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(1)

655

Ueber die Aussprache des Arabischen in den ver¬

schiedenen Dialecten des Maghrib.

Von

Heinrich Freihei-rn von Maltzan.

Das Ärahische hat hekanntlich in den Dialecten des Maghrib

grosse Abweichungen von der correcten grammatikalischen Form uud

noch grössere von der ursprünglichen Aussprache des classischen

Arabisch erfahren, als vielleicht irgend ein anderer Dialect. Wenn

schon Ibu Chaldün die Sprache des Magbrib als entschieden Moss-

ta'dschim (^^^JJ^a) bezeichnet und damit sagen will, dass sie sich

von dem ursprünglichen Arabisch mit der Zeit mebr und raehr ent¬

fremdet habe, so müssen wir heut zu Tage diesen Satz in noch

verschärf terem Grade gelten lassen. Die grammatikalischen Ab¬

weichungen sind allerdings so zahlreich und barbarisirend, dass sie

diese Dialecte dem an die des Ostens gewöhnten nur wie elende

Verstümmelungen erscheinen lassen. Aber nicht in gleichem Grade

ist in den verschiedenen Mundarten des Maghrib das ursprüngliche

Bild der reinen Sprache verzerrt. Durch die Franzosen ist aller¬

dings der algierische Dialect vielfach in Europa bekannt geworden

und wenn die übrigen Mundarten des Magbrib demselben so nahe

ständen, dass sie nur als Unterahtheilungen von ihm angesehen wer¬

den könnten, so würde dieser Aufsatz überflüssig sein. Da dieses

aber (wenigstens in Bezug auf die Aussprache) nicht der Fall ist,

da namentlich der algierische Dialect mir in mancher Beziehung

tiefer zu steheu scheint, als andere magbrebinische, so glaube ich,

werden meine Bemerkungen über die Dialecte dieser Ländertheile,

die ich lange bewohnt und vielfach durchwandert, nicht unwillkom¬

men erscheinen.

Der feinste und gebildeteste dieser Dialekte ist ohne Zweifel

der von Tunis. xJojC lt-V" e)'"'*'^ Sprache von Tunis, die

ist Arabisch" sagen die Tuniser mit Stolz und sie haben in gewisser

Beziehung (im Vergleich mit andern Völkern des Magbrib) Recht.

Die Tuniser verwechseln (mit einer einzigen Ausnahme, von der

weiter unten die Rede) nicht die verwandten Lautwerthe, welche

(2)

656 V. Maltzan , ülicr äie Aiisspraclie ties Arabischen

auf verschiedenen Articulationsstellen ausgesprochen werden, wie die

Algierer, Marokkaner und zum Theil auch die Tripolitaner, sie

machen nicht aus Dsal [S) und aus ijo (Dhad) ein einfaches Dal

[S) , nicht das Cj (Tha) zu einem O (Ta), wie es die andern meistens

thun. In der Aussprache der auf der Zungenspitze articulirten Laute

heben sie sogar die Nüancirungen der verschiedenen Unterabtbeilungen

scbärfer hervor, als es die meisten Araber des Orients thun. Aber

ihre Feinheit der Aussprache wird nicht selten zu einer ungerecht¬

fertigten Verfeinerung, indem sie gewisse Lautwerthe so abschwächen,

ich möchte sagen verweichlichen, dass es uns als Affectation er¬

scheinen muss.

Die Marokkaner verfallen in das entgegengesetzte Extrem ; ihre

Sprache ist ungleich roher, ungehobelter, aber auch einfacher und

natürlicher, frei von aller Geziertheit. Die Algierer steben zwiscben

beiden mitten inne, näbern sicb jedoch mehr der marokkanischen

Aussprache. Die Tripolitaner zeigen die Eigentbümlicbkeit, dass

sie in ihrer Aussprache Manches mit den Algierern, die ihnen geo¬

graphisch doch f'erner liegen, gemein haben, während ihr Wortschatz

sich mehr dem tunisischen nähert. In allen vier Ländergebieten

bemerken wir jedoch durcbwcg einen grossen Unterscbied zwischen

der Sjirecbwcise der Städter und derjenigen der Landaraber und

zwar so , dass entfernte Städte sich bierin oft näher zu stehen

scheinen, als eine dieser Städte den ihr zunächst wohnenden Be¬

duinen.

Doch genug vou Allgemeinheiten. Ich will es versuchen die

Aussprache der einzelnen Lautwerthe in jedem dieser vier Länder,

wie ich dieselbe auf meinen Heisen beobachtete, synoptisch zusam¬

menzustellen und zwar beginne ich mit den Consonanten, da die

Aussprache der Vocale im Arabischen so vielfach von dem Charakter

der vor ihneu stehenden Consonanten bedingt wird, dass die Aus¬

sprache der einen erst die der andern verständlich macht.

Die Araber theilen die Consonanten in drei Hauptclassen, 1. Kehl¬

laute S.AäI=>ijj^j 2. Zungenlaute najLav^J, 3. Lippenlaute

'« - '

S.A.^2Xi i_ijj> .

1> In der Ortliograpliie folgt- ich im Ganzen dem von Sprenger in der Einleitung zu seinem ..das l.eheii und die Lehre des Jlohammad" aufgestellten System und ■nciclie nur in folgeiideni von demselben ab. ^ scbreibe icb dsch (Psehim^ nicht g, j ds (Dsal) nieht dz , J s ,;Sayir nieht z, ^J-^ ss (S.5yn) nicht s (was viel zu scliwach wiire), ts (Tsä) niebt tz , ^ zuweilen rh (Rhayn) , nur selten gh (Ghayn) , q (Q^'if^ 'ii'^''t k , um den Punkt zu ver¬

meiden. Mir bleilicn nur zwei punktirte Zeichen ^ (b) und (t''. Erfahrun- L'eii , die ieb andern Orts zu erläutern buffe . liegen diesen Modificationen zu (1 runde.

(3)

in den verschiedeuen Dialecten des Mafjhrih. 657

Die Kelillaute sind sechs, nämlich 5 (He), c- (Hamsa), ^

(Ha), ^ (Ayn), ^ (Cha) u. ^ (Rliayn oder Ghayn). Manche rechneu

auch das ! (Alifj hinzu , aber nach der üblich gewordenen An¬

schauungsweise hat 1 allein gar keinen Lautwerth. Die Maghrebiner lassen es zwar in ihrem Alphabet, ebenso gut wie "il (läm alif), wel¬

ches doch offenbar nicht hinein gehört, stehen, aber um anzudeuten,

wie sie wohl erkennen, welches Zeichen dem i erst Ausdruck giebt,

nehmen sie das * als 30ten Buchstaben hinzu.

Die schwächsten Kehllaute sind 5 u. * (Hamsa), der Spiritus

asper und der spiritus lenis der Griechen. Ersteres ist überall das¬

selbe und entspricht genau unserm deutschen h am Anfang der Syl¬

ben. Zum blosen tonverlängernden Zeichen, wie unser h in der

Mitte der Sylben z. B. in Hahn, wird es zwar nie, wohl aber wollte

es mir oft vorkommen, als näbere es sich einer solchen Abschwächung

oder vielmehr gänzlichem Verlust seines Lautwerthes und zwar wenn

es am Ende der Wörter nach einem Vocal steht. So wird z. B.

«.E

!tjjü!l (der Rechtsgelehrte) so ausgesprochen, dass man das « kaum

hört; man sagt Faqyh oder F'qyh, aber es klingt fast als hiesse

es bloss Faqy oder F'qy.

