweltverschmutzung, werden die Auswirkungen auf die Physiologie des Menschen baga- tellisiert oder gar ignoriert.

In aller Welt kümmern sich vieler- lei Gruppierungen um das Pro- blem Gesundheit und Umwelt, doch die Ärzteschaft schweigt sich zum großen Teil aus.

Das gilt nicht allein oder in erster Linie für unsere offiziellen Stan- desvertretungen, sondern gerade auch für Wissenschaftler, Kliniker und niedergelassene Kollegen.

Andererseits äußern ärztliche Au- toren immer wieder ihr Erstaunen, wenn sich sogenannte Randgrup- pen dieser Thematik annehmen und dann Aussagen machen, die an der Ärzteschaft vorbeigehen.

Die Ärzteschaft sollte sich 'nicht wundern, wenn ihr vorgeworfen wird, in diesem Fragenkomplex versagt zu haben. Es ist wirklich an der Zeit, daß Umwelttoxizität sowohl in die Fortbildung der Ärz- tekammern als auch Lehrstoff an den Universitäten wird. Es genügt nicht, Toxikologie und Pharmako- logie der klassischen Form zu leh- ren und zu kennen, sondern bei Krankheitsdiagnostik und -thera- pie müssen die Umweltbelastun- gen als krankmachende Ursache berücksichtigt werden.

Es ist sehr bedauerlich, daß uns Ärzten heute mehr durch die allge- meinen Medien — bis hin zur Bou- levardpresse — Informationen über Umwelttoxizität erreichen, als durch zusammenhängende Be- richte in unseren Fachzeitschrif- ten.

Auch unsere ärztlichen Organisa- tionen sollten sich ernsthaft in al- len Gremien mit dieser Frage be- schäftigen, damit der Ärzteschaft nicht der Vorwurf erwächst, ihrer Aufgabe in der Gesellschaft nicht voll nachgekommen zu sein.

Es ist bemerkenswert, daß in der Forstwissenschaft, in der Wasser- wirtschaft und in den verschiede- nen Industrieverbänden der Um- weltschutz ein Zentralthema der Fachzeitschriften ist und auch ei- ner Vielzahl von Veranstaltungen geworden ist.

Kurzum: Die medizinisch-wissen- schaftlichen Gesellschaften, die Ärztekammern und -verbände, die medizinischen Forschungsinstitu- tionen sollten zusammen ein Kon- zept für die ärztliche Mitwirkung am Umweltschutz entwickeln.

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Horst Pomp Dr. med. Rolf Roskothen Dr. med. Clemens Schmeck c/o Interessengemeinschaft gegen Luftverschmutzung e. V.

Donnerstraße 176 4300 Essen 11

Umweltschutz —

auch Sache der Ärzte

Horst Pomp, Rolf Roskothen und Clemens Schmeck

Die Verfasser appellieren in ihrem — spürbar von persönlichen Erfahrungen geprägten — Artikel an die Kollegen. sich mehr um den Umweltschutz zu kümmern. Das Gebiet dürfe nicht zu einer Domäne von Laien werden. Die Autoren gehören einer Gruppe von Ärzten an, die sich seit etwa zwanzig Jahren aktiv für den Umwelt- schutz einsetzen. Sie können, vor allem im Ruhrgebiet, aber auch darüber hinaus, auf manche Erfolge verweisen, zum Beispiel bei der Verbesserung des Immissionsschutzes.

74 Heft 45 vom 12. November 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe B

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