Das Hamsa hat nur am Anfang der Sylben eine Bedeutung

lür die Aussprache bewahrt. Es ist ein abgeschwächtes ^ (Ayn),

jedoch so abgeschwächt, dass es kaum hörbar wird. Da es nicht

allein stehen kann, so dient ihm immer (wenigstens in den Fällen,

in welchen es noch ausgesprochen wird) ein I (Alif) zur Grundlage

und beide zusammen bilden das vocalisch-consonantische Doppel-

C £■

zeichen (. Im Magbrib wird der Vocal, der auf diesem ! steht,

wenn es nicht verdoppelt ist , fast imnier verschluckt und es bleibt

nur der einfache Kehllaut des Hamsa übrig. Am Auffallendsten

findet dieses statt, weun dieser Vocal ein Kessra ist und der nächst- - u

folgende Consonant keinen Vocal hat. So werden Worte wie J^acU«»( ,

' £■

^ffljjl A nicht Issnmyl, Ibrähym, sondern Ssmayl, Brähym aus-

gesprochen, aber in beideu Fällen tönt vor dem dschesmirten Con¬

sonanten ein Schwacher gutturaler Vorschlag, den wir mit unsern

Buchstaben nicht schreiben können, und in dem jeder Anklang au

das Kessra verloren gegangen ist. Selbst in den Fällen, wo ausser

£

dem auf dem i ruhenden Kessra im ganzen Worte kein Vocal mehr

(4)

658 Maltzan, über die Aussprache des Arahischen

ist, findet diess statt. So liörte ich in Tunis in dem hekannten

" / 1

Karawanenliede das Wort Jo! (Kameel) nicht lbl, sondern B 1,

6

oder mit vorhergehendem Artikel Elb 1 sprechen, wo dann an

die Stelle das Dschesma ein sehr schwaches kaum vernehm¬

bares e trat. Ist der Vocal Dhamma oder Fatha, so geht er

gewöhnlich in ein stummes e über , das aher beim Dhamma

einen Anflug von ö oder vom französischen eu hat. So heisst

O 5 .«

der Imperativ von ^^äJ' ( schreiben ) w•j:^'! nicht Oktob , son¬

dern öktob. Lässt es die Natur der Buchstaben zu , so geht

> u<

sogar dieser Vorschlag ganz verloren, z. B. Vj*"' (trinke) nicht

Oschrob, sondern Schrob. Im Artikel J! ist der Vocal ganz zu

einem stummen e geworden und man kann sagen, dass eigentlich

— u

nur noch das Hamsa tönt ; man spricht tXiJt nicht Albalad, sondern

"Lblad aus. Beginnt das Wort mit einem langen Vocal, so fällt

•t-U-ti ^

selbst dieser Vorschlag weg z. B. ^.«'iJl (der Getreue), nicht el Amin

sondern Lämin. Nur dann, wenn das Hamsa radical ist, bleibt es

in den meisten Fällen mit dem auf ihm stehenden Vocal unverdräng-

ui oE

bar z. B. ^ö! heisst stets 0 d s n oder Udsn, ijoj^ stets Ardh. Aus-

<j

nahmen hiervon haben wir scbon in und im Artikel Ji gesehen ;

.E '

eine andere ist ^jI, das uie, wie in Syrien Abu, sondern stets bü

) E

gesprochen wird, y>l nicbt Achü, sondern Chu, und viele andere.

Uebrigens glaube ich bemerkt zu haben, dass bei den Maghrebinern

nur sehr wenig Wörter des Lexicons, die ein I zum Radical haben ,

gehräuchlich gebliebeu sind. Von denen , die mit einem solchen

anfangen, sind über 80 Procent ausser Gebrauch gekommen.

Die mittleren Kehllaute ^ u. ^ bilden gleichsam die '2te Po¬

tenz der gutturalen Articulation. Beide werden im ganzen Magbrib

gleich und wie im Orient ausgesprochen. Nur vom g ist zu bemer¬

ken, dass es einen grossen Einfluss auf die Ausspracbe des folgen¬

den Vocals ausübt, indein es denselben nur dann unverändert bei¬

behält, weun er seiner Articulatiousstelle nahe liegt. Diess ist zum

Beispiel bei A und 0 der Fall, und desshalb verändert in der Regel

das ^ diese Laute nicht. Man sagt , 'Abd , vJUc , 'Onq, (JLc

'Älem. Stehen beide Vocale vor und nach dem g^ so behält ge¬

wöhnlich das A die Oberhand und das 0 wird verschluckt z. B.

(5)

in den verschiedenen Dialecten des Mnghrih. 659

I^LJi (der Lehrer) wird M'allem, jXi,*/« M'aseher ausgesprochen.

Anders ist diess mit dem Vocal I, welcher der Articulationsstelle

des g ferner liegt. Das kurze I (Kessra) geht iu einen unsrem

Diphtongen ö oder dem französische eu verwandten, jedoch kürzeren

O j C" " €

Laut über, z. B. aus Ildsch wird Uldsch, aus ^^-isc Ischa

wird 'Öscha, ^j^^c 'Irss wird 'Örss u. s. w. Nur dann wenn das I

ein langes ist, bleibt es unverdrängbar , so sagt man s^i^a 'Yscha

(Leben) ^-fts«*i5 Dha'yf (schwach). Auf die Diphthonge übt das ^

stets einen gesunden Einfluss , das heisst die auf ein ^ folgenden

Diphthonge ay und au gehen nie in e, ä, y oder u über, wie nach

o -

anderen Consonanten, sondern behalten ihren Laut rein z. B.

(Quelle) 'Ayn ^y^c (Hülfe) 'Ann, während wir weiter unten bei

Besprechung der Diphthonge zeigen werden, dass dieselben soust

allgemein in andere Laute übergeben.

Die dritte Potenz der gutturalen Articulation bilden die Laute

A und g. Ueber die Aussprache des erstereu habe ich keinerlei

Eigenthümliehkeit bemerkt. Was den letzteren betrifft, so steht er

bekanntlich zwischen einem li und G, dem französischen r grasseye

sehr ähnlich, wie es das gemeine Volk in Paris ausspricht. Im

ganzen Westen von Tunis an, entspricht das ^ diesem K-laut, in

Tripolis dagegen nähert es sich bedeutend dem G und klingt fast

wie unser g in gut. So klingt dasselbe Wort in Algier und Tripolis

• > I

ganz verschieden, z. B. hI^lXc in Algier Rhodua, in Tripolis Gbodua.

Die Städtenamen _bLc und jj^.<tAc werden von den Algierern Rhät

und Rhadämiss, von den Tri])olitanern Ghat und Ghadämiss ausge¬

sprochen. Die Bewohner der westlicben Berberei kommen in der

Aussprache dieses Lauts nur dann einem g näher, wenn ein wirk-

O '

liches r darauf folgt. Z. B. Vj*-* Magbrib, nicht Marhrib. Im

Ganzen glaube ich bemerkt zu haben, dass die rein arabischen

Stämme des Maghrib das ^ wie Rh und die arabisirten Berber es

wie Gh aussprechen, eine sehr auffallende Erscheinung, da gerade

das Gh die in Arabien selbst gebräuchliche Aussprache ist, wo ich

nur selten das Rh hörte. Doch sind nnser Rh und Gh immer nur

sehr unvollkommene Aequivalente, die den wahren Laut, der zwi¬

schen beiden steht, nicht wiederzugeben vermögen.

(6)

660 V. Maltzan, über die Aussprache des Arabischen

Die selir zahlreiche Classe der Zungenlaute zerfällt in vier

Ahtheilungen, in Laute 1) der Zungenwurzel ^^L-%»iJl ^^^^f , 2) der

Mittelzunge ^.,LJÜ| Ja*«^, 3) des Zungenrandes ^JL— LI! ijL=-, 4) der Zungenspitze ^L*JIJ! i_jfb .

Die ersteren, die Laute der Zungenwurzel, würden wir noch Gut¬

turale nennen. Diese sind nach den Arabern ,j und u^. Mein

algierischer Lehrer pflegte das eine (das ^ ) das grosse K , das

andere (das u^) das kleine K zu nennen und schien dadurch ledig¬

lich auf die Aussprache anzuspielen, denn der Form der Schrift¬

zeichen nach müsste die Bezeichnung eher umgekehrt sein. Es war

das eine Bezeichnung, ähnlich wie manche Deutsche von einem har¬

ten p und weichen b reden, natürlich ebenso unrichtig, denn die

Buchstaben und ^ werden in der Aussprache von keinem Araber

verwechselt. Aber nichtarabische Moslems, wie Kabylen und Türken,

verwechseln dieselben vielfach, und auch fast allen Europäern geht

es so.

Das ^ bleiht hier stets ein reines K und geht im Magbrib nie

in einen andern Consonanten über, wie diess z. B. bei vielen Stäm¬

men Arabiens stattfindet, welche es in ksch, tsch oder ts verwan¬

deln und yibärits fyts oder yibäritsch fytsch statt yibärik fyk

(öLj a^jLj) sagen.

Das ^ hat durchgehends zwei verschiedene Aussprachen und

zwar in allen Provinzen sprechen es die Städter wie eine zweite

Potenz von K, die Landleute fast wie ein G aus. Erstere Aus¬

sprache hat für den Europäer die grössten Schwierigkeiten und

ich glaube, dass er wohl thut, sie gar nicht zu erlernen, sondern

sich au die der Landaraber zu halten, welche auch Wallin schon

für die ursprünglich richtige gehalten hat. Die Landaraber haben

auch in Grammatik und Vocabeln mehr vom klassischen Arabisch

bewahrt, als die Städter, so dass wir ihnen wohl auch in der Aus¬

sprache mehr Vertrauen schenken können. Zudem stimmen die

Landaraber aller arabisch redenden Gebiete hierin übereiu ; selbst

die Fellah's von Aegypten, Syrien und Iraq sprechen das ^^ wie

ein G aus, gerade wie die maghrebinischen Beduinen, und in Ara¬

bien verwechselt man dieseu Laut oft geradezu mit dem Ghayn (^).

Dagegen lautet das ^ bei den Städtern iu ünterägypten und Pa¬

lästina, dem südlichen Syrien fast wie ein Ayn (g^) oder auch nur

wie ein Hamsa, was einige Reisende, die kein scharfes Gehör be¬

sassen, sageu liess, dieser Buchstabe würde dort gar uicht ausge¬

sprochen. Weuu daber die Städter in Algier und Tunis ihre Aus¬

sprache des ^_3 als die nachahniungswürdigste anpreisen und uns

die verwickelte Definition geben, dass dieser Buchstabe zwischen

der Zungenwurzel uud der Kehle articulirt werden müsse, so brau¬

chen wir uns gar uicht auf ein so schwieriges Experiment einzu-

(7)

in den verschiedenen Dialecten des Maghrib. 661

lassen, sondern können ihnen einfach antworten, dass wir durchaus

nicht von der Richtigkeit ihrer Aussprache überzeugt sind. Auch

in Damascus und andern Städten des Orients spricht man ^ auf

diese unendlich schwierige Art aus. Ich wollte es einmal in der

erstgenannten Stadt auf diese vermeintlich richtige Weise ausspre¬

chen lernen, bekam aber fast einen Zungenkrampf und habe mich

seitdem lediglich an die Aussprache der Beduinen gehalten, die

meiner Ansicht nach auch die richtige ist, eine Ansicht, welche, wie

gesagt, schon Wallin ausgesprochen hat (Ztschr. d. DMG. IX, 27).

Auf die Aussprache des folgenden Vocals übt das ^ im Ma¬

gbrib ganz denselben Einfluss aus wie im Orient. Dasselbe bleibt nach

ihm stets rein und unverändert, während es sich nach u5 häufig zu

dem verwandten stummen Lautwerth abschwächt.

Die auf der Mittelzunge articulirten Laute sind ^> lA.

Von diesen dreien bieten und ^ keinerlei Anomalien in ihrer

Aussprache im Munde der Maghrebiner. Anders ist es mit dem ^ ,

Dessen normale Aussprache ist bekanntlich das französische dj, für

welches unser deutsches dsch nnr ein unvollkommnes Aequivalent

bildet. So wird es fast in ganz Algerien betont. Nur in einzelnen

Wörtern tritt eine besondere Verstärkung des Consonanten ein, die

ihn fast zu einem türkischen ^ macht. So sagen die Algierer

c

Atschi (Komme), Utsch (Gesicht) für ^^^s>. und »a^^. In Marokko

geht es dagegen beinahe in ^ji über. In Tunis hat dieser Buch¬

stabe zwei verschiedene Aussprachen, die eine wie ein französi¬

sches dj, jedoch sehr abgeschwächt, fast wie ein französisches g in

nager, manger, die andere merkwürdiger Weise geradezu wie ein

• (Sayn), französisches z oder deutsches s in Waise. Wann die

eine oder die andere dieser Aussprachen eintritt, scheint durchaus

von keiner Regel abzuhängen , sondern lediglich auf der launen¬

haften Corruption des Dialects zu beruhen. Am häufigsten fand

ich jedoch diese Aussprache des ^ als weiches s oder französisches

z in solchen Fällen, wo in demselben Worte andere Zischlaute

standen, z. B. (Städtename) sollte Dschardschyss ausge¬

sprochen werden, lautet aber statt dessen stets Sarsyss, mit fran¬

zösischer Schreibart Zarzis; ^j-ili- (ein Stamm) sollte Dscheläss

(Djeläs) lauten, man spricht aber Seläss (Zeläs), ganz als ob

geschrieben wäre; (glasirte Fliesse) in Algier Solaydsch aus-

^ '- e

gesprochen, lautet in Tunis Selys ; äjy^ (die Alte) Adschusa lautet

in Tunis und Tripolis 'Asusa (Azouza). Durch diese dialeetische

Eigentbümlicbkeit entstehen oft komische Verwechslungen. So ge¬

brauchen die Tuniser für „Rasiren" das Wort (Cucurbitas im-

Bd. XXHI. 43

(8)

662 '"■ Mnltxan, übei die Ausspraehe des Arabisehen

posuit), sprechen es aber sehr oft wie ^js^ (ein Pferd zäumen) aus,

in beiden Fällen hasam (hazam).

In keinem Theil des Magbrib finden wir jene harte Aussprache

des —, die wir in Aegypten beobachten, wo es bekanntlich wie ein

deutsches G in Gut, Gott lautet, geschweige denn jene noch härtere, welche einzelne Provinzen Arabiens , z. C. Iladhraraawt kennzeich¬

net. In Mekka hörte ich viele Hadhramawter das - fast wie K

aussprechen, z. B. klang das Wort (Theldsch, Schnee) in ihrera

t'

Munde „Talk", äIc ('Ildsch, Sklave) 'Ilk u. s. w. Die Bewohner

(li ,

des Nedschd in Arabien vereinigen in ihrer Ausspracbe dieses Buch¬

staben die beiden Sprechweisen, indera sie daraus ein Gschim oder

französisches Gjim machen. So sagen sie für ^Ls- (Hädsch Pilger)

Hägsch , während die Aegypter Ilägg und die Marokkaner Häsch

sprechen. Letztere Aussprache des ^ als ist auch einigen Gegen¬

den Syriens eigenthümlich.

Die Art und Weise, wie dieser Buchstabe im grössten Theil

des Magbrib ausgesprochen wird, führt zu der volksthümlichen Aul¬

fassung, dass er eigentlich aus zwei verschiedenen Lautwerthen,

einem Zungenspitzenlaut, dem d, und einem Mittelzungenlaut, dem

sch oder vielmehr dem französischen j entsprechend, zusammenge¬

setzt sei. Diese Auffassung komrat denn auch in der Aussprache ein¬

zelner Wörter zur Geltung. Folgt z. B. auf das _ ein kurzer, im

Volksdialect verstummender Vocal und auf diesen ein dem d ent¬

fernter stehender Zungenspitzenlaut , wie (jo , , j > so vereinigt

sich das d, welches den ersten Lautwerth des ^ bildet, unmittel¬

bar mit diesera Zungenspitzenlaut, während das sch oder j (der

andere Lautwerth im ^) und der Vocal unhörbar werden. So

wird z. B. aus »jä^:> (Dschasyra, Insel) D'syra oder mit franzö¬

sischer Aussprache Dzira. Die Algierer nennen ihre Vaterstadt

jiljs» nicht Dschesäyr, sondern einfach Dsäyr, in französischer Schreib¬

art Dzair. Bei den Tunisern fällt sogar das d ganz weg und j)}iy>- wird Säyr (fr. Zair) ausgesprochen.

Als Zungenrandlaute führen die Araber zwei Buchstaben an,

nämlich J u'id (j^, aber letzterer bat nirgends im Magbrii) seine

ursprüngliche Ansspr.iclie beibehalten, ist z. B. in Tunis zn einem

gegen das Z.ibnfieiscb articulirten Znngenspitzenlaut wie ö, vi» und

Jo . in Algier dagegen zu einem am Vordertheil des Gaumens arti¬

culirten Znngensjiitzenlaut, wie o, J3 geworden, so dass wir

(9)

in den remclnedf.nen Dialreten des Afni/hri/i

ihn füglich in eine andere Unterahtheilung und zwar in die dritte

Articulationsstelle der Zungenspitzenlaute verweisen können und bei

Besprechung der Buchstahen o, viJ und Ji, behandeln werden. Im

Betrefl' des J bemerkte ich nur einige, übrigens sich auf wenige

Beispiele beschränkende Ausnahmen von der gewöhnlichen Aussprache.

Kine solcbe bildet die Aussprache des Namens J>jkcUv(l (Issmä'yl),

wie sie in Algier üblich ist, nämlich Ssmayn (Iranz. Smäin).

Was nun die Zungenspitzenlaute betrifft, so zerfallen dieselben

in fünf Unterahtheilungen, von denen jede eine andre Bewegung der

Zungenspitze hervorruft.

Die erste Ünterabtheilnng bilden die Zungenspitzenlaute, welclie

am 'Vordertheil des Gaumens articulirt werden, nämlich o und Js,

Der erste, das j, entspricht durchaus unserm d und wird überall

gleich und unverändert ausgesprochen. Die beiden andern , o und _b ,

sind bei der Landbevölkerung im Magbrib heut zu Tage nicht mehr

zu unterscheiden und lauten beide gleich und zwar überall wie

unser t. Nur in einzelnen Städten z. B. namentlich in Algier, hat

das o eine ganz eigenthümliche Anssjirache , nämli<'h wie ts oder

unser deutsches z, während das _b stets ein (unfaclies t und in

diesen Städten also in der Aussprache von dem o scharf unter¬

scheidbar ist. o und li* haben im Munde der algierischen Städter

ganz denselben Laut und zwar nicht nur im gewöhnlichen Leben,

sondern auch beim Qoränlesen in Moschceen und Schulen. So wird

das erste Capitel des Qorän in Algier stets l'"atsiha oder Fazilia ge-

# ^ S ' « u )

nannt. Lj'LÄÄt wird Aschtsätsan, Musstsaqyma, Chi-

tsän ausgesprochen. Die Auffassung dieser zwei Lautwerthe, t und s,

als eines einzigen, ts, tz oder deutsches z, ist den Algierern so

natürlicli, dass sie selbst in Wörtern .aus fremden Siir.achen, in

denen diese Lautwerthe nebeneinander vorkommen, dieselben immer

durch ein einfaches o wiedergeben. So ging es mir z. Ii. mit dem

tz in meinem Namen, welchen meine algieriscben Bekannten stels

, ti^ - UCi-

schrieben, obgleich sie eigentlich j^-^tj^l'* hätten .schreiben

müssen. Aber das einfache o besass für sie schon die Gewalt

eines tz und machte den folgenden Zischlaut überflüssig. Diese

Aussprache erinnert etwas an das hebräische n, dem ja auch das

arabische o sonst vielfach entspricht, welcbes von den meisten

Juden wie englisches Ib, oft aber auch wie tz aii.sgesiirochen wird.

Die Jnden im Magbrib sprachen jedoch das arabische o nicht so

aus, sondern wie tsch. Sie sagen Miirtscliy, die algim'ischen Städter

o. Cot

Miirtsy statt Marty ^ij^ (die Vnigärform für ^^i^^l , meine Frau)

(10)

664 Maltzan, über die Aussprache des ArdbistShen

Diese Aussprache ist allen Juden des Maghrib gemein und entschie¬

den hässlich und fehlerhaft, während diejenige der Algierer (als

ts oder tz) wirklich Manches für sich hat, namentlich den Vortbeil

des Wohllautes und der scharfen Unterscheidung von Jg.

Die zweite Ünterabtbeiiung der Zungenspitzenlaute bilden die

mit frei schwebender Zungenspitze articulirten, welche wir Zisch¬

laute nennen würden. Hieher gehören die drei Buchstaben i>3 , (j*-

und j . In Bezug auf die Wiedergabe dieser Buchstaben mit deut¬

schen Scbriftzeichen hatte bisher grosse Begriffsverwirrung geherrscht, welche hauptsächlich in der falschen Auffassung wurzelt, als sei das

^J«. unserem einfachen s entsprechend. Wenn Franzosen, Engländer

oder Italiener ^J» mit s wiedergeben, so haben sie nicht so Unrecht, weil ihr s ein ganz anderes ist, als das unsrige. Unser s entspricht

mehr dem französischen und englischen z. Auch die Holländer

sprechen z wie deutsches s aus und schreiben z. B. Jezus, das sie

Jesus aussprechen, während das französische J6sus in dem das s

beibehalten ist, in deutscher Schreibweise durch Schessüss wieder¬

gegeben werden müsste. Diesem einfachen s oder französischen z

entspricht das arabische j , Sayn oder wie die Algierer sagen Syn,

während sie das Ssyn nennen. Das ^J,. ist ein beinahe eben so

starker Laut, wie ^.a und die Unterscheidung zwischen beiden wird

heut zu Tage nur noch von den Gelehrten aufrecht gehalten, das

Volk verwechselt sie beständig und spricht sie ganz gleich wie

scharfes s aus, während die Gelehrten nur das so sprechen, da¬

gegen dem (JO den Klang eines französischen Q geben.

Die dritte Articulationsstelle der Zungenspitzenlaute ist das

Zahnfleisch. Zu dieser Ünterabtheilnng gehören die Buchstaben

j , O und Jä j sowie, wenigstens nach der Aussprache der Tuniser,

auch das ijo. Alle vier sind Modificationen des englischen th, des

spanischen z, des griechischen t?--Lautes, li* und Jo sind die stär¬

keren, mehr dem t verwandten, j und {jo die schwächeren, dem d

verwandten Laute. Nur in den Regentschaften Tunis und Tripolis

finden wir jedoch noch die Articulationsstelle dieser Buchstaben be¬

rücksichtigt; in Algier und Marokko articulirt man sie am Vorder¬

theil des Gaumens und macht aus ihnen o oder Ja und zwar

aus J (Dsal) uud (jo (Dhad) ein einfaches o (Dal), aus e> (Tha)

ein o (Ta) und aus Jb (Tsa) ein Ja (Ta). Da wo das o wie ts

oder tz klingt, wird auch das o so gesprochen. So sagt man in

der Stadt Algier 'Otsmän, auf dem Lande 'Otmän für ^yUK, in

der Stadt Tseqyl, auf dem Lande Tegyl für J.^SS. In Tunis und

4 5

(11)

in den verschiedenen Dialecten des Maghrib. 665

seinen Provinzen dagegen hat man die unterscheidende Aussprache

der auf dem Zahnfleisch articulirten Zungenspitzenlaute beihehalten,

nur haben sich die feinen Nüancen zwischen einem und dem andern

dieser verwandten Lautwerthe vermischt und zwar in der Weise, dass

wir jetzt hauptsächlich zwei Modificationen, die härtere und die

weichere, unterscheiden. Der härteren gehören vi» und Js ap.

Beide entsprechen dem englischen th, wie es in den Worten thrash,

through lautet. Die weicheren 3 und tjo werden wie das englische

th in that, the ausgesprochen; das j findet sein bestes Aequivalent

in dem spanischen z, z. B. in Zaragoza, welches in englischer Aus¬

sprache annähernd wie Tharagotha klingt. Einige Tuniser Gelehrte

behaupten zwar, es existire immer noch ein merklicher Unterschied

in der Aussprache dieser vier Buchstaben, ich habe jedoch nie

einen andern entdecken können, als die genannten Modificationen.

Doch ist es immerhin bedeutsam und wichtig, dass überhaupt Tu¬

nesien die unterscheidende Aussprache dieser Buchstaben von den

auf auderen Stellen articulirten Zungenspitzenlauten bewahrt hat,

während bekanntlich im Orient die Unterscheidung vielfach verloren

gegangen ist. So wird in Arabien selbst, je nach den Provinzen,

das 3 bald mit j, bald mit j verwechselt. In Mekka hörte ich

.*C)

Mueddin neben Muessin (Mouezzin) für ^'^y (Gebetsausrnfer) sagen,

welches in Tunis stets Mueththin (mit englischer weicher Aussprache

des th) lautet. Die Verwechslung mit j findet im Maghrib nirgends

statt, wohl aber die mit o und zwar in Algerien und Marokko, wo

das besagte Wort Mueddin gesprochen wird. Das ^jo wird jetzt

in Aegypten ganz wie das ö ausgesprochen, also nach Analogie von

diesem bald mit bald mit j verwechselt; in Arabien und Syrien

dagegen verwechselt man es rait Jö. So sagen die einen Ramasän,

die anderen Ramadän, oft auch geradezu Ramatän (dem Jb sich

nähernd), während die Tuniser stets Ramathän (das th wie im eng¬

lischen thou) sprechen. In Algerien und Marokko lautet diess Wort

immer Ramadän. Die Verwechslung des [jo und Jö ist übrigens

schon uralt. Es ist bekannt, dass bereits der Cbalyfe 'Oniär diese

Lautwerthe nicht zu unterscheiden vermochte. Bei vielen Orientalen

ist diese Verwechslung jetzt zur Regel geworden. Nur einzelne

Beduinenstämme scheinen noch die richtige Aussprache des Ji, be¬

wahrt zu haben. Wallin sagt (ZDMG. Band XII, S. 626): „Im

Munde eines Knaben im Wädiy Tyh kam mir das Jo wie eiu dumpf

tönender, dera o oder dera englischen th (in thing) entsprechender, intonirter, emphatischer Laut vor". Ganz dieser Beschreihung ent¬

sprechend ist die tunisische Aussprache ; die Tuniser sprechen ^jJäB.

(12)

I'. Mnltsaii , Uber ilie. Ansspraehe iles Arabisehen

'Athyni (mit ciigliselicm tli-haut) aus, die Algierer sageu dagegeu

'Adyni ganz wie die Araber aus Hadbramawt, welche ich in Mekka

traf und die zwischen dem J;, in ^a^x und dem (_>» im Namen

u - » o *

ihres Vaterlandes o^/«j»ai- gar keinen Unterschied machten und

letzteres geradezu Hadramawt nannten. Am meisten hat sich die

richtige Aussprache des vi» noch in einzelnen Theileu des Orients

erhalten. Es wird nach den Arabern zwischen der Zungenspitze

und der Spitze der Vorderzähne articulirt, also ganz wie das eng¬

lische th, auch hiit es manchmal wie dieses einen leichten Anflug

von f oder vom neugri(!cliisclien [i oder vom hebräischen a ohne

Dagesh. Doch wird es selbst im Oiient, gerade so wie in Algerien

nnd Marokko vielfältig mit t verwechselt, z. U. in Syrien, wo der

N.ame Othmän schlechthin Otmän lantet. In Aegyjiten dagegen

nähert es sich mehr dem d. Die Türken erweichen diesen Laut

bekanntlich zu einem S und sagen Osmän.

Die vierte Articulationsstelle der Zungeiispitzenlaute ist die

äusserste Spitze, uml die fünfte die dem n entsprechend gebumlene

Spitze. Auf ersterer Stelle wird j iKa), auf letzterer (Nun) arti¬

culirt, doch scheint mir die Verweisung der genaunten zwei nueli¬

staben in diese Classe etwas sintztindig, beruht aber auf der eigeu¬

thümlichen Anschauung der Araher. In ihrer Aussprache bemerkte

ich im Magbrib keinerlei Eigenlliiiiiilii-likeiten. Dii\jeiiigen, welche das Nun im klassischen Arabiscli iiiiszeichiien sollen, sind im Vul¬

gärdialect des Magbrib ganz verloren gegangen. Dieser Dialed uiiter-

.« ' u }

scheidet nicht mehr zwischen jLfbl uud »Lii»! d. Ii. dein

f. u

reinen und dem nasalen Nun ; ebenso wenig kennt er die l'erimi-

Uilion des ^^.^ in vor Man sagt für gL*AJ (es wird verkäuUidi

sein) nicht yambä' , sondern iiiba.

Die dritte Classe der Lautwerthe bilden die Labialen, von

denen zwei stumme, zwei Siiiranten sind. Die erstereu sind ^ und wi,

die letzteren v_s und ^ . Nur das j bietet in der Aussprache der

Maglirebiner einige Kigenthüinlichkeiten dar. Diese sind jedoch der

Art, dass es eigentlich nach seiner westländischen Aussiiracbe gar

nicht mehr in diese Classe gerechnet werden kann, sondern zum

Vocal wird. Hie und da tönt es freilich noch wie ein englisches W

in well, water, aber meistens bat es so ganz vocalische Eigen¬

schaft angenommen, dass es als starker Vocal auftritt und den folgen¬

den schwachen ganz verdrängt. Dasselbe gilt vom ^ und wir hal¬

ten es desshalb für besser, diese Eigenthümliehkeit bei den Vocalen zu besprechen.

Schliesslich sollten wir hier vielleicht noch das » (Ile finale)

erwähnen. Dasselbe hal jedoch im Magbrib so gänzlich seine unter-

(13)

in den verschiedenen Dialecten des Maghrib. QffJ

scheidende Aussprache verloren, dass es wie ein bioser Vocal, wie

ein Alif prolongationis angesehen werden kann. Nirgends im

ganzeu Magbrib kommt jene Veränderung des vor dem ä stehenden

Vocales in e, eh vor, welche im Orient so verbreitet ist. Dieselben Wörter, welche in den Dialecten des Ostens den hässlicben Ausklang

auf e haben, endigen in denen des Westens stets auf langes ä. Man

sagt im Orient für «.«iaU, 'Arebiyye, Fätime, im Magbrib

dagegen stets Arebiyyä, Fätmä n. s. w. Natürlich geht das B finale

im Magbrib ebensogut wie anderswo in o über, wenn ihm ein

Personalsuffix oder eng verbundenes Nomen folgt, wie in Marty

(meine Frau) ^^jA Hj^^ji, Schedscheret Merym (Absinth). Nie aber

wird dieses o sonst gehört, selbst nicht in solchen Wörtern, wo

es im Orient traditionell geschieht, wie in Ri^c, welches man in

Mekka zuweilen auch dann 'Arafat ausspricht, wenn das Wort ganz

allein erwähnt wird, im Magbrib dagegen heisst es stets 'Arafä.

Von den Vocalen.

Man kann die Selbstlauter , wie sie in den Dialecten des

Maghrib auftreten, iu drei Classen eintheilen , in lange , kurze und

stumme. Die Diphthongen bilden in dieser auf der Aussprache be¬

ruhenden Eintheilung keine besondere Classe, da sie im ganzen

Maghrib wie lange Vocale ausgesprocheu werden. Ebenso müssen

wir hier zu den langen Vocalen die ursprünglich consonantischen

Buchstaben ^ und ^ rechnen, wenn sie am Anfang der Sylbeu

stehend den ihnen folgenden Vocal ganz absorbiren nnd mit ihm

zu einem langen u oder i zusammenschmelzen.

Die langen Vocale in diesen Dialecten sind also entstanden:

1) aus Diphthongen. In i^... und j.'. . wird fast immer das Fatha

ausgestossen und der Halbconsonant verwandelt sich in den ihm

ü - O> )

verwandten Vocal. Beispiel Bayt wird Byt , itUa***« Ssobaytala

u >Ü' o '

wird Ssobytia, Qayruän wird Qyruän, ^.^j Yaum wird Yum,

SJyw Ssauda wird Ssuda gesprochen u. s. w. Nur in einzelnen

Ausnahmsfällen geht der Diphtong ay in e über (welches bekannt-

U '

lich in Aegypten die Kegel ist, wo man Schech für bet für

bayt u. s. w. sagt). Z. B. ^li. lautet Cher oder Cheir, niemals

Chyr und auch uicht Chayr. Es versteht sich von selbst, dass wir

4 S *

(14)

668 V. Maltzan, über die Aussprache des Arabischen

ein Fatlia mit folgendem Doppelya oder Doppelväv nicht mehr als

Diphthong ansehen können, ehenso wenig ein Fatha mit Alif pro¬

longationis, dem ^ oder j folgt. In den Diminutiven, wo manch¬

mal das Doppelya aus einem Radical und einem zum Diphthong

gehörenden enstanden ist, hieiht jedoch der Diphthong zu einem y

zusammengezogen und man spricht das folgende y auch noch deut-

w t E

lich aus; z. B. ^^^! Ochyy, Diminutiv von (Bruder) — wo das

eine ya radical ist und für . steht, da bekanntlich die wahre Form

des Wortes _j.i>! ist — wird Uchiyi ausgesprochen. Ueberhaupt

liebt man es in den Diminutiven das ya sehr stark zu betonen und

selbst dann zu verdoppeln, wenn das Dimin. nicht von der Form

,M,>i Hi^t o .^y O'

üJL*i oder J-wis ist. Z. B. Dim. von Hund lautet wie

wenn es v^aIj" geschrieben wäre, nämlich Kliyib. Das Volk spricht

selbst in manchen Wörtern, in denen steht, das Fatha mit¬

sammt den beiden ya wie ein einziges langes y aus. Z. B. O^f.^

Ssayyd lautet im Volksmunde stets Ssyd; in andern Wörtern da¬

gegen nicht, z. B. ^j*^^ lautet stets Rayyss, niemals Ryss.

2) entstehen lange Vocale aus dem ursprünglich consonanti¬

schen ) oder wenn Fatha (selten Kessra oder Dhamma) über

demselben steht. In diesem Falle verschwindet der kurze A-Laut

und es bleibt nur noch ein langes U oder Y. Beispiele : ^jjj ,

- ) O -

(jv,4j, sJj^ixj! werden nicht Wasyr, Wäd, Yamyn, Yaschrob,

sondern Usyr, Ued , Yrayn, Yschrob ansgesprochen. Bei den Aorist¬

formen mit anlautendem Ya ist dieses jedoch nur danu der Fall , wenn

> b'

der Wohllaut es zulässt ; so sagt man für ^äj^j (er wird schreiben)

nicht Yktob oder weuigstens nicht oft, sondern des Wohllauts wegen

sehr häufig (namentlich in Algerien) Yoktob, wo dann das Fatha in

Dhamma übergeht.

Das Alif prolongationis unterliegt in der Aussprache in ver¬

schiedenen Theilen des Magbrib verschiedenen Modificationen. In

Tunis wird es last immer wie ä ausgesprochen, ausser in den Fällen

in welchen ein Kehllaut, wozu hier noch ^ geschlagen werden

muss, folgt. So spricht man _,»-L«, ^_y^^Li, ij^'^i , «-JLyOjS,

Mädscher , Nädschy , Hadschäm , Gäbess , Grombäliya , dagegen

4 5*

(15)

in den verscldcdenan Dialecten des Afaghiib. 6()9

w».=-L«» Ssfägess, Qähib. Auch vor einem t, d und r

bleibt das a oft stehen, z. B. JdÜ (lastend), ^I^LÜ^ ^oLo

lauten Fäter, Schäter, Där, Qädaq. Vor einem Doppelconsonanten

bleibt das a gleichfalls rein, wird nur verkürzt, z. B.

liadschdscb. Es versteht sich von selbst, dass wir bei den Stäm¬

men, die ein Hamsa als Radical habeu, nicht von Alif prolonga¬

tionis reden können. Aucb behalten sie stets das a lang und rein

c ^

wie (j-lj Rass, JU. Ssäl. In Algerien kenne ich nur ein einziges

Wort, in welchem das Alif prolongationis wie ä oder e ausge¬

sprochen wird, nämlich oij (Fluss), nicht Wäd oder Uäd, sondern

Uäd, öfter Ued mit kurzem e-Laut. Wohl aber wird in Algerien

sehr oft das Alif [irolongationis zu einem kurzen A-Laut. Bei¬

spiele; iC^i'^lj (gäteau sucre au beurre in Kazimirski's Lexieon) in

Tunis Släbiya oder Släbia mit dem Accent auf dem ä, in Algerien

dagegen Slabiya mit dem Accent auf dem i und kurzem a, ferner

, i>jü=>- Nedschar, Hefaf, manchmal auch zu einem kurzen

e-Laut, wie in wLi Fegih statt Fäqih.

In der Aussprache der kurzen Vocale scheint mir gar keine

Regel zu herrschen, wenn nicht allenfalls die, dass gewisse Cou¬

sonanten, wie ö, ^? 3 gern den vor oder nach ihnen stehenden

Vocal rein erhalten. Die meisten ändern ihn jedoch in ein kurzes

e um, oder lassen ihn ganz verstummen, namentlich am Anfang

dreisylbiger Wörter. Fatha und Kessra haben besonders eine grosse

Neigung in kurzes e überzugehen und zwar so, dass man aus der

Aussprache gar nicht mehr unterscheidet, ob das iS aus dem einen

oder dem andern entstanden ist. So klingt es in der passiven

-,) -

Participialform Mohammed gerade so, wie in der activen ^jU»

> >t. -

Qäder, in »jj^ Moharrem wie in uii^JU.* Memluk. In den drei¬

buchstabigen Wörtern ohne weichen Consonant gehen a und i auch

' ^ c

fast immer in e über, xXU beled (zuweilen aber auch blad), jy»

U

Qerd statt Qird , Redsehl statt Ridschl , Kelb, nicht Kalb,

u O"

j^JL> dscheld statt dschild, dagegen bei vorherstehendem ^

O - ' f ^ ) ü -

Qalb, jAoä Qa^r, bei nachfolgendem Malibub, ö^*.^^

Mahnmd. Bei Besprechung des Lautwerthes ^ haben wir schon

(16)

670 Multxati , üier die xVnssprcuihe des Arabisehen

bemerkt, dass er das Fatha gewöhnlicli rein behält, dagegen das

Kessra in ö verwandelt, wie v>.*c 'Abd, (ji^c 'Arsch, dagegen ,sJlx:

'öldsch u. s. w.

In drei, vier oder mehrsylbigen Hauptwörtern und Eigennamen

kann man in der Regel annehmen, dass der erste Vocal, wenn er

Fatha oder Kessra ist, und in vier und mehrsylbigen Wörtern selbst

beim Uhamma verstummt, der zweite den ursprünglichen Laut bei¬

behält und der dritte (in vier- oder mehrsylbigen Wörtern) zu einem

kurzen e wird, z. B. Rj^l^i.« (die Maghrebiner) Mghareba statt Ma-

ghäriba, sJ^SSj»- (die Circassier) dschrälcessa statt dscharäkissa, jv««|^j (Hämorrhoiden) Buasser statt Bavässyr, o>>Li.i; (dialectisch

für Soldaten) Schuädet statt Schanädit, s.i>jv.*W? M'hammediyya,

slatt Mohammadiyya. Diess ist nun freilich durchaus keine feste

Regel, sondern leidet im Gegentheil so viele Ausnahmen, dass uns

schliessl'ch Alles als uur vom Wohllaut abhängig erscheinen muss.

, -1

In den Pluralen der Form t^«j findet zum Beispiel gerade das

Gegentheil statt; d. h. die erste Sylbe verstummt nicht, die zweite

dagegen verschwindet ganz und die dritte behält den Ton. Z. B.

, ^ -1

sLsyi, lauten Schörfa , Omra statt Schorafa, Omara. Dasselbe

fiudet in den dreisylbigen Nomina, die auf » enden, statt, z. B.

!i.I*ai>, lauten Qa^ba, lladschla. Das Fatha geht ferner in

kurzes e über in den mit o oder ^y beginnenden Personen des

Futurum der I. und der VI. Conjugation. Beispiele I. Conjugation :

>o- 'o-

(du wirst schreiben) tektob statt taktob, (dialectisch

> S ) ) o -

für ^XS i ich werde schreiben) Nektob statt Naktob , f_y**Xi (dia-

) b -

lectisch für wir werden schreiben) Nektobu statt Naktobu.

VL Conjugation: *JL*Xi" Tet'alem, (»JLixi Net'alem u. s. w. Von

den mit beginnenden Formen haben wir schon bemerkt, dass

in ihnen das Fatha wegfällt uud das ya zum langen i wird.

Zuweilen geht das Fatha in i' über und zwar hauptsächlich in

den rait o oder ^ beginnenden Formen des Futurum der Vten,

Vllten und Xten Conjugation. Beispiele. V. Conjugation: jmJLxj

(du wirst in viele Stücke zerbrechen) Titkesser statt Tatakassar, xi,*.ji'S ( du wirst zu Nacht essen ) Tit 'ascha statt Tata'ascha.

(17)

in den verschiedenen Dialecten des Maghi-ib. 67 ^

VII. Conjugation ^L^j" (fem. 3. Person sing, sie [die Saclie] wird

käuflich sein) Tinbä' statt Tanbä' . X. Conjugation: oii^cJla (du

wirst es nöthig erachten) Tisstehaqq statt Tasstahiqq. Zuweilen

findet diess auch in der I. Conjugation statt und zwar bei Verben,

' ü -

die mit einer Sibilans beginnen, z. IJ. ^^Si,^■s (du wirst ruhen)

Tissken statt Tisskon.

Am obigen Beisiiiel OL>^\**ö' habeu wir in der letzten Sylbe

schon gesehen, dass auch das Kessra in a übergehen kann. Diess

ist hauptsächlich vor einem ö oder eineni Kehlbuchstaben wie ^,

^ der Fall. Namentlich das uä hat eine so grosse Tendenz für

den a-Laut, dass es diesen nicht nur fast immer rein beibehält,

soudern selbst das Kessra in a verwandelt. Andere Beispiele sind:

^L«o (Name des Propheten ^älih) lautet in Tunis stets ^älah,

^J>LÖ (Qädiq , Name des regierenden Bey von Tunis) wird stets

^ädaq ausgesprochen. Im Allgemeinen wird auch das Kessra der

Vorschlagssylbe der Infinitivformen zuweilen in a verwandelt, so

i

sagt man Adschy statt Idschy. In Tunis findet diess nicht

statt uud der obige Imperativ lautet dort Idschy. Auch in einzelnen V

Eigennamen finden wir Kessra wie a ausgesprocheu, z. B. ya/t

(Aegypten) lautet Ma<,;r, nicht Mi(,^r.

Fatha und Kesra gehen zuweilen auch in o über. Das erstere

geschieht namentlich im Futurum der Verba, welche dieses auf o

bilden, wo dann der Vocal der zweiten Sylbe auf die erste über¬

zugehen scheint. Beispiele J.*«;) (er wird tödten) Yoqtol statt Yaqtol,

1 o , >CJ *

(er wird hinausgehen) Yochrodsch statt Yachrodsch, w^Jlbj

oJ y o ^

(er wird betteln) Yotlob statt Yatlob, Jsjä) (crepitnm ventris emittct) Yodhrot statt Yadhrot.

.. b

Das Kessra geht in o Uber in der Pluralform ^^sti, Beispiele

^j^Jc (die Gazellen) Rhosläu oder Ghoslän für Rhisläu oder Ghis-

läu; ^y!^^l (die Brüder) Ocbuän statt Ichuän.

Das Dhamma ohne verlängerndes Vav behält seinen Lant in

diesen Dialecten nur in verhältnissmässig wenigen Wortformen

(18)

ß72 MiiÜznn, iUier die Atissprache des Arahischen ij )

namentlich in der Form des nom. act. Jois, in dem Particip. pass.

der abgeleiteten t'onjugationen J.siL< u. s. w. (während es im Partic.

activ. meistens in kurzes e übergeht), in den unregelmässigen Plural-

1, >1

formen J,«s und J^»s. Fast in allen andern Formen geht es in

kurzes e üher oder wird ganz verschluckt. Ersteres findet beson¬

ders in folgenden Fällen statt : in der ersten Sylbe des Futurum

der IV. Conjugation in allen Personen, Geschlechtern und Zahlen.

o '

Beispiele : f,L^, (er wird sich zum Glauben bekennen) Yesslem statt

o ,

Yosslim , (»Ia-ö' (du wirst dich zum Glauben bekennen) Tesslem statt

Tosslim. Ferner in den mit o und beginnenden Personen des

Futurum der II. und III. Conjugation. Beispiele: II. Conjugation:

■t, > 1Wf' *

(»1*J (du wirst lehren) Te allem statt To'allim, l^l»3 (dialectisch , >

wir werden lehren) Neallemu; III. Conjugation: j»..«Lä'i (du wirst

theilen [mit Jemand]) Teqässem statt Toqässim, _Li?l4j (du wirst

hinabsteigen) Tehäbet statt Toliäbit. In Bezug auf die dritte Person

ist dies in diesen beideu Conjugationen niclit der Fall, wie wir

weiter unten sehen werden. Ferner in dem participium activum der

w ^ 1

Derivata. Beispiele: II. Conjugation: yj-i«« (der Tränkende) Meschar-

^ I

reb statt Moscharrib ; III. Conjugation ^il-».» (der Reisende) Messä- o )

fer statt Mossäfir; IV. Conjugation fJL^^ (der Gläubige) Messlem

O'O 1

statt Mosslim; X. Conjugation ,^S\*x^a (der Bewundernde) Mess-

tadscheb statt Mossta'dschib. Dann auch in einigeu Fällen der un-

,, > - , - >

regelmässigen Pluralform wie in tUyi (die Scheriffe) Scherfä

. - >

oder Schörfa statt Schorafä, »l^isi (die Geistlichen) Feqahä statt

Foqahä. Endlich in den Diminutiven, wo der Laut jedoch meistens

ganz verschluckt wird und nur in einigen als kurzes e bleibt. Bei-

. «.- > - o . )

spiele : (das Süppchen) Scheryba statt Schorayba ; 8^**»- (das

Brödchen) Chebysa statt Chobaysa ; iy^t^i (eine kleine Portion Kaffee,

Dim. von ü^^ä) lautet Qehua statt Qohaywa.

In a und i verwandeln diese Dialecte das Dhamma gleichfalls

in einzelneu Fällen. Ersteres findet statt bei den Plurall'ormen

(19)

in dsn verschiedenen Dialecten dea Mnghrih, 673

, Ä1 W1

V«i 1111(1 JUi. Beispiele: (die Pilger) Iladsclidscliädsch statt

iJ^ (if

Hodsclidscliadsch; (die Schreiber) Kattäb statt Kottäb.

In i geht das Dhamma über: in der dritten Person des Fu-

u. - >

tnrnm der II. und III. Conjugation. Beispiele : II. Conjugation :

(er wird nachdenkenj Ybammem statt Yohammini; III. Conjugation

, ) -.1

^sl^j (er wird reisen) Yssäfer statt Yossäfir ; JajL^j (er wird hinab¬

steigen) Yhäbet statt Yohäbit. Hier wird das Dhamma ganz so

behandelt, wie in der ersten Conjugation das Fatha, das heisst cs

fällt eigentlich weg und das consonantische Ya verwandelt sich in

langes vocalisches i. Ausserdem findet eine solche Permutation des

st

0 in i noch in einzelnen Hauptwörtern statt, wie lUl (dialectisch

für '.\ Mutter), welches Ima ausgesprochen wird und zwar fast so,

als ob das i lang wäre. In Verbindung mit dem Consonanten f

geht das Dhamma ebenso wie das Kessra gern in einen nnserm ö

ot

(französisch eu) verwandten Laut über; z. B. u«.c (Hochzeit) wird

'Örss nicht 'Orss, *Uic (die Gelehrten) 'ölamä statt 'Olama. Doch

ist diess nicht so allgemein der Fall, wie beim Kessra. Oft bleibt

j 1

auch das o unverändert, namentlich in den PInralformen und

> > * '

J^*s, z. B. ^y^'C (die Sklaven) Oludsch.

Ganz verschluckt oder doch nur wie ein höchst schwaches

stummes e ansgesprochen, werden die drei Vocale in sehr bäufig

vorkommenden l'ällen. Fast immer ist dieses der Fall beim kurzen

Vocal der ersten Sylbe (in dreisylbigen Wörtern), wenn die zweite

eiuen Verlängerungs-Lautwerth oder einen Diphthongen hat. Z. B.

, , - - o - )

(j^^jLiw (die Stadt Sfax) Ssfäqess oder Ssfäqss , XILa*-.. (die frühere -O-l

römische Stadt Sufetula) Ssbytla statt Ssobaytala; ^jUa1*v (Soliman)

Sslymän statt Ssolaymäu. In zweisylbigen Wörtern ist diess nicbt

immer der Fall, so sagt man v_ÄJjii (der Edle) Scheryf, nicht Schryf ;

vJLä=. (Barbier) Haffäf Hat die zweite Sylbe keinen verlängerten

Laut, aber doch den Ton, so wird in den meisten Fällen der Vocal

der eisten zu einem dem hebräischen Schwä vergleichbaren Lautwerth,

O ^ I j

z. B. (ji^l^ix.* (Hochzeitskuchen) M schelwisch , nicht Moschelwisch, j^*Ll<« (die Muselmänner) M'ssalmyn, nicht Mossalmyn; viele spre-

(20)

G74 f- Maltzan, iihcr die Aussprache des Arahischen

5 « >

eben auch die Participia der Derivata so aus, z. B. lautet

(Mohammed) sehr häulig M 'hammed, U«*.< (der Lehrling) M't'allem statt Mota'allim.

In vielen Nomina von den Formen J>xj, J.*5, J.*s (zuweilen

von ^ ül»s und !i.I*s , manchmal auch üi«j) fällt der Vocal der

ersten Sylbe weg und das Wort wird somit einsylhig. Z. B. jcL

(Land) wird aus Balad zu Blad; (Dattel) T'mer statt Tamar;

tXjj (Schaum) Shad statt Sabad; lIo (der frühe Morgen) ^bä statt

Qabä; (Färbemittel) Qbarh oder (jlbagh statt Qibarh oder ^ibagh;

Ljv>.*3 (Muschel) ^daf statt Qadaf; ^^s (Freude) Frah statt Farah;

> .,

ijis^M (heiss) Sschon statt Ssochon; (Kerze) Schma' statt Schama;

- * ~

3.05' (Knopf) Kfel statt Kofel ; (Mädchen) Qbiyya statt Qabiyya,

XSjj (Ueberflusss) Braka statt Baraka; «ixi^' (Kissen) M'chedda statt Michadda.

Bei der Form üi*s fällt jedoch häufiger in der zweiten Sylbe

der Vocal weg wie ii.»*aä (Schloss) Qa^ba statt Qa^aba. 1st das

Nomen von der Form &JLcLs oder hat es überhaupt einen Ver¬

längerungslaut in der ersten Sylbe, so fällt die zweite, wenn sie

nicht auch einen Verlängerungslaut besitzt, unfehlbar weg. Beispiele:

ülsLi (Karawane) Gafla statt Qäfila; iÜJli: (die Siegreiche) Rhalba statt Rhäliba, aUJLc (die Tänzerin) 'Alma statt 'Älima.

Alle diese Eigenthümlichkeiten in der Verschleifung oder dem

Verstummen einzelner Vocale sind übrigens wesentlich durch den

Charakter der sie beherrschenden Consonanten bedingt. Gewisse

Buchstaben, wie die zwei liquidae und ^ , machen stets einen kur¬

zen Vocal und sei es auch nur ein beinah unhörbares Schwä nach,

nnd wenn sie nicbt Initialen sind , auch vor sich nothwendig, während

die beiden anderen liquidae j und ^ einen solchen nur nach sich

erheischen; man kann nichf sagen Uj Bmä, Uj Bna, wohl aber \ji

Bra X Blä, dagegen kann man ebensowenig UJ Lbä und Rba

sagen , wie U.« Mhä und Uj Nbä. Die mutae dagegen lassen sich

(21)

ill lien vcrscliici Ienen Dialecten iles Mnghrih. (575

ausser mit den genannten lirjuidae sehr gut mit fast allen Bueh-

stiihen ohne Voealvermittlniig verhinden, nur leiden sie nicht gern

Kehl- und Gaumenhuchstahen nach sich, so klingt LäjLi?, hka,

hha, tchä sehr hart, obgleich es dennoch in der Aussprache der

Bedninen vorkomnit. Im Ganzen sind die Gesetze des Wohllaulcs

und der Compatibilität der Lautwerthe, wie sie in anderen Sprachen

herr.schen, auch in diesen Dialecten massgebend, obwohl man sich

oft in denselben Freiheiten gestattet, welche allen Regeln der Zn-

sammeiigehorigkeit der Buchstaben spotten.

Ich bin mir wobl bewusst in diesen Bemerkungen über die

Aussprache des Arabischen in den Dialecten des Magbrib auch

Manches schon bekannte berührt zu haben, da einestbeils sich ähn¬

liche Erscheinungen zuweilen auch in anderen Dialecten wiederholen (so finde ich z. B. bei Fresnel im Journal asiatique von 184,''i eine

der meinigen ähnliche Bemerkung über die Aussprache des Eigen¬

namen Issma'yl), und da anderntbeils namentlich der algierische

Dialect scbon vielfach von Franzosen besprochen wurde. Dennoch

glaube ich, wird man diese Zusammenstellung der Eigenthümlich¬

keiten namentlich der Vocalisation dieser Dialecte nicht für über¬

flüssig erachten.

(22)

676

Zur seniitischeiT Lexikographie.

Bemerkxingen

zum chaldäischen Wörterbuche von Dr. J. Levy.

Von Dr. K. Kohler.

Das aramäische Litteraturgebiet ist trotz seiner ergiebigen Frucht-

barlteit noch zu wenig durch selbstständige Forschung angebaut, der

Stoff liegt noch zu roh und ungeordnet übereinander, und besonders

die Kritik hat hier ihren Beruf, zu sichten und vom gutem Metall

die Schlacken zu sondern, noch gar nicht genug ausgeübt. Das

erschwert das Geschäft des Lexikographen nicht wenig, der sich

noch mit so vielen falschen Lesarten, Glossen und Korruptelen un¬

wissender Abschreiber herumzuschleppen oder einen ganzen Augias¬

stall von herkömmlichen Irrthümern und Verkehrtheiten zu reinigen

hat. In der richtigen Behandlung des Stoffes aber, also in der

realen Seite, liegt vorzugsweise die Schwierigkeit der ost- oder

jüdisch-aramäischen Litteraturforschung. Es gehört nicht hloss eine

äusserliehe Belesenheit, sondern eine innige Vertrautheit mit dem

Geiste der Schulen von Nebardea, Sora und Pombedita dazu, um den

Sinn der Targumim und Midraschim, die Begriffswendungen und

eigenthümlichen Gedankenschnörkel der phantasiereichen Hagadah und

der haarspinnenden Halaeha zu erfassen und fassbar wiederzugeben.

Hierin hat sich denn auch offenbar Herr Rabb. Dr. J. Levy ein

dauerndes Verdienst um die jüdisch-aramäische Litteratur durch sein

Chaldäisches Wörterbucb zu den Targumim erworben,

indem er die engen Grenzen eines solchen Wörterbuchs weit über¬

schreitend, mit gediegenster Sachkenntniss und mit guter Methode

auch den ungeübten Forscher in das fremdartige talmudisch-mi-

draschische Gebiet einführt, so dass Mancher mit diesem sprachlicben

Ruderzeug versehen, schon eine Fahrt auf das weite „Meer des

Talmuds" wagen kann, obne auf Buxtorfischen Sandbänken stranden

zu müssen. Allein bei aller Anerkennung dieses praktischen Ver¬

dienstes, bei aller Würdigung der fleissigen Arheit uud Forschung

auf dem ganzen jüdisch-aramäischen Litteraturgebiet, die das Werk

voraussetzt, erheischt die wissenschaftliche Gerechtigkeit eine Beur-

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Beim Antritt von Suffixen sagt man aber hier

1) Von dieser fcbersetziuig liege icli die feste Ueberzeiiguug. dass sie direet aus dem Griecbischen gellossen ist: unzweifelhaft verstand Ishäq griechisch ebeuso gut wie sein

„romanische Endung e^o&#34; sucht) können nicht gewusst oder beachtet haben, dass es ein altes lateinisches, schon von Varro (bei Charisius. 105, 9 Keil) zur Untersuchung gezogenes

dürfte sich , wenn ich nicht irre , wenigstens die Möglichkeit nicht bestreiten lassen, dass das Suffix der 1. 72) spätere. Analogiebildungen sein könnten (vgl. dazu Oldenberg KZ.

terer FaU schliesst zwei Möghchkeiten in sich. Päda besteht aus kurzem Vocal plus Consonant resp. Dann l.iutet das erste Wort im dritten Päda immer con¬.. sonantisch an. Dieser Fall

biaris = ifißokoe; -bjjÄc = idiwTtjg vgl. III 247; Hassan Bar Bahlul lexieon ed. v., dazu Fleischer, Kl.. Völlers, Ueber die lautl. Steigerung bei Lehnwörtern im Arabischen.

sich hier um eine untrennbare Lauteinheit handelt.

The expedition Alaskan North Slope / Itkillik 2012 was focused on combined studies of permafrost sequences using the exposed bluff and boreholes from the Yedoma